interview mit fritz rau am 28.02.2010 in der"alten mälzerei" in regensburg
meine fragen habe ich leicht gekürzt wieder gegeben, die antworten von fritz rau habe ich im orginal belassen, da es mir wichtig erschien. denn sogar pausen(.....) haben bei fritz rau eine bedeutung und wenn dabei eigentlich nur sein schelmisches grinsen zu sehen ist. ich habe fritz rau "in his own words " einfach belassen
ich hoffe, dieses interview ist für alle interessierten trotzdem ohne anstrengung lesbar und es kommt auch diese wunderbare familiäre atmosphäre bei diesem interview rüber.
--- so muss es backstage bei fritz rau zugegangen sein ---
ich habe bewusst den menschen fritz rau mit meinen fragen, den veranstalter kennt ja jeder, zu ergründen versucht.
und er hat mir einfach in dieser halben stunde --- vorab eingeräumt wurden mir eigentlich nur 10minuten --- einen nur wunderbaren einblick in seine seele, seine denke gewährt(wie vermutlich seinen von ihm immer so heiss geliebten musikerInnen eben auch)
seine absolut lesenswerte autobiographie, eine, im übrigen, pflichtlektüre für jeden rock & bluesfan und auch politisch interessierten menschen, war hier eigentlich nur korsett.
weiterhin kann ich jedem/jeder empfehlen diese lesung, wenn fritz rau in seiner nähe ist, zu besuchen.
einfach klasse ...
dir (jetzt bin ich einfach mal so frech), fritze rau, jetzt einfach nur ein danke für dieses backstage-interview, dass ich dich beim "gucken" des "bayern-hsv duell stören durfte .... und ebenso ein danke für diese für mich unvergesslichbaren stunden deiner lesung
muzi: als ich den einband ihres buches zum erstenmal sah, musste ich schmunzeln. im untertitel heisst es da ganz lapidar "erinnerungen eines konzertveranstalters. mir fiel spontan bert brecht ein, der von sich auch nur als stückeschreiber sprach.ist das ein ausdruck ihrer bescheidenheit?
fritz rau: nein,ich bin sogar noch bescheidener.die wesentliche funktion, die ich hatte, war eintrittskartenverkäufer für konzerte. da wir ja vom staat nicht unterstützt wurden .... wir alle waren ja für ihn damals alle potentielle störer und unruhestifter (grinst übers ganze gesicht) ... musste alles was geschehen ist vom publikum finanziert werden durch den kauf von eintrittskarten.darum war es einer meiner wichtigsten aufgaben,dafür zu sorgen, dass unsere konzerte gut besucht waren durch den verkauf von eintrittskarten. noch wichtiger als wir sind natürlich aber sind die künstler .... denn die leute kamen ja wegen den künstlern, nicht wegen uns. aber hinten im backstagebereich, wo alles vorbereitet wird, spielten wir doch eine eine wichtige rolle
muzi: sie räumen in ihrem buch den drei festivals 1977-1979 auf dem "reichsparteitagsgelände" in nürnberg .......
fritz rau: ...... das waren sehr bemerkenswerte veranstaltungen für mich .....
muzi: und dem festival in ulm mit frank zappa und joan baez ....
fritzrau: auf der donauinsel..... das war ja ein ungeheuerliches erlebnis
muzi: ... sehr breiten raum ein. sie sprechen in diesem zusammenhang auch vom "lachen und weinen" in diesem job. fehlt ihnen dieser kick?
fritz rau: nein ..... es ist ja so .... man kann sehr lange tätig sein, so, wie ich mit meinen vorträgen ... sind mit dem heutigen übrigens schon über 400 seit dem erscheinen dieses buches vor 5 jahren ..... man muss nur altersadäquat arbeiten. ich wäre heute nicht mehr in der lage konzerte produzieren zu können ... ich hätte nicht mehr die nerven, nicht die kraft. aber zu berichten wie es war in dem sinne, dass man was daraus lernen kann für die zukunft ... das ist drin. also vermisse ich diese grunderlebnisse, die mich zum weinen gebracht, aber auch manchmal über mich selbst zum lachen gebracht haben ... die vermisse ich nicht. ich danke meinem herrgott dafür, für das, was ich erleben durfte. und lebe jetzt halt mit meiner frau in mein 80igsten lebensjahr hinein .... da wird ruhiger und bescheidener (fritz rau grinst dabei übers ganze gesicht) .... man kann halt jetzt erzählen, wie das früher alles zustande kam ..... so, wie wir heute abend über das wichtigste ereignis in meinem leben sprechen werden .... nämlich über die "american folk blues festivals" .... und die bedeutung des blues in meinem leben
muzi: darauf wollte ich später noch kommen. aber im zusammenhang mit joan baez wollte ich ihnen noch eine frage stellen. herr rau, ich vermisse ein wichtiges accessoir an ihnen auf das sie auch in ihrem buch eingehen .... die obligatorische nudel
fritz rau(lacht schallend): ...... ja, die nudel, die da immer in meinem gesicht rumhing .... da hat sie(joan baez) mir ja auch nach diesem legendären konzert in ulm bei der verabschiedung am nächsten morgen geschrieben " fritz du hattest wieder eine nudel im gesicht" .... haja ..... (grinst seine frau an) .... und meistens war auch mein pullover verkleckert und so weiter ... ist ja klar ... bei solchen openairs ..... das sind ja harte angelegenheiten wo man wirklich sehr viel unerwartetes lösen, meistern muss .... und so ist es schon richtig, dass ich da manchesmal eine nudel im gesicht hatte ... oder, wie sie(joan baez) sagte "er lebt von nudeln, guglhupf und bier ... und er schläft nicht" .... es ist doch schön, wenn ein künstler so etwas beobachtet
muzi: mir fiel beim lesen dieser stelle sofort die nudelszene von loriot ein
fritz rau: ja natürlich(lacht schallend) .... nur loriot ist genial und bei mir passierts halt so(lacht)
muzi: für mich sind sie auch genial, denn wer im laufe seines lebens mit diesen musikerInnen zusammngearbeitet hat muss schon auch ein bischen genial sein. herr rau, die gesellschaftliche situation bei ihren anfängen als konzertveranstalter, also den 50iger und 60iger, hatten sie einleitend schon kurz angerissen. sie haben ihre eltern schon sehr früh verloren, das hat sie sicher sehr beeinflusst, sind sie darüber in doppelten anführungszeichen gesetzt nicht "froh"?
fritz rau: wenn man mit 10 jahren da steht ... vater tot, mutter tot, die letzten beiden grosseltern tot ... das wünsche ich keinem ... da kann man nicht froh sei. ich bin nur deswegen froh, dass ich nicht meine mutter durch meinen lebenswandel, meine lebensumstände, durch meine umwege zu tode gebracht hatte ... die hätte sich furchtbar aufgeregt, als ich das studium aufgab, als ich meinen ideen plötzlich nachging, anfing sie zu verwirklichen ... das wäre meinen eltern genauso fremd gewesen, wie so vielen, die sich für ihre kinder etwas anderes vorstellen .... nur froh kann man darüber nicht sein .... aber ich hatte dadurch den vorteil, dass ich meinen weg alleine finden musste .... und konnte .... meine pflegeeltern waren an meinem wohlbefinden nicht so sehr interessiert, wenn ich das so sagen darf ... aber, ich habe halt das gemacht, was ich für richtig hielt .... leben kann man nur nach vorwärts und man kann nicht sagen der herrgott wirds schon richten und die eltern werdens schon richten und man kann nicht sagen "mein vater hat mich nicht studieren lassen" ... oder "meine mutter hat mich gezwungen" .... nein(f.r lässt seine hand auf die tischplatte fallen), man muss sein leben meistern und seine überzeugung durchsetzen und die glücksfälle die jeder in seinem leben hat, wie in meinem leben horst lippmann, norman granz, günther kieser.... oder, peter maffay .... oder jimmy hendrix .... diese glücksfälle ergreifen und dafür kämpfen, dass sie verwirklicht werden ... so war das ungefähr damals .....
muzi: ... ich wollte sie mit meiner frage nicht aus der "reserve" locken ....
fritz rau: .... nein, ich habe sie schon richtig verstanden ... das könnte man ja denken, wieviele haben probleme sich gegen die eltern durchzusetzen, wir haben ja gerade darüber gesprochen. nur, mit eltern lebt es sich leichter .... ich bin froh, dass ich, im gegensatz zu meinen eltern, alt geworden bin. mein sohn(andreas oscar"peterson"), das kind, mein bub ist jetzt 51 .. 52 wird er ... und seine schwester ist jetzt vor ein paar tagen 50 geworden und die älteste enkeltochter ist auch schon 22 jahre alt und da stimmt alles ... deswegen bin ich froh ... aber, meine mutter und mein vater hätten es sehr schwer gehabt mein leben zu verstehen
muzi: wie gehen sie eigentlich damit um, dass keines ihrer kinder in ihre fusstapfen getreten ist?
fritz rau: diesen stress habe ich gottseidank nicht mit machen müssen, denn für meinen sohn für den war meine tätigkeit immer was unheimliches. er hat zwar die konzerte genossen und er hat genossen, als jimmy hendrix bei uns zuhause war, oder jethro tull, ian anderson oder andere .... er war bei den konzerten dabei, aber er war nur an der technik interessiert, er wurde ja auch motorenentwickler bei bmw in münchen und ist dort heute ein angesehener ingenieur(fritz rau grinst vor vaterstolz übers ganze gesicht) .... aber mit der konzerterei ..... es wäre schiefgegangen .... ich habe ihn beobachtet, wenn er gebrannt hätte, wenn er es gewollt hätte, ich hätte ihm geholfen, aber ich war bis zu meinem 74 lebensjahr chef der firma und der bub hätte es sehr schwer gehabt(fritz rau grinst wohlwissend) und meine tochter hat in hannover eine eigene eventfirma und in sofern ist es okay ... meine kinder haben mich somit vermisst, diesen fehler habe in meinem leben gemacht, ich habe mein privatleben, meine kinder, meine frau, verstorbene frau vernachlässigt .... meine heutige frau hat es da etwas besser .... weil wir leben zusammen .... ich habe halt die familie zu sehr vernachlässigt .... damals fanden in meinem kopf eben nur die konzerte und die tourneen statt.... so ich habe halt viele wichtigen termine, geburtstage, jahrestage der hochzeit und so weiter, eben versäumt und schlichtweg vergessen und das würde ich anders machen ... sonst würde ich alles auch wieder genauso machen .... selbst mit allen fehlern, die es in meinem leben gab
muzi: in einer passage in ihrem buch beschreiben sie wie jimmy hendrix bei einem bbc auftritt die zusammenarbeit mit der britischen sängerin lulu verweigerte ...
fritz rau: das war ganz einfach ... ich hatte über jimmy hendrix in der boulevardpresse so viel schreckliches gelesen und hatte nun die tournee mit ihm und dann habe ich mir gesagt den menschen musst du vorher kennenlernen. also bin ich drei wochen vor der tournee nach london geflogen, um den menschen kennen zu lernen ..... wie ist er denn wirklich .... und das war richtig so, denn in wirklichkeit war er ganz anders als er beschrieben wurde .... und ich habe ihn kennengelernt .... ich bin mit ihm, wie man so richtig sagt drei tage um die häuser gezogen ..... und ich war mit ihm bei "bbc london", da hat er bei der "lulu-show" mitgewirkt ....und dort kam der regisseur auf die hirnrissige idee, dass jimmy am schluss der show mit lulu einen gemeinsamen song .... vielleicht "alle meine entlein" oder so etwas (fritz rau lacht) ich weiss es nicht ... und jimmy konnte nicht nein sagen , dazu war er nicht der mensch, er konnte zu dem regisseur nicht sagen "mensch, du hast einen hammer, oder so etwas .... hör dir doch mal die musik an die wir machen" .... dass wir uns nicht falsch verstehen, lulu war nicht schlecht, aber, sie hätte niemals zu jimmy hendrix und experience gepasst .... und jimmy sagte nur "ja, wenn sie meinen" .... aber, als dann die show .... und das war eine live-show .... zuende ging, trippelte lulu auf ihn zu, da stiess er sie weg, ging ans mikrophon und sagt einfach "heute ist ein schlimmer tag für den rock&roll "cream" hat sich aufgelöst" .... jetzt musst du wissen, das war eine der lieblingsbands von jimmy und auch eric clapton verehrte er sehr ... "und jetzt vergessen wir den rubbish hier, den wir hier spielen sollen und wir spielen einen blues, einen blues für cream"
muzi: .... sie übersetzen in ihrer biographie das wort "rubbish" sehr dezent mit unfug ...
fritz rau:... mist, müll .... jimmy war stinksauer. er hätte ja schon von anfang an sagen können, nö, das mache ich nicht, du hast einen hammer ... mit seinem status ..... so war er aber nicht. er hat vor der bühne ja und amen gesagt, aber auf der bühne war er der boss .... er hat bestimmt mit was er beschliessen wollte .... er sagte immer nur "if you think so", aber gemacht hat er auf der bühne letztendlich sein ding ...... so habe auf der ganzen tournee nicht über ihn verfügt, du machst das und das, er hätte nur"if you think so" gesagt.... sondern habe ihn immer zu rate gezogen und habe immer zu ihm gesagt ..jimmy, was hältst du davon ... wie wollen wir es machen ... das hat ihm gefallen und dadurch hatte ich mit ihm die repressionsfreieste und stressfreieste tournee backstage, die ich je hatte .... und jeder meiner freunde hatte mir doch im vorfeld gesagt "ich wünsche dir viel glück" .... und ich hatte viel glück ..... aber um dieses glück auch zu haben, muss man zum künstler fahren ... ich habe in deutschland auch nie neue künstler präsentiert, die ich nicht in ihrem ursprungsland, wo ich ja keinen veranstalterstress hatte, frei und persönlich erlebt habe ....... bruce springsteen z.b. am anfang seiner karriere habe ich im "roxy-club"/los angeles mit 800 plätzen .... er kam auf die bühne und rief "i saw the future of rock`n'roll" und da wusste ich sofort, wo es lang geht .... also, wenn ich einen künstler angekündigt habe, dann wusste ich, was er beim publikum bewirkt, denn darauf kam es mir an .... es hat keinen zweck diese vorgehensweise zu vermeiden ..... es bedeutet aber auf der anderen seite eine enorme anstrengung und auch viele reisen vorher ..... aber nachher über den künstler zu schimpfen, weil man eben über ihn nicht bescheid wusste .... jaaaaa, wenn ich dass gewusst hätte .... nein, wenn man in deutschland tourneen produziert und konzerte veranstaltet, hat man die verdammte pflicht sich vorher und vorort .... liza minelli habe ich vorort im pariser "olimpia" erlebt ... und nur so war es mir möglich diese guten programme zu veranstalten, die mir immer noch anerkennung, wie von ihnen, einbringen .... aber man muss erstmal die richtigen künstler finden, vor ort "überprüfen" und dann bekommen und dann präsentieren
muzi: herr rau, in diesem zusammenhang bekomme ich ganz elegant die kurve zum "american folk blues festival". in ihrem buch zitieren einen musiker, den sie fürs AFBF engagiert hatten, mit dem satz "wir sind keine kleinen kinder"
fritz rau: also, für die mitglieder des "american folk blues festival" ... also die bluesleute, die kamen damals ja alle aus ganz einfachen verhältnissen, war die europatournee ein im wahrsten des wortes ein kulturschock ... die haben in ihren ghettos gelebt in sehr einfachen verhältnissen ... und dann haben wir sie in guten hotels untergebracht ..... zum beispiel sonny boy williamson hatte ein karnickel, das ihm "zugelaufen" war(fritz rau lacht schallend) sagen wir es mal so ... auf seinem hotelzimmer geschlachtet und "soulfood" daraus gemacht. und die sauerei war also so schlimm, dass wir beinhe aus dem hotel geflogen wären .... also musste ich mich um diese künstler sehr, sehr kümmern .... beinahe in einer mütterlichen fürsorge .... aber, weil ja auch bei diesen musikern unterschiedliche menschen .... wie big joe williams .... aber auch grand seigneurs wie muddy waters ... sie hatten ihn zitiert ...... muddy waters kam dann zu mir und sagte "fritz, übertreib nicht" .... don't over do it, wir sind keine kinder .... einige von ihnen aber waren wie kinder, ich bringe ja auch beispiele in meinem buch .... aber muddy waters gab mir aber auch wiederrum damit eine lehrstunde, dass ich künstler ganz individuell behandeln muss .... wenn ich dem einen sage, du die suppe wird kalt, komm iss dann hilft es ihm ... wenn du das aber zu muddy waters sagt er einfach "thats my affair, du kannst mir reden was ich auf der bühne machen soll, aber nicht, ob meine suppe heiss, kalt, oder auch garnicht essen will" .... jeder künstler ist eine insel und jeder künstler muss verstanden, erfasst werden ... es gibt keine grösseren unterschiede als ne tourneen mit peter maffay und udo lindenberg ..... und braucht hinter der bühne remmidemmi. das beruhigt ihn. dann geht er auf die bühne ... maffay will die letzte halbe stunde vor dem konzert nur seine musiker um sich rum und dann sitzen sie da und proben sich ein und da habe auch ich nicht gewagt da rein zu gehen. und das müssen sie als veranstalter richtig erkennen und auch danach handeln
(kleiner "TUMULT" fritz raus sohn andreas oscar ist im "anflug")
muzi: herr rau könnten sie sich damit anfreunden, wenn sie die bundesregierung zum "senior-rockbeauftragten" ernennen würde?
fritz rau(fast schon "entrüstet"): überhaupt nicht ... die regierung der bundesrepublick respektiere ich, aber ich lasse mir von den nicht sagen, was wir machen und vorallem, wie wir es zu machen hätten ... da denke ich anarchisch denn ein künstler ist menschenanwalt und hat nicht der regierung zu gefallen, sondern sich selbst zu verwirklichen ... und wir haben viele aktionen gemacht, wo die regierung garnicht einverstanden war ... zum beispiel konzerte gegen atomraketen und zu mutlangen und so weiter .... da habe ich künstler besorgt ..... oder rock gegen atomenergie nach tschernobyl .... das war den regierenden damals etwas unglaubliches ... damals hatte es ja auch die "grünen" noch nicht gegeben .... angefangen hatte eigentlich alles mit dem "ostermarsch 1966" in frankfurt, wo ich joan baez kennengelernt hatte mit der ich ja dann auch jahrzehntelang zusammengearbeitet habe ... oder, die "friedensbewegung" mit harry belafonte, udo lindenberg .... "bunte republik" und so weiter, das waren keine aktionen bei der die regierungen geklatscht haben ... also, ich wäre kein guter rockbeauftragter ... ich bin ein bürger eines staates, der rechtsstaatlich fundiert ist, aber, dem man auch auf die finger schauen muss und deswegen bin ich glücklich, dass es eine regierung gab, die verhindert hat, dass man aus treue zu amerika und einem wahnsinnigen präsidenten in den irak-krieg gegangen ist(fritz rau sehr energisch) .... das war eine folge unserer friedensbewegung ..... oder, denke an die "startbahn west"aktivitäten ... wir standen auf dem boden des gewaltfreien widerstandes .....
(sein sohn trifft ein)
fritz rau: so, mir müssen jetzt zum ende kommen ... die familie geht vor ... bitte nur noch eine frage
muzi: in ihrem buch schildern sie die umstände, als sie bob dylan 1978 auf dem "nürnberger reichsparteitagsgelände" veranstaltet haben
fritz rau: da gab es damals doch diese "kampfgruppe hoffmann" ..... "wehrsporttruppe hoffmann" (mein einschub) ... stimmt, du weisst wovon wir reden und die wollten dieses festival in die luft fliegen lassen ... wir müssen den kampf gegen die neofaschisten weitermachen, denn dieser kampf ist längst noch nicht gewonnen ...... das war und ist meine angst .... ausserdem war damals meine angst, dass diese "delay towers" kippen, wenn leute drauf rumsteigen .... in england sind kurz vorher drei leute getorben, als so ein teil umgeflogen ist ..... daher auch mein satz "als veranstalter stehst du immer mit einem bein im gefängnis" ......
(der sohn, die schwiegertochter und die enkelkinder kommen rein begrüssen ihren opa, ein herzliches familienchaos ist zugange
)
fritz rau(mit freundlichem nachdruck): und jetzt ist meine familie dran .....
muzi: nochmals danke, fritz rau
msg+!no pasaran!+kor
bernhard/fsm
meine fragen habe ich leicht gekürzt wieder gegeben, die antworten von fritz rau habe ich im orginal belassen, da es mir wichtig erschien. denn sogar pausen(.....) haben bei fritz rau eine bedeutung und wenn dabei eigentlich nur sein schelmisches grinsen zu sehen ist. ich habe fritz rau "in his own words " einfach belassen
ich hoffe, dieses interview ist für alle interessierten trotzdem ohne anstrengung lesbar und es kommt auch diese wunderbare familiäre atmosphäre bei diesem interview rüber.
--- so muss es backstage bei fritz rau zugegangen sein ---
ich habe bewusst den menschen fritz rau mit meinen fragen, den veranstalter kennt ja jeder, zu ergründen versucht.
und er hat mir einfach in dieser halben stunde --- vorab eingeräumt wurden mir eigentlich nur 10minuten --- einen nur wunderbaren einblick in seine seele, seine denke gewährt(wie vermutlich seinen von ihm immer so heiss geliebten musikerInnen eben auch)
seine absolut lesenswerte autobiographie, eine, im übrigen, pflichtlektüre für jeden rock & bluesfan und auch politisch interessierten menschen, war hier eigentlich nur korsett.
weiterhin kann ich jedem/jeder empfehlen diese lesung, wenn fritz rau in seiner nähe ist, zu besuchen.
einfach klasse ...
dir (jetzt bin ich einfach mal so frech), fritze rau, jetzt einfach nur ein danke für dieses backstage-interview, dass ich dich beim "gucken" des "bayern-hsv duell stören durfte .... und ebenso ein danke für diese für mich unvergesslichbaren stunden deiner lesung
muzi: als ich den einband ihres buches zum erstenmal sah, musste ich schmunzeln. im untertitel heisst es da ganz lapidar "erinnerungen eines konzertveranstalters. mir fiel spontan bert brecht ein, der von sich auch nur als stückeschreiber sprach.ist das ein ausdruck ihrer bescheidenheit?
fritz rau: nein,ich bin sogar noch bescheidener.die wesentliche funktion, die ich hatte, war eintrittskartenverkäufer für konzerte. da wir ja vom staat nicht unterstützt wurden .... wir alle waren ja für ihn damals alle potentielle störer und unruhestifter (grinst übers ganze gesicht) ... musste alles was geschehen ist vom publikum finanziert werden durch den kauf von eintrittskarten.darum war es einer meiner wichtigsten aufgaben,dafür zu sorgen, dass unsere konzerte gut besucht waren durch den verkauf von eintrittskarten. noch wichtiger als wir sind natürlich aber sind die künstler .... denn die leute kamen ja wegen den künstlern, nicht wegen uns. aber hinten im backstagebereich, wo alles vorbereitet wird, spielten wir doch eine eine wichtige rolle
muzi: sie räumen in ihrem buch den drei festivals 1977-1979 auf dem "reichsparteitagsgelände" in nürnberg .......
fritz rau: ...... das waren sehr bemerkenswerte veranstaltungen für mich .....
muzi: und dem festival in ulm mit frank zappa und joan baez ....
fritzrau: auf der donauinsel..... das war ja ein ungeheuerliches erlebnis
muzi: ... sehr breiten raum ein. sie sprechen in diesem zusammenhang auch vom "lachen und weinen" in diesem job. fehlt ihnen dieser kick?
fritz rau: nein ..... es ist ja so .... man kann sehr lange tätig sein, so, wie ich mit meinen vorträgen ... sind mit dem heutigen übrigens schon über 400 seit dem erscheinen dieses buches vor 5 jahren ..... man muss nur altersadäquat arbeiten. ich wäre heute nicht mehr in der lage konzerte produzieren zu können ... ich hätte nicht mehr die nerven, nicht die kraft. aber zu berichten wie es war in dem sinne, dass man was daraus lernen kann für die zukunft ... das ist drin. also vermisse ich diese grunderlebnisse, die mich zum weinen gebracht, aber auch manchmal über mich selbst zum lachen gebracht haben ... die vermisse ich nicht. ich danke meinem herrgott dafür, für das, was ich erleben durfte. und lebe jetzt halt mit meiner frau in mein 80igsten lebensjahr hinein .... da wird ruhiger und bescheidener (fritz rau grinst dabei übers ganze gesicht) .... man kann halt jetzt erzählen, wie das früher alles zustande kam ..... so, wie wir heute abend über das wichtigste ereignis in meinem leben sprechen werden .... nämlich über die "american folk blues festivals" .... und die bedeutung des blues in meinem leben
muzi: darauf wollte ich später noch kommen. aber im zusammenhang mit joan baez wollte ich ihnen noch eine frage stellen. herr rau, ich vermisse ein wichtiges accessoir an ihnen auf das sie auch in ihrem buch eingehen .... die obligatorische nudel
fritz rau(lacht schallend): ...... ja, die nudel, die da immer in meinem gesicht rumhing .... da hat sie(joan baez) mir ja auch nach diesem legendären konzert in ulm bei der verabschiedung am nächsten morgen geschrieben " fritz du hattest wieder eine nudel im gesicht" .... haja ..... (grinst seine frau an) .... und meistens war auch mein pullover verkleckert und so weiter ... ist ja klar ... bei solchen openairs ..... das sind ja harte angelegenheiten wo man wirklich sehr viel unerwartetes lösen, meistern muss .... und so ist es schon richtig, dass ich da manchesmal eine nudel im gesicht hatte ... oder, wie sie(joan baez) sagte "er lebt von nudeln, guglhupf und bier ... und er schläft nicht" .... es ist doch schön, wenn ein künstler so etwas beobachtet
muzi: mir fiel beim lesen dieser stelle sofort die nudelszene von loriot ein
fritz rau: ja natürlich(lacht schallend) .... nur loriot ist genial und bei mir passierts halt so(lacht)
muzi: für mich sind sie auch genial, denn wer im laufe seines lebens mit diesen musikerInnen zusammngearbeitet hat muss schon auch ein bischen genial sein. herr rau, die gesellschaftliche situation bei ihren anfängen als konzertveranstalter, also den 50iger und 60iger, hatten sie einleitend schon kurz angerissen. sie haben ihre eltern schon sehr früh verloren, das hat sie sicher sehr beeinflusst, sind sie darüber in doppelten anführungszeichen gesetzt nicht "froh"?
fritz rau: wenn man mit 10 jahren da steht ... vater tot, mutter tot, die letzten beiden grosseltern tot ... das wünsche ich keinem ... da kann man nicht froh sei. ich bin nur deswegen froh, dass ich nicht meine mutter durch meinen lebenswandel, meine lebensumstände, durch meine umwege zu tode gebracht hatte ... die hätte sich furchtbar aufgeregt, als ich das studium aufgab, als ich meinen ideen plötzlich nachging, anfing sie zu verwirklichen ... das wäre meinen eltern genauso fremd gewesen, wie so vielen, die sich für ihre kinder etwas anderes vorstellen .... nur froh kann man darüber nicht sein .... aber ich hatte dadurch den vorteil, dass ich meinen weg alleine finden musste .... und konnte .... meine pflegeeltern waren an meinem wohlbefinden nicht so sehr interessiert, wenn ich das so sagen darf ... aber, ich habe halt das gemacht, was ich für richtig hielt .... leben kann man nur nach vorwärts und man kann nicht sagen der herrgott wirds schon richten und die eltern werdens schon richten und man kann nicht sagen "mein vater hat mich nicht studieren lassen" ... oder "meine mutter hat mich gezwungen" .... nein(f.r lässt seine hand auf die tischplatte fallen), man muss sein leben meistern und seine überzeugung durchsetzen und die glücksfälle die jeder in seinem leben hat, wie in meinem leben horst lippmann, norman granz, günther kieser.... oder, peter maffay .... oder jimmy hendrix .... diese glücksfälle ergreifen und dafür kämpfen, dass sie verwirklicht werden ... so war das ungefähr damals .....
muzi: ... ich wollte sie mit meiner frage nicht aus der "reserve" locken ....
fritz rau: .... nein, ich habe sie schon richtig verstanden ... das könnte man ja denken, wieviele haben probleme sich gegen die eltern durchzusetzen, wir haben ja gerade darüber gesprochen. nur, mit eltern lebt es sich leichter .... ich bin froh, dass ich, im gegensatz zu meinen eltern, alt geworden bin. mein sohn(andreas oscar"peterson"), das kind, mein bub ist jetzt 51 .. 52 wird er ... und seine schwester ist jetzt vor ein paar tagen 50 geworden und die älteste enkeltochter ist auch schon 22 jahre alt und da stimmt alles ... deswegen bin ich froh ... aber, meine mutter und mein vater hätten es sehr schwer gehabt mein leben zu verstehen
muzi: wie gehen sie eigentlich damit um, dass keines ihrer kinder in ihre fusstapfen getreten ist?
fritz rau: diesen stress habe ich gottseidank nicht mit machen müssen, denn für meinen sohn für den war meine tätigkeit immer was unheimliches. er hat zwar die konzerte genossen und er hat genossen, als jimmy hendrix bei uns zuhause war, oder jethro tull, ian anderson oder andere .... er war bei den konzerten dabei, aber er war nur an der technik interessiert, er wurde ja auch motorenentwickler bei bmw in münchen und ist dort heute ein angesehener ingenieur(fritz rau grinst vor vaterstolz übers ganze gesicht) .... aber mit der konzerterei ..... es wäre schiefgegangen .... ich habe ihn beobachtet, wenn er gebrannt hätte, wenn er es gewollt hätte, ich hätte ihm geholfen, aber ich war bis zu meinem 74 lebensjahr chef der firma und der bub hätte es sehr schwer gehabt(fritz rau grinst wohlwissend) und meine tochter hat in hannover eine eigene eventfirma und in sofern ist es okay ... meine kinder haben mich somit vermisst, diesen fehler habe in meinem leben gemacht, ich habe mein privatleben, meine kinder, meine frau, verstorbene frau vernachlässigt .... meine heutige frau hat es da etwas besser .... weil wir leben zusammen .... ich habe halt die familie zu sehr vernachlässigt .... damals fanden in meinem kopf eben nur die konzerte und die tourneen statt.... so ich habe halt viele wichtigen termine, geburtstage, jahrestage der hochzeit und so weiter, eben versäumt und schlichtweg vergessen und das würde ich anders machen ... sonst würde ich alles auch wieder genauso machen .... selbst mit allen fehlern, die es in meinem leben gab
muzi: in einer passage in ihrem buch beschreiben sie wie jimmy hendrix bei einem bbc auftritt die zusammenarbeit mit der britischen sängerin lulu verweigerte ...
fritz rau: das war ganz einfach ... ich hatte über jimmy hendrix in der boulevardpresse so viel schreckliches gelesen und hatte nun die tournee mit ihm und dann habe ich mir gesagt den menschen musst du vorher kennenlernen. also bin ich drei wochen vor der tournee nach london geflogen, um den menschen kennen zu lernen ..... wie ist er denn wirklich .... und das war richtig so, denn in wirklichkeit war er ganz anders als er beschrieben wurde .... und ich habe ihn kennengelernt .... ich bin mit ihm, wie man so richtig sagt drei tage um die häuser gezogen ..... und ich war mit ihm bei "bbc london", da hat er bei der "lulu-show" mitgewirkt ....und dort kam der regisseur auf die hirnrissige idee, dass jimmy am schluss der show mit lulu einen gemeinsamen song .... vielleicht "alle meine entlein" oder so etwas (fritz rau lacht) ich weiss es nicht ... und jimmy konnte nicht nein sagen , dazu war er nicht der mensch, er konnte zu dem regisseur nicht sagen "mensch, du hast einen hammer, oder so etwas .... hör dir doch mal die musik an die wir machen" .... dass wir uns nicht falsch verstehen, lulu war nicht schlecht, aber, sie hätte niemals zu jimmy hendrix und experience gepasst .... und jimmy sagte nur "ja, wenn sie meinen" .... aber, als dann die show .... und das war eine live-show .... zuende ging, trippelte lulu auf ihn zu, da stiess er sie weg, ging ans mikrophon und sagt einfach "heute ist ein schlimmer tag für den rock&roll "cream" hat sich aufgelöst" .... jetzt musst du wissen, das war eine der lieblingsbands von jimmy und auch eric clapton verehrte er sehr ... "und jetzt vergessen wir den rubbish hier, den wir hier spielen sollen und wir spielen einen blues, einen blues für cream"
muzi: .... sie übersetzen in ihrer biographie das wort "rubbish" sehr dezent mit unfug ...
fritz rau:... mist, müll .... jimmy war stinksauer. er hätte ja schon von anfang an sagen können, nö, das mache ich nicht, du hast einen hammer ... mit seinem status ..... so war er aber nicht. er hat vor der bühne ja und amen gesagt, aber auf der bühne war er der boss .... er hat bestimmt mit was er beschliessen wollte .... er sagte immer nur "if you think so", aber gemacht hat er auf der bühne letztendlich sein ding ...... so habe auf der ganzen tournee nicht über ihn verfügt, du machst das und das, er hätte nur"if you think so" gesagt.... sondern habe ihn immer zu rate gezogen und habe immer zu ihm gesagt ..jimmy, was hältst du davon ... wie wollen wir es machen ... das hat ihm gefallen und dadurch hatte ich mit ihm die repressionsfreieste und stressfreieste tournee backstage, die ich je hatte .... und jeder meiner freunde hatte mir doch im vorfeld gesagt "ich wünsche dir viel glück" .... und ich hatte viel glück ..... aber um dieses glück auch zu haben, muss man zum künstler fahren ... ich habe in deutschland auch nie neue künstler präsentiert, die ich nicht in ihrem ursprungsland, wo ich ja keinen veranstalterstress hatte, frei und persönlich erlebt habe ....... bruce springsteen z.b. am anfang seiner karriere habe ich im "roxy-club"/los angeles mit 800 plätzen .... er kam auf die bühne und rief "i saw the future of rock`n'roll" und da wusste ich sofort, wo es lang geht .... also, wenn ich einen künstler angekündigt habe, dann wusste ich, was er beim publikum bewirkt, denn darauf kam es mir an .... es hat keinen zweck diese vorgehensweise zu vermeiden ..... es bedeutet aber auf der anderen seite eine enorme anstrengung und auch viele reisen vorher ..... aber nachher über den künstler zu schimpfen, weil man eben über ihn nicht bescheid wusste .... jaaaaa, wenn ich dass gewusst hätte .... nein, wenn man in deutschland tourneen produziert und konzerte veranstaltet, hat man die verdammte pflicht sich vorher und vorort .... liza minelli habe ich vorort im pariser "olimpia" erlebt ... und nur so war es mir möglich diese guten programme zu veranstalten, die mir immer noch anerkennung, wie von ihnen, einbringen .... aber man muss erstmal die richtigen künstler finden, vor ort "überprüfen" und dann bekommen und dann präsentieren
muzi: herr rau, in diesem zusammenhang bekomme ich ganz elegant die kurve zum "american folk blues festival". in ihrem buch zitieren einen musiker, den sie fürs AFBF engagiert hatten, mit dem satz "wir sind keine kleinen kinder"
fritz rau: also, für die mitglieder des "american folk blues festival" ... also die bluesleute, die kamen damals ja alle aus ganz einfachen verhältnissen, war die europatournee ein im wahrsten des wortes ein kulturschock ... die haben in ihren ghettos gelebt in sehr einfachen verhältnissen ... und dann haben wir sie in guten hotels untergebracht ..... zum beispiel sonny boy williamson hatte ein karnickel, das ihm "zugelaufen" war(fritz rau lacht schallend) sagen wir es mal so ... auf seinem hotelzimmer geschlachtet und "soulfood" daraus gemacht. und die sauerei war also so schlimm, dass wir beinhe aus dem hotel geflogen wären .... also musste ich mich um diese künstler sehr, sehr kümmern .... beinahe in einer mütterlichen fürsorge .... aber, weil ja auch bei diesen musikern unterschiedliche menschen .... wie big joe williams .... aber auch grand seigneurs wie muddy waters ... sie hatten ihn zitiert ...... muddy waters kam dann zu mir und sagte "fritz, übertreib nicht" .... don't over do it, wir sind keine kinder .... einige von ihnen aber waren wie kinder, ich bringe ja auch beispiele in meinem buch .... aber muddy waters gab mir aber auch wiederrum damit eine lehrstunde, dass ich künstler ganz individuell behandeln muss .... wenn ich dem einen sage, du die suppe wird kalt, komm iss dann hilft es ihm ... wenn du das aber zu muddy waters sagt er einfach "thats my affair, du kannst mir reden was ich auf der bühne machen soll, aber nicht, ob meine suppe heiss, kalt, oder auch garnicht essen will" .... jeder künstler ist eine insel und jeder künstler muss verstanden, erfasst werden ... es gibt keine grösseren unterschiede als ne tourneen mit peter maffay und udo lindenberg ..... und braucht hinter der bühne remmidemmi. das beruhigt ihn. dann geht er auf die bühne ... maffay will die letzte halbe stunde vor dem konzert nur seine musiker um sich rum und dann sitzen sie da und proben sich ein und da habe auch ich nicht gewagt da rein zu gehen. und das müssen sie als veranstalter richtig erkennen und auch danach handeln
(kleiner "TUMULT" fritz raus sohn andreas oscar ist im "anflug")
muzi: herr rau könnten sie sich damit anfreunden, wenn sie die bundesregierung zum "senior-rockbeauftragten" ernennen würde?
fritz rau(fast schon "entrüstet"): überhaupt nicht ... die regierung der bundesrepublick respektiere ich, aber ich lasse mir von den nicht sagen, was wir machen und vorallem, wie wir es zu machen hätten ... da denke ich anarchisch denn ein künstler ist menschenanwalt und hat nicht der regierung zu gefallen, sondern sich selbst zu verwirklichen ... und wir haben viele aktionen gemacht, wo die regierung garnicht einverstanden war ... zum beispiel konzerte gegen atomraketen und zu mutlangen und so weiter .... da habe ich künstler besorgt ..... oder rock gegen atomenergie nach tschernobyl .... das war den regierenden damals etwas unglaubliches ... damals hatte es ja auch die "grünen" noch nicht gegeben .... angefangen hatte eigentlich alles mit dem "ostermarsch 1966" in frankfurt, wo ich joan baez kennengelernt hatte mit der ich ja dann auch jahrzehntelang zusammengearbeitet habe ... oder, die "friedensbewegung" mit harry belafonte, udo lindenberg .... "bunte republik" und so weiter, das waren keine aktionen bei der die regierungen geklatscht haben ... also, ich wäre kein guter rockbeauftragter ... ich bin ein bürger eines staates, der rechtsstaatlich fundiert ist, aber, dem man auch auf die finger schauen muss und deswegen bin ich glücklich, dass es eine regierung gab, die verhindert hat, dass man aus treue zu amerika und einem wahnsinnigen präsidenten in den irak-krieg gegangen ist(fritz rau sehr energisch) .... das war eine folge unserer friedensbewegung ..... oder, denke an die "startbahn west"aktivitäten ... wir standen auf dem boden des gewaltfreien widerstandes .....
(sein sohn trifft ein)
fritz rau: so, mir müssen jetzt zum ende kommen ... die familie geht vor ... bitte nur noch eine frage
muzi: in ihrem buch schildern sie die umstände, als sie bob dylan 1978 auf dem "nürnberger reichsparteitagsgelände" veranstaltet haben
fritz rau: da gab es damals doch diese "kampfgruppe hoffmann" ..... "wehrsporttruppe hoffmann" (mein einschub) ... stimmt, du weisst wovon wir reden und die wollten dieses festival in die luft fliegen lassen ... wir müssen den kampf gegen die neofaschisten weitermachen, denn dieser kampf ist längst noch nicht gewonnen ...... das war und ist meine angst .... ausserdem war damals meine angst, dass diese "delay towers" kippen, wenn leute drauf rumsteigen .... in england sind kurz vorher drei leute getorben, als so ein teil umgeflogen ist ..... daher auch mein satz "als veranstalter stehst du immer mit einem bein im gefängnis" ......
(der sohn, die schwiegertochter und die enkelkinder kommen rein begrüssen ihren opa, ein herzliches familienchaos ist zugange
)
fritz rau(mit freundlichem nachdruck): und jetzt ist meine familie dran .....
muzi: nochmals danke, fritz rau
msg+!no pasaran!+kor
bernhard/fsm
