Arturo Sandoval & WDR Big Band - Mambo Nights

feurige Rhythmen für Körper und Geist...

 
firebyrd
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Arturo Sandoval & WDR Big Band - Mambo Nights

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Gepostet: 16.04.2012 - 08:27 Uhr  ·  #1
Arturo Sandoval & WDR Big Band - Mambo Nights

Der kubanische Musiker erblickte am 6. November 1949 das Licht der Welt. Schon früh lernte er das Spiel der Trompete und musizierte sowohl im klassischen Genre als auch in der Folklore. Eine Allianz mit dem Jazz gab es unter anderem dann in der wichtigen Band Irakere. In den späten Siebzigern gab es einen wichtigen Kontakt zu Dizzy Gillespie, der ihn dann auch tatkräftig förderte. Als Solomusiker begann seine Karriere mit ersten Platten unter eigenem Namen 1981.

1990 floh er aus Kuba und siedelte sich in Miami an. Viele Plattenveröffentlichungen gibt es bisher, alle noch mit dem Feuer kubanischer Musik gespickt. Nun eine Veröffentlichung mit 'nüchternen deutschen Musikern'? Oder kann die WDR Big Band das lateinamerikanische Fieber mitreißend inszenieren?

"Zwischen Hamburg und Haiti", an diesen Titel einer Radiosendung, die früher einmal sonntags morgens lief, erinnere ich mich bei einigen Stücken dieser Platte. Schon damals faszinierte mich dieser besondere Rhythmus, der sich später als Rumba, Cha-Cha-Cha und andere lateinamerikanische Hüftbewegungsinitiatoren herausstellen sollten. Diese Begeisterung hat bis heute angehalten, und immer, wenn sich diese Musik mit Jazz paart(e), wird sie hochgehalten.
Wahrscheinlich dank Gillespie ist Sandoval einer jener virtuosen Trompeter geworden, die in den hohen Lagen das spielen, wovon einige Musikerkollegen nur träumen. Nach dem eher geordnet und gesittet zugehenden Eingangstitel wird das lateinamerikanische Fieber mit dem zweiten Song schon eher richtig entzündet, die Trompete hebt hier dann erstmalig zum gerade genannten Höhenflug an und die teutonisch präzisen Bläser unterwerfen sich dem ideenreichen Arrangement des Amerikaners Michael Philipp Mossman. Dieser kann auch auf eine Zusammenarbeit mit solchen Avantgardemusikern wie Anthony Braxton und Roscoe Mitchell zurückblicken und weiß seine Vergangenheit auf eindrucksvolle Art und Weise einfließen zu lassen!

Wilden Wasserfällen gleich fließen dabei manchmal die Bläsersätze in meine Ohren. Einige längere Nummern sind dabei, doch wird die Musik größtenteils in einem überschaubaren Rahmen gehalten, aber nicht gezwängt. Hauptaugenmerk wird auf die Arrangements der überwiegenden Fremdkompositionen gelegt, und dennoch glänzen einige Solisten, natürlich der Trompeter Allen voran, mit feurig inspirierten Einschüben. Die Solisten zu jedem Titel sind im Booklet genannt. Besonders gefällt mir in diesem Zusammenhang der Saxer Paul Heller mit seinem starken Solo auf "Mambo 9/34", eine der Kompositionen von Mossman, die sich trefflich mit den übrigen verstehen.
Jeder der Tracks weist besondere Eigenarten auf, sei es in plötzlichen Rhythmuswechseln bei "Asi Asi", sei es die wirklich mitreißende Version von "Manteca" mit kraftvoll-virtuosem Einsatz des Trompeters oder die ganz andere Version des Klassikers "Autumn Leaves", wobei diesem an und für sich ruhigen Titel reichlich Feuer gemacht wird, ganz im Gegensatz zum leicht schwebend-verträumten Rumbarhythmus von "A Mayra" (das wäre dann schon wieder so ein Teil aus "Zwischen Hamburg und Haiti"). Im Line-up ist nicht aufgeführt, ob Sandoval auch die Perkussion übernommen hat, ich vermute es aber einmal, denn perkussiv ist die Musik stark ausgeprägt und von wem die gelegentlichen Gesangseinschübe stammen, ist ebenfalls nicht nachzuvollziehen, es sei der Vollständigkeit halber hier nur kurz angemerkt.
Ein Stück werden mit Sicherheit einige kennen, das ist der Titel von Tito Puente, nämlich "Oye Como Va", das auch von Santana interpretiert wurde. Im Booklet heißt es dazu, dass dieser Song ursprünglich als Cha-Cha-Cha konzipiert wurde und genau so auch hier gespielt wird. Paul Shigihara darf als Gitarrist solieren, und das mit leicht angezerrtem Ton.
Mit einer Nummer aus dem Jahr 1952 schließt sich der Reigen dieser hervorragenden Produktion, die zeigt, wie spielerisch Elemente des Bop und lateinamerikanischer Musik von Musikern verschiedener Nationen so herrlich unkompliziert vereint werden können.
Abermals eine hervorragende Leistung der WDR Big Band, die mit dieser Platte eine weitere Perle ihres musikalischen Wirkens vorlegen konnte.

Musiker:

Arturo Sandoval (trumpet, flugelhorn)
Mattis Cederberg (bass trombone)
Ludwig Nuss (trombone)
Tim Coffman (trombone)
Nils Marquardt (trombone)
Bernt Laukamp (trombone)
Mattis Cederberg (trombone)
Oliver Peters (flute, tenor saxophone)
Karolina Strassmayer (alto saxophone)
Heiner Wiberny (alto saxophone)
Paul Heller (tenor saxophone)
Frank Chastenier (piano)
Jens Neufang (baritone saxophone)
Frank Jakobi (baritone saxophone)
Andy Haderer (trumpet)
Rob Bruynen (trumpet)
Wim Both (trumpet)
Klaus Osterloh (trumpet)
John Marshall (trumpet)
Paul Shigihara (guitar)
John Goldsby (bass)
Mark Walker (drums)
Pernel Saturnino (percussion)

Titel:

01:Sofrito [Santamaria] (7:46)
02:Come Candela [Santamaria] (5:34)
03:Asi Asi [Prado] (6:00)
04:Manteca [Gillespie] (6:43)
05:A Mayra [Valdes] (5:18)
06:Autumn Leaves [Kosma] (4:56)
07:Mambo 9/34 [Mossman] (6:20)
08:Oye Como Va [Puente] (5:19)
09:Mambo Sandoval [Mossman] (6:39)
10:Quiero Ir Contigo [Mossman] (4:42)
11:Mambo Inn [Bauza] (8:42)


http://www.arturosandoval.com/

Wolfgang
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