Audience ‎– Friend's Friend's Friend

 
badger
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Audience ‎– Friend's Friend's Friend

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Gepostet: 15.12.2016 - 17:27 Uhr  ·  #1
Audience ‎– Friend's Friend's Friend (Charisma 1969)

1 Nothing You Do 4:38
2 Belladonna Moonshine 2:40
3 It Brings A Tear 2:55
4 Raid 8:44
5 Right On Their Side 5:24
6 Ebony Variations 5:29
7 Priestess 6:14
8 Friends, Friends, Friend 3:28
---- bonus ----
9 The Big Spell 3:03

Nothing You Do:
https://www.youtube.com/watch?v=TANL27zLlTk

Howard Werth - Acoustic Guitar, Banjo, Lead Vocls;
Trevor Williams - Bass, Vocals;
Tony Connor - Drums, Percussion, Piano;
Keith Gemmell - Saxophone, Flute, Klarinette



1968 in London gegründete progressive rocker um nicht einen,
sondern gleich vier individualisten, die jeweils persönliche
akzente setzten und bis auf Tony auch eigene stücke schrieben.

vom Melody Maker hochgelobt und von John Peel detailliert vorgestellt,
erwies sich diese zweite von insgesamt vier lps tatsächlich als ein meilenstein,
der bis heute frisch und unverbraucht klingt.

zu hören gibt es rock (mit jazz und gelegentlichen folk-tupfern), bei dem
statt leadgitarre immer saxophone oder flöte im vordergrund stehen;
unterstützt durch elektrisch verstärkte konzertgitarre und einen sehr
markigen sänger.

für die meisten stücke gilt: 3-5 minuten sind genug; dabei ist es erstaunlich,
wieviel man in diese zeit hineinpacken kann. denn hier gibt es melodie-
bögen en masse (zu denen Howard seine geschichten erzählt, die alle
hand und fuß haben und 'rund' sind); das ist gleichzeitig eingängig und doch
auch komplex. weil sich viele tempiwechsel hören lassen und stimmung, bzw.
atmospäre regelmäßig wechseln, erlebt man die stücke also eher abschnitthaft;
was der langlebigkeit natürlich ungeheuer nützt.

An manchen stellen möchte man fast die kategorie 'jazz-boogie' schöpfen
und daraus läßt sich verstehen, daß die rhytmusgruppe sehr akzentuiert
zulangt; Tony war damals ein angesagter drummer für connaisseure des metiers

das sie auch anders können, beweist die abhandlung eines wikingerüberfalls
im 9-minütigen 'Raid'; natürlich komplett mit ausufernden soli;
oder dem fast schon Black Sabbath-artigen 'Right On Their Side' (das wären dann B.S. ohne
leadgitarre)
oder dem düster/dräuenden 'Priestess' (welches diese düsterkeit aber rasch verliert).
'Ebony Variations' setzt sogar eine klarinette ein, ohne daß dieses so zwiespältige instrument
den alten rock'n'roller in mir vergrätzen könnte.

Musikalisch sind das alles eigene ideen aus der zeit, als es noch urheber
statt nachäffer gab; diese jungs mußten sich wirklich selber etwas ausdenken
und das waren ideen, die sie auch von zeitgenössischen bands abhoben:
das soll aber nur heißen, man kann sie stilistisch nicht mit einer anderen truppe
vergleichen.

ein bißchen exzentrik und eigenwilliger humor findet sich auch; damit
disqualifizierten Audience sich beim hitparadenpublikum.

Und natürlich war der name ein großer Witz; nicht sie waren die Audience,
sondern wir waren es, die da saßen, z.b. im Marquee Club, wo sie gerne
auftraten, um diesen ungewöhnlichen jungs zuzuhören.


Friend's Friend's Friend
I had a friend who had a friend that knew a man
Who didn't look unlike Toulouse Lautrec
And every chance he'd get this man would play his Pipes of Pan
Invoking scenes that no-one could forget

The one dreary day the man began to play
And the greyness of the day just blew away
frimp
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Re: Audience ‎– Friend's Friend's Friend

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Gepostet: 15.12.2016 - 17:48 Uhr  ·  #2
Danke badger, eine klasse Band. Ich hatte mit der "House on the Hilll" angefangen, wo einer meiner Lieblingssongs, "Jackdaw" drauf ist.
Der Sänger klingt manchmal wie Ozzy, die Musik ist immer spannend.
Altersbedingt war ich zu der Zeit noch nicht nicht so weit, aber in den 80ern kam mir die House unter (da hatte ich genug aufzuholen und wurde nicht durch allzuviel spannende Neuerscheinungen abgelenkt). Dann der Rest.

Prädikat: haben!
Jersch
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Re: Audience ‎– Friend's Friend's Friend

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Gepostet: 15.12.2016 - 19:20 Uhr  ·  #3
badger, auch eine von mir sehr geschätzte Band mit einem sehr eigenen Stil und oftmals wundervollen Kompositionen. Auch technisch waren die Musiker über jeden Zweifel erhaben und mein erster Kontakt war in den frühen 90ern Ihr Debut.

Mittlerweile stehen alle Veröffentlichungen von AUDIENCE hier und werden hochgeschätzt!

Bei der von Dir vorgestellten Friends, Friends, Friend gefällt mir unter anderem auch noch das Stück "Ebony Variations" ausgezeichnet, zeigen hier doch alle vier Bandmitglieder was Mann so alles aus seinem Instrument herausholen kann!

Also nochmals vielen Dank für diese zutreffende Rezension!
MusicalBox
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Re: Audience ‎– Friend's Friend's Friend

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Gepostet: 15.12.2016 - 19:21 Uhr  ·  #4
Danke für die Vorstellung. Hier werden so viele tolle Sachen vorgestellt und man kommt gar nicht dazu, sich ordentlich damit auseinander zu setzen. Die Liste wächst.
kraut-brain
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Re: Audience ‎– Friend's Friend's Friend

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Gepostet: 15.12.2016 - 22:54 Uhr  ·  #5
Die englische Band Audience gehört ähnlich wie VdGG zu den Bands, die seinerzeit nicht ohne Grund auf dem neugegründeten Charisma-Label gelandet sind. Gerade das genutzte Instrumentarium unterschied sich bei beiden Bands erheblich von der gerade aufkeimenden bzw. sich entwickelnden Progszene Englands.
Audience bewiesen aber, dass gerade Instrumente wie das Banjo, Tenorsax, Akustische Gitarre und die Querflöte sehr wohl geeignet waren, im Mittelpunkt der einzelnen Songs zu stehen, während die anderen genutzten Instrumente mehr den Part der Beigleitung wahrnahmen. Zudem stellte die kräftige Stimme von Howard Werth ein positives Gegengewicht zur gespielten Musik dar.
Insofern ist es immer schön, wenn es eine Band schafft, durch die erschaffene Musik eine eigene Identität zu entwickeln und dieses haben Audience prima umgesetzt.
Ich besitze die ersten drei Alben dieser Band und sie gefallen mir alle drei. Trotzdem stehen die ersten beiden Veröffentlichungen bei mir in der Gunst einen Ticken höher, weil sie hier noch nicht ganz so gradlinig verlaufen wie später auf "The house on the hill". Aber auch das letztgenannte Album hat seine Reize.
Somit kann ich für die ersten drei Audience Platten eine "dicke" Kaufempfehlung aussprechen und abschließend nochmals vielen Dank für die Rezi.


LG Kraut-Brain :e:
freaksound
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Re: Audience ‎– Friend's Friend's Friend

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Gepostet: 16.12.2016 - 07:49 Uhr  ·  #6
sehr schöne Rezie zu einer leider fast vergessenen Band.

auch hier stehen die 4 Alben von Audience wobei mir die
liebste die House in the Hill ist, dürfte aber hauptsächlich
daran liegen, daß ich Audience über diese Scheibe kennen
gelernt habe und die anderen erst später dazu kamen.
Wobei.... Jack Daw ist schon ein parforceritt erster Güte
und I put a sell on you zählt zu den top ten der Coverversionen.
badger
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Re: Audience ‎– Friend's Friend's Friend

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Gepostet: 16.12.2016 - 13:15 Uhr  ·  #7
freut mich wie immer, das es noch andere freunde einer band gibt, die ich unter meine
'kleinen' lieblingsgruppen einordnen würde.

tatsächlich war auch bei mir die 3. die erste; House On The Hill war die erste, die ich selbst
gekauft habe. aber nur, weil wir damals ja kein geld hatten um mehr als jede 10. oder 20.
platte zu kaufen, die auf der wunschliste standen.

bei der einstufung mache ich zwischen 'Friend's' und 'House' keinen unterschied; beide sind
mir wertvoll. aber auch das debut kann sich sehen lassen und selbst auf 'Lunch' gab es mit
'Stand By The Door' oder 'Barracuda Dan' noch persönliche favoriten, die damals auch gerne in
den clubs gespielt wurden.

wie so oft kommt bei Audience aber auch wieder das persönliche erleben dazu; nicht nur das
der musik, sondern auch das der zeitumstände und der leute, mit denen man zusammen war.

hier haben wir eine gruppe, von denen man einzelnen musiker benennen konnte; die titel und
deren schreiber und sogar die texte (House On The Hill kann ich heute noch stück für stück
hersingen, bei Friend's gilt das immerhin für viele stücke).

das war eine zeit, in der bands noch ein 'gesicht' hatten und man regelmäßig news, interviews oder aussagen von ihnen im Melody Maker oder sonstwo lesen und hören konnte.

wie oft haben wir auch die solos von Keith Gemmel oder das getrommel von Tony Connor
diskutiert und analysiert.

für mich gehört diese alles untrennbar dazu, um mir eine band wichtig zu machen.
sunny
 
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Re: Audience ‎– Friend's Friend's Friend

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Gepostet: 18.12.2016 - 17:30 Uhr  ·  #8
danke für die Vorstellung, habe 4 Alben von der Band.
Live durfte ich die Band leider nicht sehen.
badMoon
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Re: Audience ‎– Friend's Friend's Friend

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Gepostet: 22.12.2016 - 14:47 Uhr  ·  #9
Besten Dank für diese neugierig machende Vorstellung einer mir bis dato unbekannten Band (...wie das meiste, was hier in letzter Zeit durchbrezelt).

Die Soundprobe nebst der überzeugend und anmachend geschriebenen Vorstellung, dazu dieses toll gestaltete Cover, machte direkt so neugierig, dass sie unvermittelt in Betätigung des Kaufvorgangschalters mündete. Iss ja fast Weihnachten, und man(n) gönnt sich ja sonst nix.

Besonders diese hatte es mir angetan:

Priestess
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Re: Audience ‎– Friend's Friend's Friend

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Gepostet: 23.12.2016 - 12:56 Uhr  ·  #10
Zitat geschrieben von badMoon

Besten Dank für diese neugierig machende Vorstellung einer mir bis dato unbekannten Band (...wie das meiste, was hier in letzter Zeit durchbrezelt).

Die Soundprobe nebst der überzeugend und anmachend geschriebenen Vorstellung, dazu dieses toll gestaltete Cover, machte direkt so neugierig, dass sie unvermittelt in Betätigung des Kaufvorgangschalters mündete. Iss ja fast Weihnachten, und man(n) gönnt sich ja sonst nix.

Besonders diese hatte es mir angetan:

Priestess


oh, welche nette und unerwartete überraschung, daß diese besprechung doch noch
übernommen wurde.

genau so freut es mich, daß die musik dir gefällt. ich denke, Audience haben den ganz
schweren spaghat hinbekommen, gleichzeitig komplexe und sich weiterentwickelnde
musik zu machen und dabei doch eingängig und nachvollziehbar zu bleiben.

dein lieblingsstück 'Priestess' (Murderess) zeigt uns doch mal wieder ganz klar, wie teuflisch
gefährlich die Damen für uns sind und wie sie es verstehen, uns emotional um die ecke
zu bringen. da muß es einem ja schaudern...

so total unbekannt waren sie übrigens nicht und vermutlich hast du sie das ein oder
andere mal im radio gehört, ohne das es klar war, ob man da gerade von 'Der Zuhörerschaft'
sprach, oder einer band, die 'Zuhörerschaft' hieß...
badMoon
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Re: Audience ‎– Friend's Friend's Friend

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Gepostet: 12.01.2017 - 08:06 Uhr  ·  #11
@badger:

Gestern ist die CD endlich eingetroffen. Was ich bereits nach dem ersten Schnelldurchgang bestätigen kann: Nicht nur eine absolut treffende Rezi, sondern auch die Vermutung, dass mir einige Klänge vertraut vorkommen werden, ist zutreffend. Wobei ich nicht sagen kann, ob diese aus dem Radio sprudelten oder bei gemeinsamen Hörabenden mit Gleichgesinnten aufgeschnappt wurden.

Ein prima Tipp, nochmals Danke dafür.

:happy:
badger
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Re: Audience ‎– Friend's Friend's Friend

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Gepostet: 12.01.2017 - 19:57 Uhr  ·  #12
Zitat geschrieben von badMoon

@badger:

Gestern ist die CD endlich eingetroffen. Was ich bereits nach dem ersten Schnelldurchgang bestätigen kann: Nicht nur eine absolut treffende Rezi, sondern auch die Vermutung, dass mir einige Klänge vertraut vorkommen werden, ist zutreffend. Wobei ich nicht sagen kann, ob diese aus dem Radio sprudelten oder bei gemeinsamen Hörabenden mit Gleichgesinnten aufgeschnappt wurden.

Ein prima Tipp, nochmals Danke dafür.

:happy:


freut mich wirklich, wenn man nicht der 'alleinigste' ist, dem eine band gefällt.
ich denke mal, daß ist ja dann auch motivation für weitere vorstellungen.

im übrigen beneide ich dich fast, daß du Audience noch vor dir hast;
ich selbst stecke schon tief im buchstaben 'B' und es wird wohl eine lange zeit
dauern, bis Howard Werth und seine kumpels hier wieder aufliegen.

dir aber kann ich die anderen cds von Audience durchaus empfehlen.
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