Das Teddy-Geheimnis

 
Moniek
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Das Teddy-Geheimnis

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Gepostet: 02.06.2017 - 11:20 Uhr  ·  #1
Das Teddy-Geheimnis

Das kleine Mädchen drückte ihren Teddy fest an sich, Von allem Spielzeug war er ihr das liebste. Nie würde sie ihn hergeben.
Begreifen konnte sie nicht, warum ihre Mutter nachts aus der Wohnung schlich, in der sie zusammen mit dem Vater des Kindes einige Jahre wohnte.
Die Kleine konnte ja nicht wissen, dass sie ihren Papa nicht wieder sehen würde.
Er war ein labiler junger Mann mit Flausen im Kopf, der keiner geregelten Arbeit nachging.
Seit kurzer Zeit traf er sich mit merkwürdigen Freunden, die er nicht zuhause vorstellte.
Von dem großen Geld sprach er und dass sie dann ausgesorgt hätten.
Nicht, dass er seine Freundin und die Tochter nicht geliebt hätte, aber für seine kleine Familie zu sorgen, fiel ihm schwer, weil seine Bequemlichkeit ihn daran hinderte.
Vor ca. 10 Jahren hatte die junge Frau nachts heimlich ihre Familie verlassen, um mit ihrem Freund durchzubrennen.
Ihre Eltern mochten ihn nicht, er war ihnen, die gut bürgerlich lebten, zu flatterhaft und unbeständig.
Auch sie nahm nur ihren Teddy mit, den jetzt ihre kleine Tochter im Arm hielt.
Dieser Teddy war ein Geschenk ihrer verstorbenen Patentante.
Weit weg, in einer anderen Stadt, lebte die junge Frau mit ihrer Tochter ein sehr bescheidenes Leben. Es gab keine Verbindung mehr zu dem Vater des Kindes.
So erfuhr sie auch nicht, dass er bei dem Versuch, einen Raubüberfall zu begehen, gefasst und für lange Jahre eingesperrt wurde.
Ihre Tochter wuchs heran. Sie war ein braves, fleißiges Mädchen.
Als sie ihren zwanzigsten Geburtstag feierte, starb plötzlich und unerwartet ihre Mutter, so dass sie ganz allein, ohne Verwandte dastand.
Sie war mitten in ihrer Ausbildung zur Floristin und hatte wenig zum Leben. Ihre Mutter hatte auch keine großen Ersparnisse angesammelt, da das Geld gerade soeben gereicht hatte.
Von ihrer Familie hatte die Mutter nie etwas erzählt und auch den Namen des Vaters nicht genannt.
Manchmal, wenn sie abends in ihr kleines Zimmer zurückkehrte, sprach sie mit ihrem Teddy und seine braunen Knopfaugen funkelten, als ob er ihr zublinzeln würde.
Auch jetzt würde sie sich nie von ihrem Lieblingsspielzeug trennen, war er doch eine greifbare Erinnerung an ihre liebe Mutter.
Ein wenig schäbig und zerdrückt sah er jedoch schon aus, aber das störte sie nicht.
Es war ein kleiner Betrieb, in dem sie lernte. Die Chefin und die Kolleginnen waren nett und die Stammkundschaft immer sehr zufrieden.
Als sie ausgelernt hatte, blieb sie dort und auch ihr kleines Zimmer gab sie nicht auf.
Nach und nach gingen ihre Kolleginnen, eine aus familiären Gründen und zwei hatten sich bei einem größeren Geschäft beworben, in dem sie mehr verdienten.
Zuletzt waren nur noch die Chefin und Anna dort, stundenweise unterstützt von einer älteren Frau, die früher dort gearbeitet hatte.
Wegen der treuen Kundschaft lief das Geschäft trotzdem gut, wenn auch nicht mehr so viele Kunden kamen.
Eines Tages eröffnete ihr die Chefin, dass sie nicht mehr lange arbeiten könne, da es ihr gesundheitlich immer schlechter ginge.
Anne hatte schon bemerkt, dass sie nicht mehr so leistungsfähig und kräftig war und ihr manche Arbeit abgenommen.
Da sie ins Altenheim gehen wollte, musste sie den Laden verkaufen, weil sie ohne das Geld den Platz nicht bezahlen könnte.
Anna erschrak.
Wohin sollte sie gehen?
Hier war doch der einzige Platz, der so etwas wie ein Zuhause für sie war.
Die Chefin würde ihr gern den Laden überlassen, aber woher sollte sie das Geld bekommen?
Wieder und wieder überlegte sie, rechnete hin und her, aber fand keine Lösung.
Oft nahm sie in diesen Tagen den Teddy in den Arm, als wenn sie sich Trost und Hilfe von ihm erhoffen würde.
Viel Zeit blieb ihr auch nicht mehr, denn der Termin zur Abgabe des Geschäfts rückte immer näher.
Sie hatte sich schon damit abgefunden, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, als sie eines Abends bemerkte, dass eine Naht an der rechten Seite des Teddykörpers aufgegangen war.
Schnell holte sie ihr Nähzeug und wollte gleich den Schaden beheben.
Als die den Körper fest hielt, um den ersten Stich zu machen, spürte sie eine harte Stelle in dem Teddy, die ihr noch nie vorher aufgefallen war.
Nein, ganz bestimmt nicht, er war immer weich und kuschelig gewesen.
Mit zwei Fingern griff sie in das Loch und holte einen kleinen Beutel heraus.
Noch mit der Nadel in der Hand öffnete sie ihn und stach sich vor Schreck in den Finger.
Vor ihr, auf einem Stück schwarzen Samtes, lagen zehn unterschiedlich große Steine, die im Licht funkelten.
Ihr Herz klopfte bis zum Hals.
War denn der Beutel immer in dem Teddy gewesen?
Von ihrer Mutter wusste sie, dass ihr die Patentante einst den Teddy geschenkt hatte.
War sie die Person, die die Diamanten dort versteckt hatte?
Von der kriminellen Laufbahn ihres Vaters wusste sie ja nichts.
Anna konnte ja auch niemanden mehr fragen.
Als sie sich endlich ihrer Chefin anvertraute, riet diese ihr, die Steine erst einmal schätzen zu lassen.
Der Juwelier schaute sie etwas merkwürdig an, wollte auch sofort ihre Adresse wissen, die Anna ihm bereitwillig sagte.
Dann nannte er ihr eine Summe, die ausreichend war, das Geschäft zu übernehmen, noch Spielraum für Modernisierung und Umbauten bot und die es ihr ermöglichen würde, die kleine Wohnung, die über dem Laden lag, auszustatten.
Sie packte ihre Steine wieder ein, denn sie wollte sich noch bei einem anderen Juwelier eine Auskunft holen.
Dann besprach sie mit ihrer Chefin, wie sie vorgehen würde.
Als sie die Stufen zu ihrer winzigen Wohnung hinaufstieg, wurde sie schon von zwei Polizeibeamten erwartet,
Man nahm sie mit ins Polizeirevier und fragte sie aus.
Woher sie die Steine hätte, vielleicht von ihrem kriminellen Vater oder hätte sie sie selbst gestohlen?
Die Geschichte mit dem Teddy glaubte ihr niemand.
Man konnte ihr zwar keine Straftat nachweisen und niemand hatte die Diamanten als gestohlen gemeldet, aber sie wurde mehrmals verhört.
Sie erzählte immer wieder dieselbe Geschichte, verwickelte sich nicht in Widersprüche und doch begegnete sie nur Misstrauen.
Die Chefin riet ihr schließlich, Hilfe bei einem Anwalt zu suchen.
Anne fand eine junge engagierte Anwältin, die sich den Hergang ausführlich schildern ließ und es nach längerem Hin und Her erreichte, dass Anne unbeschadet aus der Geschichte herauskam.
Nebenbei erfuhr sie auch noch Einzelheiten über ihren Vater und die Familie ihrer Mutter.
Ihr krimineller Vater war vor einem Monat bei einem Raubüberfall erschossen worden, so blieb ihr eine Konfrontation mit ihm erspart.
Dafür war Anne mehr als dankbar.
Von der Familie ihrer Mutter lebte nur noch ein Cousin, der aber genauso ahnungslos war, wie sie, was die Familiengeschichte betraf.
Anne telefonierte mit ihm und die Beiden wollten sich demnächst kennen lernen.
Als Anne nach der Patentante forschte, die ihrer Mutter den Teddy geschenkt hatte und eine ehemalige Freundin ihrer Großmutter war, erlebte sie eine Überraschung.
Die alte Dame lebte noch und zwar in Südafrika. Das Telefongespräch mit ihr war sehr emotional. Die Beiden hatten viele Fragen und während des Gesprächs wurde auch ein Besuch geplant.
Allerdings war es auch ihr ein Rätsel, wie die Steine in den Teddy gelangt waren.
Zunächst musste Anne aber die Geschäftsübernahme und alles, was dazu gehörte, regeln.
Mit dem Geld, das sie durch den Verkauf der Steine bekommen hatte, war es ihr ein Leichtes, die Chefin auszuzahlen und die notwendigen Veränderungen in dem Laden vorzunehmen.
Als die kleine Wohnung über dem Laden freiwurde, bisher hatte ja die Inhaberin des Blumengeschäftes darin gewohnt, renovierte sie auch diese und stattete sie mit gemütlichen Möbeln aus.
Zuversichtlich schaute Anne in die Zukunft und der Teddy bekam einen Ehrenplatz in ihrem Wohnzimmer.
frimp
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Re: Das Teddy-Geheimnis

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Gepostet: 02.06.2017 - 12:44 Uhr  ·  #2
Schöne Geschichte, kannste ja nun fortsetzen um die Herkunft der Steine (Blutdiamanten war mein erster Gedanke)...
Moniek
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Re: Das Teddy-Geheimnis

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Gepostet: 02.06.2017 - 14:51 Uhr  ·  #3
Das soll ein Geheimnis bleiben, die Geschichte gehört in den Bereich Mystik.
Wenn Du magst, kannst Du gerne die Fortsetzung schreiben.
frimp
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Re: Das Teddy-Geheimnis

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Gepostet: 02.06.2017 - 19:01 Uhr  ·  #4
ohjeh Moni, das will keiner lesen
Moniek
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Re: Das Teddy-Geheimnis

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Gepostet: 02.06.2017 - 21:36 Uhr  ·  #5
:D wer weiß
White Bird
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Re: Das Teddy-Geheimnis

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Gepostet: 03.06.2017 - 11:35 Uhr  ·  #6
Gerade Geschichten, die mit einem geheimnisvollen Geist erfüllt sind, lassen dem Leser den nötigen Spielraum für ihre eigenen Phantasien. Dieses ist dir mit dieser Kurzgeschichte wunderbar gelungen. Sie war kurzweilig, prickelnd und unterhaltend. Das hat wieder Spaß gemacht, deinen Zeilen zu folgen. Liebe Moni, Danke dafür ....

LG Beate :happy:
kraut-brain
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Re: Das Teddy-Geheimnis

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Gepostet: 03.06.2017 - 17:16 Uhr  ·  #7
Liebe Moni,

wieder nimmst du uns mit deinen Zeilen auf die Reise und es hat erneut Spaß gemacht, dieser Geschichte zu folgen. :)
Tom Cody
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Re: Das Teddy-Geheimnis

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Gepostet: 03.06.2017 - 17:25 Uhr  ·  #8
Liebe Moni,

eine ergreifende und äußerst kurzweilige Geschichte! Ich habe deine Zeilen sehr gerne gelesen. Vielen Dank dafür! :)
Moniek
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Re: Das Teddy-Geheimnis

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Gepostet: 03.06.2017 - 19:11 Uhr  ·  #9
Danke Ihr Lieben :-*
sunny
 
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Re: Das Teddy-Geheimnis

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Gepostet: 11.06.2017 - 06:53 Uhr  ·  #10
danke Moni für das Teddy-Geheimnis.
Als Opa muß man auch einen Ersatz-Teddy ausbuddeln können. :D
Moniek
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Re: Das Teddy-Geheimnis

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Gepostet: 13.06.2017 - 13:12 Uhr  ·  #11
:D Viele Grüße auch an Moni von MOni
sunny
 
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Re: Das Teddy-Geheimnis

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Gepostet: 16.06.2017 - 07:49 Uhr  ·  #12
Zitat geschrieben von Moniek

:D Viele Grüße auch an Moni von MOni


na wenn wir schon Grüße austauschen, Gruß an Torfi den alten Schleswiger... :D
Moniek
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Re: Das Teddy-Geheimnis

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Gepostet: 16.06.2017 - 08:26 Uhr  ·  #13
Dankeschön, er freut sich. :D
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