Johnny Cash - American VI: Ain't No Grave
Wer die bisherigen American-Tunes-CDs in seinem Regal hat, sollte diese Reihe mit dieser CD komplettieren und sehr wahrscheinlich auch abschließen. Ein bewegendes Album mit Songs, eingespielt in dem Bewusstsein, dass es die letzten sein werden. Einfach - berührend.
Die WAZ - Online sagt dazu:
Letzte Lieder
Kultur, 25.02.2010, Georg Howahl
Nashville. Man müsste schon ein Herz aus Stein haben, wenn man von diesem letzten Abschiedsgruß des Johnny Cash nicht ergriffen wäre. Ein alter Mann, der mit schon brüchiger Stimme sein eigenes Requiem singt, jeder Song ein Wegweiser ins Jenseits. Angefangen beim Titelstück „Ain’t No Grave“. Wo man erwartet, dass eben jene Zeile „There ain’t no grave/can hold my body down“ mit dem Trotz des Sterbenden gesungen wird, der sich zum letzten Mal gegen den Tod aufbäumt, klingt der unheilbar kranke Cash, als hätte er sich schon in sein Schicksal gefügt und wolle nun den eigenen Trauerzug anführen.
„American VI: Ain’t No Grave“ ist der endgültig letzte Teil jener Aufnahmen, die Cash zwischen dem Tod seiner Frau June Carter Cash und seinem eigenen Ende gemeinsam mit dem Produzenten Rick Rubin für die Nachwelt festhielt. Immer wieder mussten die Aufnahmen unterbrochen werden, weil Cash zu schwach und krank war. Immer wieder raffte er sich auf, doch noch seine Songs zu singen.
Es ist die Stimme eines Mannes, der seinen Frieden mit sich und der Welt gemacht hat. Die ganze, flüchtige halbe Stunde besteht praktisch nur aus Abschiedsnoten; Cash singt vom Zug der geradewegs aufs Himmelstor zufährt, er zitiert in seiner Eigenkomposition „I Corinthian 15:55“ eben jene Zeile aus dem Korintherbrief: „Tod, wo ist Dein Stachel? Tod, wo ist Dein Sieg?“
Cash bedient sich in verschiedenen Jahrzehnten, interpretiert „Can’t Help But Wonder Where I’m Bound“ von Folksänger Tom Paxton so einfühlsam wie „Redemption Day“ von Sheryl Crow.
Gewiss ist dies nicht der beste Teil von Cashs „American Recordings“, dazu sind unter den Vorgängern zu viele Meilensteine. Aber gewiss ist dies der ergreifendste Teil – bis hin zum letzten, sanftmütig lächelnden „Aloha Oe“ und Cashs Versprechen für das Jenseits, das in der letzten Zeile steckt: „Until we meet again“.