März 2015 - Arik Brauer

 
Moniek
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März 2015 - Arik Brauer

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Gepostet: 01.03.2015 - 12:16 Uhr  ·  #1
Arik Brauer - Ein Multitalent

Lang lang ist es her....da gehörten die Protestlieder (u.a.) zu meinem täglichen Hörvergnügen. Ich besaß LP's von Franz Josef Degenhardt, Hannes Wader....und Arik Brauer.

Irgendwann hat mein erster Mann alle Langspielplatten in Waschkörben!! seinem Kumpel gegeben, der sie auf dem Flohmarkt für 1,00 DM das Stück verkaufen wollte.

MAN hatte ja jetzt CD's.

Als nun das Thema des letzten Songcontestes bekannt wurde, fielen mir spontan die oben genannten drei Namen ein und ich entschied mich für *Köpferl im Sand* von Arik Brauer.
Es klingt alles so nett und harmonisch, doch in seinen Texten steckt vieles zum Nachdenken.
Wenn man sich Mühe gibt, versteht man ihn gut.

Leider besitze ich momentan keinen Tonträger von ihm, aber das wird sich ändern.
Arik Brauer ist nicht nur ein sehr guter Musiker. Er malt auch sehr schöner Bilder und hat, wie Hundertwasser, ein Haus gestaltet. Beispiele seines reichen Schaffens werde ich hier nicht einstellen, stöbert selbst und lasst Euch von der Vielfalt seiner künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten überraschen.

Ein wenig abgeguckt:

Fantasie und Lebensfreude sind wohl jene Begriffe, die das reiche Leben und Werk Arik Brauers am ehesten auf den Punkt bringen. Als Maler begründete er mit Weggefährten die weltberühmte "Wiener Schule des Phantastischen Realismus". Als Sänger gehörte er ab den späten 1960er-Jahren zu den Schlüsselfiguren des beginnenden Austropop. Bereits während seiner Studentenzeit erkundete Arik Brauer die Welt. Mit dem Rad besuchte er in ausgedehnten Reisen weite Teile Europas, Afrikas und des Nahen Ostens.

Schwere Kindheit in der NS-Zeit

Beinahe wäre Brauer die Chance auf seine schillernde Karriere bereits früh verwehrt gewesen. Man kann von Glück sprechen, dass der 1929 geborene Spross einer russisch-jüdischen Handwerkerfamilie die NS-Zeit überlebt hat - im Gegensatz zu seinem Vater, der im KZ starb.

Brauer blieb während der Nazi-Herrschaft in Wien. Zeitweise verbarg er sich in Verstecken. Von 1942 bis 1945 arbeitete er in der Tischlerei beim "Ältestenrat der Juden in Wien". Er baute dort Möbel für Nazi-Bonzen. Das "J" in seinem Pass hatte Brauer überklebt, was ihn laut eigener Aussage "oft gerettet, aber auch einige Male in Gefahr gebracht" hat.

Sobald der Krieg überstanden war, inskribierte Brauer an der vom Krieg schwer beschädigten Akademie der bildenden Künste. Zusammen mit Ernst Fuchs und Anton Lehmden entwickelte er jenen figurativen, fantasievollen Malstil, der später weltweit als "Wiener Schule des Phantastischen Realismus" bekannt werden sollte.

Auch für seine zweite Karriere als Musiker legte Arik Brauer in jenen Jahren den Grundstein. Ab 1948 nahm er zusätzlich zum Kunststudium Gesangsunterricht.

Neben den eher witzig gehaltenen Dialektliedern äußerte Brauer auch seinen Protest gegen gesellschaftliche Missstände in Liedern wie dem "Petroleumlied" - und machte sich damit nicht nur Freunde. Wie er auf seiner Homepage schreibt, veranlassten ihn die Drohbriefe, die er aufgrund seiner Lieder erhielt, sogar zum Kauf einer Waffe.

Während sein Erfolg als Maler ungebrochen war, widmete sich Arik Brauer in späteren Jahren vermehrt der Architektur. Neben theoretischen Arbeiten realisierte er in Wien mit dem "Brauer-Haus" und der Fassadengestaltung einer Kirche in der Leopoldstadt zwei bedeutende praktische Projekte.

Arik Brauer erhielt für sein Schaffen zahlreiche Auszeichnungen, darunter das Österreichische Ehrenkreuz 1. Klasse. Er lebt heute mit seiner Frau Naomi, die ihm drei Töchter schenkte, in Wien und Israel.

Zur Homepage Arek Brauer

Ein Presseartikel (Die Presse.com)

radiot
 
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Re: März 2015 - Arik Brauer

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Gepostet: 01.03.2015 - 12:30 Uhr  ·  #2
Obwohl ich mit Brauers Musik gar nichts anfangen kann, war ich doch erstaunt, welch umfangreiches Schaffen der Mann vollbrachte und wie "unbekannt" er trotzdem war/ist. Natürlich nur für Ignoranten wie mich!
Anyway: In der zweiten Märzwoche sind wir ein paar Tage in Wien und vielleicht kommen wir bis nach Mariahilf (da hin ganz bestimmt) in die Gumpendorfer Straße zum Arik Brauer Haus.

Zum Beitrag selbst: Interessante Art der "Wiederentdeckung" ohne eigenenTonträger vom Wiederentdeckten. Dank ans Internet? Oder: "Wofür ein Wettbewerb gut sein kann" ? :D

radiot grüßt! 8)
Scoot
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Re: März 2015 - Arik Brauer

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Gepostet: 01.03.2015 - 14:00 Uhr  ·  #3
Ein feiner und informativer Bericht, zumindest für mich.
Danke MOni ! ://
Maddrax
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Re: März 2015 - Arik Brauer

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Gepostet: 01.03.2015 - 16:00 Uhr  ·  #4
Zitat geschrieben von Moniek

Arik Brauer - Ein Multitalent


Irgendwann hat mein erster Mann alle Langspielplatten in Waschkörben!! seinem Kumpel gegeben, der sie auf dem Flohmarkt für 1,00 DM das Stück verkaufen wollte.



tja, solche Dummheiten haben damals viele Leute gemacht, und machen manche auch heute noch ...
Na ja, irgendein Händler, der die Scheiben dann teuer weiter verkauft hat, wird sich schon darüber gefreut haben ...

Schöner Bericht, übrigens....
Moniek
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Re: März 2015 - Arik Brauer

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Gepostet: 01.03.2015 - 19:48 Uhr  ·  #5
Danke für die Zustimmung....Ich hatte ja Tonträger von dem Künstler, nur momentan nicht mehr.
Wie gesagt, das wird sich ändern.

Danke besonders an Bad Moon für seine Zuversicht, dass ich diesen Bericht *auf die Reihe bekommen würde*.

Liebe Grüße von MOni
Stattmeister
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Re: März 2015 - Arik Brauer

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Gepostet: 02.03.2015 - 08:48 Uhr  ·  #6
Sehr interessant geschrieben Moniek. Danke. So etwas ist aber überhaupt nich meine " musikalische Baustelle".
sunny
 
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Re: März 2015 - Arik Brauer

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Gepostet: 02.03.2015 - 15:33 Uhr  ·  #7
danke für die Vorstellung Moni, der Künstler sagt mit überhaupt nichts.
Nun, kein Grund mich mit der Sache nicht zu beschäftigen.
Moniek
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Re: März 2015 - Arik Brauer

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Gepostet: 14.03.2015 - 18:11 Uhr  ·  #8
Nur kurz zur Info....nun ist 1 Tonträger ist wieder vorhanden, als Alibi sozusagen denn,
außer in nostalgischen Räumen zu verweilen und den doch flotten Rhytmus zu genießen,
hat sich mein Geschmack doch im Laufe der Jahrzehnte wesentlich geändert. Zumal die
Protestsänger/innen auch schon damals nicht mein alleiniges *Hörfutter* waren.
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