Klassik audiophil

2 bemerkenswerte CDs

 
Xhol
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Klassik audiophil

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Gepostet: 30.10.2006 - 13:28 Uhr  ·  #1
Arthur Fiedler And The Boston Pops

Tschaikowski: Capriccio Italien Op. 45 (16:09)
Rimsky –Korssakoff: Capriccio Espagnol Op. 34 (15:54)

1977, 2 Jahre vor seinem Tod, spielte Fiedler in der Boston Symphony Hall diese beiden beliebten Werke ein. Beide Werke leben ja nicht unbedingt von ihrer musikalischen Substanz, es ist populäre Klassik.
Insbesondere bei diesen Aufnahmen ging es darum, zu zeigen, zu welchen Leistungen Dirigent, Orchester, Toningenieure und Technik in der Lage sind, um in einem großen Konzertsaal mit hervorragender Akustik solche Effekt-Stücke zu interpretieren und aufzuzeichnen. Das Ergebnis kann sich wahrlich hören lassen.
Die Aufnahme gibt den Klang eines Sinfonieorchesters in einer großen Halle realistisch wie fast keine andere wieder. Hervorragende Dynamik, Räumlichkeit, Detailreichtum und Durchhörbarkeit. Tief grummelnde Pauken und Kontrabässe, seidig glänzende Celli, Bratschen und Violinen, brillante strahlende Bläser und gelegentlich ein Beckenschlag bis in allerhöchste Höhen. Was will man mehr!
Die Aufnahmen wurden im Direktschnitt-Verfahren produziert, parallel lief eine 24-Spur Digital-Bandmaschine mit.
CD: Teldec Cristal Clear 8.26518 (DDD), veröffentlicht 1987 (die Direktschnitt-LP wurde 1978 veröffentlicht).


Erich Leinsdorf And The Los Angeles Philharmonic Orchestra

Strawinsky: Feuervogel-Suite (29:35)
Debussy: Vorspiel zum “Nachmittag eines Fauns“ (9:57)

Hier haben wir nun das musikalische Gegenteil. Beides musikalisch gegenüber der erstgenannten CD völlig anders geartete Werke. Wesentlich anspruchsvoller, der musikalische Gehalt dominiert, fast nichts (außer gelegentlich bei Strawinsky) ist auf spektakuläre Effekte ausgelegt. Etwas für Kenner und Liebhaber anspruchsvollerer Klassik des frühen 20. Jahrhunderts.
Erich Leinsdorf, ein weithin unterschätzter Dirigent, hat diese Aufnahmen 1985 im Sheffield Lab – Studio bei MGM/UA eingespielt.
Also nicht in einem großen Konzertsaal, sondern eher in der „Intimität“ eines großen Studio-Raums. Man sitzt näher am Orchester und hat wesentlich weniger Nachhallzeit als in der Boston Symphony Hall – eine eher kammermusikalische Atmosphäre, die aber sehr gut zu diesen Werken passt.
Die Klangqualität ist hervorragend, hinsichtlich Dynamik, Räumlichkeit, Detailreichtum und Durchhörbarkeit gilt das selbe wie für die oben erwähnte CD. Wer diese Werke von anderen Aufnahmen kennt, wird erstaunt sein....
Zur Aufnahmetechnik zitiere ich die Liner-Notes:
This live performance was recorded by a single-point, stereo microphone using tube electronics designed and built by Sheffield Lab. This microphone technique was employed to optimally capture the natural acoustic perspective of the orchestra’s performance.
Eine Direktschnitt-LP-Version gibt es nicht, die Aufnahmen wurde mit einer 2-spur analogen Bandmaschine produziert. Vielleicht deshalb dieser „warme“ und ausgewogene Klang.
CD: Sheffield Lab CD-24 (ADD), veröffentlicht 1985
Guestuser
 
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Re: Klassik audiophil

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Gepostet: 30.10.2006 - 14:06 Uhr  ·  #2
Ich kenne jetzt die Einspielung mit Leinsdorf nicht, aber sowohl die Feuervogel-Suite als auch den Nachmittag eines Fauns lieb ich beide sehr. Das ist so Klassik-Musik wie sie mir gefällt.

Jerry
Wrdlbrmf
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Re: Klassik audiophil

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Gepostet: 30.10.2006 - 14:50 Uhr  ·  #3
Arthur Fiedler ist mir völlig unbekannt. Erich Kunzel hat mit den Bosten Pops zahlreiche Alben einespielt. Von der Interpretation eher mässig, nur auf Effekte ausgelegt. Ist das vergleichbar?
Xhol
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Re: Klassik audiophil

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Gepostet: 30.10.2006 - 15:12 Uhr  ·  #4
Eigentlich nicht.
Arthur Fiedler (er stammt übrigens aus Boston, geb. 17.12.1894, gest. 10.07.1979) hat immer viel mehr Wert auf die musikalische Substanz gelegt - ohne die spektakulären, aber rein orchestralen, Effekte zu vernachlässigen. Zusätzliche Effekte, wie bei Kunzel, hat er nie gemacht. Dazu war er zu konservativ und der ursprünglichen Klassik verhaftet.
Kunzel hat seine Aufnahmen mit dem Cincinnati Pops Orchestra gemacht.
Xhol
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Re: Klassik audiophil

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Gepostet: 30.10.2006 - 16:49 Uhr  ·  #5
Interessant und empfehlenswert in diesem Zusammenhang ist folgende CD:

Pops Around The World - Digital Overtures
John Williams (er komponierte und dirigierte u.a. die Filmmusik zu: Der weiße Hai, Stars Wars)

Hier dirigiert er die Boston Pops:

Kabalevsky - Colas Breugnon
von Suppe - Boccaccia
Auber - Das Bronzene Pferd
Glinka - Russlan Und Ludmilla
Williams - The Cowboys
Bernstein - Candide

Auch das ist populäre Klassik, interpretatorisch und klangtechnisch vom Feinsten.

CD: Philips 400 071 2
Epikur
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Re: Klassik audiophil

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Gepostet: 24.06.2014 - 19:42 Uhr  ·  #6
Abgesehen von der hervorragenden Klangqualität stellen insbesondere die Leinsdorf-Aufnahmen auch ein musikalisches Highlight dar. Hier werden sorgfältig feinste Klangnuancen und dynamische Abstufungen herausgearbeitet, und darauf kommt es bei diesem spätromantisch-impressionistischen Programm auch besonders an. Erstaunlich ist auch, wie souverän das Los Angeles Philharmonic Orchestra das anspruchsvolle und schwierige Programm in einer „Quasi-live“-Situation bewältigt. Das deutet auf eine sehr gründliche Probenarbeit hin.

Diese Aufnahmen, die nur wärmstens zu empfehlen sind, sind im Moment in einer anderen Zusammenstellung auf einer Doppel-CD "The Leinsdorf Sessions" enthalten, die in den USA zu einem fairen Preis bestellt werden kann.

Zum Klang wäre vielleicht noch zu sagen, dass trotz der unterschiedlichen Aufnahmeräume gewisse Gemeinsamkeiten in der Klangcharakteristik auffallen: Beide Aufnahmen klingen sehr homogen, räumlich und natürlich – so, als würde man im Konzertsaal sitzen. Ich würde deshalb (trotz der 24-Spur Digital-Bandmaschine) vermuten, dass auch bei der Fiedler-Aufnahme eine eher sparsame Mikrofonierung (evtl. nur Stereo) zum Einsatz kam.

Eine solche Natürlichkeit und Raumabbildung ist, glaube ich, charakteristisch für „Stereo-Mikrofonie“, was schon zu Beginn der Stereo-Ära für Aha-Erlebnisse gesorgt hat (siehe Interview mit Jack Pfeiffer , S. 3). Mit Poly-Mikrofonie ist eine solche Natürlichkeit wohl nicht zu erreichen (fairerweise muss man allerdings zugestehen, dass Letztere auch Vorteile haben kann, etwa eine bessere Breitenstaffelung). Insofern ist es schade, dass „Stereo-Mikrofonie“-Aufnahmen – zumindest, was Orchestermusik anbelangt – eher eine Ausnahmeerscheinung sind (oder liege ich da falsch?). Mir sind derartige Aufnahmen noch von Denon, darunter der legendäre Mahler-Zyklus unter Inbal (ist jetzt in einer Brilliant-Box zum Spottpreis erhältlich), bekannt oder, neueren Datums, die „One-Point“-Aufnahmen der Tschechischem Kammerphilharmonie unter Klaus Linkel.
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