Ist es wirklich nötig, solch eine alte Scheibe zu rezensieren? Sicher ist doch schon genug darüber geschrieben worden!
Aus meiner Sicht ist es aus mehreren Gründen erforderlich.
Tatsächlich habe ich diese Aufnahmen jetzt erstmals bewusst gehört. Einmal mehr musste ich mit Wehmut daran denken, dass ich diese alten Camel nie auf der Bühne gesehen habe.
Auch wenn die Soundqualität aufgrund des Alters der Aufnahmen nicht die allerbeste ist, zählt dies zu dem besten, was ich von Camel gehört habe. Die Spielfreude und perfekte Spielweise der damals noch recht unbekannten Band machen die mangelnde Soundqualität locker wett. Im direkten Vergleich mit den jeweiligen Studioaufnahmen von 1973 und 1974 sind in der Spielweise keine wesentlichen Unterschiede zu hören.
Es ist ein wunderbares Zeitdokument, und zu guter Letzt, diese Musik klingt heute noch so frisch und unverbraucht wie damals.
Die CD erschien 1992 als Official Camel Bootleg. Die Aufnahmen selbst stammen aus dem Jahr 1972, entstanden also ein Jahr bevor 1973 das Debüt „Camel“ erschien. Zwei Top-Stücke des 74er Albums Mirage werden hier bereits perfekt gespielt und sind ganz offensichtlich fertig. Es mutet fast seltsam an, dass diese Songs nicht schon auf dem Debüt 1973 erschienen sind.
Woher stammen diese Aufnahmen? Das habe ich leider nicht herausfinden können. Tatsache ist, dass die Band vor Ihrer ersten Studioaufnahme fleißig getourt ist. Das erste Konzert vor größerem Publikum gab die Band im Dezember 1971 zusammen mit Wishbone Ash im Waltham Forest Technical College. Im Jahr 1972 fanden in England an die 25 Konzerte statt, häufig als Vorgruppe von Barclay James Harvest, aber auch zusammen mit Amazing Blondel, Stone The Crows, Fleetwood Mac und anderen. So will ich vermuten, dass diese 4 Stücke aus verschiedenen Konzerten zusammengetragen wurden.
Mit „Lady Fantasy“ beginnt die CD mit einem der stärksten Camel-Stücke. Das immer wiederkehrende Thema des Liedes zählt für mich trotz seiner Einfachheit zu einer der schönsten Melodien des ProgRock. Die Band spielt mit dem Wechsel aus schnellem und langsamem Rhythmus. Peter Bardens Orgelsolo im Mittelteil ist herausragend. Mit Latimers anschließendem Gitarrensolo nimmt das Stück wieder mehr Fahrt auf, um dann zum Schluss ruhig und verträumt auszuklingen. Andy Latimers Stimme kommt wunderbar warm und passend rüber.
Der zweite Track "Six Ate" kommt ganz ohne Gesang aus und wird dominiert von dem schönen Zusammenspiel von Gitarre und Orgel und den vielen guten Soli. Im Booklet schreibt Andrew Latimer über Andy Ward, dass dieser derjenige war, der ihm beibrachte, Musik bei Dunkelheit zu hören. "Six Ate" ist ein Stück im Mid-Tempo-Rhythmus, bei dem man gut die Augen schließen und sich zurücklehnen kann.
Mit „White Rider“ geht es weiter. Das Stück beginnt ganz ruhig. Nach einer Minute setzen kurz Militärtrommeln ein, um dann von Gitarre, Orgel und Gesang abgelöst zu werden. Bis hierhin ist der Rhythmus noch ganz zurückhaltend. Doch dann stürmt die Orgel nach vorne und treibt den Rhythmus mächtig voran. Langsam wird es wieder ruhiger, ein kurzes Bass-Solo lässt eine kurze Verschnaufpause zu, bevor der letzte Teil psychedelisch abhebt.
Das Beste kommt wie so oft zum Schluss. „God of Light“ ist ein geniales Instrumental aus Peter Bardens' Feder. Zum Auftakt malträtiert er seine Keyboards, dann setzt das Schlagzeug ein, und es kommt etwas Ruhe ins Spiel. Vorwiegend Keyboard und Schlagzeug spielen anfänglich mit der Melodie und werfen sich die Bälle zu, während der Bass den Grundrhythmus vorgibt. Die Melodie baut sich immer mehr auf, wird wieder ruhiger. Dann kommt Latimers Gitarre dazu, zuerst in seiner typischen Spielweise, bevor er zunehmend abgedrehter und experimenteller wird. Orgel und Gitarre verfallen auf halber Strecke regelrecht in psychedelische Klänge, spacige Sounds vom Minimoog-Synthesizer mischen sich hinzu. Der God of Light versprüht hier ein wahres Feuerwerk an Emotionen. „God of Light“ ist auf keinem Studioalbum der Band zu finden, sondern auf Peter Bardens’ Debüt “The Answer”.
Noch eine kleine Anmerkung zum Schluss. Bei der Veröffentlichung war man sich wohl uneins über den Titel. So steht auf der Hülle „Warning: Camel on The Road 1972”, auf der CD „Camel on The Road 1972“ und auf dem Rücken der Hülle schließlich nur noch: „On The Road 1972“. Dies jedoch schmälert nicht den musikalischen Genuss.
Es spielt natürlich die Ur-Besetzung:
Andy Latimer - Gitarre, Flöte, Gesang
Peter Bardens - Keyboards, Gesang
Douglas Ferguson - Bass
Andy Ward - Schlagzeug
Trackliste:
Lady Fantasy - 13:37 (später auf Mirage erschienen)
Six Ate - 6:01 (später auf Camel)
White Rider - 9:50 (später auf Mirage)
God of Light - 14:03 (später auf Peter Bardens’ Debüt “The Answer”)
Aus meiner Sicht ist es aus mehreren Gründen erforderlich.
Tatsächlich habe ich diese Aufnahmen jetzt erstmals bewusst gehört. Einmal mehr musste ich mit Wehmut daran denken, dass ich diese alten Camel nie auf der Bühne gesehen habe.
Auch wenn die Soundqualität aufgrund des Alters der Aufnahmen nicht die allerbeste ist, zählt dies zu dem besten, was ich von Camel gehört habe. Die Spielfreude und perfekte Spielweise der damals noch recht unbekannten Band machen die mangelnde Soundqualität locker wett. Im direkten Vergleich mit den jeweiligen Studioaufnahmen von 1973 und 1974 sind in der Spielweise keine wesentlichen Unterschiede zu hören.
Es ist ein wunderbares Zeitdokument, und zu guter Letzt, diese Musik klingt heute noch so frisch und unverbraucht wie damals.
Die CD erschien 1992 als Official Camel Bootleg. Die Aufnahmen selbst stammen aus dem Jahr 1972, entstanden also ein Jahr bevor 1973 das Debüt „Camel“ erschien. Zwei Top-Stücke des 74er Albums Mirage werden hier bereits perfekt gespielt und sind ganz offensichtlich fertig. Es mutet fast seltsam an, dass diese Songs nicht schon auf dem Debüt 1973 erschienen sind.
Woher stammen diese Aufnahmen? Das habe ich leider nicht herausfinden können. Tatsache ist, dass die Band vor Ihrer ersten Studioaufnahme fleißig getourt ist. Das erste Konzert vor größerem Publikum gab die Band im Dezember 1971 zusammen mit Wishbone Ash im Waltham Forest Technical College. Im Jahr 1972 fanden in England an die 25 Konzerte statt, häufig als Vorgruppe von Barclay James Harvest, aber auch zusammen mit Amazing Blondel, Stone The Crows, Fleetwood Mac und anderen. So will ich vermuten, dass diese 4 Stücke aus verschiedenen Konzerten zusammengetragen wurden.
Mit „Lady Fantasy“ beginnt die CD mit einem der stärksten Camel-Stücke. Das immer wiederkehrende Thema des Liedes zählt für mich trotz seiner Einfachheit zu einer der schönsten Melodien des ProgRock. Die Band spielt mit dem Wechsel aus schnellem und langsamem Rhythmus. Peter Bardens Orgelsolo im Mittelteil ist herausragend. Mit Latimers anschließendem Gitarrensolo nimmt das Stück wieder mehr Fahrt auf, um dann zum Schluss ruhig und verträumt auszuklingen. Andy Latimers Stimme kommt wunderbar warm und passend rüber.
Der zweite Track "Six Ate" kommt ganz ohne Gesang aus und wird dominiert von dem schönen Zusammenspiel von Gitarre und Orgel und den vielen guten Soli. Im Booklet schreibt Andrew Latimer über Andy Ward, dass dieser derjenige war, der ihm beibrachte, Musik bei Dunkelheit zu hören. "Six Ate" ist ein Stück im Mid-Tempo-Rhythmus, bei dem man gut die Augen schließen und sich zurücklehnen kann.
Mit „White Rider“ geht es weiter. Das Stück beginnt ganz ruhig. Nach einer Minute setzen kurz Militärtrommeln ein, um dann von Gitarre, Orgel und Gesang abgelöst zu werden. Bis hierhin ist der Rhythmus noch ganz zurückhaltend. Doch dann stürmt die Orgel nach vorne und treibt den Rhythmus mächtig voran. Langsam wird es wieder ruhiger, ein kurzes Bass-Solo lässt eine kurze Verschnaufpause zu, bevor der letzte Teil psychedelisch abhebt.
Das Beste kommt wie so oft zum Schluss. „God of Light“ ist ein geniales Instrumental aus Peter Bardens' Feder. Zum Auftakt malträtiert er seine Keyboards, dann setzt das Schlagzeug ein, und es kommt etwas Ruhe ins Spiel. Vorwiegend Keyboard und Schlagzeug spielen anfänglich mit der Melodie und werfen sich die Bälle zu, während der Bass den Grundrhythmus vorgibt. Die Melodie baut sich immer mehr auf, wird wieder ruhiger. Dann kommt Latimers Gitarre dazu, zuerst in seiner typischen Spielweise, bevor er zunehmend abgedrehter und experimenteller wird. Orgel und Gitarre verfallen auf halber Strecke regelrecht in psychedelische Klänge, spacige Sounds vom Minimoog-Synthesizer mischen sich hinzu. Der God of Light versprüht hier ein wahres Feuerwerk an Emotionen. „God of Light“ ist auf keinem Studioalbum der Band zu finden, sondern auf Peter Bardens’ Debüt “The Answer”.
Noch eine kleine Anmerkung zum Schluss. Bei der Veröffentlichung war man sich wohl uneins über den Titel. So steht auf der Hülle „Warning: Camel on The Road 1972”, auf der CD „Camel on The Road 1972“ und auf dem Rücken der Hülle schließlich nur noch: „On The Road 1972“. Dies jedoch schmälert nicht den musikalischen Genuss.
Es spielt natürlich die Ur-Besetzung:
Andy Latimer - Gitarre, Flöte, Gesang
Peter Bardens - Keyboards, Gesang
Douglas Ferguson - Bass
Andy Ward - Schlagzeug
Trackliste:
Lady Fantasy - 13:37 (später auf Mirage erschienen)
Six Ate - 6:01 (später auf Camel)
White Rider - 9:50 (später auf Mirage)
God of Light - 14:03 (später auf Peter Bardens’ Debüt “The Answer”)