Shimmering Stars - Violent Hearts

Wall of Sound-Power-Pop mit psychedelischen Anleihen?

 
firebyrd
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Shimmering Stars - Violent Hearts

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Gepostet: 22.09.2011 - 08:23 Uhr  ·  #1
Shimmering Stars - Violent Hearts


Wir haben es mit einer Band aus Kanada zu tun, genauer gesagt, aus Vancouver.
Ja, wie soll ich die Musik nun kurz und knapp auf den Punkt gebracht beschreiben? Independent Pop, das wäre grundsätzlich schon einmal die passende 'Schublade'. Doch um wirklich independent zu klingen, gibt es zu viele kommerzielle Zutaten.
“Dream Pop“ soll es sein, so las ich auch über diese Art Musik. Auf jeden Fall auffällig ist von Anfang bis Ende, dass es hallt, und hallt und hallt…
So, als wäre die Musik in einem riesigen Raum aufgenommen worden, und so hallt mir sozusagen im wahrsten Sinne des Wortes die Musik entgegen. Die Band formierte sich im Frühjahr 2010 in der Garage der Eltern von Rory McClure. Garage Punk ist es aber nicht geworden.
Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte hier beispielsweise eine Dion-Coverband am Werk sein. Nun ja, nicht nur der würde dann gecovert worden sein, tauchen doch jede Menge Zitate aus der Zeit des 'Wall Of Sounds' und jener Zeit der Popmusik auf, wie sie im Brill Building entstand.
Außerdem welche, die an die Beach Boys und den Beat jener Tage erinnern.
Dann höre ich Anleihen an Del Shannon und sein "Runaway", und natürlich an Phil Spector, der über Allem zu thronen scheint. Sollte er im Gefängnis Gelegenheit haben, diese Platte zu hören, dürfte er sich freuen angesichts dessen, dass seine Saat wohl in voller Blütenpracht aufgegangen zu sein scheint. Nun denn, so ganz die Dichte des 'Wall Of Sounds', wie er ihn schuf, erreicht diese Produktion nicht.
Gefahr läuft die Musik allerdings dergestalt, dass man nach spätestens vier oder fünf Songs den Eindruck hat, dass kein großer Unterschied zwischen ihnen besteht. Die Kompositionen bleiben insofern oft ansatzweise und gehen unter im Reverb. Zu gleich klingt alles. Wenn man allerdings genießen kann, in diesem Sound zu baden, kann es nicht lange genug andauern.

Wichtig wären in diesem Zusammenhang bestimmte Attribute der Wiedererkennung, wie man es von damals kennt. Ich nenne einfach nur einmal Titel wie "Da Doo Ron Ron", "Then He Kissed Me", "Be My Baby" und andere, die man immer wieder mitsummen kann. Das vermisse ich hier klar, nur der Sound ist es, der retro ist, die wirklichen Kompositionen fehlen eindeutig. 'Kennst du eins, kennst du alle', kann hier schnell zum Prinzip werden, sollte man ein spontanes Urteil abgeben. Immer wieder ist es die schrammelnde E-Gitarre, die klangbestimmend ist, das Schlagzeug klingt wie in Watte gepackt, alles wirkt doch irgendwie sehr 'glatt'.
Man sollte sich dann schon die Mühe machen, tiefer einzusteigen, um ggf. doch noch Feinheiten herauszukitzeln. Nun, im immer gleichbleibenden mehrstimmigen Gesang finde ich sie nicht, dieser ist auf die Dauer einfach zu einförmig, auch fehlen klare Background-Vocal-Arrangements. Sich nur auf Hall zu versteifen, kann dazu führen, dass dieses vordergründige Element zu sehr ablenkt, und so bleibt netto nicht viel übrig. Nun, gewisse psychedelische Elemente könnte man eventuell noch unterstellen, oder?

Kurz sind sie alle, die Titel, auch eine offensichtlich anzunehmende Reminiszenz an die guten alten Tage, und die Gesamtspielzeit liegt mit knapp unter dreißig Minuten weit unter heutiger Norm.

Manchmal habe ich den Eindruck, ich hätte einen Zeitsprung zurück gemacht in jene Zeit, als ich auf meinem Nordmende Kofferradio AFN mit den damaligen Charts hörte. Im Ansatz eine prima Idee - diese sicher enthusiastischen Burschen in der Hand eines erfahrenen Produzenten, in einem guten Studio, dazu Songs, die hängen bleiben, dann könnte das ganz groß werden. Bis dahin gibt es aber noch Arbeit.
Dennoch kann ich diese Musik genießen, es ist wohl die Masse an Hall, die mich wattig umhüllt, isn't it? Aber gleich danach werde ich mir eine schöne echte Phil Spector-Produktion antun…


Musiker:

Rory McClure (guitar, vocals)
Andrew Dergousoff (drums, vocals)
Brent Sasaki (bass, vocals)

Titel:

01:The Continental Breakfast Club (3:15)
02:The Disko Inferno (2:52)
03:Potomac Romance (3:27)
04:Grafton Street (4:01)
05:Phantoms (4:20)
06:They Hate Us In New York (3:15)
07:Everything I Need To Know I Learned From Punk Rock (0:52)
08:Yes Yes Yes (3:38)
09:Supernova (3:23)
10:Capital Letters Are Still A Gold Mine (3:38)
11:Heartbreak Karaoke (3:57)
12:Let The Good Times Roll (4:51)



http://shimmeringstars.bandcamp.com/


Wolfgang
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