Top Ten der Missverständnisse

 
wolf
 
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Top Ten der Missverständnisse

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Gepostet: 12.04.2007 - 20:03 Uhr  ·  #1
Platz 10:
Rudi Völler bei AS Rom, September 2004


Was hatte man Rudi Völler gefeiert, als er im Spätsommer 2004 nach Rom pilgerte, um „seiner“ Roma aus der Patsche zu helfen. Doch hätte er den Ort, an dem er einst als Spieler sein Glück (und die zweite Ehefrau) fand, diesmal besser gemieden, denn auch Völler bekam die vogelwilde Truppe um den exzentrischen Kapitän Totti nicht in den Griff. Nach ganzen 25 Tagen warf er das Handtuch, kurz davor hatte die Zeitung „Corriere della Serra“ geschrieben: „Völler ist der richtige Mann auf dem falschen Platz.“


Platz 9:
Otto Rehhagel beim FC Bayern, Juli 1995 bis April 1996


Nach 14 Jahren im beschaulichen Bremen wähnte sich der Provinzkönig Rehhagel bereit für den großen Wurf. Doch was mit einem halbwitzigen Spruch („Otto… find ich gut!“) auf Franz Beckenbauers Schirmmütze possierlich begann, entwickelte sich zu einer für beide Seiten unerfreulichen Angelegenheit. Rehhagel zeigte sich weder der meinungsfreudigen Führungsetage der Bayern noch der rauen Münchner Presselandschaft gewachsen und wurde vier Spieltage vor Saisonende entlassen, obwohl die Bayern zu diesem Zeitpunkt auf Platz zwei in der Liga und im Finale des UEFA-Cups standen. Der Kaiser höchstselbst übernahm und gewann den Europapokal, nicht aber die Meisterschaft.


Platz 8:
Aad de Mos bei Werder Bremen, Juli 1995 bis Januar 1996


Auch Rehhagels Nachfolger in Bremen war kein Fortune beschieden. Der renommierte Niederländer Aad de Mos galt als überragender Theoretiker. Er führte an der Weser die Viererkette ein, die Werders Spieler aber nur zögernd verinnerlichten. Nach dem Absturz auf Platz 15 und zahllosen Extrawürsten für Mario Basler weinte sich de Mos an einem feuchtfröhlichen Abend angeschickert bei Journalisten aus („Es wird nie etwas aus diesem Verein“). Als er die vom Klub geforderte Gegendarstellung nicht erwirken konnte, musste de Mos gehen.

Platz 7:
Josip Skoblar beim Hamburger SV, Juli bis November 1987


Zugegeben, die Nachfolge eines Ernst Happel anzutreten, ist keine dankbare Aufgabe. Josip Skoblar aber manövrierte sich ohne Not selbst in die Bredouille, als er seinen Landsmann Mladen Pralija als Keeper installierte. Mit dem Fliegenfänger im Kasten erlitt der HSV schwere Schlappen in München (0:6), gegen den KSC (0:4) und in Mönchengladbach 2:8. Am 9. November 1987 musste Skoblar gehen. Pralija kurz darauf auch.


Platz 6:
Thomas Hörster bei Bayer Leverkusen, Frühjahr 2003

Nein, er war für diesen Job nicht gemacht. Wenn sich Thomas Hörster als Coach von Bayer in der Öffentlichkeit bewegte, wirkte er immer, als würde er am liebsten zurück zur Mami, und hopp auf den Arm. Nachdem der zurückhaltende Mann in einem Fernsehinterview mit gesenktem Kopf bekannt hatte, er glaube nicht mehr an den Klassenerhalt, war er von seinem Leiden erlöst. „Wenn ein Trainer so etwas sagt, muss man ihn nicht entlassen, sondern erschießen“, kommentierte „Experte“ Udo Lattek gewohnt markig. Der Angeklagte wurde freilich nicht exekutiert, sondern kehrte in die Jugendarbeit zurück.


Platz 5:
Winnie Schäfer beim VfB Stuttgart, Juli bis November 1998


Winfried Schäfer übernahm einen aufstrebenden VfB, der sich unter Jogi Löw für den UEFA-Cup qualifiziert hatte. Doch irgendwie schaffte er es, sich innerhalb kürzester Zeit mit der gesamten Mannschaft anzulegen, insbesondere den drei großen „B“ Balakov, Bobic und Berthold. Bezeichnendes Zitat von Thomas Berthold: „Wenn Schäfer am Samstag noch Trainer ist, muss er doch von einer Armee geschützt werden.“ Musste er nicht.


Platz 4:
Wolfgang Sidka bei Arminia Bielefeld, Sommer 1994


Sidka war auserkoren, den damaligen Regionalligisten Arminia um die Stars Fritz Walter und Thomas von Heesen zurück in den Profi fußball zu führen, doch die Ahnungslosigkeit, mit der er agierte, war atemberaubend. Sidka kannte sich im eigenen Kader nicht aus, schickte einen Betreuer zum Üben ans Kopfballpendel und nannte Publikumsliebling Stefan „Studti“ Studtrucker konsequent „Stucki“. Eine teaminterne Abstimmung mit dem Ergebnis von 0:23 brach ihm dann das Genick. Nach vier Spielen, der ersten Niederlage und dem ersten Gegentor flog er raus. Auch eine Leistung.

Platz 3:
Jörg Berger bei Bursaspor, Juli bis Oktober 2000


Jörg Berger hat eine Menge erlebt, aber die Zeit beim türkischen Erstligisten Bursaspor nimmt auch in seiner Vita eine Sonderstellung ein. Wegen des Einsatzes der beiden von Berger mitgebrachten Spieler Marc Ziegler und Martin Spanring kam es zum Streit mit der Klubführung, der rasch eskalierte. Erst sperrte der Verein Berger das Handy, dann wurden die Fensterscheiben seines Hauses zertrümmert. Als er zum Entlassungsrapport bestellt wurde, lag eine Pistole auf dem Tisch, was ein Vorstandsmitglied mit den Worten kommentierte: „Das ist unsere Sprache.“


Platz 2:
Reinhold Fanz beim Karlsruher SC, Winter 2004/05


Am Tag vor Silvester wurde er verpflichtet, kurz nach Neujahr war er bereits wieder gefeuert. Die sechs Tage, die Reinhold Fanz beim Karlsruher SC, nun ja, arbeitete, markieren die kürzeste Amtszeit in der Geschichte des deutschen Profifußballs. Und sind ein Lehrbeispiel über den Einfluss der Sponsoren in der Fußballmoderne. Denn die Demission des just verpflichteten Fanz erfolgte auf massiven Druck des KSC-Hauptsponsors EnBW, dessen Boss Utz Claassen – ein Mann, der ungefähr so aussieht, wie er heißt – sich einst als Vorstandsvorsitzender von Hannover 96 mit dem Coach überworfen hatte. So durfte EnBW eine Presseerklärung verbreiten, in der Fanz das „nötige Format“ für den Job abgesprochen wurde. Und der Klub, der ohne die Gelder des Sponsors pleite gewesen wäre, machte artig Männchen dazu.

Platz 1:
Rolf Schafstall bei Dynamo Dresden, Frühjahr 1999


„Dreck, wohin du guckst. Dem Zeugwart muss man in den Arsch treten, dass er seinen Job macht und nicht in den Tag reinquasselt und von alten Zeiten erzählt. Die sehen keinen Dreck hier. Das haben die früher nicht sehen müssen. Die sind nicht zur Arbeit, nicht zur Ordnung, zu nichts erzogen worden. Da steht keiner auf, da hört keiner zu – kein Anstand, lauter Ossis. Soll ich dafür Sorge tragen, dass die im richtigen Moment nicht den Tritt in den Arsch bekommen haben? Ich weiß: Das ist befristet. Und dann mache ich den Abflug hier.“ Nun, es ging schneller, als Rolf Schafstall dachte: Wenige Tage nach diesen Aussagen, mit denen er sich als Ahnherr von Edmund Stoiber profilierte, wurde Schafstall in Dresden entlassen, nach einer Amtszeit von gerade mal 56 Tagen.
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Re: Top Ten der Missverständnisse

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Gepostet: 12.04.2007 - 21:09 Uhr  ·  #2
Genau deshalb geht mir Fussball am Arsch vorbei, sorry Wolf und alle anderen Fussballfans im Forum.

Mit den Mannschaften kann sich niemand identifizieren, weil irgendwie in der gesamten Welt zusammengekauft; hochbezahlte Profis die jammern wenn der "Gegner" sie nicht spielen lässt (Mamma, der lässt mich nicht spielen) oder die nicht mehr ins Spiel kommen weil der pöse pöse Gegner ein frühes Tor schiesst, dieser Pengel....

Fussball ist für mich ein gutes Spiegelbild unserer maroden Gesellschaft.


Gruß exPsychedelic
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Re: Top Ten der Missverständnisse

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Gepostet: 13.04.2007 - 10:24 Uhr  ·  #3
Nette Storys Wolf, gern mehr davon. Aus alten Fußballzeiten gibts ja soviele interessante, skurrile oder lustige Geschichten.

Jerry
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Re: Top Ten der Missverständnisse

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Gepostet: 13.04.2007 - 10:50 Uhr  ·  #4
Zitat geschrieben von exPsychedelic
Genau deshalb geht mir Fussball am Arsch vorbei, sorry Wolf und alle anderen Fussballfans im Forum.

Mit den Mannschaften kann sich niemand identifizieren, weil irgendwie in der gesamten Welt zusammengekauft; hochbezahlte Profis die jammern wenn der "Gegner" sie nicht spielen lässt (Mamma, der lässt mich nicht spielen) oder die nicht mehr ins Spiel kommen weil der pöse pöse Gegner ein frühes Tor schiesst, dieser Pengel....

Fussball ist für mich ein gutes Spiegelbild unserer maroden Gesellschaft.


Gruß exPsychedelic


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pur
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Re: Top Ten der Missverständnisse

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Gepostet: 15.04.2007 - 11:59 Uhr  ·  #5
Ich mag das Spiel eigentlich nur die Diskussionen danach gehen mir auch am Arsch vorbei weil ich auch Teilweise wie exPsychedelic, denke. Ich schaue mir nur das spiel an und danach was die Fußballer rum treiben oder die Kritiker sagen,,, interessiert mich nicht.
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Re: Top Ten der Missverständnisse

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Gepostet: 09.04.2011 - 19:53 Uhr  ·  #6
Zitat geschrieben von wolf
Platz 1:
Rolf Schafstall bei Dynamo Dresden, Frühjahr 1999

Dreck, wohin du guckst. Dem Zeugwart muss man in den Arsch treten, dass er seinen Job macht und nicht in den Tag reinquasselt und von alten Zeiten erzählt. Die sehen keinen Dreck hier. Das haben die früher nicht sehen müssen. Die sind nicht zur Arbeit, nicht zur Ordnung, zu nichts erzogen worden. Da steht keiner auf, da hört keiner zu – kein Anstand, lauter Ossis. Soll ich dafür Sorge tragen, dass die im richtigen Moment nicht den Tritt in den Arsch bekommen haben? Ich weiß: Das ist befristet. Und dann mache ich den Abflug hier.“ Nun, es ging schneller, als Rolf Schafstall dachte: Wenige Tage nach diesen Aussagen, mit denen er sich als Ahnherr von Edmund Stoiber profilierte, wurde Schafstall in Dresden entlassen, nach einer Amtszeit von gerade mal 56 Tagen.

Heute gelesen und für mich das (schon heute vergebene) Zitat des Tages:

"Rauchen, Saufen, Klauen - Torsten Gütschow* ist einer von uns."

(Spruchrolle der Dynamo-Fans in Babelsberg im Mai 1999)

* - http://de.wikipedia.org/wiki/Torsten_G%C3%BCtschow
Heavym
 
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Re: Top Ten der Missverständnisse

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Gepostet: 11.04.2011 - 07:57 Uhr  ·  #7
Auch ich hasse die diskussionen,und mich nervt das viele geld das für die fussballer ausgegeben wird.
firebyrd
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Re: Top Ten der Missverständnisse

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Gepostet: 11.04.2011 - 17:07 Uhr  ·  #8
Zitat geschrieben von Heavym
Auch ich hasse die diskussionen,und mich nervt das viele geld das für die fussballer ausgegeben wird.


Nun denn, wenn Zuschauer bereit sind, das durch hohe Eintrittspreise zu unterstützen???

Ich sehe hier allerdings auch keine vernünftigen Relationen im sogenannten 'Preis/Leistungsverhältnis'.
Mr. Upduff
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Re: Top Ten der Missverständnisse

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Gepostet: 11.04.2011 - 19:46 Uhr  ·  #9
Zitat geschrieben von firebyrd
Zitat geschrieben von Heavym
Auch ich hasse die diskussionen,und mich nervt das viele geld das für die fussballer ausgegeben wird.


Nun denn, wenn Zuschauer bereit sind, das durch hohe Eintrittspreise zu unterstützen???

Ich sehe hier allerdings auch keine vernünftigen Relationen im sogenannten 'Preis/Leistungsverhältnis'.

Hauptsache, SIE sehen welchen von IHNEN...
Heavym
 
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Re: Top Ten der Missverständnisse

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Gepostet: 11.04.2011 - 20:12 Uhr  ·  #10
Zitat geschrieben von firebyrd
Zitat geschrieben von Heavym
Auch ich hasse die diskussionen,und mich nervt das viele geld das für die fussballer ausgegeben wird.


Nun denn, wenn Zuschauer bereit sind, das durch hohe Eintrittspreise zu unterstützen???

Ich sehe hier allerdings auch keine vernünftigen Relationen im sogenannten 'Preis/Leistungsverhältnis'.


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