Peter Herbolzheimer & The Jam Factory Big Band, 4.11.06

Big Band-Sound in WHV, "Pumpwerk"

 
firebyrd
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Peter Herbolzheimer & The Jam Factory Big Band, 4.11.06

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Gepostet: 06.11.2006 - 10:14 Uhr  ·  #1
Peter Herbolzheimer & The Jam Factory Big Band, “Pumpwerk” Wilhelmshaven, 4.November 2006

Präzise Bläsersätze, groovender Rhythmus, virtuose Solisten, das bringe ich mit dem Namen Peter Herbolzheimer in Verbindung.

Der „Blick zurück“ erscheint hier zunächst wichtig. In seiner „Hochzeit“ in den 70er Jahren hatte Herbolzheimer mit seiner „Rhythm Combination & Brass“ all das oben genannte auf’s Vortrefflichste präsentiert, standen Herbolzheimer damals doch so hervorragende Musiker wie Ack van Rooyen, Art Farmer,Philip Catherine, Dieter Reith, Sigi Schwab, Palle Mikkelborg u.v.a. zur Verfügung.

Leider mussten nun in dieser Hinsicht Abstriche gemacht werden. Man ist halt verwöhnt, insbesondere durch 2 Konzerte anlässlich einer Galatournee, die ich einst miterleben durfte(1977), als sich in den Reihen der Band Musiker wie Gary Burton, Astrud Gilberto, Clark Terry, Albert Mangelsdorff tummelten.

Die Jam Factory Big Band, die Herbolzheimer leitete, war ursprünglich als Plattform für junge Jazzmusiker, vom Pianisten, Siggi Stehle, gegründet worden und umfasst heute talentierte Musiker aus Deutschland und der Schweiz.

Jedoch konnten nicht alle Solisten den hohen Anforderungen gerecht werden. Wenngleich allesamt wohl Profis, waren es dann ab und an solistische Darbietungen, die allenfalls befriedigend waren und denen das letzte Quentchen „Feuer“ fehlte. Ausnahmen aus meiner Sicht hier ganz klar die Saxophonisten Volker Wagner und Stefan Frommer, die es verstanden, außerhalb vorgegebener Strukturen und einem Standardsolo weiter zu gehen und virtuos in eine eigene Richtung gingen, durch die relative Kürze der Soli leider etwas beschnitten. Aber die beiden konnten mitreißen!

Das gleiche galt für Matthias Bergmann an der Trompete. Eine sehr gute Vorstellung mit viel Gefühl!

Bass und Schlagzeug lieferten eine solide Grundlage für die wirklich beeindruckenden Arrangements Herbolzheimers’. Während mir der Bassist an akustischem wie am E-Bass jedoch ausnahmslos gut gefiel, weil er jeweils sehr geschmeidig oder groovend agierte, war mir der Schlagzeuger zu gruppendienlich und zu wenig gestaltend. Halt nur das Notwendige. Und der rechte Groove fehlte ihm leider auch.
Als Freund feiner Gitarrenmusik aller Musikrichtungen war gerade diese Besetzung meine große Enttäuschung. Beileibe sicher kein schlechter Gitarrist, kamen die Soli an diesem Abend teilweise derart vekrampft, so daß hier keine rechte Virtuosität aufblitzen konnte.

So blieb im großen und ganzen die Konzentration auf die beiden Gaststars des Abends gerichtet, die koreanische Pianistin und Sängerin Keumhwa (Kim) Chong, die mit einigen Gesangsvorträgen das Repertoire abrundete. War jedoch z.B. die Billie Holiday-Interpretation von „God bless the child“ aus meiner Sicht ziemlich misslungen, so konnte Kim Chong spätestens beim Vortrag eines koreanischen Volksliedes mit entsprechendem Bigband-Arrangement besser überzeugen.

Ganz anders der rumänische Saxophonist Nicolas Simion, mithin auch als der „Karpaten-Coltrane“ bezeichnet. Hier war ganz klar der „Klassenunterschied“ zu den anderen Musikern zu erkennen.

Simion, jemand , der sich durch Virtuosität, Ideenreichtum , Spielwitz, Individualität und sprühende Energie auszeichnet, und dieses auch an diesem Abend zur Schau stellte, konnte somit den absoluten Höhepunkt des Konzertes offenbaren.

Leider zeitlich limitiert durch seine Gastrolle, vermochte er es immerhin, bis auf die oben beschriebenen anderen Ausnahmen, der Musik jenes „Gänsehautgefühl“ zu geben, das den Unterschied ausmacht.

Alles in allem ein sicher nicht spektakuläres Ereignis, aber immerhin ein gelungener Musikabend im rar gewordenen Jazzangebot des einst in dieser Richtung so renommierten „Pumpwerks“.

Wolfgang
hmc
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Re: Peter Herbolzheimer & The Jam Factory Big Band, 4.11.06

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Gepostet: 17.03.2008 - 18:07 Uhr  ·  #2
Ich habe ihn erst jetzt erhören können, seine 1971er Scheibe ist ja der Hammer.
Was gäbe es da noch wichtiges von ihm?
nobbygard
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Re: Peter Herbolzheimer & The Jam Factory Big Band, 4.11.06

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Gepostet: 17.03.2008 - 19:26 Uhr  ·  #3
Feiner Bericht!

ich habe früher oft Herbolzheimer gehört, aber nur im Radio auf NDR 3 (damals, ichglaube jetzt ist das 4), habe es aber nie geschafft, mir ne Platte zu kaufen, weil ich damals mehr auf andere Sachen stand und mit Bigband-Jazz erst warm werden musste, Das hat so richtig Oliver Nelson geschafft:

Blues And The Abstract Truth, The Kennedy's Dream und Hobo Flats mit Jimmy Smith waren und sind da meine Lieblingsscheiben!

ich werde mich mit der von Dir vorgestellten Musik beschäftigen, hast Du einen Link parat, wo man mal probehören kann?

Nobby
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