über Cream ist ja nun sicherlich schon eine menge geschrieben worden,
und dabei fällt mir auf, das die abwertenden kommentare in den letzten
jahren stetig zunehmen. die meuchelmörder trauen sich aus dem
unterholz,
vielleicht weil sie damals gar nicht dabei waren;
vielleicht weil sie sehen; da ist noch etwas mit einem hehren wert, daß
noch nicht kaputtgemacht ist; jetzt aber los, dabevor ihnen kein anderer
zuvorkommt.
da muß so lange herumgesucht werden, bis man eine der besten
gruppen aller zeiten endlich vom podest gestürzt hat; irgend ein 'ja aber'
findet sich schließlich doch noch. platten, die sowohl bei fans als auch
fachleuten über jeden zweifel erhaben waren, müssen doch irgendwie
kleinzukriegen sein.
vielleicht liegt es auch daran, daß wieder mal die leistungen der
ursprünglichen band durch die späteren ergüsse Eric Claptons
herabgewürdigt werden, weil man nicht differenzieren kann/will, zwischen
E.C.-damals und E.C.-heute.
vielleicht hängt auch einfach zu viel an diesem Clapton, vielleicht
übersieht man, daß er nur 33 1/3 % von Cream ausmachte.
In der öffentlichkeit hatte er wohl den höchsten stellenwert, seine solos
für Yardbirds Live und John Mayall's Bluesbreakers hatten schon 1966
enthusiasten dazu bewegt, londoner wände mit der aufschrift
'Clapton Is God' zu verschönern. einer der ersten, wenn nicht gar der
allererste gitarrenheld unserer zeit.
aber:
Es wird so gerne vergessen, daß die erste aller Supergroups; das
erste aller Power Trios von Jack Bruce und Ginger Baker gegründet
wurde; die beiden hatten zuvor den Rhythmus bei Alexis Korner's Blues
Incorporated und der Graham Bond Organization bestimmt.
ein ungleiches paar, daß sich schon bei Alexis Korner und dann viele
weitere jahre lang jede menge persönliche kämpfe lieferte; zwei musiker,
die vor allem zwei schlecht harmonisierende persönlichkeiten waren
und die trotzdem gemeinsam einen rhythmusteppich verlegten, in den
sowohl die fäden des miteinander, als auch die des gegeneinander
verwoben waren.
nie zuvor waren drummer und bassist so sehr als solisten in
erscheinung getreten und das sollte sich bei Cream auch darin
manifestieren, daß Jack Bruce (hauptsächlich) und Ginger Baker
die stücke schrieben, während Clapton (bis auf wenige ausnahmen) nur
ausführendes organ war.
so blieb es Eric's aufgabe, seine alten Yardbirds- und Bluesbreakers-
bluesriffs klangmäßig auszubauen, durch verfremdung und überbetonung
des gitarrenklangs; vielleicht auch mit ein bißchen wah-wah und
rückkopplungseffekten.
der typisch bedächtige, leicht quengelnde, leicht heulende ton; E.C.'s
markenzeichen jener tage; von sich aus wäre er wohl nicht drauf
gekommen, aber Cream hatten damit begonnen, einige alte
bluesklassiker neu zu interpretieren und dabei nicht nur reine rock-
stilmittel einzusetzen, sondern auch psychedelische verfremdungen.
Bruce und Baker gehörten zu den ersten englischen rock-
experimentalisten; sie hatten jahrelang olle blueskamellen nachgespielt
und irgendwie hing ihnen das schließlich zum halse heraus. sie begriffen
wohl, daß English White Boy niemals Chicago Blues spielen kann,
nicht in 1000 jahren, aber daß man was ureigenes draus machen kann.
Als diese neue supergruppe mit diesen neuen ideen 1966 in den damals
angesagten clubs auftauchte, von Klooks Kleek über Eel Pie bis hin zum
Marquee, setzten sie sofort ganz rock'n'roll England in brand.
bald sprang das feuer aufs festland über; selbst der Canal war nicht
breit und tief genug, diese lohen zu löschen.
ihre interpretationen von Spoonful, I'm So Glad oder Rollin' And Tumblin'
hatten wenig gemein mit der sonore trägheit der originale, sondern
wurden durch umfassende instrumentale ausarbeitungen und der damit
verbundenen längeren spielzeit geprägt.
sie stießen damit offene türen auf, bei hörern, die einesteils eine weiter-
entwicklung wollten, weg von den simplen beat-mustern;
aber andernteils sollte es auch nicht zum free jazz führen;
nein, es mußte schon weiterhin kongenial abgerockt werden.
nach heutigem maßstab mag die debut-lp Fresh Cream ein wenig poppig
daherkommen, aber achtung: damals bestimmten plattenfirmen noch den
inhalt einer lp und seitenlange improvisationsexzesse wären schlecht für
die verkaufszahlen gewesen.
es sind aber gerade auch die etwas eingängigeren oder verspielteren
stücke, die Cream's qualität ausmachten und die schon damals weit weg
führten; weg vom herkömmlichen blues-rock-spektakel.
'I Feel Free', das trotz oder gerade wegen des hochfrequenzigen
chorgesanges zum ohrwurm wurde; 'Sleepy Time Time' oder 'Dreaming',
zwei verhaltene und sich durchaus in den gehörgängen festsetzende
nummern; sie leben weniger von Eric's solos, als Jack's melodien.
Das wort 'powertrio' will mir angesichts solcher weisen nicht recht von
den lippen. im übrigen gab es tatsächlich ein quasi-viertes mitglied;
der poet und texter Pete Brown lieferte viele verquerte, teils
surrealistische, teils psychedelische lyrics; seine enge zusammenarbeit
mit Jack sollte Cream überdauern. Cream sind ohne Pete's texte nicht
denkbar.
Es überrascht mich im nachhinein immer noch, daß Cream unsere
musikalische welt so revolutionieren konnte; daß diese musik tatsächlich
auf herkömmlichen radiostationen gespielt wurde und sie sogar auftritte
in hitparaden-shows hatten. immer wieder muß man sich daran
erinnern, daß damals alles, aber auch absolut alles im aufbruch war;
jeder versuchte ausgetretene pfade zu verlassen.
Die Stones waren gut und schön gewesen, blieben es auch noch
viele jahre lang, aber Cream gingen einfach weiter; auf zu neuen ufern.
Mit der 2. lp Disraeli Gears setzten sie einen neuen meilenstein,
erweiterten ihr personal und gaben Eric die chance, doch einmal etwas
eigenes vorzustellen.
das er es also doch konnte, bewies er mit 'Strange Brew' und 'Tales Of
Brave Ulysses'; zwei nummern, die zwar wieder die nähe zu blues-
strukturen suchen, bei denen aber auch der neue psychedelische zeit-
geist hörbar wird; spätestens 1967 hatten Cream sich eingeraucht; sie
erschienen uns jetzt (vielleicht noch neben den frühen Pink Floyd) als
die einzig legitimen vertreter britischer psychedelia.
Die bandkomposition 'Sunshine Of Your Love' wurde zum großen
gassenhauer. Von Cream selbst in vielen variationen gespielt; gecovert
zuerst von Jimi Hendrix und anschließend von tausend anderen bands;
war es auch das stück, daß man selbst in allen lebenslagen; ob im bus
oder unter der dusche vor sich hinsummte; wir brachten es leicht auf
halbstündige versionen....
texte wurden diesmal u.a. von Gail Collins verfaßt, während ihr mann
Felix Pappalardi am bass und in der produktion mithalf.
es erscheint mir immer noch unfaßbar, das Cream den großen sprung
in die USA mit solcher leichtigkeit schafften. Die Amis hatten sicherlich
genug eigener sensationen im land.
aber Cream konnten alles, sie waren anpassungs- und wandlungsfähig
und sie trauten sich in die höhle jedes löwen.
Z.B. dem Grande Ballroom, Detroit; heimat der MC5 und eigentlich
voll unter deren kontrolle.
nicht etwa, daß die MC5 musikalisch besser gewesen wären, aber in
detroit war unkompromisloser hardrock angesagt, erweitert um einige
soul-tupfer, ebenfalls aus dem harten bereich und untermalt von kräftiger
agitation. kein nährboden für verspielte virtuosen oder pop-bübchen.
also rammten Cream hard rockende pfähle in den boden, lang-
gezogene stücke zwischen 10 und 20 minuten, und bauten darauf
eine plattform, die sie noch oberhalb der MC5 positionierten
und die noch mehr als 40 jahre später jedem erkletterungsversuch trotzt.
gleich anschließend versammelten sie sich zu den göttern im
Fillmore, Avalon, Carousel; hier war eine ganz andere stimmung
angesagt; die Dead und konsorten spielten drei bis vier stunden
am stück und es ging nicht nur um die musik als solche, sondern
auch darum, daß kommunale gefühl der zeit zu verstehen, zu
interpretieren und es dann in töne umgesetzt, zurückzusenden.
Haight Ashbury war baff, als Cream sich locker auf die
schwindelerregenden höhen der lokalmatadoren spielten.
Einige stücke aus dem Fillmore wurden anschließend auf
Wheels Of Fire veröffentlicht. Ursprünglich war das ein aus zwei
einzel-lps bestehendes projekt; einmal live, einmal studio;
es wurde aber ziemlich umgehend eine doppel-lp daraus
gemacht.
Was sie da im Fillmore ablieferten ist prima; allerdings spielten
sie an gleicher stelle und auch anderswo in San Francisco noch
bedeutend bessere sets ein.
Wirklich vom hocker haute uns damals aber der studio-teil.
Baker lieferte drei supernummer ab; u.a, 'Those Were The Days' als
sein beitrag für einen möglichen anwärter auf die charts und dann
das ganz und gar unsterbliche 'Pressed Rat und Warthog', die beiden
verkauften elektrisch verstärkte hitze und waren mit einem dreibeinigen
sack unterwegs waren; titel, die in meiner clique geliebt wurden
und als erkennungsmelodie galten.
Das 'Sitting On Top Of The World' und 'Born Under A Bad Sign'
nichts weiter als coverversionen waren, nahmen wir damals nicht
sofort war; glücklicherweise weichen sie doch stark von den
originalen ab und entwickeln ein eigenes charisma.
'Politician' sollte zu einem weiteren Bruce-standard werden,
von ihm selbst noch diverse male kopiert, wie auch vom co-autor
Pete Brown aufgenommen; wohl auch, weil es eine wirklich
überragende nummer ist.
aber das non-plus-ultra kam gleich am anfang der lp:
'White Room'; damals gesehen als das überstück des
psychedelischen surrealismus; in wirklichkeit aber die beschreibung
eines herointrips.
wir vermuteten es bald; Yellow Tigers Crouch In Jungles Through Her
Dark Eyes;
diese tiger symbolisierten das heroin und besungen wurde aller
wahrscheinlichkeit nach junkie Gail Collins, deren macker erneut als co-
produzent und gelegentlicher mitmusiker aushalf.
es war ausgerechnet dieses von uns als höhepunkt erfundene
'White Room', welches letztlich zur Zerstörung von Cream führte.
Nicht die herbeizitierten musikalischen differenzen, sondern die
nadelsucht machte die band kaputt; höhlte sie aus und entzog
ihr den boden unter den füßen.
schon zu zeiten der Graham Bond Organization zeigte sich Ginger
mit stark eingefallenen wangen; ein typisches zeichen.
Ob er es war, der auch Eric an die nadel brachte, sei dahingestellt;
tatsache ist, daß Jack Bruce die nase voll hatte von diesen erratischen
und unzuverlässige junkies;
er war noch lange nicht ausgebrannt; nachdem er die band verlassen
hatte, machte er im gleichen stil noch ein paar jahre mit ähnlich
guten ideen weiter, während Baker und Clapton nur dank des
genies von Stevie Winwood auch mit Blind Faith noch einmal
ein musikalisches wunderwerk schaffen sollten.
All das war dem durchschnittlichen Cream-fan natürlich weder bewußt
noch bekannt; das tat der popularität keinen abbruch.
man konnte es sich damals kaum leisten, ohne Cream-scheiben
unter dem arm zu einer angesagten fete zu gehen und es war
absolut ehrensache, spätestens nach dem 3. akkord nicht nur
den titel, sondern auch den stückeschreiber benennen zu können.
es verstand sich von selbst, daß man jede note in sich aufgenommen
hatte.
Als es mit Goodbye zur posthuman verabschiedung kam, wurde
auch dieses werk von uns fans begeistert aufgenommen.
sicher, es ist ein wenig stückwerk dabei; man hat das faß leergekratzt,
aber neben drei uns sehr willkommenen live-versionen waren auch drei
absolute highlights enthalten; nochmal ein etwas verschrobener,
quasi-psychedelischer surrealismus in 'Badge', 'Doing That Scrapyard
Thing' und 'What A Bringdown'. Damals wie heute immer noch stücke,
die mich innerlich erzittern lassen und die auch in unseren kreisen
höchstes lob fanden..
'When I Was Old, They Gave Me A Motor Factory' sangen sie damals.
ich rätselte viele jahre dran herum, heute glaube ich, daß sie schon
damals ihre anwärterschaft auf Opel oder Vauxhall gelten machen
wollten. Bruce, Baker und Clapton in Bochum; 'Doing That Scrapyard
Thing' als begleitmucke an der fertigungsstraße; glaubt mir, daß wäre die
lösung.
Mit Live Cream Vol. 1 + 2 schob die plattenfirma noch zwei dokumente
nach, die eigentlich jeder erwartet hatte.
obwohl darauf keinerlei neue nummern zu finden sind und obwohl nicht
die atmosphäre einer soundboard-aufnahme geschaffen wird, gehören
beide volumen zum rüstzeug des harten kerns unter den fans.
Wer auf das Legendäre Unveröffentliche Album wartete, wurde ent-
täuscht; es blieben keine wirklich verwertbaren stücke in den
archiven. Cream hatten wirklich das ende erreicht.
die soloaktivitäten könnten bücher füllen; sie sind aber nicht ziel
dieser betrachtung.
als es vor ein paar jahren zur re-union kam, blieben viele alte fans
überraschend skeptisch. stark überteuerte konzertpreise, um eine
band zu sehen, die unmöglich das alte feuer wieder aufgeschürt haben
konnte; nein, das wars wohl nicht. außerdem: die paar Londoner shows
waren trotzdem ausverkauft, zur erwarteten europatournee kam es nicht,
aber was in london abgeliefert wurde, bewies sich unterm strich doch
mehr als wunschdenken der fans.
wahre brillianz wurde nicht mehr erreicht.
deswegen wurde auch die dvd nicht angeschafft; sie lieferte nicht die
druckvolle urwüchsigkeit der frühen jahre.
unsere alten videos und dvds sind uns da lieber.
Cream waren eine der ersten gruppen, die den alten rock'n'roll und
blues rock weiterentwickelten und 'oberschülerfähig' machten; drei
brilliante solisten; randvoll mit ideen; instrumentale virtuosen, die
auch gelernt hatten, wie man sich die improvisationen des jazz zunutze
machen kann.
sie bewiesen, daß man zu dritt mucke machen kann und
daß man keyboarder nicht braucht.
selbst ein 2. gitarrist muß nicht unbedingt zwingend dabeisein.
Bruce und Baker sind mein lieblingsbassist und -drummer;
ich kanns nicht beweisen, will es auch nicht beweisen, aber dennoch:
es dürfte nicht viele ähnlich kreative köpfe in der musikwelt geben.
Clapton mag nun nicht gerade der beste aller gitarristen gewesen
sein; an Jimi, Jerry, Mike Bloomfield, Peter Green oder Jorma
kommt er nicht ganz heran; aber zumindest hielten wir ihn damals
für die nummer eins. und er hat uns ja tatsächlich mit vielen soli
inspiriert. kein einziges davon möchte ich missen
es muß wohl eine andere welt gewesen sein, in der man sich unter
den freunden meines umfeldes so einig war, wie sich junge rocker
überhaupt einig sein können:
an Cream gab und gibt es nichts zu kriteln.
Cream , das ist eben Sahne.
Allererste Sahne!
und dabei fällt mir auf, das die abwertenden kommentare in den letzten
jahren stetig zunehmen. die meuchelmörder trauen sich aus dem
unterholz,
vielleicht weil sie damals gar nicht dabei waren;
vielleicht weil sie sehen; da ist noch etwas mit einem hehren wert, daß
noch nicht kaputtgemacht ist; jetzt aber los, dabevor ihnen kein anderer
zuvorkommt.
da muß so lange herumgesucht werden, bis man eine der besten
gruppen aller zeiten endlich vom podest gestürzt hat; irgend ein 'ja aber'
findet sich schließlich doch noch. platten, die sowohl bei fans als auch
fachleuten über jeden zweifel erhaben waren, müssen doch irgendwie
kleinzukriegen sein.
vielleicht liegt es auch daran, daß wieder mal die leistungen der
ursprünglichen band durch die späteren ergüsse Eric Claptons
herabgewürdigt werden, weil man nicht differenzieren kann/will, zwischen
E.C.-damals und E.C.-heute.
vielleicht hängt auch einfach zu viel an diesem Clapton, vielleicht
übersieht man, daß er nur 33 1/3 % von Cream ausmachte.
In der öffentlichkeit hatte er wohl den höchsten stellenwert, seine solos
für Yardbirds Live und John Mayall's Bluesbreakers hatten schon 1966
enthusiasten dazu bewegt, londoner wände mit der aufschrift
'Clapton Is God' zu verschönern. einer der ersten, wenn nicht gar der
allererste gitarrenheld unserer zeit.
aber:
Es wird so gerne vergessen, daß die erste aller Supergroups; das
erste aller Power Trios von Jack Bruce und Ginger Baker gegründet
wurde; die beiden hatten zuvor den Rhythmus bei Alexis Korner's Blues
Incorporated und der Graham Bond Organization bestimmt.
ein ungleiches paar, daß sich schon bei Alexis Korner und dann viele
weitere jahre lang jede menge persönliche kämpfe lieferte; zwei musiker,
die vor allem zwei schlecht harmonisierende persönlichkeiten waren
und die trotzdem gemeinsam einen rhythmusteppich verlegten, in den
sowohl die fäden des miteinander, als auch die des gegeneinander
verwoben waren.
nie zuvor waren drummer und bassist so sehr als solisten in
erscheinung getreten und das sollte sich bei Cream auch darin
manifestieren, daß Jack Bruce (hauptsächlich) und Ginger Baker
die stücke schrieben, während Clapton (bis auf wenige ausnahmen) nur
ausführendes organ war.
so blieb es Eric's aufgabe, seine alten Yardbirds- und Bluesbreakers-
bluesriffs klangmäßig auszubauen, durch verfremdung und überbetonung
des gitarrenklangs; vielleicht auch mit ein bißchen wah-wah und
rückkopplungseffekten.
der typisch bedächtige, leicht quengelnde, leicht heulende ton; E.C.'s
markenzeichen jener tage; von sich aus wäre er wohl nicht drauf
gekommen, aber Cream hatten damit begonnen, einige alte
bluesklassiker neu zu interpretieren und dabei nicht nur reine rock-
stilmittel einzusetzen, sondern auch psychedelische verfremdungen.
Bruce und Baker gehörten zu den ersten englischen rock-
experimentalisten; sie hatten jahrelang olle blueskamellen nachgespielt
und irgendwie hing ihnen das schließlich zum halse heraus. sie begriffen
wohl, daß English White Boy niemals Chicago Blues spielen kann,
nicht in 1000 jahren, aber daß man was ureigenes draus machen kann.
Als diese neue supergruppe mit diesen neuen ideen 1966 in den damals
angesagten clubs auftauchte, von Klooks Kleek über Eel Pie bis hin zum
Marquee, setzten sie sofort ganz rock'n'roll England in brand.
bald sprang das feuer aufs festland über; selbst der Canal war nicht
breit und tief genug, diese lohen zu löschen.
ihre interpretationen von Spoonful, I'm So Glad oder Rollin' And Tumblin'
hatten wenig gemein mit der sonore trägheit der originale, sondern
wurden durch umfassende instrumentale ausarbeitungen und der damit
verbundenen längeren spielzeit geprägt.
sie stießen damit offene türen auf, bei hörern, die einesteils eine weiter-
entwicklung wollten, weg von den simplen beat-mustern;
aber andernteils sollte es auch nicht zum free jazz führen;
nein, es mußte schon weiterhin kongenial abgerockt werden.
nach heutigem maßstab mag die debut-lp Fresh Cream ein wenig poppig
daherkommen, aber achtung: damals bestimmten plattenfirmen noch den
inhalt einer lp und seitenlange improvisationsexzesse wären schlecht für
die verkaufszahlen gewesen.
es sind aber gerade auch die etwas eingängigeren oder verspielteren
stücke, die Cream's qualität ausmachten und die schon damals weit weg
führten; weg vom herkömmlichen blues-rock-spektakel.
'I Feel Free', das trotz oder gerade wegen des hochfrequenzigen
chorgesanges zum ohrwurm wurde; 'Sleepy Time Time' oder 'Dreaming',
zwei verhaltene und sich durchaus in den gehörgängen festsetzende
nummern; sie leben weniger von Eric's solos, als Jack's melodien.
Das wort 'powertrio' will mir angesichts solcher weisen nicht recht von
den lippen. im übrigen gab es tatsächlich ein quasi-viertes mitglied;
der poet und texter Pete Brown lieferte viele verquerte, teils
surrealistische, teils psychedelische lyrics; seine enge zusammenarbeit
mit Jack sollte Cream überdauern. Cream sind ohne Pete's texte nicht
denkbar.
Es überrascht mich im nachhinein immer noch, daß Cream unsere
musikalische welt so revolutionieren konnte; daß diese musik tatsächlich
auf herkömmlichen radiostationen gespielt wurde und sie sogar auftritte
in hitparaden-shows hatten. immer wieder muß man sich daran
erinnern, daß damals alles, aber auch absolut alles im aufbruch war;
jeder versuchte ausgetretene pfade zu verlassen.
Die Stones waren gut und schön gewesen, blieben es auch noch
viele jahre lang, aber Cream gingen einfach weiter; auf zu neuen ufern.
Mit der 2. lp Disraeli Gears setzten sie einen neuen meilenstein,
erweiterten ihr personal und gaben Eric die chance, doch einmal etwas
eigenes vorzustellen.
das er es also doch konnte, bewies er mit 'Strange Brew' und 'Tales Of
Brave Ulysses'; zwei nummern, die zwar wieder die nähe zu blues-
strukturen suchen, bei denen aber auch der neue psychedelische zeit-
geist hörbar wird; spätestens 1967 hatten Cream sich eingeraucht; sie
erschienen uns jetzt (vielleicht noch neben den frühen Pink Floyd) als
die einzig legitimen vertreter britischer psychedelia.
Die bandkomposition 'Sunshine Of Your Love' wurde zum großen
gassenhauer. Von Cream selbst in vielen variationen gespielt; gecovert
zuerst von Jimi Hendrix und anschließend von tausend anderen bands;
war es auch das stück, daß man selbst in allen lebenslagen; ob im bus
oder unter der dusche vor sich hinsummte; wir brachten es leicht auf
halbstündige versionen....
texte wurden diesmal u.a. von Gail Collins verfaßt, während ihr mann
Felix Pappalardi am bass und in der produktion mithalf.
es erscheint mir immer noch unfaßbar, das Cream den großen sprung
in die USA mit solcher leichtigkeit schafften. Die Amis hatten sicherlich
genug eigener sensationen im land.
aber Cream konnten alles, sie waren anpassungs- und wandlungsfähig
und sie trauten sich in die höhle jedes löwen.
Z.B. dem Grande Ballroom, Detroit; heimat der MC5 und eigentlich
voll unter deren kontrolle.
nicht etwa, daß die MC5 musikalisch besser gewesen wären, aber in
detroit war unkompromisloser hardrock angesagt, erweitert um einige
soul-tupfer, ebenfalls aus dem harten bereich und untermalt von kräftiger
agitation. kein nährboden für verspielte virtuosen oder pop-bübchen.
also rammten Cream hard rockende pfähle in den boden, lang-
gezogene stücke zwischen 10 und 20 minuten, und bauten darauf
eine plattform, die sie noch oberhalb der MC5 positionierten
und die noch mehr als 40 jahre später jedem erkletterungsversuch trotzt.
gleich anschließend versammelten sie sich zu den göttern im
Fillmore, Avalon, Carousel; hier war eine ganz andere stimmung
angesagt; die Dead und konsorten spielten drei bis vier stunden
am stück und es ging nicht nur um die musik als solche, sondern
auch darum, daß kommunale gefühl der zeit zu verstehen, zu
interpretieren und es dann in töne umgesetzt, zurückzusenden.
Haight Ashbury war baff, als Cream sich locker auf die
schwindelerregenden höhen der lokalmatadoren spielten.
Einige stücke aus dem Fillmore wurden anschließend auf
Wheels Of Fire veröffentlicht. Ursprünglich war das ein aus zwei
einzel-lps bestehendes projekt; einmal live, einmal studio;
es wurde aber ziemlich umgehend eine doppel-lp daraus
gemacht.
Was sie da im Fillmore ablieferten ist prima; allerdings spielten
sie an gleicher stelle und auch anderswo in San Francisco noch
bedeutend bessere sets ein.
Wirklich vom hocker haute uns damals aber der studio-teil.
Baker lieferte drei supernummer ab; u.a, 'Those Were The Days' als
sein beitrag für einen möglichen anwärter auf die charts und dann
das ganz und gar unsterbliche 'Pressed Rat und Warthog', die beiden
verkauften elektrisch verstärkte hitze und waren mit einem dreibeinigen
sack unterwegs waren; titel, die in meiner clique geliebt wurden
und als erkennungsmelodie galten.
Das 'Sitting On Top Of The World' und 'Born Under A Bad Sign'
nichts weiter als coverversionen waren, nahmen wir damals nicht
sofort war; glücklicherweise weichen sie doch stark von den
originalen ab und entwickeln ein eigenes charisma.
'Politician' sollte zu einem weiteren Bruce-standard werden,
von ihm selbst noch diverse male kopiert, wie auch vom co-autor
Pete Brown aufgenommen; wohl auch, weil es eine wirklich
überragende nummer ist.
aber das non-plus-ultra kam gleich am anfang der lp:
'White Room'; damals gesehen als das überstück des
psychedelischen surrealismus; in wirklichkeit aber die beschreibung
eines herointrips.
wir vermuteten es bald; Yellow Tigers Crouch In Jungles Through Her
Dark Eyes;
diese tiger symbolisierten das heroin und besungen wurde aller
wahrscheinlichkeit nach junkie Gail Collins, deren macker erneut als co-
produzent und gelegentlicher mitmusiker aushalf.
es war ausgerechnet dieses von uns als höhepunkt erfundene
'White Room', welches letztlich zur Zerstörung von Cream führte.
Nicht die herbeizitierten musikalischen differenzen, sondern die
nadelsucht machte die band kaputt; höhlte sie aus und entzog
ihr den boden unter den füßen.
schon zu zeiten der Graham Bond Organization zeigte sich Ginger
mit stark eingefallenen wangen; ein typisches zeichen.
Ob er es war, der auch Eric an die nadel brachte, sei dahingestellt;
tatsache ist, daß Jack Bruce die nase voll hatte von diesen erratischen
und unzuverlässige junkies;
er war noch lange nicht ausgebrannt; nachdem er die band verlassen
hatte, machte er im gleichen stil noch ein paar jahre mit ähnlich
guten ideen weiter, während Baker und Clapton nur dank des
genies von Stevie Winwood auch mit Blind Faith noch einmal
ein musikalisches wunderwerk schaffen sollten.
All das war dem durchschnittlichen Cream-fan natürlich weder bewußt
noch bekannt; das tat der popularität keinen abbruch.
man konnte es sich damals kaum leisten, ohne Cream-scheiben
unter dem arm zu einer angesagten fete zu gehen und es war
absolut ehrensache, spätestens nach dem 3. akkord nicht nur
den titel, sondern auch den stückeschreiber benennen zu können.
es verstand sich von selbst, daß man jede note in sich aufgenommen
hatte.
Als es mit Goodbye zur posthuman verabschiedung kam, wurde
auch dieses werk von uns fans begeistert aufgenommen.
sicher, es ist ein wenig stückwerk dabei; man hat das faß leergekratzt,
aber neben drei uns sehr willkommenen live-versionen waren auch drei
absolute highlights enthalten; nochmal ein etwas verschrobener,
quasi-psychedelischer surrealismus in 'Badge', 'Doing That Scrapyard
Thing' und 'What A Bringdown'. Damals wie heute immer noch stücke,
die mich innerlich erzittern lassen und die auch in unseren kreisen
höchstes lob fanden..
'When I Was Old, They Gave Me A Motor Factory' sangen sie damals.
ich rätselte viele jahre dran herum, heute glaube ich, daß sie schon
damals ihre anwärterschaft auf Opel oder Vauxhall gelten machen
wollten. Bruce, Baker und Clapton in Bochum; 'Doing That Scrapyard
Thing' als begleitmucke an der fertigungsstraße; glaubt mir, daß wäre die
lösung.
Mit Live Cream Vol. 1 + 2 schob die plattenfirma noch zwei dokumente
nach, die eigentlich jeder erwartet hatte.
obwohl darauf keinerlei neue nummern zu finden sind und obwohl nicht
die atmosphäre einer soundboard-aufnahme geschaffen wird, gehören
beide volumen zum rüstzeug des harten kerns unter den fans.
Wer auf das Legendäre Unveröffentliche Album wartete, wurde ent-
täuscht; es blieben keine wirklich verwertbaren stücke in den
archiven. Cream hatten wirklich das ende erreicht.
die soloaktivitäten könnten bücher füllen; sie sind aber nicht ziel
dieser betrachtung.
als es vor ein paar jahren zur re-union kam, blieben viele alte fans
überraschend skeptisch. stark überteuerte konzertpreise, um eine
band zu sehen, die unmöglich das alte feuer wieder aufgeschürt haben
konnte; nein, das wars wohl nicht. außerdem: die paar Londoner shows
waren trotzdem ausverkauft, zur erwarteten europatournee kam es nicht,
aber was in london abgeliefert wurde, bewies sich unterm strich doch
mehr als wunschdenken der fans.
wahre brillianz wurde nicht mehr erreicht.
deswegen wurde auch die dvd nicht angeschafft; sie lieferte nicht die
druckvolle urwüchsigkeit der frühen jahre.
unsere alten videos und dvds sind uns da lieber.
Cream waren eine der ersten gruppen, die den alten rock'n'roll und
blues rock weiterentwickelten und 'oberschülerfähig' machten; drei
brilliante solisten; randvoll mit ideen; instrumentale virtuosen, die
auch gelernt hatten, wie man sich die improvisationen des jazz zunutze
machen kann.
sie bewiesen, daß man zu dritt mucke machen kann und
daß man keyboarder nicht braucht.
selbst ein 2. gitarrist muß nicht unbedingt zwingend dabeisein.
Bruce und Baker sind mein lieblingsbassist und -drummer;
ich kanns nicht beweisen, will es auch nicht beweisen, aber dennoch:
es dürfte nicht viele ähnlich kreative köpfe in der musikwelt geben.
Clapton mag nun nicht gerade der beste aller gitarristen gewesen
sein; an Jimi, Jerry, Mike Bloomfield, Peter Green oder Jorma
kommt er nicht ganz heran; aber zumindest hielten wir ihn damals
für die nummer eins. und er hat uns ja tatsächlich mit vielen soli
inspiriert. kein einziges davon möchte ich missen
es muß wohl eine andere welt gewesen sein, in der man sich unter
den freunden meines umfeldes so einig war, wie sich junge rocker
überhaupt einig sein können:
an Cream gab und gibt es nichts zu kriteln.
Cream , das ist eben Sahne.
Allererste Sahne!