Nigel Kennedy - Spielen Ist Alles

 
nobbygard
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Nigel Kennedy - Spielen Ist Alles

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Gepostet: 13.12.2010 - 21:44 Uhr  ·  #1


Im zarten Alter von 35 Jahren veröffentlichte Nigel Kennedy seine erste Autobiographie. Na ja, wenn man im Grundschulalter schon von Yehudi Menuhin unterrichtet wird, mit Stephane Grapelli jammed, und mit nicht einmal 30 eine Scheibe mit klassischer Musik 4 Millionen mal verkauft, dann hat mit 35 auch schon eine Menge zu Erzählen.

Ich habe es natürlich in einem Rutsch durch gelesen und ich bin begeistert. Da wird kein Blatt vor den Mund genommen. Die Haltung ist antiautoritär und antikapitalistisch. Kennedy's Aussagen zu seiner Einstellung zum Publikum im Saal und in den Plattenläden sind völlig konträr zur Strategie der Medienkonzerne und das ist sicher auch ein Grund für seinen Erfolg. Auf jeden Fall finde ich ihn darum sympathisch.

Schließlich habe ich ja auch schon davon profitiert: 3 Stunden Konzert und 1 Stunde Signieren für knappe 20 Euronen, für jeden ein freundliches Wort, zwischendurch ein Plausch über Fußball und für mich einen Dank, weil ich 6 Booklets zum signieren gereicht hatte.

Es ist interessant zu lesen, wie er sich den Anordnungen seiner Lehrer widersetzt und in Clubs in New York Jazz spielt, weil er nicht auf die Klassik festgenagelt werden will. Auf der anderen Seite sagt er klipp und klarr, wenn er nicht jeden Tag 4 Stunden übt, funktionert nix. Hohe Ansprüche an sich selbst, weil er die Menschen respektiert, die ihre kohle für seine CDs und für Konzertkarten hinblättern.

Wie kann man eine Stradivari kaufen, wenn man kaum Interesse an Reichtum und persönlichem Eigentum hat und mit klassischer Musik kein Blumentopf zu gewinnen ist, jedenfalls nicht für die Masse der Musiker. Allein die Erläuterungen, warum er so dagegen ist, dass die vorhandenen Meistergeigen als Spekulationsobjekte gelten und nicht guten Musikern zur Verfügung gestellt werden, sind aufregend zu lesen.

Ehrliche und kritische Aussagen zu seinen eigenen Publikationen. Subjektive aber sehr klare Einstellungen zu den verschiedenen Musikepochen.

Es ist ein sehr persönliches Buch, persönlich zur Musik in erster Linie, persönlich zu den Freunden und ein wenig persönlich zur Familie! Gut zu lesen und zu verstehen, selbst wenn man nicht in allen Belangen mit seiner Meinung übereinstimmt! Mir spricht er meistens aus dem Herzen!

Medimops scheint noch ein paar davon zu haben für 1,99!

Nobby
:)
2066atau
 
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Re: Nigel Kennedy - Spielen Ist Alles

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Gepostet: 13.12.2010 - 23:41 Uhr  ·  #2
Hey Nobbi,
Superrezension, hat richtig Lust auf das Buch gemacht.
Kennedy mag ich spätestens seit dem Tag, an dem er hier im Dortmunder Westfalenpark bei strömendem Regen sein Hendrix-Projekt spielte und dabei so eine gute Stimmung verbreitete, dass es keinen störte, pitschenass zu werden.
nobbygard
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Re: Nigel Kennedy - Spielen Ist Alles

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Gepostet: 14.12.2010 - 09:32 Uhr  ·  #3
Zitat geschrieben von 2066atau
Hey Nobbi,
Superrezension, hat richtig Lust auf das Buch gemacht.
Kennedy mag ich spätestens seit dem Tag, an dem er hier im Dortmunder Westfalenpark bei strömendem Regen sein Hendrix-Projekt spielte und dabei so eine gute Stimmung verbreitete, dass es keinen störte, pitschenass zu werden.


Das passt genau zum Buch und bezeugt seinen Respekt vor dem Publikum. Wenn alle Musiker ihren Job so ernsthaft betreiben würden..... Das wäre gar nicht auszuhalten. Wobei ich schon glaube, dass die Mehrheit es sicher tut.

Bei dem Konzert in Neumünster, auf dem ich mit Willi war, hat er auch unendlich viel gute Laune verbreitet, wenn man davon absieht, dass einige ältere Leute, die wohl Frühling, Sommer, Herbst und Winter erwartet haben, bei Transfiguration den Saal verlassen haben Es hatte wohl kaum jemand etwas Negatives zu sagen. Das kam auch in den Pausengesprächen zum Ausdruck. Bei den leiseren Stücken kamen dann auch immer wieder Leute zurück und der zweite Set (2 Stunden incl. Encores) war im Durchschnitt wohl 20 dB leiser und traumhaft schön. Allein wegen Donovan und Danny Boy hat sich das Konzert schon gelohnt!

Die Preise beim SHMF scheinen "subventioniert" zu sein. Wir haben etwas über 20 € bezahlt und am Tag vorher in Hamburg im Stadtpark sollen die Karten 38 € gekostet haben, aber selbst da stimmt doch das Verhältnis noch: ca. 12 € pro Stunde ist doch ok.

Wie er im Buch über das Geschäftsgebaren der Medienkonzerne herzieht, ist schon aller Ehren wert und es hat seine Verhandlungen mit EMI sicher auch nicht erleichtert. Demgegenüber stehen dann die persönlichen Kontakte mit dem EMI Boss, der ihm einen vernünftigen Manager besorgt, der zwar von Klassik keine Ahnung hat, aber vom Geschäft viel versteht....

Na, ich will nicht zu viel erzählen! Lest lieber selbst!

Nobby
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