„Ein typischer Poldi“ - Im letzten Spiel erzielt Podolski das Siegtor
Lukas Podolski hat der deutschen Nationalmannschaft bei seinem emotionalen Abschied einen Prestigesieg beschert.
Der 31-Jährige sorgte mit einem sehenswerten Linksschuss in den Winkel für einen 1:0 Erfolg in Dortmund über England.
Kapitän Podolski schlug nach seinem Traumtor ungläubig die Hände vors Gesicht und ließ sich ausgiebig von Fans feiern.
Lukas Podolski schlug ungläubig die Hände vors Gesicht, er rannte mit ausgebreiteten Armen zur tosenden Südtribüne. Seine Faust traf den Adler auf seiner Brust. Einmal, zweimal, dreimal. Ein passenderes, schöneres Ende einer großen Nationalmannschaftskarriere hätte sich kaum denken lassen: Einen letzten krachenden Linksschuss ließ der Weltmeister gegen England nach 68 Minuten in den Torwinkel zischen – 15 Minuten später fiel er Joachim Löw in die Arme, und alles war vorbei. Wahrlich ein letztes Hurra.
„Dass es am Ende so läuft, ist wie im Film“, sagte Podolski nach dem 1:0 (0:0) gegen die Three Lions und einer ausgiebigen letzten Ehrenrunde. „Ein typischer Poldi“, meinte Löw anerkennend.
Die Fans hatten ihrem Liebling in Dortmund zum Abschied symbolisch die Narrenkappe aufgesetzt. Riesig in schwarz-rot-gold zog sich vor dem Anpfiff die Karnevalsmütze über die gigantische Tribüne hinter dem Tor, flankiert von einem Transparent: „130 Spiele, 48 Tore, eine Legende.“ Dabei waren es am Ende sogar 49. Oder, passend zur Choreographie: „130-mal kölsche Jeck.“
Emotionaler Abschied von den Fans
Podolski wurde bei diesem Anblick emotional. „Ich hoffe, euch allen geht's gut. Ich würde am liebsten jedem die Hand geben“, rief er den Zuschauern zu. „Danke für 13 geile Jahre mit dem Adler auf der Brust. Danke an alle. Danke an meine Familie, meine Eltern, die auf viel verzichtet haben. Danke, Dortmund, danke Köln, und danke, Deutschland!“
Dann wurde die Nationalhymne gespielt, nicht das Vereinslied des 1. FC Köln, was auch passend gewesen wäre. Podolski sang ergriffen mit, nur der Zoom im Fernsehen offenbarte seine feuchten Augen. Auf den Tribünen wehten viele Fahnen der Stadt Köln, der scheidende Weltmeister wurde selbst dafür gefeiert, wenn er sich an der Bank nur eine Flasche Wasser holte.
Auch DFB-Präsident Reinhard Grindel war noch einige warme Worte losgeworden, er nannte Lukas Podolski „einen Spieler, der nicht nur auf dem Platz Weltmeister geworden ist, sondern sich auch neben dem Platz weltmeisterlich verhalten hat“. Dafür gab es lauten Applaus – wie schon um 19.24 Uhr, als Podolski aus dem Bus ausgestiegen war.
Viele langjährige Weggefährten hatte der 31-Jährige, der die Mannschaft als Kapitän aufs Feld führen durfte, nicht an seiner Seite. Lediglich mit Mats Hummels und Toni Kroos verbindet ihn eine längere Vergangenheit.
Der Abschied als Staffel-Übergabe
Schon Stunden vor dem Anstoß hatte Podolski sein Profilbild auf seinen Social-Media-Kanälen geändert: Statt des Galatasaray-Spielers in vollem Ornat grüßte nun ein lachender Weltmeister mit WM-Pokal. Ehemalige und aktuelle Begleiter überbrachten ihre Hochachtung. Bastian Schweinsteiger schrieb: „Du hast schon immer mit dem Herzen gespielt, und das bleibt auch so. Servus, mein Freund!“
Lukas Podolski spielte, wie er eben spielt: technisch keineswegs brillant, aber kraftvoll und engagiert. Regelmäßig versuchte er, einen seiner Gewaltschüsse mit links abzugeben – diesmal nicht von seiner einst angestammten Position im linken offensiven Mittelfeld, sondern aus dem Angriff, wo er an der Seite des Debütanten Timo Werner auflief.
So war der Abschied auch eine Staffel-Übergabe: Als Lukas Podolski am 6. Juni 2004 beim 0:2 gegen Ungarn in Kaiserslautern für Fredi Bobic erstmals eingewechselt wurde, war Werner seit einigen Wochen acht Jahre alt.
Quelle: Welt