Bundeslächerlichwehr

 
wolf
 
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Bundeslächerlichwehr

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Gepostet: 25.10.2006 - 21:35 Uhr  ·  #1
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Triskell
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Re: Bundeslächerlichwehr

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Gepostet: 25.10.2006 - 22:06 Uhr  ·  #2
Ich habe nicht gedient! "Leistungs und Funktionstörung"!
Dabei habe ich mir solche Mühe gegeben und nur drei Joints
vorher konsumiert. Nun ja, ich fand die Leistung hat gestimmt
und mein Auftritt hat somit funktioniert!
Wrdlbrmf
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Re: Bundeslächerlichwehr

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Gepostet: 26.10.2006 - 10:27 Uhr  ·  #3
Von meiner BW-Zeit kann ich eine Menge erzählen, witziges und lächerliches. Wenn Interesse besteht, dann tue ich das. Stichworte: Amis, Bad Harzburg, Schützenschnur, Spiess, Bau, Helikopter, usw.

Ach so, fast vergessen: Pi Spez Sperr 100
freaksound
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Re: Bundeslächerlichwehr

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Gepostet: 26.10.2006 - 14:37 Uhr  ·  #4
@bodo : Oh ja, da freu ich mich schon drauf (Mai, Rain am Lech).


War mit meiner Ausbildung fertig und habe eine Stelle gesucht. Wenn man da keinen Dienst hinter sich hatte, kaum eine Change. Also die schnellste Möglichkeit gewählt und bei den Olivenen die 15 Monate abgerissen.
Da gab es dann bei Mannchaft wie Offizieren ein paar tolle Leute, eine breite Masse die mir am Arsch vorbei ging und ein paar ausgemachte Idioten.
Irgendwie ist der Bund ein ähnlicher Spiegel der Gesellschaft, wie die Tatsache, daß die Blöd-Zeitung die meistverkaufte Zeitung hierzulande ist.

Waren schon seltsam die 15 Monate bei Y-Tour Abenteuer-Reisen.
An die meiste Zeit habe ich keine Erinnerung mehr und das liegt nicht am Alkohol (mein Magen ist klüger als ich, habe es noch nie bis zum Filmriss geschafft), sondern daran, daß man die meiste Zeit mit banalen, sinnlosen und langweiligen Tätigkeiten verbracht hat.
Xhol
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Re: Bundeslächerlichwehr

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Gepostet: 26.10.2006 - 15:48 Uhr  ·  #5
Da hab’ ich ja eine schöne und höchst interessante Diskussion über den „Bund“ ausgelöst.
Mir blieb dieser Verein erspart.
Zuerst Rückstellung wegen des Abis, dann haben sie mich vergessen und ich habe sehr schnell mit dem Studium angefangen. Da konnten sie mich dann auch nicht mehr fangen. Danach war ich wohl zu alt, es kamen die geburtenstarken Jahrgänge.
Bei der medizinischen Beurteilung der Musterung (Kreiswehrersatzamt Heilbronn) hatten wir einen jungen, offensichtlich sehr genervten Arzt. Der hatte vor sich auf dem Schreibtisch so kleine Täfelchen: „Ruhig bleiben“, Nicht aufregen“ usw. Eigentlich war das eine arme Sau.
Naja, es war die 68er-Zeit, da musste man mit Allem rechnen....
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Re: Bundeslächerlichwehr

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Gepostet: 26.10.2006 - 16:38 Uhr  ·  #6
Ich erzähle mal episodenhaft von meiner BW-Zeit. Wenns nicht gefällt, Bescheid sagen!

Beginnen wir mal mit der Musterung Teil 1:

Ich hatte meinen ersten Job nach der Ausbildung, damals bei Kienzle, und ware gerade Leiter des Rechenzentrums geworden. Prima Job, mächtig viel Kohle, dann kam der Musterungsbescheid. Ich ging erstmal zu meinem Hausarzt und erklärte dem: "Ich will nicht zum Bund, gib mir 'nen Tipp!" Er gab mir ein kleines Röhrchen mit Tabletten, ca. 2 mm lang und 1 mm Durchmesser und sagte "Maximal 3, nicht mehr!". Ich nahm also 5 und fuhr zum Kreiswehrersatzamt. Unterwegs merkte ich, ich schwebe bereits auf Wolke Sieben. Die Musterung war seltsam, als mir der Dok den Finger in den Popo steckte, war ich geneigt, ihm meine Faust auf die Nase zu hauen. Dann kam der Spruch "Ziehen Sie mal die Vorhaut zurück!". Auf meine Frage, ob er mir einen Blasen wolle, erntete ich nur ein müdes Grinsen. Fazit: Zurückgestellt, da im Moment nicht tauglich.

Drei Monate später dann der zweite Versuch mich einzufangen. Auf die Tabletten habe ich verzichtet, die waren mir zu gefährlich. Ergebnis: Tauglich. Kurz danach kam die Einberufung nach Hannover. Den Namen der Kaserne weiss ich nicht mehr, aber es wurde spannend.

Anreise zum ersten Treffen mit den grünen Jungs in einem fast neuen, schwarzen Ford Escort II RS 2000. Der wurde natürlich direkt vor dem Kompaniegebäude geparkt, was die nicht besonders witzig fanden. In der Grundausbildung wurde ich zum Fernschreiber ausgebildet, naja geschult oder sagen wir herangeführt. Das hatte den Vorteil, dass ich das Schreibmaschineschreiben gelernt habe. Der Rest war ein Witz. In diversen Räumen sassen wir zusammen und haben uns Fernschreiben zugeschickt. Da man ja irgendetwas schreiben musste, haben wir einen Atomkrieg ausgelöst und die USA in Schutt und Asche gelegt. Unser Ausbilder war von unserer Fantasie sehr beeindruckt, hätte sich aber ein anderes Feindbild gewünscht.

Zwischendurch gabs mal einen 10 km Marsch, der sich mit einem Taxi problemlos bewältigen lies. Als besonderes Gimmick wurde eine Nachtausbildung angesetzt. Diese begann mittags um 12 Uhr - muss anmerken, es war Dezember. Wir rückten also aus, mussten nur die Strasse überqueren, um in einem Waldgelände zuerst einmal ein riesiges Lagerfeuer zu entfachen. Gegen 17 Uhr kam unser Kompaniechef, sein Kommentar "Mann ist das kalt, wir rücken ab." Das war die Nachtübung.

Weiter gehts morgen mit der Verlegung in die Stammeinheit nach Minden.
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Re: Bundeslächerlichwehr

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Gepostet: 26.10.2006 - 17:15 Uhr  ·  #7
Ich wurde damals schon wegen meiner Nicht-Gesundheit für nicht tauglich angesehen - die wollten mich einfach nicht !!!

Dafür habe ich mich dann bitterlich gerächt. Denn ich war ca. 15 Jahre oder um den Dreh herum (solange es die sog. Gewissensprüfung noch gab) ehrenamtlicher Beistand für Wehrdienstverweigerer im Widerspruchsverfahren (wenn die also schon als Verweigerer abgewiesen waren). Und ich habe mich durch ca. 200 Protokolle von nicht-anerkannten wie auch anerkannten Verweigerern durchgeackert, bis ich den vermeintlichen Fangfragen und den "falschen" Antworten auf die Schliche kam.

Ergebnis: Meine Betreuten wurden alle (mit einer Ausnahme, aber der hatte partout nicht auf meine Tipps hören wollen) im Widerspruchsverfahren dann als Wehrdienstverweigerer anerkannt. Oh, ist Rache suß .... :blöd:

Ich habe heute noch die dämlackigen Fragen im Ohr, die regelmäßig erst nach ca. 45 bis 60 min der Widerspruchs-Verhandlung gestellt wurden. Kam die "richtige" Antwort, wurde 2 min später unterbrochen - und mein Schützling und meinerreiner konnten innerlich schon jubeln. Denn da wußte ich immer: Jetzt trinken sie in der "Beratung" 15 Minuten Kaffee - und danach hamma gwonna !!!

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Re: Bundeslächerlichwehr

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Gepostet: 26.10.2006 - 17:40 Uhr  ·  #8
Hallo Ihr :)

...meine Rache (kann aus Zeitgründen nur einen von vielen Fällen schildern) sah so aus:

...unsere Gruppe hatte einen äusserst schikanösen Vorgesetzten
(hatten an dem Tag einen anstrengenden Marsch mit vollem Gepäck
hinter uns, Dauerlauf mit aufgesetzter ABC-Maske und solche Scherzchen....),....naja spätabends war dann auch noch Stubenappell,
da hat er dann geschaut, ob wir auch ja schön sauber geputzt haben -
zu diesem Zweck hat er ein weisses Taschentuch mitgebracht und ist damit über die frischgeputzten Schränke gewischt - es versteht sich von selbst, daß da ein Grauschleier war (egal wie gründlich Du putzt...),
dann nochmal geputzt und nochmal.....am Schluss wars dann scheinbar in Ordnung....und was macht der Drecksack? Zieht sein Taschenmesser und kratzt mit der Spitze in den Fugen im Schrank zwischen Fachböden und Seitenwand - natürlich war dann ein kleines Schmutzbröselchen drauf....dann schnarrte er: "Fachböden herrraussnehmen!!!" und wir putzten weiter - bis um 3 Uhr morgens.......

Wie es das Schicksal wollte, war der Winter Anfang Januar 1985 SEHR KALT, das passte in meinen Plan - denn ich organisierte ein paar Giesskannen und goss mit ein paar eingeschworenen Kameraden seinen schönen BMW 323 von oben bis unten ein (Temperatur nachts um die
24° C, MINUS....)

....am nächsten Tag war sein Auto ein gewaltiger Eisblock, zuerst hatten wir fachgerecht so gut wie möglich unter den Unterboden gegossen, dann die Radkästen und dann den Rest - der Eispanzer war nach stundenlangem Giessen ca. 30 - 40 cm dick, die Oberfläche haben wir schön poliert, so daß man die Konturen des Fahrzeuges noch sehen konnte.......ja, das hat wohl ca. 3 Wochen bis zur nächsten Tauperiode gedauert, bis er überhaupt mal eine Tür aufbekam.....

Erübrigt sich fast zu sagen, daß er fortan sich genau überlegte, wie weit er geht....Schikanen wurden mir danach nicht mehr bekannt....

Grüsse

Roland
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Re: Bundeslächerlichwehr

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Gepostet: 26.10.2006 - 18:06 Uhr  ·  #9
Cool, das muss ich mir merken. Ich habe ja so nette Nachbarn.

Ich habe da auch einen netten Gag parat. In Minden in unserer Kaserne lagen zwei Batallione Schwere Flusspioniere und unsere Kompanie. Dumm nur, wir waren direkt dem 3. Chor unterstellt, der Chef wurde Oberst Anneliese genannt. Das war natürlich nicht sein richtiger Name, aber vielleicht hat jemand eine Idee? Der Oberstleutnant von den 110nern hat sich immer fürchterlich geärgert, das er uns nicht befehligen konnte. Also hat er sich sich etwas einfallen lassen. Während eines Bereitschaftsdienstes unserer Kompanie gabs Feueralarm und wird mussten nachts ausrücken. Das war natürlich ein Fake. Auf einem zweigeschossigen Haus sass besagter Oberstleutnant und behauptete, das Haus brenne und wir müssten ihn nun retten. Also eine Trage aufs Dach geschaft, ihn darauf einigermassen festgebunden und abgeseilt. Als er so zwischem der ersten und zweiten Etage hing, haben wir das Seil durchgeschnitten. Es knallte, er stürzte ab und unser Kommentar war "Pech, das Seil ist gerissen." Er landete mit einem gebrochenen Bein im Krankenhaus und wir hatten fortan die Garantie, dass unsere Bereitschaftsdienste einen tiefen, festen Schlaf bedeuteten.
Triskell
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Re: Bundeslächerlichwehr

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Gepostet: 26.10.2006 - 23:39 Uhr  ·  #10
Morgen berichte ich mal von meiner Musterung in Ostfriesland.
Faszinierend ist der Unterschied, zwischen der Handhabung der Kreiswehrersatzämter in Ostfriesland und Friesland.
wolf
 
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Re: Bundeslächerlichwehr

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Gepostet: 26.10.2006 - 23:56 Uhr  ·  #11
über die Bundeswehr rede ich nicht mehr weil es sonst alles in den Schatten stellen würde. Nur soviel : Fahnenflucht ( Eigenmächtige Abwesenheit von der Truppe ) Fahndung - Wiederholung -Fahndung - Knast , usw usw
( dieses Kapitel wird in meinen Memoiren aber Ausführlich abgehandelt werden )
Triskell
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Re: Bundeslächerlichwehr

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Gepostet: 27.10.2006 - 00:06 Uhr  ·  #12
Ach! So einer biste also. Schämste Dir nich? Du wirst doch wohl in der Lage sein, Deinem Land 18 Monate zu "Dienen". :blaugrins: Nöh, nun mal "Butter bei de Fische". Tell me!
firebyrd
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Re: Bundeslächerlichwehr

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Gepostet: 27.10.2006 - 10:08 Uhr  ·  #13
Zitat geschrieben von Triskell
Ich habe nicht gedient! "Leistungs und Funktionstörung"!
Dabei habe ich mir solche Mühe gegeben und nur drei Joints
vorher konsumiert. Nun ja, ich fand die Leistung hat gestimmt
und mein Auftritt hat somit funktioniert!



aaaaah, ich sehe gerade, ein nettes Thema..

Du bist also nicht nach Berlin "geflohen", wie viele andere damals aus meiner Umgebung...

Was bei Dir die "Leistungs-und Funktionsstörung" war, hieß bei mir als Ausmusterungsgrund ähnlich: "Leistungsfunktionsstörung".

Während bei Dir dann also Leistung UND Funktion gestört waren, so war es bei mir nur die Leistung! 😉

Ach, aber bis dahin war es ein langer Weg, von der ersten Musterung 1970 bis zur Ausmusterung im Jahre 1977.

Dazwischen lagen noch Verweigerung und von mir "provozierte" Untersuchungen (alles abendfüllend), letztlich aber mit einem guten Ende.
Nun ja, so konnte ich wenigstens "nicht vorbestraft" mein weiteres Leben angehen, denn "Bund und Firebyrd" - oh, das hätte wohl mächtig Ärger gegeben.

P.S.: Meinen Wehrpaß habe ich natürlich noch, ich muß immer wieder schmunzeln, wenn ich dieses eklige graue Teil entdecke...
Triskell
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Re: Bundeslächerlichwehr

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Gepostet: 27.10.2006 - 10:17 Uhr  ·  #14
@Firebyrd

Nee! So stimmt das nicht ganz. Ich hatte zwei Musterungen. Nach der ersten war
ich "tauglich" und bin dann nach Berlin. Habe dort während meiner Ausbildung
drei Jahre gelebt, meine Frau kennengelernt und da sie Ostfriesland immer gut
fand, sind wir dann zurück dorthin.
Kaum war ich dort gemeldet, hatte mich der Bund am A.....
Da ich aber wusste, das eine Musterung, die länger als zwei Jahre zurückliegt nicht
mehr ausschlaggebend ist, haben sie mich erneut eingeladen.
Wrdlbrmf
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Re: Bundeslächerlichwehr

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Gepostet: 27.10.2006 - 11:54 Uhr  ·  #15
Teil 2 meiner BW-Anekdoten. Abmarsch nach Minden.

Kurz vor Weihnachten kam der Marschbefehl - es muss ja alles seine Richtigkeit haben - nach Minden zur PiSpezSperr 100. Ich packte also meinen Seesack und noch einen Kameraden ins Auto. Dumm war, dass wir auf der Fahrt von Hannover nach Minden den Auspuff verloren, was der Geräuschentwicklung abträglich war. In Minden vor dem Tore stand leider keine Lili Marlen sondern ein etwas mürrischer Wachsoldat. Es gelang mir aber wieder, den Wachmann zu überzeugen, uns mit dem Auto aufs Kasernengelände zu lassen, obwohl es davor einen sehr großen Parkplatz gab. Nun ja, mein Auto stand also mal wieder direkt vor dem Kompaniegebäude. Und jetzt wird spannend!

Rein ins Gebäude, auf die Schreibstube und den Marschbefehl abgeben. Der Spiess brüllte mich gleich an: "Machen Sie mal Meldung!". Ich sagte "Tach, Matthias, bin ich hier richtig?". Nun kam ich ja als Fernschreiber, hatte also eine gelbe Litze an den Schulterklappen. Der Spiess guckte ziemlich verdutzt aber dann kam der nächte Brüller: "Wat haben Sie denn da für 'ne Litze? Der einzige, der hier gelb trägt. der bin ICH!". Ich war ja bei den Pios gelandet und die tragen eine schwarze Litze, und der Spiess eine gelbe Kordel.

So nach und nach trudelten die Neuen ein und als der Laden komplett war kam der Befehl zum Antreten vor dem Kompaniegebäude. Mmmmhhhh, Pech, da stand mein Auto. Der nächste Anschiss kam promptemang, ich hatte endgültig verloren. Als der Spiess dann noch in meinen Papieren las, dass ich Fernschreiber war und er einen Funker erwartet hatte, und ich ihm erklärte, dass ich vom Funken keine Ahnung habe, erklärte er mir: "Sie werden hier eine schlecht Zeit haben." Meine Antwort: "Sie ab jetzt auch."

More to come.
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Re: Bundeslächerlichwehr

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Gepostet: 27.10.2006 - 13:55 Uhr  ·  #16
Im August 1980, zog ich mit meiner frisch angetrauten Frau nach Ostfriesland.
Schon vier Wochen später bekam ich dann mein Einladungsschreiben zur 2. Musterung. Da ich davon ausging, das ich als verheirateter dem Bund wohl zu teuer kommen würde, ich aber nicht pokern wollte, lud mich ein Freund über
das Wochende zu sich ein. Der war selber beim Bund und kannte das zuständige Kreiswehrersatzamt genau, besonders die dortigen Ärzte.

Freitag nachmittag bin ich dann zu ihm hingefahren. 10 Tage vorher bekam ich die Anweisung, keine Dusche mehr zu betreten und schon gar nicht die Haare zu waschen. War das ein Horror!
Dann gab es erstmal "Frühstück". Eine Kanne Kaffee gebraut aus einem halben Pfund Jacobs. Zwanzig Minuten später bin ich wie "aufgezogen" durch seine Bude marschiert. Der Abend ging mit diversen Sorten Whisky, Bier und Joints weiter. Zwischendurch immer wieder Kaffee. Schlafen war daher unmöglich.
Das komplette Wochende wurde das durchgezogen.

Am Montag dann zur Musterung. Schon der Pförtner sah mich eigenartig an als
ich mit zitternden Händen meine Einladung überreichte.
Bin dann ins "Clubzimmer" geleitet worden, wo eine komplette Abi-Klasse ebenfalls geladen war. Die spielten dort ein Spiel, indem sie auf ihren Tauglichkeitsgrad wetteten. Ich beteiligte mich mit 5 DM und teilte meine Tauglichkeitsstufe 6 mit.
Allgemeines Gelächter! Unter dem Motto: Das haben schon ganz andere versucht auf "Gammellook" zu machen um ausgemustert zu werden.

Dann wurde ich aufgerufen und wurde dem ersten Arzt vorgestellt. War eine ziemlich alte Ärztin, die es einfach nicht glauben wollte, das ich aufrecht vor ihr stehen konnte. Frage: "Herr Bundels, trauen sie sich 10 Kniebeugen vor"?
"Kein Problem" konterte ich. Nach der 3. Kniebeuge sollte ich mich dann sofort auf die Liege legen. Pulsmessung war angesagt. Kopfschütteln der Ärztin folgte!
Frage: Herr Bundels, geht es ihnen nicht gut"? "Bestens" erwähnte ich. Sie schaute mir tief in meine blauen Augen und sagte zu mir: "Junge, ich mach mir Sorgen"!
Daraufhin machte Sie ihre Notizen und schickte mich zurück in das "Clubzimmer". Dort sass ich dann circa 20 Minuten bis ich zum nächsten Doc zitiert wurde.
Der war ganz korrekt und lies mich nur ein wenig urinieren. Als ich damit fertig war, grinste er mich an und sagte: "Zur Luftwaffe gehen sie aber besser nicht"!
:haeh: Was wollte er mir damit sagen???

Zurück ins "Clubzimmer. Einige dieser "Zocker" legten noch die eine oder andere DM in den "Topf" und ich steigerte meinen Einsatz auf 10 DM.
Wieder diese dummen vorpubertierenden Sprüche! :mauer:

Dann kam mein bester Auftritt. Zwei weitere Ärzte wollten mich begutachten.
Ein ganz Junger und einer, der war bestimmt schon zur Wehrmachtszeiten aktiv.
Erst studierten sie die vorherigen Untersuchungsergebnisse und dann stellten sie mir sonderbare Fragen. Der "Alte":"Herr Bundels, nehmen sie Drogen"?
Als wenn er das nicht schon bemerkt hätte, dachte ich mir. Gegenfrage: "Was verstehen Sie unter Drogen"? Jetzt wurde der "Alte" säuerlich.
In einem agressiveren Ton fragte er: "Ob Sie LSD, Kokain etc. zu sich nehmen, will ich wissen"? Antwort: "Nöööööööö. Frage: "Sie wollen mir hier wirklich erzählen, das sie keinerlei Drogen zu sich nehmen"?
Antwort: "Nöööööööö"! Frage: "Wie jetzt, ja oder nein"?
Antwort: " Ich ziehe hin und wieder mal ein "Pfeifchen" durch"!

Das wurde, logisch, alles sauber notiert und die Blicke dieser beiden Herren wurden immer finsterer. Zum Schluss wurde ich dann gefragt, was ich beruflich
machen würde. Kurzes Statement meinerseits: "Bin Sozialarbeiter"!

Ich dachte, gleich bekommt der "Alte" einen "Herzkasper"! Reaktion seinerseits:

"WEN WOLLEN SIE DENN NOCH ERZIEHEN"?

Einen weiteren Kommentar, habe ich mir aus gesundheitlichen Gründen seinerseits verkniffen.
Durfte gehen und musste dann im "Clubraum" auf das Gesammtergebnis des Tages warten. Unterdessen hatte sich der Wetteinsatz auf eine Summe von fast
150 DM eingependelt.

Nach circa einer halben Stunde und der Feststellung, das ich langsam das Gefühl hatte, gleich zusammen zuklappen, wurde ich in einen grossen Raum gebeten.

Ein mörderisch grosser Schreibtisch, mit drei Herren dahinter die mich baten auf einen einzelstehenden Stuhl platz zu nehmen. Im Hintergrund des Schreibtisches (Schrankwand würde eher passen) hing eine überdimensionale
Deutschlandfahne. Nun ging mir irgendwie die "Muffe" ab.
Was wollten sie mir jetzt mitteilen? Luftwaffe, Heer, Marine? Angstschweiss machte sich breit. Und dann kams!

"Sehr geehrter Herr Bundels! Aufgrund des vorliegenden ärztlichen Untersuchungsergebnisses, sind Sie für den Wehrdienst nicht geeignet.
Auf Grund einer Leistungs- und Funktionsstörung sind sie damit vom Dienst an der Waffe befreit. Dann kam ein Satz, der hätte mich beinahe zerrissen:

"Sie haben jedoch die Möglichkeit, innerhalb von 14 Tagen dagegen Einspruch
zu erheben"!

:blaugrins: :blaugrins: :blaugrins:

Bin dann ins "Clubzimmer" geschwebt und auf dem Weg dorthin, las ich meine Tauglichkeitsstufe. Es war die erhofft 6.
Nach Vorlage meines Bescheides nahm ich die 150 DM, fuhr zu meinem Freund,
duschte ausgiebig und anschliesend gingen wir das Geld verjubeln!

Ein anderer Bekannter, lebte seinerzeit in Jever, erging es nicht so gut. Der musste zu einem anderen Kreiswehrersatzamt und zog die gleiche Masche ab.
Ergebnis: Haben ihn 4 Wochen zu einem Drogenentzug eingewiesen.
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Re: Bundeslächerlichwehr

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Gepostet: 27.10.2006 - 14:30 Uhr  ·  #17
Nette Geschichte. So lief das also ab. Für nen Zivi wie mich ja Neuland. Drum auch sehr amüsant.

Jerry
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Re: Bundeslächerlichwehr

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Gepostet: 28.10.2006 - 13:49 Uhr  ·  #18
Zitat geschrieben von wolf
über die Bundeswehr rede ich nicht mehr weil es sonst alles in den Schatten stellen würde. Nur soviel : Fahnenflucht ( Eigenmächtige Abwesenheit von der Truppe ) Fahndung - Wiederholung -Fahndung - Knast , usw usw
( dieses Kapitel wird in meinen Memoiren aber Ausführlich abgehandelt werden )


Schatz, das kenne ich. :lol:
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Re: Bundeslächerlichwehr

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Gepostet: 28.10.2006 - 23:53 Uhr  ·  #19
Weiter gehts mit Teil 3 - Schiessausbildung

Während der Grundausbildung gabs natürlich auch eine Schulung an der Waffe. Man drückte mir ein G3 in die Hand, das erkennbar krumm war. Nach meinem Protest erklärte man mir: "Die sind alle so!" Ich machte solange Theater bis ich eine bessere Flinte bekam. Erster Eindruck: Sehr schwer, irgendwie altertümlich, wahrscheinlich aus dem letzten Krieg gerettet.

Auf dem Kasernengelände gab es einen kleinen Übungsplatz. Die Ausbildung war nicht schlecht. Es wurde der Zielfehler des Gewehrs und des Auges erklärt und wie man damit zielt. Danach wurde auf 10ner Scheiben geschossen. Für jeden fünf Schuss, mehr gab der Etat nicht her. Ich jagte drei Schuss in die 10, einen in die 8 und den letzten in die 9. Der kratzte aber schon an der 10. Der Ausbilder guckte etwas irritiert, fragte dann "Sind Sie im Schützenverein?". "Nö, nur auf der Kirmes geschossen. Meine Freundin hat 'ne Menge Teddies zu Hause."

Ein paar Tage später Abmarsch zum Schiessplatz. Ein Rennen, das waren fünf Mann, bei jedem Schützen ein Unteroffizier und fürs ganze ein Offizierl. (Erklärung: Rennen nennt man die Leute, die gleichzeitig schiessen dürfen.) Fünf Schuss auf eine 10ner Scheibe. Entfernung 50 Meter liegend, ich auf Bahn 1. Ich fragte den Offizier: "Was ist den schon geschossen worden?". Antwort: "48 Ringe". Ich: "Dann muss ich wohl 49 schiessen.". Kommentar des Offiziers: "Wenn Sie 50 schiessen, gibts 10 Kästen Bier. Wetten wir?". Ich: "Kann ich mir nicht leisten!", Er:"Setzen Sie einen Kasten dagegen!". Ich jagte alle fünf Schuss in die 10. Der Off schluckte etwas, trug das Ergebnis in mein Schiessbuch ein. Danach gings zurück in die Kaserne. Gegen 18 Uhr stürmte ein Kamerad in unsere Stube. "Haste nicht gehört dass man Dich ruft?" "Nö, wat is denn?" "Funker Matthias, antreten zum Empfang von 10 Kästen Bier!!!" Klasse, ein Kasten in unsere Bude, den Rest für die Kameraden.

Bundeswehr konnte auch Spaß machen. :jau:
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