Andreas Böhlen Band - Cruise

von Ostfriesland in die Schweiz

 
firebyrd
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Andreas Böhlen Band - Cruise

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Gepostet: 08.11.2012 - 08:29 Uhr  ·  #1
Andreas Böhlen Band - Cruise


Das Schlagzeug rockt, das Saxofon zeigt engagierten Einsatz, ein virtuoses Basssolo belebt den ersten Titel und dazu noch ein Gitarrensolo von Bruder Sebastian, das nicht nach Jazz klingt, sondern mich gedanklich in eine Zeit Ende der Sechziger/Anfang der Siebziger zurück führt, als John McLaughlin sein hervorragendes Album "Extrapolation" aufnahm. Genau daran erinnert mich der erste Titel, damals spielte Jon Hiseman das Schlagzeug.

Und hier ist Unit Records aus der Schweiz erneut die Quelle, aus der diese sehr interessante Musik entstanden ist. Es ist schon beschämend, dass sich in einem verhältnismäßig kleinen Land eine solch lebendige und reichhaltige Jazzszene verbreitet, und hierzulande weniger. Durch einen in der Schweiz lebenden Freund bekomme ich das regelmäßig bestätigt. Mich jedenfalls erfreut es, von dort stets neue Impulse zu hören zu bekommen.

Sicher, richtig 'neu' ist es nicht - auch die Andreas Böhlen Band bedient sich aus dem reichhaltigen Fundus der Musikgeschichte im Allgemeinen und der Jazzgeschichte im Besonderen. Entscheidend ist jedoch immer, was man daraus macht, wie man es interpretiert oder neu zusammensetzt. Dabei ist Böhlen kein Schweizer, sondern startete seine musikalische Karriere mit Blockflötenunterricht in Norden/Ostfriesland. Bremen, Köln, Amsterdam, Bologna und Basel waren die nächsten Stationen. Neben dem Jazz ist er auch zu Hause im Bereich der Alten Musik. Hier hören wir jedoch den Jazzer, der mit seinen Kompositionen zu gefallen weiß.

Die Musik ist zu keiner Zeit effekthaschend, eher steht eine gewisse Eleganz im Vordergrund. Neben rockenden Elementen wie im Eingangsstück gibt es auch subtile Ausgestaltungen, die einfach dazu anregen, es fließen zu lassen. Eine Atmosphäre, wie ich sie - wieder der Rückgriff auf die Sechziger - von Wayne Shorter kenne... "Never Lost But Found" ist eine schöne Ballade, wo Rauch die Trommelbesen schweben lässt und bei "Thrice Happy" swingt es sehr locker und hier scheint die Beschäftigung mit klassischer Musik irgendwie im Thema durchzudringen. Schön ist das, wenn sich zwei musikalische Welten auf dem Terrain des Jazz begegnen. Mit dem "Burschenabschied" dann auch der Abschied von dieser Platte mit sehr guter Musik.

Seine Band hat Böhlen bereits 2008 gegründet und dies ist erst die erste Platte, wobei man jedoch aufgrund des sehr dichten Bandsounds auf die sicher gut genutzten Jahre rückschließen kann. Jeder Musiker trägt auf seine Weise dazu bei, diesen zwar nicht neuen oder richtungweisenden Sound zu gestalten, aber Musik von großer Schönheit, Klarheit und hoher Güte geschaffen zu haben.


Die Band:

Andreas Böhlen (saxophone, composition)
Sebastian Böhlen (guitar)
Jakob Dreyer (bass)
Severin Rauch (drums)

Titel:

01:Duchess (6:33)
02:Cruise, Part II (6:16)
03:Groove S (8:24)
04:Windmoment (5:46)
05:Open Up (7:17)
06:Never Lost But Found (5:44)
07:Thrice Happy (8:21)
08:Burschenabschied (4:32)



http://www.andreasboehlen.de/

Wolfgang
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