Osterhase und Weihnachtsmann

 
sunny
 
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Osterhase und Weihnachtsmann

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Gepostet: 23.12.2016 - 13:12 Uhr  ·  #1
Zitat geschrieben von Moniek

Sind wir nicht alle noch ein wenig, wie die Kinder?


Osterhase und Weihnachtsmann


Als er die Augen aufmachte, war es dunkel und kalt und am liebsten wäre er liegen geblieben.
Dann aber sprang er mit beiden Füßen zuerst aus dem Bett.
Der Gedanke an die traurigen Augen der Kinder ließen ihn
nicht mehr schlafen.
Er reckte und streckte sich, schlurfte in die Küche, wo er sich erst mal einen Tee aufbrühte.
Inzwischen war auch seine Frau wach geworden. Sie kam in die Küche, schaute ihn verwundert an und fragte, was er denn um diese Zeit hier machen würde.
„Na ja, den Kindern ihre Überraschung bringen, die bunten Eier, Schokolade und Geschenke,“ erklärte der Hase.
Seine Frau schüttelte den Kopf und zeigte auf den großen Kalender, der an der Wand hing. „Es ist Dezember und noch eine Woche bis zum Heiligabend“, sagte sie.
Der Hasenmann rieb sich die Augen, schaute auf den Kalender und musste seiner Frau Recht geben.
Obwohl es bitterkalt war, wollte er mal eben einen Spaziergang zum Weihnachtsmann machen, da er ja sowieso schon wach war. Er zog sich die warme Pudelmütze über die langen Ohren, wickelte seinen langen Schal um Hals und zog sich die dicken Handschuhe an. Nun noch die Stiefel und los ging es. Als er draußen war, wäre er am liebsten wieder umgekehrt, aber nach ein paar Metern hatte er sich daran gewöhnt. Die Bäume und Sträucher hatten lustige Schneemützen auf und die Wiesen und Wege glitzerten. Unterwegs kam der Hase auch an dem Haus vom Nikolaus vorbei, aber hier war alles still und dunkel, seine Arbeit war ja bereits getan.
Als er zum Haus des Weihnachtsmannes kam, schaute er doch sehr verwundert. Auch hier war alles dunkel und kein Rauch stieg aus dem Schornstein.
Dreimal ging er um das Haus herum und schaute in jedes Fenster, doch alle Gardinen waren zugezogen, so dass man nicht hineinschauen konnte. Dann probierte er, ob die Tür verschlossen war, doch sie ließ sich nicht öffnen.
Als sich auch nach mehrmaligen Anklopfen und Rufen nichts rührte, gab der Hase kopfschüttelnd auf.
Er glaubte außerdem, ein leises Schnarchen gehört zu haben.
Eigentlich wollte sich der Osterhase wieder auf den Heimweg machen und damit wäre die Geschichte hier zu Ende – nur der Gedanke an die Kinder, die in diesem Jahr dann keine Geschenke bekommen würden, ließ ihn noch einmal umkehren.
Der Hase ging zur Werkstatt des Weihnachtsmannes, die gleich nebenan lag. Zum Glück, war hier die Tür nicht verschlossen. Aber – wie sah es hier aus. Erst einmal alles dunkel und kalt. Als der Osterhase Licht angezündet und auch den Ofen angemacht hatte, sah er sich erst einmal gründlich um.
Fertige Päckchen, halb offene Pakete, Spielzeug, angefangene Bastelarbeiten, Sterne, Geschenkpapier, Kleber, Schere und noch vieles mehr lagen in buntem Durcheinander auf dem Tisch, der Bank und sogar dem Fußboden herum.
Also, erst einmal aufräumen, sortieren und nach den Wunschzetteln suchen. Beim Aufräumen, Basteln, einpacken und Schmücken der Päckchen verging die Zeit, wie im Fluge. Zwischendurch ging der Osterhase immer mal wieder zum Haus, um an die Tür und die Fenster zu klopfen.
Beim dritten oder vierten Mal, hatte er endlich Erfolg und der Weihnachtsmann öffnete die Tür, sah ganz verschlafen auf seinen Besucher und fragte „Ja, haben wir denn schon wieder Ostern?“
Als der Osterhase ihm alles erklärt hatte, war der Weihnachtsmann doch sehr erschrocken, lief zur Werkstatt und sah, was der Hase alles schon geschafft hatte. Er bedankte sich sehr und nun hätte der Osterhase ja wieder nach Hause gehen können ……….. doch er sah ja, wie viel hier noch zu tun war.
So arbeiteten beide einen ganzen langen Tag und hatten am Abend viele Päckchen fertig.
Der Weihnachtsmann sagte noch einmal „Danke“ zum Hasen und meinte, dass er den Rest auch alleine schaffen würde.
Nun machte sich der Hase auf den Heimweg. Zuhause empfing ihn seine Frau mit einem leckeren Essen, dabei erzählte er ihr die ganze Geschichte. Jetzt wollte der Osterhase nur noch schlafen, denn der Tag war sehr anstrengend.
Als eine Woche später der Weihnachtsmann die Geschenke zu den Kindern brachte, legte er auch ein Päckchen vor die Tür des Osterhasen mit leckeren Äpfeln, Keksen und neuen warmen Mützen für die ganze Familie.
Ja – und hier ist die Geschichte wirklich zu Ende.
Vielleicht bekommt ihr in diesem Jahr ein Geschenk, was der Osterhase angefertigt hat.


Moni vielen Dank, passt ja ausgezeichnet in die Jahreszeit.
Toll....
Moniek
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Re: Osterhase und Weihnachtsmann

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Gepostet: 23.12.2016 - 16:33 Uhr  ·  #2
Dankeschön, kann man gut seinen Kindern oder Enkelkindern vorlesen ;-)
White Bird
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Re: Osterhase und Weihnachtsmann

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Gepostet: 24.12.2016 - 10:41 Uhr  ·  #3
Ich liebe diese Art von Geschichten. Da werden doch Erinnerungen wieder wach gerüttelt.

Moniek, vielen Dank für diese schöne Ablenkung.


LG White Bird :happy:
MusicalBox
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Re: Osterhase und Weihnachtsmann

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Gepostet: 24.12.2016 - 13:14 Uhr  ·  #4
Schöne, tolle Geschichte, die du dir da einfallen hast lassen :)
Moniek
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Re: Osterhase und Weihnachtsmann

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Gepostet: 24.12.2016 - 15:21 Uhr  ·  #5
Dankeschön ..... ich habe noch mehr, aber das würde diesen Thread sprengen.
kraut-brain
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Re: Osterhase und Weihnachtsmann

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Gepostet: 24.12.2016 - 15:43 Uhr  ·  #6
Zitat geschrieben von Moniek

Dankeschön ..... ich habe noch mehr, aber das würde Thread sprengen.


Da erwacht doch das Kind im Erwachsenen. Schön, wenn man sich derartige Attribute erhält. Eine kurzweilige Geschichte.

Wenn du noch mehr hast, nur ran damit. Es darf gesprengt werden ......, denn es ist Weihnachtszeit!


LG Kraut-Brain :e:
Moniek
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Re: Osterhase und Weihnachtsmann

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Gepostet: 24.12.2016 - 17:13 Uhr  ·  #7
Weihnachten 2009

Sie sah eigentlich gar nicht aus, wie ein Engel.......................
....................................wenn man mal von ihrem lockigen, weißen Haar absah.

Aber haben Engel nicht blonde Löckchen??

Als sie in die Straßenbahn stieg, am 24. Dezember um die Mittagszeit, gab es keinen Sitzplatz mehr.
Etliche Leute standen und auf den Bänken saßen einige weitaus jüngere Leute, die durchaus ihren Platz hätten anbieten können.
Das freundliche, ein wenig überirdische Lächeln, wich nicht eine Minute von ihrem Gesicht.
Sie sah sich die Menschen in der Bahn genau an.
Dort saß eine junge Frau mit einem kleinen Kind, einem sehr kleinen Kind, die kaum den Blick hob.
Ein junger Bursche, der scheinbar vollkommen konzentriert der Musik lauschte, die hörbar aus den kleinen Ohrenstöpseln tönte. Wie laut musste es erst in seinen Ohren klingen?
Ein alter Mann, mit kaputten Schuhen und zerknittertem, uralten Mantel, sich mühsam festhaltend, weil auch er keinen Platz bekommen hatte.
Zwei kichernde Teenies, man verstand sie kaum, weil sie bei jedem Wort vor Lachen kaum sprechen konnten.
Also eine bunt gemischte Ansammlung von Menschen, die, aus welchem Grund auch immer, auf dem Weg in die Stadt waren.
In der Bahn war es einigermaßen warm, trotzdem saßen oder standen manche mit hochgezogenen Schultern, als würden sie frieren.
Plötzlich hörte man die bekannten Worte *Ihre Fahrscheine bitte* und drei große, kräftige Männer gingen durch den Wagen.
Die junge Frau machte gar nicht erst den Versuch, nach einem Fahrschein zu suchen, der junge Bursche hatte offensichtlich nichts mitbekommen, wegen der lauten Musik und der alte Mann sah sich erschrocken um, das schlechte Gewissen stand ihm im Gesicht geschrieben.
Die alte Dame mit den weißen Locken schob sich vorsichtig an die junge Frau heran und drückte ihr eine Fahrkarte in die Hand, der Kontrolleur war schon ganz nahe, auch der alte Mann wurde gerade nach seinem Fahrschein gefragt, da gab sie ihm ein Ticket und sagte freundlich *Das ist Ihnen gerade heruntergefallen*.
Fast allen Umstehenden und auch dem Kontrolleur war es klar, dass das nicht stimmte und entsprechend grimmig guckte er.
Als sie auch noch dem jungen Burschen mit der lauten Musik einen Fahrschein zusteckte, wurde sie von zwei Männern in die Mitte genommen und beim nächsten Halt aufgefordert, mit ihnen die Bahn zu verlassen.
Weil sie sie etwas unsanft anfassten, wurden auch die Fahrgäste aufmerksam, die von der ganzen Sache nichts mitbekommen hatten.
Sie ernteten viele böse Blicke und auch die Kommentare waren nicht sehr freundlich. Als die ersten Menschen aufstanden und auf sie zukamen, hielt gerade die Bahn und sie drängten zum Ausgang, die alte Dame fest in ihrer Mitte.
Vier Stufen und sie standen auf dem Gehweg, aber…………………
…………… wo war sie?
Die alte Dame, die sie eben noch fest im Griff hatten, war verschwunden.
Die Fahrgäste, die den Kontrolleuren zum Ausgang gefolgt waren und die paar, die aus dem Fenster schauten waren genauso verblüfft, wie die drei Männer draußen.
Sie konnte sich doch nicht in Luft aufgelöst haben? Oder doch?
Es ging wie ein Lauffeuer durch den Wagen, einer erzählte es dem anderen.
Immer häufiger wurde der Begriff *Engel* gebraucht.
In Verbindung mit dem heutigen Tag hieß es bald *Weihnachtsengel*.
Niemand hätte später sagen können, wie das alles passiert war.
Aufgeregt redeten die Leute miteinander.
Die junge Frau mit dem Kind schaute immer wieder auf den Fahrschein, den sie in der Hand hielt. Es war eine Monatskarte!
Der Engel musste gewusst haben, dass sie mit ihrem kranken Kind mehrmals in der Woche zu einem Arzt fuhr, der am anderen Ende der Stadt seine Praxis hatte und dass sie für die Fahrten kein Geld hatte.
Der alte Mann hielt nicht nur einen Fahrschein in den Händen, sondern auch die Adresse einer mildtätigen Organisation, wo er Essen und Kleidung bekommen würde.
Ja – und der junge Bursche, der neben der viel zu lauten Musik nichts mitbekommen hatte? Auch er hatte einen Fahrschein in der Hand und einen Zettel mit dem Spruch:
*Heute hat Jemand an Dich gedacht und Etwas für Dich getan! Morgen kannst Du Etwas für Jemand Anderen tun!*
Nie würden die Menschen in der Bahn den heutigen Tag vergessen.
Oder doch?
Aber zumindest nicht die drei, denen eine Strafanzeige erspart blieb, weil ein Engel ihnen zur Seite stand.

Und die alte Dame, genannt Weihnachtsengel?
Mit immer noch demselben Lächeln stand sie zwischen den vielen Menschen, nur jetzt unsichtbar.
kraut-brain
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Re: Osterhase und Weihnachtsmann

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Gepostet: 24.12.2016 - 22:47 Uhr  ·  #8
Liebe Moniek,

welch schöne Geschichte, die du uns als Nachschlag präsentiert hast. Ich bin noch ganz gerührt.
Danke ....


LG Kraut-Brain
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