Unter einer Konzertkritik zur aktuellen Gabriel-Tour hatte ein Kenner sinngemäß folgendes Statement abgegeben:
"...da geht Peter Gabriel nur alle paar Jahre auf Tournee, und dann spielt er nur so alte Sachen. Klasse wäre es, er hätte viel Neues gespielt. So fand ich das Konzert ziemlich langweilig"
Mein lieber Freund und Kupferstecher, ...DIE TOUR NANNTE SICH
"BACK TO FRONT - SO LIVE - performed by the original 1987 line-up
Lesen können ist keine Schande!
Nun zum Konzert
Der Abend begann mit der persönlichen Ankündigung Peter Gabriels auf das folgende Vorprogramm. Wie mittlerweile gewohnt und liebgewonnen, macht er diese Ansagen in der jeweiligen Landessprache, in Berlin also - richtig! - auf deutsch. Eine sehr sympathische Geste, die nicht alle Künstler dieses Formates ihr Eigen nennen dürfen.
Das Vorprogramm wurde gestaltet von zwei skandinavischen Künstlerinnen (Jennie Abrahamson und Linnea Olsson). Ganz allein auf der Bühne begleiteten sie ihren Gesang auf Cello und Klavier. Schöne ruhige, tragende Musik mit glasklarem Gesang.
Nach kurzer Pause betrat dann Gabriel wieder die Bühne. Auch die Ansage zu seinem Konzert wieder in gut verständlicher deutscher Sprache. Das Publikum wurde darauf vorbereitet, dass das Konzert drei Teile aufweisen würde: der erste Teil rein akustisch (...die Vorspeise), den (elektronischen) Hauptgang mit einem Querschnitt seines Schaffens und dem Dessert, eben dem kompletten So-Album. Unterschlagen hat er in seiner Ansage natürlich den vierten Teil - die Zugaben.
Nach kräftigem Applaus der 13.000 Zuschauer einer ausverkauften O2-Arena begann ein annähernd zweistündiger Konzertabend. Gabriel mag älter geworden sein, seine Körperfülle kann er nicht mehr verbergen, aber er ist auf der Bühne so agil und präsent wie in alten Zeiten.
Der Abend bietet neben dem Opener, dem neuen Song "Obut", der wohl auf ein künftiges Album hinweisen wird, aus jeder Schaffensphase etwas: ob das akustische "Shock the Monkey", dem (ebenfalls brandneuen) "Why Don't You Show Yourself", alten Bekannten wie No Self Control" oder dem Gassenhauer "Solsbury Hill" - alles auf sehr hohem Niveau. Gabriel versteht es bestens, einen Spannungsbogen aufzubauen und dem Publikum das zu bieten, was es hören will. So ist die Begeisterung in der Arena nur zu gut zu verstehen. Gabriel-typisch sind die Songs visuell sehr gut und effektiv unterstützt - mal umkreisen ihn scheinwerferbestückte Bühnenkräne, mal scheinen ihn und seine Band mehrere Kameras zu umfliegen, um die Bilder auf die riesigen neben der Bühne installierten Leinwände zu projizieren.
Das Highlight des Abends ist natürlich das Album "So", welches ohne Pause nahtlos an den Hauptgang anschließt. Die alte Besetzung noch einmal gemeinsam auf der Bühne zu sehen, war schon ein Erlebnis. Und die Band schien es auch zu genießen, noch einmal eine Zeitreise von annähernd 27 Jahren zu machen - die Freude und der Spaß an der Musik war ihnen förmlich anzusehen. Nach "Red Rain" ist der Saal mit dem krachenden "Sledgehammer" fast nicht mehr zu halten, und bei dem nachfolgenden "Don't Give Up" macht Jennie Abrahamson das Duett mit Gabriel und lässt Kate Bush fast vergessen. Nach "That Voice Again" folgt der wohl schönste und zeitloseste Popsong ever - "Mercy Street". Leider wurde dieser Song ein wenig "zu kurz" auf die Bühne gebracht, hier gab es bessere Liveversionen, die den Song auch schon einmal auf fast acht Minuten anhoben. Den Gesamteindruck schmälert dies jedoch in keinster Weise - "So" wurde perfekt auf die Bühne gebracht und zeigt, wie aktuell ein Album auch nach 27 Jahren noch sein kann.
Natürlich ließ das Publikum Gabriel nicht einfach nach dem Hauptgang gehen. Die Band ließ sich nicht lange bitten und stand bald für eine Zugabe auf der Bühne. "The Tower That Ate People" eröffnete den Zugabenteil. Bevor der Abend mit "Biko" endet, hält Gabriel noch eine kurze Rede über die Verletzung der Menschenrechte, erwähnt, dass angesichts der vernetzten Welt auch dies nicht mehr verborgen bleiben kann und geht noch kurz auf Stephen Biko ein, der in seinem Kampf für Freiheit sein Leben verloren hat. Währenddessen erklingen die ersten, bedrohlichen Biko-Töne, und der Abend endet nach dem Song, indem Gabriel sein Publikum die Schlussworte in das am Bühnenrand postierte Mikrophon singen lässt, während die Band nach und nach von der Bühne verschwindet und Manu Katché den Song bedrohlich zuende trommelt.
Was für ein furioses Finale!
"...da geht Peter Gabriel nur alle paar Jahre auf Tournee, und dann spielt er nur so alte Sachen. Klasse wäre es, er hätte viel Neues gespielt. So fand ich das Konzert ziemlich langweilig"
Mein lieber Freund und Kupferstecher, ...DIE TOUR NANNTE SICH
"BACK TO FRONT - SO LIVE - performed by the original 1987 line-up
Lesen können ist keine Schande!
Nun zum Konzert
Der Abend begann mit der persönlichen Ankündigung Peter Gabriels auf das folgende Vorprogramm. Wie mittlerweile gewohnt und liebgewonnen, macht er diese Ansagen in der jeweiligen Landessprache, in Berlin also - richtig! - auf deutsch. Eine sehr sympathische Geste, die nicht alle Künstler dieses Formates ihr Eigen nennen dürfen.
Das Vorprogramm wurde gestaltet von zwei skandinavischen Künstlerinnen (Jennie Abrahamson und Linnea Olsson). Ganz allein auf der Bühne begleiteten sie ihren Gesang auf Cello und Klavier. Schöne ruhige, tragende Musik mit glasklarem Gesang.
Nach kurzer Pause betrat dann Gabriel wieder die Bühne. Auch die Ansage zu seinem Konzert wieder in gut verständlicher deutscher Sprache. Das Publikum wurde darauf vorbereitet, dass das Konzert drei Teile aufweisen würde: der erste Teil rein akustisch (...die Vorspeise), den (elektronischen) Hauptgang mit einem Querschnitt seines Schaffens und dem Dessert, eben dem kompletten So-Album. Unterschlagen hat er in seiner Ansage natürlich den vierten Teil - die Zugaben.
Nach kräftigem Applaus der 13.000 Zuschauer einer ausverkauften O2-Arena begann ein annähernd zweistündiger Konzertabend. Gabriel mag älter geworden sein, seine Körperfülle kann er nicht mehr verbergen, aber er ist auf der Bühne so agil und präsent wie in alten Zeiten.
Der Abend bietet neben dem Opener, dem neuen Song "Obut", der wohl auf ein künftiges Album hinweisen wird, aus jeder Schaffensphase etwas: ob das akustische "Shock the Monkey", dem (ebenfalls brandneuen) "Why Don't You Show Yourself", alten Bekannten wie No Self Control" oder dem Gassenhauer "Solsbury Hill" - alles auf sehr hohem Niveau. Gabriel versteht es bestens, einen Spannungsbogen aufzubauen und dem Publikum das zu bieten, was es hören will. So ist die Begeisterung in der Arena nur zu gut zu verstehen. Gabriel-typisch sind die Songs visuell sehr gut und effektiv unterstützt - mal umkreisen ihn scheinwerferbestückte Bühnenkräne, mal scheinen ihn und seine Band mehrere Kameras zu umfliegen, um die Bilder auf die riesigen neben der Bühne installierten Leinwände zu projizieren.
Das Highlight des Abends ist natürlich das Album "So", welches ohne Pause nahtlos an den Hauptgang anschließt. Die alte Besetzung noch einmal gemeinsam auf der Bühne zu sehen, war schon ein Erlebnis. Und die Band schien es auch zu genießen, noch einmal eine Zeitreise von annähernd 27 Jahren zu machen - die Freude und der Spaß an der Musik war ihnen förmlich anzusehen. Nach "Red Rain" ist der Saal mit dem krachenden "Sledgehammer" fast nicht mehr zu halten, und bei dem nachfolgenden "Don't Give Up" macht Jennie Abrahamson das Duett mit Gabriel und lässt Kate Bush fast vergessen. Nach "That Voice Again" folgt der wohl schönste und zeitloseste Popsong ever - "Mercy Street". Leider wurde dieser Song ein wenig "zu kurz" auf die Bühne gebracht, hier gab es bessere Liveversionen, die den Song auch schon einmal auf fast acht Minuten anhoben. Den Gesamteindruck schmälert dies jedoch in keinster Weise - "So" wurde perfekt auf die Bühne gebracht und zeigt, wie aktuell ein Album auch nach 27 Jahren noch sein kann.
Natürlich ließ das Publikum Gabriel nicht einfach nach dem Hauptgang gehen. Die Band ließ sich nicht lange bitten und stand bald für eine Zugabe auf der Bühne. "The Tower That Ate People" eröffnete den Zugabenteil. Bevor der Abend mit "Biko" endet, hält Gabriel noch eine kurze Rede über die Verletzung der Menschenrechte, erwähnt, dass angesichts der vernetzten Welt auch dies nicht mehr verborgen bleiben kann und geht noch kurz auf Stephen Biko ein, der in seinem Kampf für Freiheit sein Leben verloren hat. Währenddessen erklingen die ersten, bedrohlichen Biko-Töne, und der Abend endet nach dem Song, indem Gabriel sein Publikum die Schlussworte in das am Bühnenrand postierte Mikrophon singen lässt, während die Band nach und nach von der Bühne verschwindet und Manu Katché den Song bedrohlich zuende trommelt.
Was für ein furioses Finale!