Arena – 1995 bis 2005

 
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Arena – 1995 bis 2005

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Gepostet: 15.04.2008 - 14:47 Uhr  ·  #1
Arena – 1995 bis 2005

Arena - Songs From The Lions Cage
(1995 - Carson, More, Nolan, Orsi, Pointer)

Arena ist für mich das neue Highlight am Progrock-Himmel. Und sie liefern bereits mit dem Debutalbum ein durch und durch überzeugendes Werk ab, das mit schönen Melodien, komplexen Arrangements, wunderbaren Keyboardsounds und vor allem Gefühl besticht. Viele sagen, dass Arena dabei ein wenig wie Marillion klingen, was unterstützt wird durch die Tatsache, dass Mick Pointer Ex-Drummer von Marillion ist (und erst nach jahrelanger Pause im Musikgeschäft mit Arena zurückkehrte) und Sänger John Carson durchaus hier und da wie Fish in alten Marillion-Zeiten klingt.

Ich finde jedoch, dass Marillion selbst in guten alten Tagen niemals die Klasse von Arena heute erreichten. Anleihen am Stil sind manchmal hörbar, eine *opie ist es jedoch bei weitem nicht. "Songs from the lions cage" bietet völlig unabhängig von eventuellen Ähnlichkeiten wunderbaren Progrock - und das ist für mich das wichtigste.

Zusammengehalten wird das erste Album vom Songzyklus "Crying for help" der sich wie ein roter Faden durch das Album zieht und die einzelnen großen Lieder mit kurzen, stillen Instrumentalteilen verbindet. Allein bei "Crying for help IV" wird gesungen und es bildet für mich einen der vielen Höhepunkte auf dem Album. Die Ballade - mit einem exzellenten Gitarrensolo von Marillion-Gitarrist Steve Rothery versehen - ist schlicht sinnlich, leidenschaftlich und ergreifend. Die anderen Stücke sind meist schneller und etwas aggressiver gespielt.

Der erste Track "Out of the wilderness" eröffnet mit einem recht harten Gitarrenriff, wobei gleich auch schon Nolans 70er-Jahre Keyboardklänge einsetzen. Der Song ist recht "heavy" geraten phasenweise (wie andere Teile des Albums auch) und klingt druckvoll und dynamisch.

"Valley of the Kings" kommt mehr bombastisch daher. Pointers Schlagzeug beginnt das Stück mit einem Lauf auf den Toms und Nolans Keyboard liefert dazu Bombastsounds bester Güte. Danach geht es im Gesangsteil etwas ruhiger zur Sache - im Mittelteil gibt es dann ein virtuoses Keyboardsolo von Nolan in bester Qualität, unterlegt von den so lieb gewonnenen Mellotron-Samples, die man schon bei Gruppen wie "Genesis" hörte.

Der absolute Höhepunkt des Albums ist aber das rund 14-minütige "Solomon". Es beginnt leise und still, fast ätherisch, mit einem leisen Frauenchor im Hintergrund, um sich dann allmählich auf den Höhepunkt zuzubewegen: ein Instrumentalteil voller Power und Leidenschaft, getragen von Keith Mores E-Gitarre, unterstützt von Clive Nolans Bombastsounds und von vorne bis hinten atemberaubend und mitreißend. Arena sind auf ihrem ersten Album bereits auf einem Top-Level angelangt, was sicherlich auch an den treibenden Musikern liegt, die mit Arena nicht ihr erstes Projekt in Angriff nehmen. Für mich eines der allerbesten Progrock-Alben der 90er Jahre und unbedingt zu empfehlen.

14/15 Punkte

Pride
(1996 - Jowitt, More, Nolan, Pointer, Wrightson)

Mit Pride gab es bei Arena zwei Veränderungen im Line-up. Neu hinzugekommen sind Bassist John Jowitt (der auch bei IQ spielt) und Sänger Paul Wrightson. Musikalisch hingegen wird die Linie vom Vorgängeralbum weitgehend fortgesetzt. Auf "Pride" wird z.B. der "Crying for help" Songzyklus weitergeführt, der auch hier die einzelnen Lieder mit eher besinnlichen Instrumentalteilen verbindet.

Das Anfangsstück "Welcome to the cage" (eine Reminiszens an das Debutalbum) ist ein überraschend kurzer und kompakter Song, durchaus radiotauglich, was aber nicht abwertend gemeint ist. Das Lied klingt sehr frisch, voller Tempo und ist für mich ein rasanter Einstieg in das Album, der sehr wohl progressiv klingt.

"Empire of a thousand days" beginnt mit einem arabischen Gebet und erzeugt dabei eine sehr fremde Stimmung, die sich zuerst auch fortsetzt. Der erste Teil des Songs ist dabei weniger eingängig als bisherige Arena-Stücke, so daß man sich ein wenig reinhören muß. Ausgestattet mit vielen Breaks, teilweise etwas spärlich instrumentiert - aber interessant. Der Instrumentalteil wird von einem Kirchenorgelsound eingeleitet und bietet dann ein wundervolles Gitarrensolo von Keith More, das die aufgestaute Spannung im ersten Teil auflöst und einfach nur schön klingt.

"Medusa" ist dann wieder ein kurzes Lied, das erneut im besten Sinne des Wortes radiotauglich ist. Es wartet mit einem tollen Gitarrenriff und schöner Melodie auf. Die Mellotronsounds von Nolan lassen dabei aber einen nie vergessen, daß es ein Song mit Progrock-Einschlag ist, auch wenn er rein strukturell dem Schema Vers-Chorus-Solo-Chorus folgt. Ein sehr eingängiges Lied, das eine wunderbare Abwechslung für mich darstellt. Es ist "einfach", lange Progrock-Songs zu schreiben, dieses Genre aber mit kurzen und "hitverdächtigen" Liedern zu formulieren finde ich da ebenso aufregend.

Mit "Crying for help VII" folgt ein beeindruckender A-Capella Song, der zeigt, daß Paul Wrightson ein großartiger Sänger ist. "Fool's Gold" ist dann wieder ein Progrock-Lied mit allen Ingredenzien dieses Genres - der absolute Höhepunkt des Albums ist aber auch diesmal wieder der Schlußtrack - "Sirens".

Das vorangehende sehr stille, atmosphärische und mit einem (synthetischen) Frauenchor ausgestattete "Crying for help VIII" bildet hier sozusagen die Ouverture zu einem grandiosen Lied.

"Sirens" erinnert von der Struktur her an "Solomon" vom Vorgängeralbum, es gibt also einen sehr sinnlichen und eher zarten Beginn, um dann im Instrumentalteil gewaltig an Tempo und Power zuzulegen. Dieses Lied wird dabei zu jeder Zeit mit einer Leidenschaft und Hingabe vorgetragen, daß es das bereits sehr starke "Solomon" für mich sogar übertrifft.

"Pride" ist in mancherlei Hinsicht von der Stimmung her etwas facettenreicher ausgefallen als das Debutalbum - insgesamt aber setzt es den Musikstil kontinuierlich fort. Etwas sehr gutes wurde hier und da verfeinert, manchmal ein wenig verändert und weiterentwickelt - und als Ergebnis kommt ein hochklassiges Progrock-Album heraus, das für mich, wie bereits das Debut der Gruppe, zum besten zählt, was das Genre in den 90er-Jahren und auch generell hervorgebracht hat. Man muß bei solchen Gruppen nicht der Vergangenheit hinterhersehen, sondern kann sich an der Gegenwart erfreuen.

14 Punkte


The Cry
(1997 - Jowitt, Nolan, Mitchell, Pointer, Wrightson)

Dieses Minialbum bietet den gesamten "Crying for help"-Zyklus der beiden vorangegangenen Alben hier in neu arrangierter und eingespielter Form. Auch bildet diese EP den Einstieg des neuen Gitarristen John Mitchell. Keith More hatte Arena verlassen, um seine eigene Solokarriere zu entwickeln.

Als Einstieg in die Musik von Arena ist "The Cry" nur bedingt zu empfehlen, da hier nur ein sehr enges Spektrum der Musik dargeboten wird, die Arena ansonsten spielt. Und diejenigen, die die zwei vorherigen Alben kennen, bekommen nicht viel neues - aber interessant sind die Neufassungen der "Crying for help"-Lieder auf jeden Fall.

So ist der Gesamttenor des Albums sehr still und ruhig, fast vollkommen instrumental, wie es halt schon die Originale waren. Das ehemals a-capella gesungene "Crying for help VII" wird hier von der Gitarre begleitet und kann in der Form ebenfalls bestechen.

Die einzigen neuen Lieder sind ein wundervolles Akustikgitarrenstück des neuen Gitarristen John Mitchell und "The Healer" der den Songzyklus beschließt. "The Healer" schließt an solche Lieder wie "Welcome to the cage" oder "Medusa" an, ist also sehr eingängig und relativ kurz, dabei aber stark progressiv durchsetzt. Wobei ich aber die beiden kurzen Lieder von "Pride" ein wenig besser finde. Nichtsdestotrotz ist "The Healer" ein guter Abschluß der "Crying for help" Reihe.

Insgesamt ist "The Cry" ein besinnliches Album für zwischendurch. Mir gefällt es sehr.

11 Punkte

The Visitor
(1998 - Jowitt, Nolan, Mitchell, Pointer, Wrightson)

Mit "The Visitor" liefern Arena ein grandioses Konzeptalbum ab. Es handelt (wenn ich es richtig verstehe) vom Tod, bzw. dem unmittelbaren Erleben des Todes und der eventuellen Rettung vor dem Tod am Ende. Ein depressiver Mann bricht in das Eis eines Sees ein und erlebt seine letzten Sekunden, als plötzlich der mysteriöse "Visitor" hinzustößt. Es folgt eine Phase der Selbstreflektion und der Mann wird mit verschiedenen Charakteren, die anscheinend Facetten seiner Persönlichkeit darstellen, konfrontiert. Am Ende zieht der "Besucher" den Mann schließlich wohl aus dem Eis heraus (auch wenn ich das nicht für ganz sicher halte, wenn ich an das Ende der CD denke).

Mit dieser Story ist auch die Grundstimmung vorgegeben, sie ist diesmal düsterer als zuvor.

Die Musik hat sich auch ein wenig geändert, so sind die Lieder allesamt kürzer geraten, Progrock-Lieder wie "Solomon" oder "Sirens" gibt es diesmal nicht, so wie auf "The Visitor" auch kein Lied wirklich herausragt, sondern das Album als ganzes einfach als Einheit zu sehen ist.

Progressiv geht es aber sehr wohl zur Sache, wenn auch nicht mehr ganz so sehr wie auf den vorangegangenen Alben vielleicht, so man es überhaupt messen will und kann. Wichtig ist für mich einfach nur gute Musik.

Schon der Opener "A crack in the ice" zeigt an, daß Arena trotz der diesmal relativ kurzen Lieder alles andere als Rock/Pop spielen. Es beginnt mit einem herzschlagartigen Keyboardsound, dazu hört man im Hintergrund den leisen Sinuston eines Herzmonitors, der die "Flatline" anzeigt- und danach setzt die E-Gitarre mit dem Grundthema von "The Visitor" ein. John Mitchell zeigt hier, daß man Keith More nicht vermissen muß. Es klingt sehr leidenschaftlich wie auch schon auf vorangegangenen Alben.

Im Gesangsteil fehlt als Begleitung auch nicht das Mellotron - obschon bereits hier bemerkbar wird, daß auf "The Visitor" mit weniger Breaks gearbeitet wird, es konzentriert sich diesmal noch mehr auf die Melodien und Stimmungen. Wobei aber der inzwischen charakteristische Arena-Sound sehr wohl zum Tragen kommt.

Als Lieder möchte ich noch "The Hanging Tree", "Tears in the rain" und "The Visitor" erwähnen. "Hanging Tree" ist sehr stimmungsvoll ausgelegt, zuerst eher still, nur mit Akustikgitarre und dem diesmal tiefen Gesang Paul Wrightsons, um dann zum Ende hin sehr leidenschaftlich zu geraten - dieser Song erinnert noch am ehesten an "Solomon" oder "Sirens", ist dabei aber kompakter ausgefallen.

"Tears in the rain" ist eine wundervolle Ballade im Stile von "Crying for help IV" und das abschließende "The Visitor" ist am ehesten noch als DER Höhepunkt zu verstehen, in einem Album, das aus einem Guß gemacht ist und für mich auf knapp 62 Minuten jederzeit voll überzeugt. "The Visitor" jedenfalls bietet zum Schluß ein großartiges und wundervolles mehrminütiges Gitarrensolo von Mitchell und geht dabei voll unter die Haut, jagt einem Schauer über den Rücken.

Am Ende klingt das Album so aus, wie es begonnen hat. Herztöne - und dann die Flatline, bloß daß diesmal die Herztöne aussetzen und man die letzten 17 Sekunden nur noch den hohlen Sinuston des Herzmonitors hört. Mir gefällt "The Visitor" sogar noch besser als die beiden Alben zuvor - soweit das noch möglich sein kann. Die anderen Alben bieten vielleicht die eine Prise mehr Progrock-Sound, "The Visitor" aber brilliert durch die erzeugte Stimmung, diese Intensität und Leidenschaft, die zusammen damit auch die Story interessant machen.

Als Vergleich fällt mir hierzu IQ's "Subterranea" ein - auch ein Konzeptalbum, aber mich läßt es irgendwie gleichgültig. "The Visitor" nicht. Es nimmt einen mit auf die Reise. Und es ist von vorne bis hinten mit guter Musik voll gepackt.

15 Punkte


Immortal?
(2000 - Mitchell, Nolan, Pointer, Salmon, Sowden)

Arena haben 1998 mit "The Visitor" einen Klassiker des Neoprogs abgeliefert. Das Album überzeugte in jeder Sekunde durch intensive Stimmung und hervorragende Musik, es war in meinen Augen ein perfektes Album. Was kann aber danach kommen?

Mal wieder hat sich das Line-Up der Band verändert. Sänger Paul Wrightson verließ im Zwist die Band - ein herber Verlust, wie ich finde - und kurze Zeit später verließ auch Bassist John Jowitt Arena (er spielt nun wieder bei Jadis und natürlich immer noch bei IQ). Als Ersatz hat man mit Sänger Rob Sowden und Bassist Ian Salmon zwei Musiker herangezogen, die auch vorher schon mit Clive Nolan zusammengearbeitet haben.

Mit Spannung wartete ich auf die ersten Töne vom neuen Album. Das Cover läßt interessante Assoziationen entstehen - und auf der Rückseite läßt die Tracklist aufhorchen. Es gibt zwar nur sieben Lieder, von denen fünf auch eher kurz sind (zwischen vier und sechs Minuten), doch dafür mit "Moviedrome" auch ein Stück, das knapp 20 Minuten lang ist... Doch da ich beim ersten Hören nicht gleich zappen will, ganz der Reihe nach.

Immortal? beginnt mir Fliegengeschwirr (als ob ein Kadaver von Aasfliegen umsurrt wird) und langsam blendet sich Rob Sowdens Stimme ein "Take a leap of faith if you want to find out..." Also höre ich zu, um herauszufinden, was Arena 2000 uns an Musik schenken.

Es fällt sofort auf, daß Clive Nolan seine Keyboardsounds fast komplett erneuert hat. Der Opener "Chosen" klingt überhaupt nicht nach retrospektiver Musikschau, sondern kommt sehr modern rüber. Als die ersten Breaks einsetzen wird auch sofort klar, daß Arena trotz des neuen Soundgewands immer noch Progrock zelebrieren.

Und doch sind die Änderungen nicht zu überhören: ich vermisse Paul Wrightson. Rob Sowden hat sicherlich eine warme und angenehme Stimme, aber Paul Wrightson verlieh Arena eine zusätzliche Note an Gefühl, Leidenschaft und Tiefgang, die Paul Sowden doch irgendwie fehlt. Ich kann mir zur Zeit nicht vorstellen, wie Paul Sowden z.B. "The Visitor" interpretieren soll. Sein Gesang klingt ein wenig zu drucklos auf mich und ich bin mir nicht sicher, ob Arena ihren neuen Frontman klug gewählt haben.

Aber die Macht der Gewohnheit ist stark, man sollte dem neuen Sänger eine Chance und den Ohren Zeit geben, sich ein wenig an ihn zu gewöhnen.
Nach dem schönen Einstieg mit "Chosen" kommt eine stilles Lied auf Akustikgitarrenbasis, das mich nicht sonderlich begeistern kann. "Waiting for the flood" hat eine nette Mitsummleodie, plätschert aber ein wenig vor sich hin, am Ende gibt es ein kurzes Schmankerl von Clive Nolan, der ein wenig "Strawberry Fields" Atmosphäre mit der Mellotron-Flöte verbreitet.

"The Butterfly Man" dauert fast neun Minuten und nimmt die Tradition von den Arena-Epen auf, stillere Gesangspassagen, leidenschaftliche Instrumentaleinlagen - die Langeweile vom vorigen Lied ist wieder vergessen. Und allmählich kommt mir Rob Sowdens Stimme auch schon ein wenig sympathischer und emotionaler vor.

"Ghost in the firewall" erinnert mich streckenweise ein wenig an Pink Floyd zu "The Wall" Zeiten, ist aber sehr gut geraten - und das Lied paßt sehr gut zu Sowdens Gesang, der hier sehr gut klingt. Auch hier fällt wieder sehr der gute renovierte Sound von Nolans Keyboards auf.

"Climbing the net" präsentiert ein nettes Uptempo Lied, wie es auch schon "Welcome to the cage" oder auch "Medusa" war, wobei dieses hier eine Spur poppiger klingt (der Anfang erinniert mich an Pendragon, wo Clive Nolan ja auch die Keyboards spielt). Das Lied ist allerdings kein echtes Highlight, bietet aber in der Mitte sehr schöne Gitarrenarbeit von John Mitchell.

Und nun kommt "Moviedrome". Die 20-Minuten Liga im Progrock ist sehr prominent besetzt, doch die Hochphase liegt auch schon mehr als 25 Jahre zurück - wer also ein Epos im Stile von "Close to the edge" oder "Supper's Ready" erwartet, sollte sich auf anderes gefaßt machen.

"Moviedrome" ist der große Höhepunkt des Albums und würde alleine auch schon den Kauf rechtfertigen. Es bietet Stimmung (wunderbarer Choreinsatz zu Beginn des Liedes z.B.), epische Klänge (John Mitchell zeigt, was in ihm und seiner E-Gitarre steckt) und sehr schöne Melodien - der einzige kleine Wermutstropfen ist der Gedanken an Paul Wrightson und seiner Interpretation dieses Meisterwerkes von Arena, obwohl Paul Sowden durchaus eine gute Leistung bietet.

"Moviedrome" - das ganze Album eigentlich - bietet vor allem für Gitarrist John Mitchell eine Spielwiese. Der dominante Musiker ist nicht etwa Clive Nolan, er hält sich mit den Keyboards ziemlich zurück und überläßt weitesgehend Mitchells beeindruckendem Spiel die Bühne.
Aufgrund der Länge ist "Moviedrome" in verschiedene Passagen aufgeteilt, angefangen mit dem zarten Frauenchoral zu Beginn, hin zu epischen Gitarrenklängen, einem sehr modern klingenden Gesangsteil, kürzeren Keyboardeinlagen, einer stilleren Mittelpassage und langen, wunderschönen, harten und leidenschaftlichen E-Gitarreneinlagen, wobei das Grundthema von "Moviedrome" sich wie ein roter Faden durch das ganze Werk zieht.

"Moviedrome" ist in meinen Augen eines der besten 20-Minuten Stücke der letzten zwei Jahrzehnte und bietet all das, was man an Neoprog mag.

"Friday's Dream" ist schließlich nach dem sehr dramatischen "Moviedrome" der besinnliche Ausklang von Immortal? und im Gegensatz zum Akustikstück "Waiting for the flood", ist "Friday's night" sehr gut gelungen.

Was bleibt als Fazit stehen?
Immortal? ist nach "The Visitor" das zweite Konzeptalbum von Arena. Immortal? nimmt sich erneut eines recht düsteren Grundthemas an, Religion und religiöser Obsession in all seinen Spielarten (so ich die Texte im ersten Anlauf richtig interpretiere), erzählt aber nicht wie "The Visitor" eine durchgängige Geschichte - so ist jedes Lied in sich abgeschlossen und Überblendungen fehlen fast völlig.

Rob Sowden gibt sich alle Mühe, ist aber ein wenig gewöhnungsbedürftig. Während John Carson und Paul Wrightson noch recht ähnlicher Sängertypen waren, klingt Rob Sowden völlig anders, ich finde, daß er noch am ehesten eine Schwachstelle darstellt.

Die Musik von Arena hat sich weiterentwickelt und dabei auch verändert. Der "typische" Progsound der ersten beiden Alben ist nur noch in Spuren vorhanden - Arena entwickeln mehr und mehr einen ganz eigenen Stil.

Was auffällt, ist die doch überwiegende Kürze der Stücke, von denen allein der Opener "Chosen" als Progrock bezeichnet werden kann. Die beiden stilleren Lieder "Waiting for the flood" und "Friday's dream" sind Balladen, mit typischem Vers-Refrain Schema. Allein "Chosen", "The Butterfly Man" und natürlich "Moviedrome" schlagen voll in die Progkerbe.

Arena haben mit Immortal? einen guten Nachfolger von "The Visitor" abgeliefert und mit "Moviedrome" ein exzellentes Epos kreiert - doch die Klasse und Gefühlsdichte von "The Visitor" oder auch den Einzelstücken "Solomon" und "Sirens" erreicht das neue Album in der Gänze betrachtet nicht. Dafür mangelt es manchmal ein wenig an Dynamik und Härte.

Immortal? ist aber auf jeden Fall ein sehr lohnenswertes Album, es bietet einige echte Höhepunkte, dafür aber auch ein, zwei kleine Durchhänger. Ich vermisse am meisten Paul Wrightson als Sänger - Paul Sowden hat ein sehr schweres Erbe angetreten. Ich denke aber, daß nach weiteren Hördurchgängen Paul Sowden vielleicht noch Pluspunkte gewinnen kann.

Arena ist mittlerweile ein fester Faktor in der Proglandschaft und mit Immortal? haben sie sich an der Spitze behauptet. Mit ihrem vierten regulären Studioalbum haben sie wieder eine (noch) sehr gute Arbeit veröffentlicht und ich kann jedem den Kauf des Albums empfehlen.

13 Punkte


Contagion
(2003 - Mitchell, Nolan, Pointer, Salmon, Sowden)

Lang war die Wartezeit für das neue Arena-Album. Eigentlich schon für Mitte 2002 ursprünglich angekündigt verschob sich der Veröffentlichungstermin immer weiter nach hinten, ehe das Album im Spätherbst 2002 fertiggestellt war. Doch veröffentlicht wurde das Album erst Ende Januar. Hat sich das Warten gelohnt?

Auf jeden Fall. Auf "Contagion" zeigen sich Arena etwas gereifter noch, man beschreitet ein paar neue Pfade, ohne dabei die Wurzeln zu vergessen.

Zuallererst fällt auf, daß sich diesmal sage und schreibe 16 Lieder auf der CD tummeln. Und in der Tat dauern die Songs nie viel länger als 4 Minuten. Man kann sagen, daß Arena diesmal sehr viel mehr Ideen in das Album gepackt haben. Wo vorher eine sehr gute Idee auf 15 Minuten auch mal ausgeweitet wurde, wird sie jetzt kompakter präsentiert.

"Contagion" zeigt sich dabei härter auch als die Vorgänger. Auf "Immortal?" ging man erste Schritte dahin, auf "Contagion" wird der Weg fortgesetzt. John Mitchells Gitarren krachen immer wieder mal aus den Lautsprechern, daß es eine Freude ist. Clive Nolan läßt aber auch nichts anbrennen und setzt mit seinen Keyboards ein ums andere Mal starke Akzente, so daß man man weder von Keyboarddominanz noch von Gitarrenvorherrschaft sprechen kann.

Es zeigt sich dabei wohl auch, daß zum ersten Mal überhaupt das neue Studioalbum das selbe Line-Up wie der Vorgänger aufweist. Die Band scheint sich endlich gefunden zu haben und zeigt sich sehr harmonisch.

Auch Rob Sowden, mit dem ich bei "Immortal?" noch ein paar Probleme hatte, fügt sich mittlerweile gut ins Bild ein. Manchmal würde ich ihn mir noch etwas dynamischer wünschen, doch seine Gesangsarbeit auf "Contagion" ist dennoch sehr hörenswert geraten. Was auch daran liegen mag, daß Clive Nolan hauptverantwortlich für Texte und Gesangslinien ist.

Einzelne Lieder aus dem Album hervorzuheben fällt schwer. Gelungen sind sie mehr oder minder alle sehr, so daß man sich "Contagion" am besten an einem Stück anhört.

Einer der Kritikpunkte ist aber, daß es sich bei "Contagion" um ein Konzeptwerk handeln soll, dessen Konzept eigentlich völlig im Unklaren bleibt. Genaugenommen habe ich es auch nur der offiziellen Arenawebsite entnommen, daß als Basis für die Lieder eine Kurzgeschichte von Clive Nolan dient. Sie findet sich jedoch auf dem Alben nirgendwo angedeutet, so daß der Hörer auf sich allein gestellt ist. Die Texte sind wie immer etwas rätselhaft geraten, aber offenbar beschreibt das Album - wie auch "The Visitor" - die Lebenskrise eines Mannes und wie er sie bewältigt. Mehr Aufklärung soll es später im Jahr geben, wenn Arena auch noch zwei EPs veröffentlichen werden, für die im Digipack bereits Einschubfächer vorhanden sind. Arena wollten so die Veröffentlichung eines Doppelalbums vermeiden.

Ein anderer Kritikpunkt könnte eine gewisse Ähnlichkeit zu früheren Alben an gewissen Stellen sein. So fühlt man sich dann und wann an "The Visitor" erinnert. Andererseits ist das natürlich auch der Stil der Band, oder von Nolan, weswegen man die Band mag.

Die Musik jedenfalls läßt keine Zweifel offen. Nolan hat mal wieder einige sehr schöne Melodien und Refrains aus dem Ärmel gezaubert, zusammen mit den Ergänzungen von John Mitchell und Mick Pointer ergibt das sehr eingängige, aber dennoch progressive Lieder. Arena beweisen eindrücklich, daß guter Progrock nicht immer 20 Minuten andauern muß. Doch es gibt auch ein paar musikalische rote Fäden auf dem Album, die den Zusammenhalt verstärken und noch mehr dazu drängen, sich das knapp einstündige Album am besten durchgehend in seiner Gesamtheit anzuhören.

Wenn ich Höhepunkte nennen soll, dann "Painted Man", das großartige "Salamander", die besinnliche Ballade "Mea Culpa" und das hymnenhafte Schlußlied "Ascension", was mit zum besten gehört, das Arena gemacht haben. Zur Zeit bekomme ich "Contagion" nur schwer aus dem CD-Spieler. Fans der Gruppe können und werden ohnehin zugreifen. Wer Arena vielleicht aber noch nicht kennt, bekommt jetzt die Chance ein großartiges Album einer der besten neuen Progbands zu kaufen. "Contagion" ist ganz sicher einer der Höhepunkte dieses Jahr. Und für mich im Vergleich zu "Snow" von Spock's Beard und "Unfold the future" von den Flower Kings das stärkste Album.

14 Punkte

Contagious
(2003 - Mitchell, Nolan, Pointer, Salmon, Sowden)

Arena hatten schon bei der Veröffentlichung von "Contagion" angekündigt, dass es diesmal eigentlich genug Songmaterial für ein Doppelalbum gegeben hatte. Doch anstatt ein Doppelalbum zu bringen, entschied man sich dafür, im Laufe des Jahres 2003 dem eigentlichen Album zwei EPs nachfolgen zu lassen, zu einem "relativ moderaten Preis", wie gesagt wurde. In der Limited Edition von "Contagion" gibt es bereits zwei Einsteckplätze für die beiden EPs.

Nachdem es "Contagious" schon vorab bei der Tour von Arena zu kaufen gab, ist die EP nun Ende Juli offiziell im Handel erschienen. Es befinden sich vier neue Lieder darauf, dazu ein "Dance"-Remix von "Witch Hunt" und etwas Multimediamaterial, wobei die Ghost Tracks mit John Mitchell als Sänger, die dazu dienten, dass Rob Sowden die Melodielinien lernen konnte, ehe er ins Studio mußte, recht kurios bzw. interessant sind. Den Rest des Materials kann man sich aber getrost sparen, es ist doch ziemlich unspektakulär.

Überhaupt nicht unspektakulär ist "The Vanishing Act" (das laut Booklet direkt auf "Painted Man" folgt in der Geschichte), das ein klasse aufgelegtes Instrumental ist, bei dem John Mitchells treibende E-Gitarre und einige schöne Keyboardpassagen von Nolan einen fragen lassen, warum das Instrumental es nicht aufs Album geschafft hat.

"I Spy" ist dann ein Stück mit Gesang und ebenfalls gut geraten, wenn auch von der Melodie her etwas schwächer. Mitchells Gitarre und Nolans Keyboards sind aber erneut hochklassig und tragen viel zur Stimmung bei.

"Contagious" ist das nächste Instrumental und hätte im Kontext des Albums mehr Sinn gemacht als hier, wo es für sich betrachtet nicht ganz die Wirkung erzielt. "The Hour Glass" ist eine kurze Ballade mit Akustikgitarrenbegleitung und zwar recht nett, aber auch nicht wirklich essentiell.

Der "Special Remix" von Witch Hunt (für den übrigens Threshold-Keyboarder Richard West verantwortlich ist) ist dann letztlich auch nur als Scherz bzw. Kuriosität zu verstehen. Immerhin zeigt es, wie sehr das Arrangement doch Einfluß auf das Songmaterial hat.

"Contagious" richtet sich primär an Arena-Fans, die bereits "Contagion" besitzen. Und solchen ist die EP durchaus zu empfehlen, gibt es doch zwei sehr gelungene Lieder, die es auch auf "Contagion" hätten schaffen sollen. Die anderen beiden Tracks fallen etwas ab, aber dafür ist es halt die EP mit dem ersten Teil an übrig gebliebenen Songs...

Angesichts der Ankündigung damals, die EP zu einem ordentlichen Niedrigpreis anzubieten, finde ich aber knapp 10 Euro dann doch etwas teuer, zumal man ein reguläres Album für 5 Euro mehr schon bekommt. Aber die Preispolitik auf dem CD-Markt ist eine ganz eigene Diskussion.

Alles in allem ist "Contagious" ok. Kein Knüller, aber für Arena-Fans, die "Contagion" besitzen und mochten zu empfehlen.

Wer Arena nicht kennt sollte bei Interesse an der Band, die gewiss zu den besten im Proggenre gehört, auf jeden Fall zuerst "Contagion" kaufen (oder eines der älteren Alben) und nicht zur EP greifen, die Neuhörer vermutlich etwas enttäuschen würde.

11 Punkte


Contagium
(2004 - Mitchell, Nolan, Pointer, Salmon, Sowden)

Nun ist das letzte Kapitel der "Contagion"-Saga endlich erschienen. Mit "Contagium" lösen Arena endgültig fast alle noch offenen Fragen auf. Die Mini-CD bietet dafür drei neue Lieder und - wie schon auf der vorherigen Mini-CD - einen Special Remix, diesmal von "Salamander".

Als Bonusmaterial gibt es Bildschirmschoner, Ghostvocals, ein Video und vor allem endlich die Geschichte, die als Ausgangsstoff für "Contagion" diente. Zusammen mit der definitiven Trackliste, die alle veröffentlichten Lieder in die richtige Reihenfolge bringt.

Für Arena Fans ist damit "Contagium" natürlich ein Pflichtkauf. Auch wenn sich die Geschichte des Konzeptalbums bei näherer Betrachtung als etwas wirr herausstellt und bei weitem nicht alle Fragen beantwortet. Sehr viel möchte ich über das Konzept auch nicht verraten, das soll jeder für sich selbst herausfinden. Die Geschichte wird Lied für Lied erzählt, so daß zumindest die tiefere Bedeutung der einzelnen Stücke endlich klarer wird.

Die drei neuen Lieder gliedern sich nahtlos in das bisherige "Contagion"-Werk ein. Soll heißen, die Lieder sind durchweg gelungen, es gibt eine mittelschnelle Nummer mit "On The Edge Of Despair", das bombastische "The March Of Time", das mit 7:30 Minuten auch das längste Lied des gesamten Konzeptes geworden ist, und abschließend das schmucke Instrumentalstück "Confrontation", das vor allem Gitarristen John Mitchell ein Forum bietet, sozusagen als Ausgleich für das ein oder andere keyboarddominierte Instrumental auf dem "Contagion"-Album.

Abschließend betrachtet ist das "Contagion"-Gesamtwerk ohne Zweifel hochklassig geraten. Die dahinterstehende Marketingpolitik ist zwar clever, aber ob sie auch angebracht war, ist eine andere Frage. Sicherlich hätte ein Doppelalbum damals etwas mehr gekostet, aber wenn man sich das Album und die beiden Mini-CDs kauft, zahlt man deutlich mehr. Schade ist, daß das Konzept des Konzeptalbums erst über ein Jahr später mit "Contagium" aufgehellt wird. Das Album als solches bot keine Anhaltspunkte, die geholfen hätten, die Story zu verstehen.

Ich glaube, ein Doppelalbum, zusammen mit den besten Bonusmaterialen der Mini-CDs, wäre die bessere Lösung gewesen. Immerhin kann der Besitzer der Digipak-Ausgabe von "Contagion" die beiden Mini-CDs in die dort schon vorgesehenen Fächer stecken.

So oder so sollte "Contagium" keinem Arena-Fan fehlen. Als Einstieg in die Musik der Band ist die CD sicherlich auch einigermaßen geeignet, da die Stücke einen durchaus repräsentativen Querschnitt durch das aktuelle Schaffen bieten. Arena sind und bleibt eine der besten "neuen" Progrock-Bands. Ich bin einzig mal gespannt, ob es irgendwann noch eine Super-Sonder-Special-Edition von "Contagion" geben wird, auf der nicht nur alle Stücke in der richtigen Reihenfolge vertreten sind, sondern auch entsprechend ineinander übergeblendet werden. Denn natürlich wird das Klangefüge als solches zerrissen, wenn man sich die Mühe macht, alle Stücke als MP3 auf den Rechner zu holen und dort eine entsprechende Playlist anfertigt.

11 Punkte


Live
(2004 - Mitchell, Nolan, Pointer, Salmon, Sowden)

Mit "Live" legen Arena wieder mal ein Livealbum auf den Tisch. Ich bin nicht wirklich ein Fan von Livealben, so sie denn nicht etwas neues bieten oder aber zumindest die Atmosphäre des Konzertes gut einfangen. Oft habe ich das Gefühl, daß Livealben nur dazu dienen, geneigten Fans noch etwas mehr Geld aus der Tasche zu ziehen. Und so frage ich mich schon, warum Arena nach nur einem Studioalbum erneut eine Live-CD veröffentlichen, nach dem letzten Livealbum "Breakfast in Biarritz" jetzt eben das schlicht betitelte "Live". Immerhin handelt es sich um ein Doppelalbum mit 110 Minuten Spieldauer und gibt das komplette Konzertprogramm wieder. Die erste CD widmet sich dabei allein dem letzten Studioalbum "Contagion".

"Contagion" wird allerdings nur in gekürzter Fassung vorgetragen, fünf Lieder wurden ausgespart, doch die Höhepunkte von Contagion sind natürlich vertreten. Zur Musik gibt es nichts neues zu sagen: "Contagion" ist ein exzellentes Werk. Live klingt es etwas rauher als im Studio, einzig nennenswerter Unterschied zur Studiovariante ist ein schönes Gitarrensolo von John Mitchell zum Ende von "Ascension", das man sich so auch für die Studiovariante gewünscht hätte.

Die zweite CD beinhaltet einen Streifzug durch vergangene Arenawerke, es gibt ein wenig von "The Visitor", etwas "Immortal?" und mit "Solomon" auch den Klassiker des Debutalbums. Gespannt war ich darauf, wie sich Sänger Rob Sowden bei den älteren Liedern von Arena schlägt, nachdem ich Arena vor einiger Zeit mal live als Vorband von Saga gesehen hatte und Sowden leider recht uninspiriert fand. Ich habe zwar mittlerweile meinen Frieden mit Sowden geschlossen und finde, daß seine Stimme recht gut zum neuen Material paßt, das sicherlich aber auch für seine Stimmlage entsprechend komponiert wurde, denke aber immer noch, daß sowohl Paul Wrightson als auch John Carson die besseren Sänger waren.

Rob Sowden schlägt sich sowohl auf "The Hanging Tree" als auch auf "Solomon" aber ganz ordentlich, erreicht jedoch nicht immer jene Höhen, die seine beiden Vorgänger noch erreichen konnten, weshalb Sowden immer wieder auch mal etwas tricksen muß und die Tonlage ändert, damit seine Stimme nicht überstrapaziert wird. Die Leidenschaft und Ausdruckskraft der Originale gehen dabei etwas verloren, aber es ist auch nicht so schlimm, daß man sich übermäßig gestört fühlt. Dennoch ziehe ich die Originale den Liveversionen hier immer vor, so daß diese Stücke am ehesten für Fans interessant sind, die mal im direkten Vergleich den Unterschied zwischen Sowden und seinen Vorgängern hören möchten. Die Unterschiede werden vor allem auch beim ursprünglichen A-Capellastück "Crying For Help VII" deutlich, das nun mit Bandbegleitung gespielt wird und Sowden eher als jemanden zeigt, der sich am Sprechgesang übt. Hier vermisse ich Paul Wrightson wieder mal am meisten. Instrumental gibt es nicht viel zu sagen, außer daß Clive Nolan, John Mitchell, Mick Pointer und Ian Salmon allesamt hervorragend spielen, vor allem Mitchell und Nolan brillieren immer wieder.

Bleibt noch die Frage, wer nun das aktuelle Livealbum von Arena braucht. Eigentlich niemand. Fans von Arena werden die fraglichen Studioalben aller Wahrscheinlichkeit nach bereits besitzen. Wer Arena bisher nicht mochte, wird auch vom Livelalbum nicht bekehrt werden. Die Musik an sich ist natürlich großartig, daran besteht kein Zweifel und ich möchte es nochmal betonen, daß musikalisch Arena sich in der höchsten Liga befinden, aber es wird eben auch nicht viel neues geboten, außer einem neuen Sänger bei alten Stücken, die nicht wirklich für seine Stimme komponiert wurden.

Die Liveatmosphäre des Albums beschränkt sich auf die obligatorischen Beifallsbekundungen zwischen den Liedern, ich finde, da haben es Enchant dieses Jahr sehr viel besser gemacht. Ich für meinen Teil freue mich auf das zehnjährige Jubiläum von Arena im nächsten Jahr und auf das angekündigte neue Studioalbum. Das aktuelle Livealbum wird bei mir in Zukunft wohl eher Staub ansetzen. Der geneigte Fan macht nichts falsch, wenn er sich das Livealbum antut. Wenn ich aber Arena hören möchte, greife ich zu den Studioversionen.

8 Punkte


Pepper's Ghost
(2005 - Mitchell, Nolan, Pointer, Salmon, Sowden)

Wie die Zeit vergeht… ich weiß heute noch, wie ich einst im Plattenladen um die Ecke nach neuen CDs stöberte und mir der Sticker auf einem Album auffiel "Ex-Marillion Drummer's Mick Pointer New Band". Ohne jemals von der Band gehört zu haben, kaufte ich mir die CD. Das war 1995, vor beinahe zehn Jahren. Arena feiern 2005 tatsächlich schon ihr zehnjähriges Bandjubiläum, es hat bisher fünf Studioalben gegeben, einige Livealben, mehrere Mini-CDs und etliche Umbesetzungen. Als einzige Konstanten haben sich seit den Anfangstagen Mick Pointer und Clive Nolan gehalten. Und was einst als Mick Pointers erstes Soloalbum begann, entwickelte sich zum vollausgewachsenen Bandprojekt.

"Pepper's Ghost" ist jetzt das sechste Studioalbum von Arena. Und immerhin schon das dritte in identischer Besetzung.
Rechtzeitig zum Jubiläum hat sich die Band ein neues Image verpaßt. Auf dem Cover der CD prangt eine aufwendige viktorianische Illustration, die die einzelnen Bandmitglieder als eine Art Liga der außergewöhnlichen Gentlemen präsentiert: jedes Bandmitglied stellt jetzt einen Comichelden dar, mit passender Geschichte dazu im Booklet. Drollig.

Aber zur Musik: "Pepper's Ghost" stellt nach dem Konzeptalbum "Contagion" eine Rückkehr zum eher klassischen Arena-Format dar. Soll heißen, die Lieder sind wieder länger geworden und stehen mehr oder minder für sich alleine. Zwar verbindet auch "Pepper's Ghost" ein roter Faden, nämlich die Welt der Wahrnehmung, Fehlinterpretationen und des Wahnsinns, es wird aber keine durchgehende Geschichte mehr erzählt. "Pepper's Ghost" stellt damit den Zirkelschluß zum Debutalbum "Songs From The Lions Cage" her, inklusive eines überlangen Epos am Schluß des Albums.

Arena haben schon immer ein Händchen für bombastische, theatralische Musik gehabt, die gerne auch im Pathos schwelgt. "Pepper's Ghost" ist ein ausgezeichnetes Exzempel dafür. Und so ist es auch nur folgerichtig, wenn das abschließende "Opera Fanatica" kurz auch mit echten Opernsängern arbeitet. Es paßt sehr gut zu Arena.

"Pepper's Ghost" wird wohl niemanden zum Arena-Fan machen, der die Band auch bisher nicht mochte, Arena tun eben das, was sie am besten können: sehr melodische, bombastische Songs zu kreieren, die Elemente des Melodic und Progressive Rocks geschickt miteinander verbinden. Wie immer kann Clive Nolan mit seinen Keyboards glänzen, John Mitchells E-Gitarre hat sich mittlerweile ebenfalls etabliert und er drückt mit seinem Spiel mehr als einmal den Songs seinen Stempel auf. Mitchell sorgt dafür, daß Arenas Musik die nötige Härte besitzt. Bassist Ian Salmon und Sänger Rob Sowden sind solide Mitstreiter, und die Kritik an Schlagzeuger Mick Pointer konnte ich noch nie nachvollziehen. Mir gefällt das Zusammenspiel der Band sehr.

Das Album atmet viel von der Theatralik früher Progressive Rock Werke ohne dabei alte Meister zitieren zu müssen. Arena fahren schon lange nicht mehr im Fahrwasser der frühen Marillion, sondern haben sich ihre eigene musikalische Identität zugelegt. Und wer Arena tatsächlich noch nicht kennt, bekommt jetzt endlich Gelegenheit, in die Musik der Band einzutauchen. Wer bombastisch-epische Musik mag, kommt an Arena nicht vorbei. Allerdings beweisen Arena, daß sie auch fragil zu Werke gehen können, wie die Ballade "The Eyes Of Lara Moon" beweist, das anfänglich tatsächlich ein wenig an "I've seen all good people" von Yes erinnert.

Arena beweisen auch im elften Jahr ihres Bestehens, daß sie zu den besten (Neo)Progressive Rockbands der Gegenwart gehören. "Pepper's Ghost" ist bereits einer der definitiven musikalischen Höhepunkte im Jahr 2005.

13 Punkte



Herzlichen Dank vom Musikzirkus an Gastschreiber Thomas Otto.
dan
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Re: Arena – 1995 bis 2005

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Gepostet: 15.04.2008 - 17:24 Uhr  ·  #2
Boah - um das alles zu lesen, muss ich mir Überstundenfrei nehmen! (Aber schon mal DANKE für die tolle Arbeit!)
caramel
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Re: Arena – 1995 bis 2005

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Gepostet: 08.09.2013 - 14:26 Uhr  ·  #3
Habe Arena mal wieder für mich entdeckt. Hier drehen sich abwechselnd die ersten 4 Alben (außer "The Cry"), und bei der Punktevergabe bin ich mir sicher. Sie liegen alle nahe beieinander:

Songs from the Lions Cage, 15 Punkte
Pride, 14 Punkte
The Visitor, 15 Punkte
Immortal?, 13 Punkte

@hmc,

- das neue Highlight am Progrock-Himmel
- dass Marillion selbst in guten alten Tagen niemals die Klasse von Arena heute erreichten
- intensive Stimmung und hervorragende Musik
- beweisen auch im 11.Jahr, daß sie zu den besten (Neo)Prog Rockbands der Gegenwart gehören

Dies sind nur einige Zitate aus deinem Text. Du hast vor 5 Jahren auch eine Menge Punkte vergeben.
Bleibst du heute noch bei dieser super Bewertung?


Ach ja... und mit mehr als 5jähriger Verspätung: DANKE für diese ausführliche Rezi!
Stattmeister
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Re: Arena – 1995 bis 2005

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Gepostet: 10.09.2013 - 08:49 Uhr  ·  #4
Die Band habe ich auch schon seit längerer Zeit auf meinem Radar. Nach der positiven Vorstellung muss ich wohl mal zuschlagen. Zumal es "The Visitor" gerade günstig für 10,99 Euros bei Just for kicks gibt.
nobby
 
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Re: Arena – 1995 bis 2005

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Gepostet: 23.03.2014 - 09:11 Uhr  ·  #5
Man muss schon gezielt suchen. Zuviel wurde hier verschoben und gelöscht, ist so!

Arena, meine Kombo der 90er. Danke für den thread und Danke an Clive und Co. für die herrlichen Momente in meinem Leben mit Euch, thx.
Trurl
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Re: Arena – 1995 bis 2005

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Gepostet: 23.03.2014 - 10:51 Uhr  ·  #6
Zitat

Man muss schon gezielt suchen. Zuviel wurde hier verschoben und gelöscht, ist so!



zu ARENA wurde nix gelöscht, und es ist einfach zu finden dank der alphabetischen Sortierung

zur Band: ich kenne nur die ersten 3-4 Alben und fand die schaurig :devil:

Progrock wie ich ihn gar nicht mag, voller Klischees ohne Eigenständigkeit.

trurl
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Re: Arena – 1995 bis 2005

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Gepostet: 23.03.2014 - 11:11 Uhr  ·  #7
Zitat geschrieben von Trurl

Zitat

Man muss schon gezielt suchen. Zuviel wurde hier verschoben und gelöscht, ist so!



zu ARENA wurde nix gelöscht, und es ist einfach zu finden dank der alphabetischen Sortierung

zur Band: ich kenne nur die ersten 3-4 Alben und fand die schaurig :devil:

Progrock wie ich ihn gar nicht mag, voller Klischees ohne Eigenständigkeit.

trurl


Och, wenn ich überlege, was ich alles seit den Anfangszeiten des Muzis so zu Arena geschrieben hab, dann ist meine Aussage schon zutreffend.
Ob Du die Band Arena schaurig findest oder nicht, ist mir so was von egal.
Du kennst die Band in der Anfangsphase nicht.
Trurl
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Re: Arena – 1995 bis 2005

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Gepostet: 23.03.2014 - 11:28 Uhr  ·  #8
Zitat geschrieben von nobby

Zitat geschrieben von Trurl

Zitat

Man muss schon gezielt suchen. Zuviel wurde hier verschoben und gelöscht, ist so!


.
Progrock wie ich ihn gar nicht mag, voller Klischees ohne Eigenständigkeit.

trurl

Och, wenn ich überlege, was ich alles seit den Anfangszeiten des Muzis so zu Arena geschrieben hab, dann ist meine Aussage schon zutreffend
Ob Du die Band Arena schaurig findest oder nicht, ist mir so was von egal.
Du kennst die Band in der Anfangsphase nicht.


lol. sind die ersten Alben nicht die Anfangszeit! Dann definierst Du wohl den Begriff ANFANG anders als ich.
sunny
 
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Re: Arena – 1995 bis 2005

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Gepostet: 23.03.2014 - 21:20 Uhr  ·  #9
hmc, danke für die schöne und detaillierte Vorstellung.
Die Band hat Höhen und Tiefen, zumindest aus meiner Sicht.

Manchmal läuft auch ein Album von Arena bei mir, aber wie bereits geschrieben, mit Licht und Schatten.

Hier mal eine nette Hörprobe:
http://www.youtube.com/watch?v=bVari01DAIs
frimp
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Re: Arena – 1995 bis 2005

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Gepostet: 23.03.2014 - 23:18 Uhr  ·  #10
Mit denen werde ich einfach nicht warm...
Moniek
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Re: Arena – 1995 bis 2005

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Gepostet: 24.03.2014 - 22:15 Uhr  ·  #11
Mal kurz reingehört und dieses hier für gut befunden

Arena
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Re: Arena – 1995 bis 2005

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Gepostet: 01.04.2014 - 18:19 Uhr  ·  #12
Zum ersten Reinschnuppern habe ich mir aktuell diese hier gekauft (mit 9,99 € auch günstig)



Ten Years on 1995-2005, eine quasi best of der ersten 10 Jahren. Mit jeweils 2 Tracks von "Visitor", "Pepper's ghost", Immortal?" und "Contagion" und jeweils 1 von "Lion Cage" und "Pride".

Erster Eindruck: "Peppers ghost" und "Visitor" kommen bestimmt in den Warenkorb.
Scoot
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Re: Arena – 1995 bis 2005

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Gepostet: 06.09.2015 - 10:21 Uhr  ·  #13
Mal wieder hoch damit...
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