Terje Rypdal - Whenever I seem to be far away
1974 aufgenommen, ist dieses ein sehr vielseitiges Album Rypdal's, das viele Elemente verarbeitet und beinhaltet.
Feinster Jazz-Rock edelsten Zuschnitts, Musik im Stil von Sibelius und Grieg, mit nur 3 Stücken.
Eine sehr ungewöhnliche Musik, die "zwischen den Stühlen" steht. Nicht typischer Jazz-Rock, nicht durchgehend typisch ECM, das ist eben RYPDAL, mit all' seiner Vielseitigkeit und Unberechenbarkeit.
Die Stücke im einzelnen:
"Silver bird is heading for the sun" (13:57)
Da wabert das Mellotron, Erinnerungen an Pink Floyd gesellen sich dazu, das "french horn" tritt hinzu, bis sich ein locker jazz-rockender Rhythmus in üblicher 70er Jahre Jazz-Rock-Tradition dazu gesellt.
Aber das ganze kommt wesentlich differenzierter, es passiert viel viel mehr als das, was man üblicherweise kannte. Immer wieder schafft Pete Knudsen mit seinem Mellotron unheimliche Stimmungen, die der in das Gesamtbild eines sich stetig entwickelnden Themas einstreut. Der fantastische Jon Christensen spielt hier sein ganzes Können am Schlagzeug aus, nimmt zurück, prescht vor, streut kurze Improvisationen ein, gibt Rückgrat, setzt federnde rhythmische Akzente, Keyboardsprenkel und darüber eine zerrende Gitarre mit rockbetonten Elementen, ein sich stetig steigerndes Stück, ein Zug, auf den man aufspringt, der einen durchschüttelt auf der Fahrt, der gefangen nimmt im Bad von Gefühlen. Das Stück fesselt in der Tat, und immer wieder brummelt der 6 saitige Bass von Sveinung Hovensjo im Hintergrund, Odd Ulleberg hat seinen kurzen Solopart auf dem french horn, ein wichtiger Akzent in dieser musikalischen Landschaft, die so sehr vielseitig daherkommt, daß man immer wieder neues entdeckt. Und immer wieder scheint sich das Stück zu verändern, bis das Thema wieder aufgenommen wird und sich ein harmonischer Schluß offenbart mit einem "ausatmendem" Ausklang.........
"The hunt" (5:17)
Das kurze Stück der Platte, das hat etwas von der bizarren Welt einer Carla Bley á la "Escalator over the hill" und würde dort sicher gut integrierbar sein, ein bißchen "Zirkusatmosphäre", wie Rypdal sie später auch immer wieder verarbeitet hat. Nach dem vom french horn getragenen Auftakt setzt das Mellotron schon wieder sphärische Momente und über "schabender" Perkussion entwickelt Rypdal ein Solo, alle bringen das Stück so mit verschiedenen Beiträgen wieder "nach Hause". Das Stück wirkt hier im Gesamtkonzept eher wie ein Fragment, wie ein Vorspiel zu einem längeren Stück und hätte insofern besser an den Anfang der Platte , quasi als Einleitung, gepaßt. Stark prägend ist hier das Mellotron.
"Whenever I seem to be far away" (17:39) Image for electric guitar, strings, oboe and clarinet
Vorhang auf!
Hier entsteht eine "Theaterlandschaft" höchster Güte. Hier scheint der "Schwan von Tuonela" von Sibelius den nebligen Fluß entlang zu gleiten, hier tauchen Fragmente von Grieg auf, hier ist klassische Musik das Thema. Eingespielt von Mitgliedern des Südfunk Symphonie-Orchesters unter der Regie von Mladen Gutesha entsteht hier eine extrem stimmungsvolle Musik, die ganz langsam und tragend dahingleitet, ohne jede Aufregung. Aus dem Orchestergraben erheben sich als Solisten Christian Hedrich an der "solo viola", Helmut Geiger(!) an der Solovioline. Darüber hinaus eben die im Untertitel angekündigten Instrumente Oboe und Klarinette. Ansonsten natürlich als Solist Rypdal an der E-Gitarre, der sich plötzlich, wenn niemand damit rechnet, aus der Tiefe der warmen Streicherklänge klirrend kalt erhebt. Gruselig schön ist das!!!!
Er bringt das Stück dann auf einen kurzen dramatischen Höhepunkt, bis er ganz allein in eine kalte Winterlandschaft abzugleiten scheint, nur eine einsame Geige gesellt sich dazu, bis alle wieder einsetzen.
Das ist musikalische Bildsprache über eine Landschaft, in der man sich herrlich verlieren kann. Kurzum : eine gelungene Synthese ernster Musik mit üblicher Orchestrierung mit elektrischer Gitarre. Ein Meisterwerk, ein Meilenstein!
Wolfdal again... :roll:
1974 aufgenommen, ist dieses ein sehr vielseitiges Album Rypdal's, das viele Elemente verarbeitet und beinhaltet.
Feinster Jazz-Rock edelsten Zuschnitts, Musik im Stil von Sibelius und Grieg, mit nur 3 Stücken.
Eine sehr ungewöhnliche Musik, die "zwischen den Stühlen" steht. Nicht typischer Jazz-Rock, nicht durchgehend typisch ECM, das ist eben RYPDAL, mit all' seiner Vielseitigkeit und Unberechenbarkeit.
Die Stücke im einzelnen:
"Silver bird is heading for the sun" (13:57)
Da wabert das Mellotron, Erinnerungen an Pink Floyd gesellen sich dazu, das "french horn" tritt hinzu, bis sich ein locker jazz-rockender Rhythmus in üblicher 70er Jahre Jazz-Rock-Tradition dazu gesellt.
Aber das ganze kommt wesentlich differenzierter, es passiert viel viel mehr als das, was man üblicherweise kannte. Immer wieder schafft Pete Knudsen mit seinem Mellotron unheimliche Stimmungen, die der in das Gesamtbild eines sich stetig entwickelnden Themas einstreut. Der fantastische Jon Christensen spielt hier sein ganzes Können am Schlagzeug aus, nimmt zurück, prescht vor, streut kurze Improvisationen ein, gibt Rückgrat, setzt federnde rhythmische Akzente, Keyboardsprenkel und darüber eine zerrende Gitarre mit rockbetonten Elementen, ein sich stetig steigerndes Stück, ein Zug, auf den man aufspringt, der einen durchschüttelt auf der Fahrt, der gefangen nimmt im Bad von Gefühlen. Das Stück fesselt in der Tat, und immer wieder brummelt der 6 saitige Bass von Sveinung Hovensjo im Hintergrund, Odd Ulleberg hat seinen kurzen Solopart auf dem french horn, ein wichtiger Akzent in dieser musikalischen Landschaft, die so sehr vielseitig daherkommt, daß man immer wieder neues entdeckt. Und immer wieder scheint sich das Stück zu verändern, bis das Thema wieder aufgenommen wird und sich ein harmonischer Schluß offenbart mit einem "ausatmendem" Ausklang.........
"The hunt" (5:17)
Das kurze Stück der Platte, das hat etwas von der bizarren Welt einer Carla Bley á la "Escalator over the hill" und würde dort sicher gut integrierbar sein, ein bißchen "Zirkusatmosphäre", wie Rypdal sie später auch immer wieder verarbeitet hat. Nach dem vom french horn getragenen Auftakt setzt das Mellotron schon wieder sphärische Momente und über "schabender" Perkussion entwickelt Rypdal ein Solo, alle bringen das Stück so mit verschiedenen Beiträgen wieder "nach Hause". Das Stück wirkt hier im Gesamtkonzept eher wie ein Fragment, wie ein Vorspiel zu einem längeren Stück und hätte insofern besser an den Anfang der Platte , quasi als Einleitung, gepaßt. Stark prägend ist hier das Mellotron.
"Whenever I seem to be far away" (17:39) Image for electric guitar, strings, oboe and clarinet
Vorhang auf!
Hier entsteht eine "Theaterlandschaft" höchster Güte. Hier scheint der "Schwan von Tuonela" von Sibelius den nebligen Fluß entlang zu gleiten, hier tauchen Fragmente von Grieg auf, hier ist klassische Musik das Thema. Eingespielt von Mitgliedern des Südfunk Symphonie-Orchesters unter der Regie von Mladen Gutesha entsteht hier eine extrem stimmungsvolle Musik, die ganz langsam und tragend dahingleitet, ohne jede Aufregung. Aus dem Orchestergraben erheben sich als Solisten Christian Hedrich an der "solo viola", Helmut Geiger(!) an der Solovioline. Darüber hinaus eben die im Untertitel angekündigten Instrumente Oboe und Klarinette. Ansonsten natürlich als Solist Rypdal an der E-Gitarre, der sich plötzlich, wenn niemand damit rechnet, aus der Tiefe der warmen Streicherklänge klirrend kalt erhebt. Gruselig schön ist das!!!!
Er bringt das Stück dann auf einen kurzen dramatischen Höhepunkt, bis er ganz allein in eine kalte Winterlandschaft abzugleiten scheint, nur eine einsame Geige gesellt sich dazu, bis alle wieder einsetzen.
Das ist musikalische Bildsprache über eine Landschaft, in der man sich herrlich verlieren kann. Kurzum : eine gelungene Synthese ernster Musik mit üblicher Orchestrierung mit elektrischer Gitarre. Ein Meisterwerk, ein Meilenstein!
Wolfdal again... :roll: