V.A. - The Italian Job

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firebyrd
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V.A. - The Italian Job

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Gepostet: 05.05.2010 - 08:08 Uhr  ·  #1
V.A. - The Italian Job


Dies ist eine Kompilation auf Blue Note Records, der 'Job' wird hier von italienischen Jazzmusikern verrichtet und bietet eine gelungene Auswahl zeitgenössischer Künstler.
Einige davon sind bekannter, andere weniger. Als Jazzfreund fällt mir natürlich als erstes der Name Paolo Fresu ins Auge, bekannt für viele hervorragende Veröffentlichungen.
Berücksichtigt worden sind Produktionen der Jahre 2002 - 2008.
"The Italian Job" ist angelehnt an einen gleichnamigen Film aus dem Krimimilieu aus dem Jahre 1969, für den Quincy Jones seinerzeit den Soundtrack beisteuerte. Von diesem hören wir jedoch keine Titel, so dass diese 'Brücke' letztlich fehlt.

Gleich zu Beginn fällt der Saxofonist, der wirklich kraftvoll zu Werke geht und seinen 'Job' überdurchschnittlich ausübt, sehr positiv auf. Wie ich ihn Erfahrung brachte, ist das der Argentinier Javier Girotto. Der Titel swingt kraftvoll und birgt auch einige rockende Elemente.

Bei der Band Milestone treffe ich dann bei dieser Liveaufnahme auf einen alten Bekannten. Laut Kurzinformation spielt Enrico Rava, einer meiner liebsten Trompeter, mit, und legt auch ein kleines feines Solo vor.
Gino Paoli ist ein italienischer Sänger und Liedermacher und liefert mit leicht rauchiger und ausdrucksstarker Stimme seinen Beitrag ab. Er erzeugt so eine entspannte Mitternachtsatmosphäre.
Lyrische Pianoklänge leiten den Titel "Kosmopolites" von Paolo Fresu aus dem Jahr 2005 ein. Wie zu erwarten eine feine Ballade, bei der sich der an Miles Davis von Klang und Feeling angelehnte Trompetenklang mit dem Saxofonisten eine feine Stimmung erarbeitet. A very fine Italian job, indeed!

Aber auch eher klassischen Hard Bop hören wir, zum Beispiel gleich von Flavio Boltro, der mit "Doctor K" energisch losbopt. Klasse, sein manchmal leicht kratziger Sound auf der Trompete. Einer der großen Könner, allerdings leider etwas weniger bekannt. Auch die übrigen Musiker swingen wie der Teufel, der Drummer ist vorzüglich und der Pianist fliegt mit seinen Fingern Richtung McCoy Tyner.

Track fünf: das erste Mal, dass sich meine Begeisterung etwas dämpft, da kommt eine Dame ins Spiel. Grundsätzlich liebe ich Jazz Vocals, doch Alice Ricciardi vermag mein Mark und Bein nicht zu durchdringen, zu oberflächlich wirkt der ansonsten technisch gute Gesang auf mich ein, mir fehlt die Tiefe, die Geschmeidigkeit, das gewisse lockere Element, das ist nicht 'sophisticated'.

Eine andere Facette bietet das sechste Stück mit dem lustigen Titel“ Jazz Has Just Left The Building And Now Is Fighting Against Me“ - Herr Petrella wird demnach vom Jazz angegriffen und er kämpft mit ihm. Und der Musiker wehrt sich gewaltig mit funkendem Sound und zirpenden Synthie-Klängen, darüber legt er zur Verstärkung ein sattes Bläserarrangement. Ich glaube, es hat keinen Gewinner gegeben, doch - den Humor vielleicht, der in dem Stück steckt!

Mit lyrisch-beschaulichen Klängen auf dem Saxofon, inklusive eines großen dramatischen orchestralen Arrangements tritt Stefano Di Battista nun auf. Der Saxofonist hat aus seiner hervorragenden Platte "Round About Rome" einen meiner persönlichen Höhepunkte dieser Kompilation abgeliefert. Hier sind Elemente der klassischen Musik eingearbeitet, das atmet großes Drama, seine CD sollte zum Pflichtkauf erhoben werden, wenngleich sich puristischen Jazzern ggf. die Haare sträuben könnten.

Was bietet sich uns sonst noch?

Pianogetragene Klänge mit verspieltem Thema und Melodieführung ("Fragole"), noch einmal Fresu mit sattem vollen Ton und hüpfender Pianobegleitung von Uri Caine, dann, 'Nomen Est Omen", der Titel "Funk Off" mit eben genau dem, was er aussagt: volle Kanne Richtung Siebziger orientiert.
Noch einmal verträumte 'Late Night-Klänge' von Fabrizio Bosso, auch hier fein mit Streichern untermalt. Man wählte die Instrumentalversion des Stückes, auf der CD des Trompeters gibt es auch eine Vokalversion mit der großartigen Dianne Reeves.

Paolo Fresu kommt uns dann 'elektrisch'- "Bitches Brew" von Miles Davis lässt grüßen, dazu einige orientalische Elemente, die diesen Titel zu einem Ritt durch die Wüste werden lassen. Keyboards und Gitarre geben dem Sound einen etwas mehr antreibenden Anstrich.

Verabschiedet werden wir mit 'großem Kino' - viel, viel Streicher, ich denke an Henry Mancini und seine vortrefflichen Soundtracks, und dem letzten Track, der dann noch einmal eine andere Variante des Jazz vorstellt, nämlich die Zeit zu Beginn der 60er, als Musiker wie Horace Silver den Soul-Jazz praktizierten. Hier funkt es jedoch wesentlich moderner und noch einen Tick zupackender.

Mir bleibt lobend zu erwähnen, dass man nicht gegeizt hat mit Varianten und Spielarten des Jazz.
Ein klasse Sampler, der vielen, die sich im zeitgenössischen italienischen Jazz nicht auskennen, diesen näher bringen kann. Aber grundsätzlich auch ein facettenreiches Unterfangen einer gelungenen Sammlung von 14 Stücken feiner Musik!

Ach ja, um den Bogen zu schlagen, ein guter Job, der hier vorgelegt wurde, und ein Soundtrack ist eigentlich jeder Titel für sich ...

Titel mit Interpreten:


01:Zoogami (Fabrizio Bosso & Javier Girotto Latin Mood) 4:04
02:Il Cielo I Una Stanza (Milestone) 5:17
03:Kosmopolites (Paolo Fresu) 6:22
04:Doctor K (Flavio Boltro) 5:33
05:Give Me The Simple Life (Alice Riccardi) 4:10
06:Jazz Has Just Left The Building And Now Is Fighting Against Me (Ginanluca Petrella) 5:33
07:Romeo & Juliet (Stefano di Battista) 6:20
08:Fragole (Franco D'Andrea Quartet) 6:41
09:Roberto Strepitoso (Paolo Fresu & Uri Caine) 4:49
10:Follow The White Rabbit (Funk Off) 3:25
11:You've Changed (Fabrizio Bosso) 5:26
12:Moto Perpetuo (Paolo Fresu Devil Quartet) 7:25
13:Epilogo (Giuseppe Emmanuele) 8:18
14:Five For Fun (High Five) 5:35


Wolfgang
freaksound
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Re: V.A. - The Italian Job

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Gepostet: 05.05.2010 - 11:44 Uhr  ·  #2
ist irgendwo ersichtlich ob es sich hier um eine Sammlung von bereits auf anderen Blue-Note Scheiben veröffentlichten Stücken handelt, oder sind das "unikate"
firebyrd
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Re: V.A. - The Italian Job

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Gepostet: 05.05.2010 - 13:17 Uhr  ·  #3
Zitat geschrieben von freaksound
ist irgendwo ersichtlich ob es sich hier um eine Sammlung von bereits auf anderen Blue-Note Scheiben veröffentlichten Stücken handelt, oder sind das "unikate"


Das sind alles Titel von bereits erschienenen Platten..
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