Blodwyn Pig – Ahead Rings Out (Chrysalis 1969)
01. It's Only Love 3:23
02. Dear Jill 5:19
03. Sing Me A Song That I Know 3:08
04. The Modern Alchemist 5:38
05. Up And Coming 5:31
06. Leave It With Me 3:52
07. The Change Song 3:45
08. See My Way 5:06
09. Ain't Ya Comin' Home, Babe? 6:04
--------- boni -------
10. Sweet Caroline 2:51
11. Walk On The Water 3:42
12. Summer Day 3:44
13. Same Old Story 2:36
14. Slow Down 4:20
15. Meanie Mornay 4:45
16. Backwash 0:53
Mick Abrahams – guitar, vocals, seven-string slide guitar
Jack Lancaster – flute, violin, tenor/baritone/soprano sax, brass
Andy Pyle – Electric bass, six-string bass
Ron Berg – drums
Blodwyn Pig sind eine meiner 'kleinen lieblingsgruppen', denn die originalband existierte
nur 2 jahre und lieferte in dieser zeit nur zwei lps ab.
Aber, und das kann man sich heute kaum noch vorstellen, sie schufen
sich in damit einen großen fankreis; u.a. weil sie auf vielen festivals
gastierten und auch einen vielbeachteten Beatclub-auftritt ablieferten.
Ihr meisterstück mag aber gewesen sein, daß sie noch kurz vor ihrem
ableben eine show im legendären Fillmore West; San Francisco; ein-
spielten (den gibt’s vielleicht noch bei amazon, ansonsten im netz
suchen...), die selbst den durch Grateful Dead, Jefferson Airplane und
Konsorten verwöhnten West Coastlern respekt abnötigte.
Gespielt wurde eine mischung aus blues, rock und jazz mit ausschließ-
lich originalmaterial. Die beiden herausragenden solisten waren Mick
Abrahams an der gitarre (ex-Jethro Tull) und Jack Lancaster mit
diversen saxophonen.
Los geht’s mit einer tour-de-force; 'It's Only Love'; volle breitseite
sax und rhytghmusgruppe als untermalung für Mick's kehliger stimme;
die gitarre setzt er nur spärlich ein; es wäre auch kein platz, denn
Jack bläst gleichzeitig tenor und barriton sax(!).
'Dear Jill' ist dann ein slide-gitarren-blues, der trotzdem mit Chicago
absolut nichts am hut hat; dafür sorgt wieder einmal Jack mit seinen
saxophonen.
Auch Stücke wie Sing Me A Song That I Know, The Modern Alchemist und
Up And Coming sind äußerst jazz-rock-saxophon (welch eine wortschöpfung) betont;
erinnern an IF in ihrer zweiten besetzung; bzw. Up And Coming hätte auf jedem
Colosseum-album einen ehrenplatz gehabt.
'Leave It With Me' ist dann ein flottes kleines jazz-stück mit einer Jethro-Tull-flöte
im vordergrund, einem netten kleinen blues-gitarrensolo und und einer jammenden
rhythmusgruppe.
'The Change Song' beginnt mit einem lament im cockney-akzent; der song ist allen
knacki-kumpels im knast von wandsworth gewidmet und entwickelt sich dann zu einem akkustischen blues;
man muß den humor verstehen; die geschichte dreht sich um einen ex-knacki,
der karriere gemacht hat.
'See My Way' ist ein weiteres highlight; damals ein beliebter anreißer auf festivals;
dabei ist es gar nicht mal so tempogeladen, sondern könnte eher einer frühen
Jethro Tull-scheibe entlehnt sein.
Im letzten stück mischt sich noch einmal alles; ein hart jazz-gerocktes intro mit viel sax,
ganz a la Colosseum, das dann wieder zurückgenommen wird um schließlich erneut druck
und dampf aufzubauen.
Auch die sechs boni, es sind größtenteils singles, haben es in sich;
sie sind mindestens auf gleicher höhe mit den titeln der original-lp;
'Sweet Caroline', 'Summer Day' und 'Same Old Story' vermitteln
viel tempo und druck; jazz-blues in bester form; dann kommt ein
kleines rock'n'roll cover; 'Slow Down', noch 10 jahre später von den
Flamin' Groovies zu tode gespielt,
bevor mit 'Meanie Mornay' mein absolutes Blodwyn Pig-lieblingsstück erklingt;
das unglaubliche daran, es war einstmals ein unveröffentlichtes outtake!
Dieser flotte kleine bluesrocker sieht Jack diesmal an der geige,
und er beweist, daß man auch auf diesem instrument rocken kann;
Mick macht es mit ein paar scharfen gitarrenläufen nach;
die rhythmusgruppe haut, scheinbar ganz lässig, einen sofort in hirn und bein
gehenden beat weg, daß mir hören und sehen vergeht.
WOW!
Blodwyn Pig waren meine band; sie verkörperten das London der späten 60er jahre perfekt;
'mein' london, mit seinem typischen cockney-dialekt und kess-kecken humor; mit einer
großstädtischen nonchalance, die damals mit dazu führte,musikalische schranken zu brechen,
neuland zu betreten und TROTZDEM eingängige, ja tanzbare musik zu schaffen....
in der damals erstaunlichsten stadt des universiums (und nicht Lutetia, wie allgemein
behauptet wird).
Lancaster und Berg waren später eine vielgebuchte Session-rhythmusgruppe, spielten auch
bei vielen anderen bands mit (Savoy Brown, Chicken Shack); Abrahams legte seine nicht
minder interessante Mick Abrahams Band auf und später gab es noch diverse
wiedervereinigungen mit weiteren interessanten einspielungen.
Insgesamt eine band, die man auch den fans von Colosseum, If oder frühen Jethro Tull
empfehlen möchte, obwohl Blodwyn Pig mit ihrer blues-beeinflussung noch darüber
hinausgingen.