Amit Erez - Last Night When I Tried To Sleep I Felt The Ocea

Musik aus Israel

 
firebyrd
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Amit Erez - Last Night When I Tried To Sleep I Felt The Ocea

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Gepostet: 10.03.2010 - 07:52 Uhr  ·  #1
Amit Erez - Last Night When I Tried To Sleep I Felt The Ocean With My Fingertips

Amit Erez wurde 1980 in Tel Aviv geboren.
Nach erster Leidenschaft für härtere Töne sollen solche Singer/Songwriter wie Nick Drake, Joni Mitchell und Elliott Smith angeblich sein Interesse geweckt und ihn 'offenhörig' auch beeinflusst haben.

Und ich bin sicher, diese Einflüsse haben sich durchaus bemerkbar gemacht, aber ich würde auch nach eigenem Höreindruck auf jeden Fall Tim Buckley noch hinzu ziehen.
2003 veröffentlichte er in Eigenregie seine erste Platte, "Wish I Could Make A Story". Danach studierte er zunächst am Konservatorium in Rotterdam.

Es folgten "Black Light" (EP, 2006), "Amit Erez" (2007) und Summer Conquered By Rain (Kompilation, 2009).

Im gleichen Jahr, nämlich im Juni 2009, erschien die hier vorliegende CD bereits in Israel. So lange hat man sie uns international vorenthalten. Na dann, nun ist sie endlich hier!

Musikalisch und textlich soll es ein Konzeptalbum sein.

Akustische Gitarre und Piano leiten den ersten Titel ein, plötzlich erschallt es, "Pretty Things" in einer sehr sehr merkwürdigen Tonlage des Sängers, recht hoch und mit ungewöhnlicher Intonation - spontan fällt mir kein Vergleich ein.
Eine dichte Atmosphäre mit einer nicht alltäglichen Melodie, unter anderem Klänge eines Glockenspiels scheinen uns in eine Art Traumwelt entführen zu wollen. Schon jetzt hat mich die Musik gepackt, wenn das man kein Tipp wird!

Der erste Track geht nahtlos in den zweiten über, jetzt senkt Amit Erez die Stimme, das Piano ist wieder führend, dazu gesellt sich ein leicht schleppendes Schlagzeug, auch eine E-Gitarre und eine Orgel kommen noch dazu und die Atmosphäre bleibt so, wie sie ist, irgendwie geheimnisvoll, ja, mystisch, aber nicht düster.

Die verhallt-geslidete Gitarre bringt nun einen Hauch alter Pink Floyd mit ein.

Dann schon der nächste Titel, sanft und träumerisch mit dem Piano eingeleitet, mit verträumtem Gesang; leicht antreibend wirkt dann das sanft gespielte Schlagzeug und bringt den Song etwas auf Trab.
Erez scheint sich unglaublich vieler Elemente aus der Musik zu bedienen, sei es aus der E-Musik, sei es aus dem Jazz oder aus Folk, und das dann auf der Basis eines typischen Singer/Songwriters der 70er Jahre, eben sehr verspielt und vielseitig.
Dazu würzt er ab und zu mit einer psychedelischen Prise. Doch - meine 'Befürchtung' scheint sich zu verdichten, die Platte hat das Zeug zu einem der Anwärter für eine Top 10 des laufenden Jahres!
Aber leider, und das muss ich an dieser Stelle kritisch anmerken, betrifft diese Aussage nur die instrumentale Seite der Musik und die Arrangements.
Denn gesanglich kann das auf die Dauer dann doch sehr eintönig und irgendwie einschläfernd wirken.
Dann kommt es eben wieder auf die momentane Stimmungslage an, ob man damit umgehen kann oder eher weniger.
Track 4, "The Water Received" wird etwas rockiger. Der Titel erinnert mich stark an die Musik, wie ich sie kenne und liebe von Robyn Hitchcock & The Egyptians!
Im wesentlichen bleibt es bei der bereits nach vier Stücken vorherrschenden bunten Mischung. Bei "Secret Cards" bringt der Drummer dann noch einige druckvolle Elemente ein und Erez' nun völlig 'normal' klingender Gesang wird von einem Chor unterstützt. Eine Gitarre bringt richtig frischen Wind in das Geschehen, bis hin zu klirrenden Dissonanzen, die gern länger hätten klingen können.
Insgesamt hat es mir für den ganz großen persönlichen Wurf dann letztlich doch nicht gelangt.
Vielleicht sollte Erez etwas mehr Sorgfalt auf die Ausgestaltung seines Gesanges legen, dann wäre die Leistung insgesamt eine geschlossenere und die Welt wäre perfekt.
Eines kann jedoch haften bleiben: "I Felt The Ocean With My Fingertips", so ein Teil des Titels der Platte.
Ja, das kann man, wenn man die Musik hinter sich gelassen hat und die Eindrücke nachhaltig wirken, durchaus nachvollziehen:
Das Meer mit seinem eigenen Ausdruck, das Wechselspiel von Ebbe und Flut, die Eindrücke von Melancholie, von Ferne, von Geborgenheit und Unsicherheit gleichermaßen, aber auch die mit dem Meer verbundene Freiheit und Freude.
Doch, ich kann Amit verstehen, wenn er den Ozean mit den Fingerspitzen zu fühlen scheint, für mich bringt er das mit seiner Musik so herüber.

Besetzung:

Amit Erez (vocals, acoustic & electric guitars, piano)
Or Bahir (electric guitar, synths)
Barak Kram (drums, percussion)
Omri Behr (piano, synths, string arrangements - #6,8,9,10)
Dave Bareket (bass guitar)
Yehu Yaron (double bass - #3)
Rotem Or (backing vocals - #4)
Yael Shapira (cello - #6,8,9,10)
Galia Hay (viola -#6,8,9,10)
Chen Shenhar (violin -#6,8,9,10)
Yael Barolski (violin -#6,8,9,10)

Titel:

01:Pretty Things
02:Animal Heart
03:Whales Dance For Me
04:The Water Received
05:Holy Things
06:Coming Down
07:Secret Cards
08:Love Again
09:Last Night When I Tried To Sleep I Felt The Ocean With My Fingertips
10:Paper Cuts
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Wolfgang
Floyd Pink
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Re: Amit Erez - Last Night When I Tried To Sleep I Felt The Ocea

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Gepostet: 10.03.2010 - 08:25 Uhr  ·  #2
Mal wieder sehr schöne Rezension!!!

Ich habe mit seinem Gesang keine so großen Probleme, verstehe Dich aber dbzgl. durchaus - vielleicht sollte er ab und an einem anderen das Mikro überlassen.

Hier meine kurze Rezi:

http://www.hooked-on-music.de/…nd_id=5360


Kennst Du denn auch EATLIZ? Dort spielt er Gitarre und am Gesang ist eine recht vielseitige Lady namens Lee Triffon.
firebyrd
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Re: Amit Erez - Last Night When I Tried To Sleep I Felt The Ocea

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Gepostet: 10.03.2010 - 09:05 Uhr  ·  #3
Zitat geschrieben von Floyd Pink


Kennst Du denn auch EATLIZ? Dort spielt er Gitarre und am Gesang ist eine recht vielseitige Lady namens Lee Triffon.


"Violently Delicate" - sind die das???

Die mag ich gar nicht...
Floyd Pink
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Re: Amit Erez - Last Night When I Tried To Sleep I Felt The Ocea

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Gepostet: 10.03.2010 - 09:29 Uhr  ·  #4
Jau, das sind die...ist teilweise recht ruppig. Eatliz ist ja auch das hebräische Wort für "Schlachthaus"...
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