Genesis - Platinum Collection

 
hmc
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Genesis - Platinum Collection

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Gepostet: 24.04.2009 - 09:34 Uhr  ·  #1
Genesis - Platinum Collection
(2004 - Banks, Collins, Gabriel, Hackett, Mayhew, Nir Z, Phillips, Rutherford, Wilson)

Disk: 1
1. No son of mine
2. I can't dance
3. Jesus he knows me
4. Hold on my heart
5. Invisible touch
6. Throwing it all away
7. Tonight tonight tonight (Edit)
8. Land of confusion
9. In too deep
10. Mama
11. That's all
12. Home by the sea
13. Second home by the sea
14. Illegal alien
15. Paperlate
16. Calling all stations

Disk: 2
1. Abacab Reinhören
2. Keep it dark
3. Turn it on again
4. Behind the lines
5. Duchess
6. Misunderstanding
7. Many too many
8. Follow you follow me
9. Undertow
10. In that quiet earth
11. Afterglow
12. Your own special way
13. A trick of the tail
14. Ripples
15. Los endos

Disk: 3
1. The lamb lies down on Broadway
2. Counting out time
3. Carpet crawlers
4. Firth of fifth
5. The cinema show
6. I know what I like (in your wardrobe)
7. Supper's ready
8. The musical box
9. The knife


Normalerweise würde ich hier keine simple "Best Of" Kompilation einer Band rezensieren, da solche Alben in der Regel nichts neues bieten und eigentlich nur dazu dienen, lediglich noch mehr Geld den kaufwilligen Fans aus der Tasche zu ziehen.

Nun ist man allerdings als Genesis Fan für jedes noch so kleine Lebenszeichen der Band dankbar, und sei es in Form von Archivboxen oder irgendwelchen Kompilationen. Wobei die "Platinum Collection" viel mehr als eine gewöhnliche Best Of Auswahl ist, auch wenn es auf den ersten Blick genau so aussieht. Man bekommt drei randvoll gefüllte CDs geboten, die einen beinah kompletten Querschnitt durch die Bandhistorie bieten. Von "Calling All Stations" bis hin zu "Trespass" ist jedes Album vertreten, allein auf "From Genesis To Revelation" hat man verzichtet, was aber auch nicht sonderlich schmerzt.

Über die Liedauswahl bei einer Best Of Sammlung kann man immer streiten. Hier jedoch hat die Band ein tüchtiges Wort mitgeredet und auch wenn sicherlich der ein oder andere Fan etwas vermissen wird, bekommt man als Anhänger der 80er und 90er Jahre Genesis einen mehr als guten Überblick über die glorreichen Tage als Progressive Rock Band geboten. Während all jene, die Genesis als Popband verachtet haben, auf der ersten CD gnadenlos alle großen und kleineren Hits präsentiert bekommen und die Gelegenheit erhalten, die kommerziellere Seite von Genesis kennenzulernen.

Doch all das wäre immer noch keine Erwähnung wert. Der eigentliche Kaufgrund sind die Remixes der hauptsächlich älteren Genesisstücke von Nick Davies, der schon einige Male mit Genesis zusammengearbeitet hat. Wobei das Wort "Remix" etwas in die Irre führt. Nick Davies hat genaugenommen die originalen Masterbänder neu abgemischt und nachbearbeitet, etwas, das für die vor einigen Jahren erschienenen "Definitive Remaster" Ausgaben nicht getan wurde. Herausgekommen sind klanglich generalüberholte Lieder, die in der Neuabmischung so gut wie perfekt nun klingen. Und somit ist die "Platinum Collection" eigentlich ein Pflichtkauf für alle Genesisfans.

Denn was Nick Davies vor allem aus den älteren Aufnahmen qualitativ herausholt ist meisterlich. Man kann plötzlich Nuancen und Feinheiten heraushören, die zwar auch vorher bereits vorhanden waren, aber nun endlich voll zur Geltung kommen. Hier und da wurden auch zusätzliche Elemente hinzugemischt, die bei den Originalaufnahmen noch unter den Tisch gefallen waren und den Liedern durchaus gut tun. Herausgekommen sind absolut beeindruckende Fassungen eigentlich altbekannter Lieder, die durch die Generalüberholung neues Leben und Dynamik eingehaucht bekommen haben.

So kann man bei "Firth of Fifth" jetzt sogar hören, wie Tony Banks die Pedale des Pianos bedient, ebenso kann man nun seine Keyboardarbeit beim exzellenten "Ripples" bewundern. Aber auch Steve Hacketts Gitarrenparts kann man in voller Pracht genießen. Was zuvor im Originalmix zu leise, zu sehr in den Hintergrund gemischt war oder einfach nur generell etwas schlecht klang, wurde gründlich aufpoliert.

Wirklich überraschend ist auch, wie hervorragend plötzlich "The Knife" aus dem Jahr 1970 klingt. Zuvor wirkte das Lied auf mich, als wäre es im mit Wolldecken ausgepolsterten Pappkarton aufgenommen worden, jetzt erstrahlt es im neuen Glanz. Gleiches gilt für "The Musical Box", das bisher zum Ende hin einfach nur noch laut dröhnte. Jetzt ist Gabriels Gesang in aller Klarheit herauszuhören und Steve Hacketts aggressive Gitarrenparts klingen besser als je zuvor.

Generell hat Nick Davies bei den Remixes dafür gesort, daß die einzelnen Instrumente und vor allem der Gesang hervorgehoben werden. Davies hat also die Lieder der einzelnen Epochen klanglich etwas mehr auf das gleiche Niveau gehoben. Vor allem bei den älteren Aufnahmen fällt sofort auf, daß Phil Collins' Gesang prominenter im Vordergrund steht, wie es in den 80ern und 90ern der Fall war. Es sind außerdem bei weitem nicht nur die Aufnahmen der 70er Jahre, die von der Neubearbeitung profitiert haben, vor allem die Songs aus der Abacab/Duke/and then there were three Phase wurden deutlich aufgewertet.

Man merkt sofort, daß manche bisher nicht so beachteten Alben wie "…and then there were three" damals wohl auch ein wenig unter der Produktion gelitten haben. "Undertow" z.B., das ich bisher wenig beachtet hatte, gefällt mir plötzlich um so besser.

Aber auch "Duchess" hat enorm dazugewonnen. Der Crumcomputer zu Beginn kommt jetzt mit aller Macht daher, nicht mehr so dünn und schwach wie 1980. Man merkt es vor allem im Vergleich zum vorherigen "Behind The Lines", das leider, wie auch fast alle Songs der ersten CD, nicht überholt wurde.

Und das ist dann auch der einzige Wermutstropfen der "Platinum Collection": es wurden leider nicht alle Lieder neu abgemischt. Darunter so essentielle Stücke wie "Supper's Ready", das gewiß enorm von einem Remix profitiert hätte.

Nun litt Nick Davies allerdings auch unter großer Zeitnot. Die "Platinum Collection" sollte rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft in den Läden stehen, weshalb u.a. "Supper's Ready" nicht bearbeitet wurde. Auch meinte die Band, daß vor allem jene Aufnahmen, die mit Hugh Padgham gemacht wurden, keine Neubearbeitung unbedingt benötigen, was ich allerdings anders sehe. Vor allem das "Genesis"-Album aus dem Jahr 1983, könnte durch eine Generalüberholung dazugewinnen.

Allerdings ist die "Platinum Collection" letztlich auch nicht mehr als ein Appetithappen. 2005 könnte für Genesisfans ein teures aber auch ergiebiges Jahr werden. Die "Platinum Collection" ist nämlich der Startschuß für ein groß angelegtes Dolby 5.1 und SACD Projekt. Nach und nach sollen die Genesis Alben in Dolby 5.1 und als davon abgeleiteter neuer Stereomix erscheinen. Die Versionen auf der "Platinum Collection" sind also eine erste Kostprobe. Man darf sich damit schon mal auf komplett überarbeitete Fassungen von "The Lamb Lies Down On Broadway" "Selling England By The Pound" oder auch "Foxtrot" freuen.

Wer erstmal die Neufassungen auf der "Platinum Collection" gehört hat, wird die Neuerscheinungen sicherlich heiß herbeisehnen. Es ist natürlich ärgerlich für alle jene, die die "Definitive Remasters" ihr eigen nennen, die nun klanglich nicht mehr mithalten können. Doch der Qualitätssprung der Neubearbeitungen ist so enorm, daß sich die erneute Investition für jeden Genesisfan lohnen sollte.

Zurück zur "Platinum Collection": ein weiterer kleiner Kritikpunkt ist die Reihenfolge der Lieder. So hat man sich dafür entschieden chronologisch rückwärts vorzugehen, war aber nicht so mutig, die Lieder von "Calling All Stations" an den Anfang der ersten CD zu setzen. Man findet sie nun stiefmütterlich ans Ende der ersten CD versetzt, so als wolle man beschämt Ray Wilson unter den Teppich kehren - was weder Ray Wilson noch die Stücke von "Calling All Stations" verdienen.

Unter dem Strich jedoch bleibt eine ausgezeichnete Compilation übrig, die für eventuelle Neueinsteiger bei Genesis einen umfassenden Überblick über alle Schaffensperioden der Band bietet und den altgedienten Fan mit den klanglichen Neubearbeitungen auf ganzer Linie überzeugt.

Für mich persönlich hat die "Platinum Collection" auch so etwas wie eine kleine Renaissance für Genesis eingeläutet. Hatte ich die Band in den letzten Jahren etwas weniger gehört rotiert momentan täglich Genesis im Player bei mir.

14/15 Punkte

TO für den Musikzirkus
Mr. Upduff
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Re: Genesis - Platinum Collection

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Gepostet: 24.04.2009 - 12:54 Uhr  ·  #2
Das "From Genesis to Revelation" ausgelassen wird...naja...

Bei der Gewichtung der Auswahl werden sich die Geister scheiden...

Die "alten" Genesisiten, die sich ab "Duke" von der nun unproggigen Band verabschiedet haben, wird es schmerzen, daß den 8 (oder evtl. 7...wenn man "And Then There Were Three" nicht mehr dazu zählt) Prog-Alben auf nur 1 1/2 CDs abgehandelt werden und der Rest mit den Pop-Genesis (5 bzw. 6 Alben) verbraucht wird.

Zwei Platinum-Ausgaben der Prog-Phase von 1969 bis 1978 und der Pop-Phase von 1980 bis 1997 wäre m.M.n. eine bessere Lösung gewesen.

Unabhängig davon wird ein alter (evtl. auch die Box-Sets-besitzender)Genesis-Fan ohnehin an so einem Sampler kaum Interesse finden.
dan
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Re: Genesis - Platinum Collection

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Gepostet: 24.04.2009 - 13:44 Uhr  ·  #3
Zitat geschrieben von Mr. Upduff
[i]...

Unabhängig davon wird ein alter (evtl. auch die Box-Sets-besitzender)Genesis-Fan ohnehin an so einem Sampler kaum Interesse finden.


Das GENESIS-Management ist/war ja nicht doof, sondern eher raffgierig, und hat diese PLATINUM-Collection vor Veröffentlichung der Box-Sets, quasi als "Appetizer" veröffentlicht, so daß etliche Fans dieses Set eben doch gekauft haben! I.d.Z. ist z.B. die offizielle GENESIS-Homepage für mich die einzigste Site bei der man als eingetragenes Member auch noch einen Beitrag bezahlen muss! (Ich bin da aber nicht eingetragen!)
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