Ali Eskandarian - Nothing To Say

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firebyrd
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Ali Eskandarian - Nothing To Say

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Gepostet: 14.01.2009 - 09:40 Uhr  ·  #1
Ali Eskandarian - Nothing To Say

Ein neuer Stern am Singer/Songwriter-Himmel?

Im ersten Stück vernimmt man eine Mundharmonika, wie sie Bob Dylan auch hätte 'quälen' können. Nun, was gibt es zu berichten über diesen jungen Künstler?

Ali wurde in Florida im Jahre 1978 geboren, seine Familie reiste aus Teheran aus, verblieb eine Zeitlang in Deutschland und in Texas, wo Ali auch zur Schule ging. Insofern können wir eine Mischung aus östlichen und westlichen Einflüssen erwarten.
Aber da ist zunächst (leider) gar nichts Östliches zu vernehmen, und so müssen wir uns bis zum siebten Stück ("Nobody") gedulden, bis dieses dann doch auftritt: Mit einer lang gezogenen Melodie über einem kurzen Text hören wir etwas, dass auf persische Einflüsse schliessen lassen könnte.

Mein erster Eindruck ist die für mich sehr gewöhnungsbedürftige Stimme, die zunächst gelegentlich grob an Tim Buckley erinnert, aber bei längerem Zuhören diesen dann noch so gar nicht in dessen Intensität erreichen mag. Dann vermeint man Anklänge an Bob Dylan zu hören - zu jener Zeit, als sich seine Stimme verändert hatte: zu Zeiten des Albums "Nashville Skyline".
In New York, wo er seit 2003 lebt, sog Ali weitere Einflüsse aus italienischer Musik, Blues, Country und Jazz auf, und wohl noch weiteres wird man, bei näherem Hinhören, an Nuancen feststellen können.
Doch weitestgehend ist das hier eine Singer/Songwriter-Platte mit Folk- und Americana-Ausprägung, eingespielt in einer Duo-Besetzung:

Ali Eskandarian (vocals, guitar Acoustic)

Rob Friedman (keyboards, percussion, slide guitar, accordion, guitar acoustic, mixing, guitar electric, harmonica, guitar resonator, recorder soprano, piano, organ, quatro, drums, bass, lap steel guitar)


Neben dem oben genannten Track erleben wir ein weiteres orientalisch angehauchtes Stück mit "Eastern Fancy". Beide Songs stehen recht isoliert zwischen den anderen. Allesamt sind sie jedoch mit recht einfachen Arrangements versehen, aber 'hängen' bleiben sie bei mir nicht alle.
Das ist nicht die Musik, die mich uneingeschränkt 'packen' kann, vielleicht auch, weil mich der Vortrag nicht immer überzeugt: Sei es die Stimme, die noch nicht 'ausgewachsen' ist - so, als sei der Künstler noch auf der Suche nach einem eigenen persönlichen Ausdruck, oder die noch nicht eingängige Linie der Kompositionen. Für mich nicht so gut gelungen ist hier der bemühte Country -Blues-Versuch mit "Government Meat".

Ansonsten: Eine verträumte Atmosphäre erschließt sich dem Hörer, für den einen entspannend, für den anderen vielleicht langweilig. Langweilig ist es für mich nicht, denn man kann kleine feine Nuancen, die sich in die einfachen Arrangements einstreuen, sehr wohl erkennen und diese sind fein bedacht. Musikalisch insofern durchaus interessant, auch die teilweise wohl autobiographischen und recht sozialkritischen Texte.

Was mich nicht so sehr begeistern kann, ist der Gesang, der mir a) zu unausgeprägt, b) noch zu uneinheitlich und c) zu sehr davon bestimmt zu sein scheint, Tim Buckley nachzueifern, oder auch dessen Sohn Jeff. Aber das erreicht Eskandarian einfach nicht, man beachte nur, wie unglaublich angestrengt er auf "Dangerous Road" klingt.

Also noch kein neuer Stern am Himmel, aber ein Künstler, der es verdient hat, ihm einmal ein Ohr und etwas Aufmerksamkeit zu schenken.
Für entwicklungsfähig halte ich es allemal, und dann, gemessen an den Stücken, die ich als gelungen empfinde, und das ist die Hälfte mit Sicherheit, wird das Ergebnis sicher ein überzeugenderes sein.

Vor allem wünschte ich mir mehr fernöstlichen Einfluss, wie bei den Tracks sieben und zehn beschrieben, oder mehr davon in die anderen Nummern integriert, denn das sind die beiden Songs, wo ich den Gesang sehr passend finde. So versöhnt mich das letzte Stück, "Eastern Fancy" mit einer Atmosphäre, die mir unter die Haut geht und das mein liebstes Stück der Platte ist.

Alle Titel:

01:Waking Up Is Hard To Do
02:Memphis
03:All We Do
04:Black Tar Man
05:Dangerous Road
06:Government Meat
07:Nobody
08:Her Red Leather Hat
09:Johnny Goes To War
10:Eastern Fancy


Wolfgang
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