Horslips - The Man Who Built America

 
badger
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Horslips - The Man Who Built America

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Gepostet: 15.09.2010 - 17:11 Uhr  ·  #1
Horslips - The Man Who Built America (Chrysalis 1978)

eine der wenigen irischen bands, die es international zu einigem
ansehen gebracht haben; hier mit einer scheibe aus ihrer spät-
phase.

es war nicht nur die querflöte, die immer ein bißchen an Jethro
Tull der mittleren periode erinnerten, auch thematiken und
stückaufbau waren recht ähnlich; natürlich wurden immer
genügend stilelemente aus dem Celtic Folk unter den Rock
gemischt; wer wäre dazu mehr berufen, als eine keltische band.

eingespielt in einer zeit, als fast jeder 2. junge Ire das land in richtung
Amerika/Australien/Neuseeland/England verließ, um arbeit zu finden, ist
diese scheibe eigentlich ein insider-witz: denn selbst die rockbands
mußten nach England gehen, um erfolg zu haben.
aber ausgerechnet Horslips haben diesen schritt nie machen müssen;
sie wohnten gerade mal um die ecke und wenn sie nicht auftraten, sah
ich sie abends in ihren stammkneipen; auch ihre familien und freunde
mußten sie nie verlassen.

sie haben diese scheibe also für jene gemacht, die irgendwann das
boot oder flugzeug nehmen mußten.

die thematik ist klar: es geht um die Iren in der Diaspora; es geht
um unser ewiges und durch nichts zu heilende heimweh; es wird
auch nicht dadurch besser, daß wir Amerika Aufgebaut haben
(The Man Who Built America) oder meinethalben auch Australien,
Neuseeland oder Deutschland; wenn wir 'Letters From Home'
kriegen, werden unsere augen feucht und wird brauchen viele
taschentücher; 'Homesick' erklärts; und eigentlich kann uns nur
der 'Green Star Liner' retten (heute ists eher das flugzeug), der
uns zurück über den atlantic bringt.

aber keine bange; für euch klingt das alles weniger sentimental;
und wenn im titelstück die einsamkeit besungen wird, dann geschieht
das mit fetzigen instrumentalpassagen; die mucke ist durchgehend flott
abgehend; rock'n'celtic roll eben; man kann auch mit
feuchten augen abrocken; man muß die sentimentalität nicht
übertreiben.

das ein oder andere gitarrensolo und diverse keyboardeinlagen gibts
auch.

vielleicht ihre beste scheibe.
ihr werdet schon entschuldigen, aber mir ist irgendwie beim abrocken das
taschentuch nass geworden.

01. The Man Who Built America
02. Tonight
03. I'll Be Waiting
04. If It Takes All Night
05. Green Star Liner
06. Loneliness
07. Homesick
08. Long Weekend
09. Letters From Home
10. Long Time Ago
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stanweb
 
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Re: Horslips - The Man Who Built America

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Gepostet: 15.09.2010 - 18:11 Uhr  ·  #2
Schöne Rezi.

Diese Scheibe war nie so mein Ding- das mag aber auch an meinem Unwissen um die Texte gelegen haben.

Ich habe einige der davor entstandenen Scheiben, "The Tain" z.B. halte ich für ein Meisterwerk des psychedelischen FolkROCK.

Live habe ich sie auch einige Male gesehen, und sie haben mich nie enttäuscht.
Trurl
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Re: Horslips - The Man Who Built America

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Gepostet: 15.09.2010 - 18:35 Uhr  ·  #3
rofl,die Platte lief erst gestern mal wieder. Mit den Horslips habe ich den keltisch-geprägten Rock bzw. Folk kennengelernt (war, glaube ich, THE TAIN oder Book of Invasion), jedenfalls,seitdem habe ich auch Heimweh nach Irland. Das war,als ob die mit der Musik einen Schalter umgelegt haben.

trurl
Tom Cody
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Re: Horslips - The Man Who Built America

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Gepostet: 15.09.2010 - 19:13 Uhr  ·  #4
Badger, gut gemacht! Zum Album selbst kann ich leider nichts beitragen - ich kenne es nicht.

Von der Band sind mir einige Sachen aus der Frühphase, wenn man es so nennen darf, bekannt. Im Regal steht hier die "Dancehall Sweethearts" und die finde ich richtig toll. "King Of The Fairies", "Stars" und "The Blind Can´t Lead The Blind" sind dabei so meine Lieblinge. Bin seinerzeit durch die Single "Dearg Doom" auf diese Band gestoßen.
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Re: Horslips - The Man Who Built America

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Gepostet: 15.09.2010 - 19:37 Uhr  ·  #5
wird wohl auch mal zeit, mich mit dieser band ein wenig zu beschäftigen. der name begegnet mir öfter, und wenn ich meine immer stärker ausgeprägte schwäche für folkiges bedenke... hmmm 😉
firebyrd
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Re: Horslips - The Man Who Built America

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Gepostet: 15.09.2010 - 20:03 Uhr  ·  #6
war man, wie ich auch seinerzeit, dem Frühwerk der Band sehr zugeneigt, so war das damals eine große Enttäuschung, plötzlich diese Musik zu hören.

Dennoch kaufte ich mir mit etwas Verspätung, die LP und das Zutrauen wuchs mit mehreren wohlwollenden Hördurchläufen....

Wird Zeit, die mal als CD anzuschaffen, danke für die Erinnerung! :D
badger
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Re: Horslips - The Man Who Built America

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Gepostet: 15.09.2010 - 20:38 Uhr  ·  #7
Zitat geschrieben von stanweb
Ich habe einige der davor entstandenen Scheiben, "The Tain" z.B. halte ich für ein Meisterwerk des psychedelischen FolkROCK.

Live habe ich sie auch einige Male gesehen, und sie haben mich nie enttäuscht.


live klangen sie ja ein ganzes ende kräftiger, vor allem wenn sie
irgendwo im land in den ballsälen auftraten. ob in Athlone, Westport
oder Letterkenny; da ging jedesmal die post ab. in den letzten jahren
schafften sie es noch, selbst den punks paroli zu bieten.

es gibt ja auch noch die 'Belfast Gigs' von 1980 auf dem bandeigenen
Oats-label für jene, die mal die live-power von Horslips hören wollen.
badger
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Re: Horslips - The Man Who Built America

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Gepostet: 15.09.2010 - 20:58 Uhr  ·  #8
ausgerechnet die hier genannten The Tain und Book Of Invasions sind nun
nicht so ganz nach des dachses geschmack.
ersteres ist eine art folk-rock oper nach einer sage, die in irland wirklich
jedes kind kennt. die geschichte hatte ich schon dutzend male gehört.
stellt euch vor, Hölderlin hätten Hänsel Und Gretel oder ähnliches vertont.
nicht so ganz das, was ein rock'n'roller oder ein folk-rrrrocker hören will.

außenstehenden würde ich The Tain natürlich trotzdem empfehlen.

das zweite ist eine sym-würg-phonie, das paßt auch nicht zu meinem immatsch.

da würde ich neueinsteigern schon eher die allererste
Happy To Meet, Sorry To Part (Oats 1973) empfehlen; die gabs original
mal im achteckigen klappcover. da spielen sie wirklich beides zu
gleichen teilen; folk + rock.

'Dearg Doom' ist auf Tracks From The Vault enthalten; ein sampler zwar,
aber es gibt fast keine überschneidungen mit den lps; enthalten ist material
der frühzeit; ist also genau so empfehlenswert wie 'Happy To Meet...'

aus der späteren phase wäre noch Aliens zu nennen; es hat auch stark
diese Diaspora-thematik.
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Re: Horslips - The Man Who Built America

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Gepostet: 16.09.2010 - 13:12 Uhr  ·  #9
angeregt durch deine rezi hab ich mir gestern nacht einige ihrer songs angehört, unter anderem nighttown boy und the tain. das ist ja wirklich tolle musik! ich bin angefixt...
stanweb
 
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Re: Horslips - The Man Who Built America

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Gepostet: 16.09.2010 - 14:46 Uhr  ·  #10
Es stimmt schon: die "Dancehall Sweethearts" ist schon eher mainstreamiger.
Dennoch hat sie einige tolle Kommerzrocker zu bieten.
Und "King Of Fairies" klingt für mich zumindest sehr irisch.

Seltsam finde ich das die Horslips irgendwie einen Schlingerkurs fuhren.
"The Tain '1973" und "The Book of Invasions - A Celtic Symphony '1976" haben für mich viele Gemeinsamkeiten- progressiver Folkrock mit psychedelischen Elementen.

Die "Dancehall Sweethearts '1974" ist (s.o.) dann wieder viel songorientierter.

P.S. Für mich ist es immer wieder spannend das tolle Cover von "The Tain" aufzuklappen und die Geschichte zu lesen. Ich wusste weder was von Hänsel noch von Gretel...
badger
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Re: Horslips - The Man Who Built America

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Gepostet: 17.09.2010 - 23:01 Uhr  ·  #11
Zitat geschrieben von Tango Düülman
angeregt durch deine rezi hab ich mir gestern nacht einige ihrer songs angehört, unter anderem nighttown boy und the tain. das ist ja wirklich tolle musik! ich bin angefixt...


in deinem speziellen fall würde ich wirklich mit der 'Happy To Meet...'
anfangen. es ist die ursprünglichste.
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