Darfs etwas ultra-psychedelisches sein? Probiert doch mal "Cottonwoodhill", das Debut-Album von Brainticket aus dem Jahre 1971. Die Schweizer Band mit dem belgischen Kapitän war von Anfang an auf nem ganz besonderen Trip. Auf den ersten Alben noch in großer Besetzung tätig, kristallisierte sich mit der Zeit immer mehr Joel Vandroogenbroeck als "Brainticket" heraus. Und dessen Vision ist kosmisch (wohl unterstützt durch gewisse Substanzen).
"Black Sand" startet noch sehr eingängig das Album. Ein treibender, perkussiver Song mit Heavy-Hammond Orgel und von Zeit zu Zeit einem verfremdeten "Black Sand" Refrain (klingt irgendwie wässrig die Stimme hier), der sofort von einem sehr einprägsamen Hammond Akkord gefolgt wird und sich schnell im Hirn festbohrt. Sozusagen das Brainticket ins eigene Gehirn, da es hier für Frühsiebziger Verhältnisse noch sehr gewohnt zugeht. Ich würde den Song sogar bei jedem 70ies Abend in der Rockdisco empfehlen, da er durchaus "groovy" ist.
"Places of light" kommt mit ner funky Eröffnung auf der Gitarre, danach eine schöne getragene Flöte, bevor mit nem wilden Orgel Einsatz wieder die Reise losgeht. Hier taucht auch schon die Stimme von Dawn Muir auf, die hier ebenfalls wiederum zittrig, wässrig, so als ob sie unter Wasser singt, klingt. Allerdings sind das immer nur kurz hingeworfene Sätze, Satzfragmente oder ähnliches - kein Gesang im üblichen Sinn.
Ja, und dann beginnt die lange Reise "to the center of your mind". "Brainticket", unterteilt in drei Teile, heißt der Song. Recht viele Bands im Psychedelic Bereich schmücken ja den einen oder anderen ihrer Songs mit dem Etikett "Trip". Vergesst es. DAS hier ist ein Trip und kein Song mehr.
Es beginnt mit zerschmettertem Glas, ein Auto startet, wir hören eine Feuerwehrsirene, und dann beginnt der Rhythmus-Sog der hauptsächlich aus einer sich immer und immer wieder repetierenden Orgel, unterlegt mit Percussion (nicht im Vordergrund zu vernehmen) und allerlei Geräuschen besteht. Und dazu läuft Dawn Muir zu Hochform auf, nachdem wohl die kleinen bunten Pillen ihren Job getan haben.
Gnadenlos treibt das Stück vorwärts, wirkt irgendwie dunkel, wir vernehmen bald nur noch die immergleichen Orgelakkorde, und die Geräusche schrecken einen hoch. Ein Wecker rasselt schrill, Dawn's Stimme erzählt und erzählt, wird teilweise immer gehetzter, immer schriller, als ob sie bedroht wird, klingt es, dann ein fieses Lachen, das schon wieder im Hammond-Akkord untergeht, Regen, ein Gurgeln von Wasser usw - alles taucht im Mahlstrom der treibenden Orgel auf und verschwindet wieder.
Nach 8 Minuten gibt's nen kleinen Fade-Out, um dann in "Brainticket Part One Conclusion" das ganze wieder aufzunehmen. Die Veränderung hier sind nur Nuancen, andere Samples (würde man heute sagen), die Stimme wird mal anders eingesetzt etc., um dann nach viereinhalb Minuten mit dem Beginn von Beethovens Neunter abrupt abzubrechen. In "Brainticket Part Two" geht's dann genauso weiter. Anfangs vernimmt man deutlicher die funky Gitarrenakkorde, um dann aber wieder der gehetzten Frauenstimme zu verfallen.
Fazit: Für mich ein absoluter Psychedelic Knaller, mehr psychisch als die meisten anderen. Aber - und das meine ich ernst: Sehr sehr stressig. Ich kann mir das Album selten komplett am Stück anhören, denn alleine die fast ständig gehetzte Frauenstimme lässt die Nerven senkrecht stehen (es sei denn man ist natürlich ein völlig sensorisch abgestumpfter Mensch).
Wer sich müde fühlt, aber gerne die Nacht durchmachen möchte, sollte statt oral zugeführter Muntermacher es mal mit diesem Scheibchen hier versuchen.
P.S: Das Cover illustriert die Musik auf den Punkt. Eine verzweifelt schreiende Frau mit herausquellendem Hirn, verschlungen vom Strudel.
Besetzung:
Joel Vandroogenbroeck: Keyboards, Flute, Vocals
Dawn Muir: Vocals
Ron Brayer: Guitar
Werner Fröhlich: Bass
Helmuth Kolbe: Keyboards
Cosimo Lampis: Drums
Wolfgang Paap: Percussion
Werni Prahlach: Bass
Jahr: 1971
Label: Bellaphon
Songs:
1. Black Sand 4.03
2. Places Of Light 4.03
3. Brainticket (Part One) 8.18
4. Brainticket (Part One - Conclusion) 4.35
5. Brainticket (Part Two) 13.12
Jerry
"Black Sand" startet noch sehr eingängig das Album. Ein treibender, perkussiver Song mit Heavy-Hammond Orgel und von Zeit zu Zeit einem verfremdeten "Black Sand" Refrain (klingt irgendwie wässrig die Stimme hier), der sofort von einem sehr einprägsamen Hammond Akkord gefolgt wird und sich schnell im Hirn festbohrt. Sozusagen das Brainticket ins eigene Gehirn, da es hier für Frühsiebziger Verhältnisse noch sehr gewohnt zugeht. Ich würde den Song sogar bei jedem 70ies Abend in der Rockdisco empfehlen, da er durchaus "groovy" ist.
"Places of light" kommt mit ner funky Eröffnung auf der Gitarre, danach eine schöne getragene Flöte, bevor mit nem wilden Orgel Einsatz wieder die Reise losgeht. Hier taucht auch schon die Stimme von Dawn Muir auf, die hier ebenfalls wiederum zittrig, wässrig, so als ob sie unter Wasser singt, klingt. Allerdings sind das immer nur kurz hingeworfene Sätze, Satzfragmente oder ähnliches - kein Gesang im üblichen Sinn.
Ja, und dann beginnt die lange Reise "to the center of your mind". "Brainticket", unterteilt in drei Teile, heißt der Song. Recht viele Bands im Psychedelic Bereich schmücken ja den einen oder anderen ihrer Songs mit dem Etikett "Trip". Vergesst es. DAS hier ist ein Trip und kein Song mehr.
Es beginnt mit zerschmettertem Glas, ein Auto startet, wir hören eine Feuerwehrsirene, und dann beginnt der Rhythmus-Sog der hauptsächlich aus einer sich immer und immer wieder repetierenden Orgel, unterlegt mit Percussion (nicht im Vordergrund zu vernehmen) und allerlei Geräuschen besteht. Und dazu läuft Dawn Muir zu Hochform auf, nachdem wohl die kleinen bunten Pillen ihren Job getan haben.
Gnadenlos treibt das Stück vorwärts, wirkt irgendwie dunkel, wir vernehmen bald nur noch die immergleichen Orgelakkorde, und die Geräusche schrecken einen hoch. Ein Wecker rasselt schrill, Dawn's Stimme erzählt und erzählt, wird teilweise immer gehetzter, immer schriller, als ob sie bedroht wird, klingt es, dann ein fieses Lachen, das schon wieder im Hammond-Akkord untergeht, Regen, ein Gurgeln von Wasser usw - alles taucht im Mahlstrom der treibenden Orgel auf und verschwindet wieder.
Nach 8 Minuten gibt's nen kleinen Fade-Out, um dann in "Brainticket Part One Conclusion" das ganze wieder aufzunehmen. Die Veränderung hier sind nur Nuancen, andere Samples (würde man heute sagen), die Stimme wird mal anders eingesetzt etc., um dann nach viereinhalb Minuten mit dem Beginn von Beethovens Neunter abrupt abzubrechen. In "Brainticket Part Two" geht's dann genauso weiter. Anfangs vernimmt man deutlicher die funky Gitarrenakkorde, um dann aber wieder der gehetzten Frauenstimme zu verfallen.
Fazit: Für mich ein absoluter Psychedelic Knaller, mehr psychisch als die meisten anderen. Aber - und das meine ich ernst: Sehr sehr stressig. Ich kann mir das Album selten komplett am Stück anhören, denn alleine die fast ständig gehetzte Frauenstimme lässt die Nerven senkrecht stehen (es sei denn man ist natürlich ein völlig sensorisch abgestumpfter Mensch).
Wer sich müde fühlt, aber gerne die Nacht durchmachen möchte, sollte statt oral zugeführter Muntermacher es mal mit diesem Scheibchen hier versuchen.
P.S: Das Cover illustriert die Musik auf den Punkt. Eine verzweifelt schreiende Frau mit herausquellendem Hirn, verschlungen vom Strudel.
Besetzung:
Joel Vandroogenbroeck: Keyboards, Flute, Vocals
Dawn Muir: Vocals
Ron Brayer: Guitar
Werner Fröhlich: Bass
Helmuth Kolbe: Keyboards
Cosimo Lampis: Drums
Wolfgang Paap: Percussion
Werni Prahlach: Bass
Jahr: 1971
Label: Bellaphon
Songs:
1. Black Sand 4.03
2. Places Of Light 4.03
3. Brainticket (Part One) 8.18
4. Brainticket (Part One - Conclusion) 4.35
5. Brainticket (Part Two) 13.12
Jerry
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