Es ist tatsächlich bereits annähernd neun Jahre her, dass ich in einer Zeitschrift das Cover einer CD-Neuveröffentlichung sah. Das Cover zierte eine damals 18jährige junge Dame, schwarze, hochgesteckte Haare, ein wenig melancholisch, traurig blickend. ...weitergeblättert, vergessen.
Am 20.06.2018 wurde anlässlich einer Hommage an David Bowie in der Kathedrale von Saint-Denis sein Vermächtnis "Black Star" aufgeführt. Das Konzert wurde auf ARTE im Oktober 2018 übertragen. Eine recht eigenwillige, aber sehr interessante Darbietung seines Albums mit nicht weniger interessanten Künstlern. Eine der Künstlerinnen hörte auf den Namen Anja Franziska Plaschg (* 5. April 1990 in Gnas/Österreich). Neugierig geworden, machte ich mich in der weltweiten Informationsquelle Internet auf die Suche und wurde schnell fündig.
Meine Überraschung war recht groß, als ich, verbunden mit ihrem Namen, auf das bereits vergessene CD-Cover stieß. Das Gehörte gefiel, war jedoch für die Rubrik "Tipp des Monats" zu alt. Gut, dass das letzte Album zeitlich gerade noch hierher passt. Also, Zeit für Anja Franziska Plaschg = Soap and Skin.
Soap and Skin - From Gas to Solid / You Are My Friend
Zunächst: es ist ein melancholisches, ruhiges, stilles Album. Es kann leise, sollte aber laut gehört werden. Nur so sind die lang nachhallenden, tief-molligen Klavieranschläge bis zu ihrem Verschwinden zu vernehmen. Möglicherweise lässt sich auch nur in einer gewissen Lautstärke in der ganzen Melancholie des Albums schwelgen.
Hinterlässt "This Day" mit einer nicht greifbaren Traurigkeit in der trügerischen Gewissheit, es kann nur noch fröhlicher werden, wird mit dem folgenden Song "Athom" gleich das nächste schwere Geschütz aufgefahren. Nach anfänglich harmlosem Soundgesampel folgt unmittelbar der magenschlagende Tiefbass.
Beklemmende Klaviertöne und, wie im Opener auch, tieftrauriger, wunderschöner Gesang packen und lassen nicht los. Geige und Kontrabass sind ständige Begleiter auf diesem Gefühlsritt.
This Day
Athom
Dass Plaschg auch politisch interessiert und aktiv ist, lässt nicht nur der Text des nächste Titels, "Italy", vermuten. Im Videoclip geht "Italy" nahtlos in das Folgestück "(This is) Water" über. Während "Italy" noch mit recht positiver Melodie und Gesang aufwartet, wird es auf "(This is)Water", instrumental mit sakralem Chor, recht bedrückend und klaustrophobisch. Die Verschmelzung dieser beiden Titel scheint auf die Flüchtlingssituation und deren Hoffnungslosigkeit sowie Dramatik auf offenem Ozean aufmerksam machen zu wollen.
Italy & (This is) Water
Wenn am Ende des Songs "Fear" eine Kinderstimme den Satz "I have no Fear" von sich gibt, mag man dies nach dem leicht morbiden Videoclip zu dem Stück gar nicht glauben. OK, das leichtfüßige Glockenspielgeklimper oder das Trompetengebläse möchten gerne eine positive Stimmung verbreiten. Letztendlich kann aber auch dies nicht gegen die Melancholie, die sich auch hier verbreitet, ankommen. Insofern wirkt es tröstlich, diese Worte aus Kindermund zu vernehmen.
Hat dieses Album überhaupt etwas versöhnliches? Kann nach diesem, wie aus einem düsteren Kloster schallend und auf lateinisch vorgetragenem Palindrome überhaupt noch etwas folgen, was zuversichtlich in die Zukunft blicken lässt? Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Und so schließt das Album mit einer wunderbaren Interpretation des für die Ewigkeit geschriebenen Songs "What a Wonderful World". Frau Plaschg scheint offenbar nicht unter Schwermut zu leiden oder möchte sich der nicht hingeben. Welch ein Glück für ihren jungen Nachwuchs.
What a wonderful World
Mit "From Gas to Solid / You Are My Friend" wird uns ein zutiefst berührendes, emotionales Album beschert. Es passt trefflich in die vor uns liegende, winterlich dunkle Jahreszeit. Nur eines sollte der Hörer nicht haben: einen Hang zu Depression und Weltschmerz.
Anmerkung:
Gestern bat ich zwei unserer Freunde, kurz in das Album zu hören und mir zu sagen, ob sie eine Assoziation zu einem anderen Künstler hätten. Es dauerte nicht lang, und es wurde in den Raum geworfen: Sigur Rós.
Volltreffer! Genau das war auch mein Gedanke bei vielen der Songs. Aber auch Namen wie Laurie Anderson oder Björk kamen mir in den Sinn...
Interessante Links:
Soap and Skin - Offizielle Website
From Gas to Solid / You Are My Friend - Das komplette Album
ARTE Mediathek: David Bowie "Black Star" in der Kathedrale von Saint-Denis
(Das Konzert beginnt mit Bowies "Warszawa" aus dem Album "Low").
Offizielle Seite zur Aufführung "Black Star"
Am 20.06.2018 wurde anlässlich einer Hommage an David Bowie in der Kathedrale von Saint-Denis sein Vermächtnis "Black Star" aufgeführt. Das Konzert wurde auf ARTE im Oktober 2018 übertragen. Eine recht eigenwillige, aber sehr interessante Darbietung seines Albums mit nicht weniger interessanten Künstlern. Eine der Künstlerinnen hörte auf den Namen Anja Franziska Plaschg (* 5. April 1990 in Gnas/Österreich). Neugierig geworden, machte ich mich in der weltweiten Informationsquelle Internet auf die Suche und wurde schnell fündig.
Meine Überraschung war recht groß, als ich, verbunden mit ihrem Namen, auf das bereits vergessene CD-Cover stieß. Das Gehörte gefiel, war jedoch für die Rubrik "Tipp des Monats" zu alt. Gut, dass das letzte Album zeitlich gerade noch hierher passt. Also, Zeit für Anja Franziska Plaschg = Soap and Skin.
Soap and Skin - From Gas to Solid / You Are My Friend
Zunächst: es ist ein melancholisches, ruhiges, stilles Album. Es kann leise, sollte aber laut gehört werden. Nur so sind die lang nachhallenden, tief-molligen Klavieranschläge bis zu ihrem Verschwinden zu vernehmen. Möglicherweise lässt sich auch nur in einer gewissen Lautstärke in der ganzen Melancholie des Albums schwelgen.
Hinterlässt "This Day" mit einer nicht greifbaren Traurigkeit in der trügerischen Gewissheit, es kann nur noch fröhlicher werden, wird mit dem folgenden Song "Athom" gleich das nächste schwere Geschütz aufgefahren. Nach anfänglich harmlosem Soundgesampel folgt unmittelbar der magenschlagende Tiefbass.
Beklemmende Klaviertöne und, wie im Opener auch, tieftrauriger, wunderschöner Gesang packen und lassen nicht los. Geige und Kontrabass sind ständige Begleiter auf diesem Gefühlsritt.
This Day
Athom
Dass Plaschg auch politisch interessiert und aktiv ist, lässt nicht nur der Text des nächste Titels, "Italy", vermuten. Im Videoclip geht "Italy" nahtlos in das Folgestück "(This is) Water" über. Während "Italy" noch mit recht positiver Melodie und Gesang aufwartet, wird es auf "(This is)Water", instrumental mit sakralem Chor, recht bedrückend und klaustrophobisch. Die Verschmelzung dieser beiden Titel scheint auf die Flüchtlingssituation und deren Hoffnungslosigkeit sowie Dramatik auf offenem Ozean aufmerksam machen zu wollen.
Italy & (This is) Water
Wenn am Ende des Songs "Fear" eine Kinderstimme den Satz "I have no Fear" von sich gibt, mag man dies nach dem leicht morbiden Videoclip zu dem Stück gar nicht glauben. OK, das leichtfüßige Glockenspielgeklimper oder das Trompetengebläse möchten gerne eine positive Stimmung verbreiten. Letztendlich kann aber auch dies nicht gegen die Melancholie, die sich auch hier verbreitet, ankommen. Insofern wirkt es tröstlich, diese Worte aus Kindermund zu vernehmen.
Hat dieses Album überhaupt etwas versöhnliches? Kann nach diesem, wie aus einem düsteren Kloster schallend und auf lateinisch vorgetragenem Palindrome überhaupt noch etwas folgen, was zuversichtlich in die Zukunft blicken lässt? Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Und so schließt das Album mit einer wunderbaren Interpretation des für die Ewigkeit geschriebenen Songs "What a Wonderful World". Frau Plaschg scheint offenbar nicht unter Schwermut zu leiden oder möchte sich der nicht hingeben. Welch ein Glück für ihren jungen Nachwuchs.
What a wonderful World
Mit "From Gas to Solid / You Are My Friend" wird uns ein zutiefst berührendes, emotionales Album beschert. Es passt trefflich in die vor uns liegende, winterlich dunkle Jahreszeit. Nur eines sollte der Hörer nicht haben: einen Hang zu Depression und Weltschmerz.
Anmerkung:
Gestern bat ich zwei unserer Freunde, kurz in das Album zu hören und mir zu sagen, ob sie eine Assoziation zu einem anderen Künstler hätten. Es dauerte nicht lang, und es wurde in den Raum geworfen: Sigur Rós.
Volltreffer! Genau das war auch mein Gedanke bei vielen der Songs. Aber auch Namen wie Laurie Anderson oder Björk kamen mir in den Sinn...
Interessante Links:
Soap and Skin - Offizielle Website
From Gas to Solid / You Are My Friend - Das komplette Album
ARTE Mediathek: David Bowie "Black Star" in der Kathedrale von Saint-Denis
(Das Konzert beginnt mit Bowies "Warszawa" aus dem Album "Low").
Offizielle Seite zur Aufführung "Black Star"