Van der Graaf Generator - Pawn Hearts
(1971 - Banton, Evans, Hammill, Jackson)
Rezension von Marlen Schindler
Van der Graaf Generator - passionierte Tragiker, Existentialisten, Könige des Leidens und Wächter der Depressionen, seit je her von Liebe, Einsamkeit und Weltschmerz gebeutelt, standen zu Beginn der siebziger Jahre als ein glühender Garant für hochwertige, experimentelle, doch nicht immer melodiös reizvollen Ausdrucksformen in ihrer Musik.
Die zumeist grimmigen sozialkritischen Texte spiegelten ihre stetig am Abgrund tänzelnde, dennoch kraftvolle 7 1/2 Jahre andauernde Van der Graaf Generator-Ära wie einen herausstechenden Fels in der Brandung wider.
Als Aushängeschild für ein Zuhause ohne Dach und ohne Wände ("House with no door"/H to he who, am the only one), bereicherte Sänger Peter Hammill den Nährboden seiner Musik mit klug durchdachten, ausgefeilten Ideen, die sein Können als Songwriter bis heute zweifelsohne in ein klares, Ehrfurchtgebietendes Licht rücken.
Kräftig und rau, teilweise wehmütig wie ein heulender Wolf, begibt sich Peter Hammill auf die Suche nach Auflösung und Harmonien, wobei er beinahe zum Jäger nach stetig neuen verfeinerten Melodien wird. Das für ihn typisch markante, häufig Nervenzerreißende Auflodern kreischenden "Sprechgesangs", untermauert gerne eine zweite bis dritte Stimme in den beißenden, schrillen Koloraturen der Songs. Hammill verfrachtet Schwermut mit pathetischem Beigeschmack in die reißenden Stromschnellen von Tempowechseln und klanggewaltigen jazzigen Saxophoneinlagen. Die rhythmisch auf Kollisionskurs treibenden Melodien lassen den Zuhörer dabei kaum eine Chance zum Aufschnauben und - tief - Luft holen.
Mit "Pawn hearts" stimmten Van der Graaf Generator ´71 den Auftakt in ein poetisch abstraktes Rockepos ein, das im Gegensatz zu den drei eher frohlockenderen Vorgängern ("The aerosol grey machine"/`69, "The last we can do is wave to each other"/`70, "H to he who, am the only one"/`70) auf sehr desperate, melodramatische Strukturen verweist.
Den Auftakt bietet "Lemmings" mit knapp 11 1/2 Minuten, wo man sich nach längerem Zuhören mehr und mehr die Frage stellt, ob sich eigentlich Jazzrock und eine Brise von dekadenten hyperexaltierten Punkkulturen, vorzeitlich in ihren Musikstil verlaufen haben...
Des späteren werden sich beim mehrmaligen Reinhören aber klare komplexere Linien einen Weg durch die Vielschichtigkeit dieses Songs ebnen.
"Man Erg" hingegen, dessen ausdrucksstarke charismatischen Pianosolos im Vordergrund stehen und Hammill sehr eifrig bemüht die von Engel und Killer besuchte menschliche Seele beklagt, setzte einen Meilenstein in der Geschichte Van der Graaf Generator`s. "Man Erg" ist wahrscheinlich das feinste, ambitionierteste Stück ihrer Klageparolen und manifestierte spätestens ab dann Peter Hammill vielzitiert als "King of fear".
In jedem Falle war es dann "A plague of Lighthouse keepers", dem dritten und letzten Stück auf "Pawn hearts" zu verdanken, dass aufgrund der 23 minütigen Spiellänge und den darin krass zerstückelten harmonischen Passagen, das Album einen bewusst antikommerziellen Bogen einschlug, nachdem die Band ja zuvor "Man Erg" zum Besten gaben und sich VDGG somit geschickt aus den "eventuellen" Chartsplatzierungen herausschlichen. Nicht desto trotz bietet es aber ALLES, was zu seiner Zeit Van der Graaf Generator in vielerlei musikalischer Hinsicht ausmachten. "Still I`m waiting for my savior...", die erste Wortschlacht um Einsamkeit und verdorrte Seelen, erweckt hierbei nur den mildesten Eindruck... "A plague of lighthouse keepers" ist ein Bombaststück; Es vereinigt Himmel und Hölle in einem und während des Zuhörens eröffnet es die Pforten zu nachdenklichen, anregenden Minuten, die man (bzw. ich) nie wieder missen möchte.
Dazugesagt spielte Robert Fripp (King Crimson/Gitarre) als Gaststar eine sehr charmante Passage in "A plague of lighthouse keepers" ein - wenn man bedenkt, dass "Pawn hearts" ausschließlich von Percussion/Drums (Guy Evans), Akkustikgitarre/Bass(Hammill), Piano(Hugh Banton)und Saxophon/Flöte(David Jackson) bestimmt wurden, detonieren am Ende die elektrischen Gitarrenriffs vor einschlagender Wucht wie aufsplitterndes Glas und manövrieren den Song zum ultimativen Highlight dieses Albums!
Ich werde es nicht nur auf 13 Punkte beschränken, ich erweitere es um 2! 15 Punkte also für ein Album, das in keinem, in absolut keinem mit Panzerglas versehenden Plattensave dieser Welt fehlen darf...
15/15 Punkte
(1971 - Banton, Evans, Hammill, Jackson)
Rezension von Marlen Schindler
Van der Graaf Generator - passionierte Tragiker, Existentialisten, Könige des Leidens und Wächter der Depressionen, seit je her von Liebe, Einsamkeit und Weltschmerz gebeutelt, standen zu Beginn der siebziger Jahre als ein glühender Garant für hochwertige, experimentelle, doch nicht immer melodiös reizvollen Ausdrucksformen in ihrer Musik.
Die zumeist grimmigen sozialkritischen Texte spiegelten ihre stetig am Abgrund tänzelnde, dennoch kraftvolle 7 1/2 Jahre andauernde Van der Graaf Generator-Ära wie einen herausstechenden Fels in der Brandung wider.
Als Aushängeschild für ein Zuhause ohne Dach und ohne Wände ("House with no door"/H to he who, am the only one), bereicherte Sänger Peter Hammill den Nährboden seiner Musik mit klug durchdachten, ausgefeilten Ideen, die sein Können als Songwriter bis heute zweifelsohne in ein klares, Ehrfurchtgebietendes Licht rücken.
Kräftig und rau, teilweise wehmütig wie ein heulender Wolf, begibt sich Peter Hammill auf die Suche nach Auflösung und Harmonien, wobei er beinahe zum Jäger nach stetig neuen verfeinerten Melodien wird. Das für ihn typisch markante, häufig Nervenzerreißende Auflodern kreischenden "Sprechgesangs", untermauert gerne eine zweite bis dritte Stimme in den beißenden, schrillen Koloraturen der Songs. Hammill verfrachtet Schwermut mit pathetischem Beigeschmack in die reißenden Stromschnellen von Tempowechseln und klanggewaltigen jazzigen Saxophoneinlagen. Die rhythmisch auf Kollisionskurs treibenden Melodien lassen den Zuhörer dabei kaum eine Chance zum Aufschnauben und - tief - Luft holen.
Mit "Pawn hearts" stimmten Van der Graaf Generator ´71 den Auftakt in ein poetisch abstraktes Rockepos ein, das im Gegensatz zu den drei eher frohlockenderen Vorgängern ("The aerosol grey machine"/`69, "The last we can do is wave to each other"/`70, "H to he who, am the only one"/`70) auf sehr desperate, melodramatische Strukturen verweist.
Den Auftakt bietet "Lemmings" mit knapp 11 1/2 Minuten, wo man sich nach längerem Zuhören mehr und mehr die Frage stellt, ob sich eigentlich Jazzrock und eine Brise von dekadenten hyperexaltierten Punkkulturen, vorzeitlich in ihren Musikstil verlaufen haben...
Des späteren werden sich beim mehrmaligen Reinhören aber klare komplexere Linien einen Weg durch die Vielschichtigkeit dieses Songs ebnen.
"Man Erg" hingegen, dessen ausdrucksstarke charismatischen Pianosolos im Vordergrund stehen und Hammill sehr eifrig bemüht die von Engel und Killer besuchte menschliche Seele beklagt, setzte einen Meilenstein in der Geschichte Van der Graaf Generator`s. "Man Erg" ist wahrscheinlich das feinste, ambitionierteste Stück ihrer Klageparolen und manifestierte spätestens ab dann Peter Hammill vielzitiert als "King of fear".
In jedem Falle war es dann "A plague of Lighthouse keepers", dem dritten und letzten Stück auf "Pawn hearts" zu verdanken, dass aufgrund der 23 minütigen Spiellänge und den darin krass zerstückelten harmonischen Passagen, das Album einen bewusst antikommerziellen Bogen einschlug, nachdem die Band ja zuvor "Man Erg" zum Besten gaben und sich VDGG somit geschickt aus den "eventuellen" Chartsplatzierungen herausschlichen. Nicht desto trotz bietet es aber ALLES, was zu seiner Zeit Van der Graaf Generator in vielerlei musikalischer Hinsicht ausmachten. "Still I`m waiting for my savior...", die erste Wortschlacht um Einsamkeit und verdorrte Seelen, erweckt hierbei nur den mildesten Eindruck... "A plague of lighthouse keepers" ist ein Bombaststück; Es vereinigt Himmel und Hölle in einem und während des Zuhörens eröffnet es die Pforten zu nachdenklichen, anregenden Minuten, die man (bzw. ich) nie wieder missen möchte.
Dazugesagt spielte Robert Fripp (King Crimson/Gitarre) als Gaststar eine sehr charmante Passage in "A plague of lighthouse keepers" ein - wenn man bedenkt, dass "Pawn hearts" ausschließlich von Percussion/Drums (Guy Evans), Akkustikgitarre/Bass(Hammill), Piano(Hugh Banton)und Saxophon/Flöte(David Jackson) bestimmt wurden, detonieren am Ende die elektrischen Gitarrenriffs vor einschlagender Wucht wie aufsplitterndes Glas und manövrieren den Song zum ultimativen Highlight dieses Albums!
Ich werde es nicht nur auf 13 Punkte beschränken, ich erweitere es um 2! 15 Punkte also für ein Album, das in keinem, in absolut keinem mit Panzerglas versehenden Plattensave dieser Welt fehlen darf...
15/15 Punkte