Tomasz Stánko

der Trompeter mit dem Reibeisenklang...

 
firebyrd
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Tomasz Stánko

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Gepostet: 02.07.2007 - 10:10 Uhr  ·  #1
Tomasz Stańko

Auch der Jazz in Europa hat groĂźartige Musiker hervorgebracht, wenngleich auch oft nicht so bekannte.
Der Bekanntheitsgrad dürfte mindestens bei Stańko erfüllt sein, hat er doch mittlerweile internationale Anerkennung erworben.
Der Trompeter wurde am 11.Juli 1942 in Rzeszow in Polen geboren.
Bereits 1962 grĂĽndete er mit Adam Makowicz, dem Pianisten, sein erstes Quartett, die Jazz Darings.

Diese Formation gilt als erste europäische Formation, die freien Jazz im Geiste Ornette Coleman’s spielte. Weitere Einflüsse nahm Stánko von Miles Davis, John Coltrane und dem Arrangeur George Russell mit.

Doch sein größter Einfluß sollte die sich ab 1963 beginnende lange Zusammenarbeit(bis etwa 1967) mit dem polnischen Pianisten und Komponisten Krzystof Komeda werden.

So ist Stánko auf allen Filmmusiken Komeda’s zu hören.
Die spezielle Art der Komposition, die lyrischen Elemente , die Reduzierung auf das Wesentliche, all’ das hört man später in Stánko’s Kompositionen auch deutlich wieder. 1997 widmete er Komeda ein ganzes Album. (Litania)

Einblick in die europäische Avantgarde gewährte das Jahr 1970, als sich der Trompeter dem Globe Unity Orchestra von Alexander von Schlippenbach anschloß.

Ein weiterer wichtiger und prägender Einfluß war die Zeit zwischen 1974 und 1978. Hier arbeitete er intensiv mit dem finnischen Schlagzeuger/Perkussionisten und Komponisten Edward Vesala zusammen, wobei die beiden hervorragende Einspielungen vorlegten, die leider noch nicht alle als CD erhältlich sind. Ein erster Eindruck war auf jeden Fall der erste ECM-Auftritt Stánko’s mit „Balladyna“, 1976. Erst viel später, 1994, sollte er zu ECM zurückkehren. Dazwischen liegen viele andere Veröffentlichungen, siehe Diskografie.

So fallen in diese Zeit eine Soloplatte, im Taj Mahal aufgenommen(1980), ein Engagement mit dem kompromisslosen Free Jazzer Cecil Taylor(1984) und eine kurze Hinwendung zu Musik, bei der Stánko viel Elektronik verwandte, mit der Band Freelectronic.(1985)

Seit 2002 veröffentlicht Stánko seine ECM-Platten mit polnischen Musikern, dem Simple Acoustic Trio, aus Marcin Wasilewski, piano, der sehr im Stile Bill Evans’ spielt, Slawomir Kurkiewicz, bass und Michal Miskiewicz, drums. Die Vier haben zusammen ein ganz besonders lyrisches Feld erschlossen, Musik, die sich dem Zuhörer wieder mehr annähert, die wieder zugänglicher ist, sanfter ist er geworden, doch sein „kratziger“ Trompetenklang ist geblieben.

Hier die Diskografie, soweit bekannt:


1970- Music For K. Tomasz Stańko
1972- -Jazzmessage From Poland - Tomasz Stańko Quintet
1973- Fish Face - Tomasz Stańko
1973- Purple Sun - Tomasz Stańko Quintet
1974- Twet - Tomasz Stańko
1975- Unit - Tomasz Stańko / Adam Makowicz
1976- Live at Remont - Tomasz Stańko / Edward Vesala Quartet
1976- Balladyna - Tomasz Stańko
1978- Almost Green - Tomasz Stańko
1980- Music from Taj Mahal and Karla Caves - Tomasz Stańko
1982- AiJ - Tomasz Stańko
1983- W Pałacu Prymasowskim - Tomasz Stańko
1983 - Korozje - Tomasz Stańko / Andrzej Kurylewicz
1983- Music 81 - Tomasz Stańko
1983/4- C.O.C.X. - Tomasz Stańko
1984- Lady Go ... - Tomasz Stańko
1987- Witkacy Peyotl / Freelectronic - Tomasz Stańko
1988- Switzerland - Tomasz Stańko Freelectronic
1989- Polish Jazz Vol. 8 - Tomasz Stańko
1989- Chameleon - Tomasz Stańko
1991- Caoma - Tomasz Stańko, Sigi Finkel, Ed Schuller, Billy Elgart
1991- Bluish - Tomasz Stańko
1992- Tales For Girl, 12 - Tomasz Stańko
1993- Bosonossa And Other Ballads - Tomasz Stańko
1993- A Farewell To Maria - Tomasz Stańko
1993- Suite Talk (Too Pee) - Stańko / Bründl / Riessler
1994- Balladyna - Theater Play Compositions - Tomasz Stańko
1995- Matka Joanna - Tomasz Stańko
1996- Roberto Zucco - Tomasz Stańko
1996- Tribute to Don Cherry - Ya Sou / Tomasz Stańko / Osjan
1997- Litania - Tomasz Stańko
1997- Leosia - Tomasz Stańko
1999- From The Green Hill - Tomasz Stańko
2001- Egzekutor - Tomasz Stańko
2001- Reich - Tomasz Stańko
2002- Soul Of Things - Tomasz Stańko Quartet
2004- Suspended Night - Tomasz Stańko Quartet
2004- Selected Recordings - Tomasz Stańko
2005- Wolność w Sierpniu - Tomasz Stańko
2005- Levitation - O'Leary / Stańko / Hart
2006- Lontano - Tomasz Stańko Quartet


Darüber hinaus finden wir den Trompeter natürlich noch als Begleitmusiker auf unzähligen Veröffentlichungen.
FĂĽr mich einer der besten Trompeter im Jazz mit einem unverwechselbaren Stil, ein wahrer Individualist!

Wolfgang
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Re: Tomasz Stánko

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Gepostet: 02.07.2007 - 16:37 Uhr  ·  #2
stanko ein einmaliger typ und als trompeter eine klasse fĂĽr sich !
risou
 
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Re: Tomasz Stánko

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Gepostet: 02.09.2008 - 22:16 Uhr  ·  #3
Schöne Rezi über einen erstklassigen Trompeter!
Ein sehr feines StĂĽckchen ist auch die "Astigmatic" (PNCD 905) vom Komeda Quintet, 1965.
Tomasz Stanko, Zbiegniew Namyslowski, Krzystof Komeda, GĂĽnthr Lenz , Rune Carslson



GlĂĽcklicherweise konnte ich die CD neulich in Stettin kaufen...
radiot
 
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Re: Tomasz Stánko

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Gepostet: 25.09.2009 - 17:52 Uhr  ·  #4
Zu Firebyrds Rezi (und weil mir Komeda & Stanko nah am Herzen liegen):

Auch wenn die Platte keine Musik von Komeda enthält, so ist sie doch die erste, die Tomasz Stanko seinem Lehrmeister Krzysztof Komeda nach dessen Tod widmete:

Tomasz Stanko Quintet:

music for K“, ( Polish Jazz vol.22, LP MUZA SX 0607, CD Polskie Nagrania PNCD 922) im Januar 1970 in Warschau aufgenommen.

Die Besetzung:

Tomasz Stanko p
Zbigniew Seifert as (!)
Janusz Muniak ts
Bronislaw Suchanek b
Janusz Stefanski dr

FĂĽr mich war das damals (1971 gekauft) und ist es auch heute noch eine Hammerplatte. Diese Intensität in seiner Musik hat Stanko so nie wieder erreicht, meine ich. Die Nachfolger „TWET“ und dann die erste ECM Platte „Balladyna“ sind ruhiger, gesetzter. NatĂĽrlich auch sehr gut, aber die „music for K“ ist wie gesagt die fĂĽr mich intensivste. Die wildeste auch, wenn man so will. Und wenn man die Schublade „Free Jazz“ bedienen will, wohl auch eine der besten je in Europa aufgenommenen Platten. Herausstellen möchte ich bei dieser Platte noch den Schlagzeuger Stefanski; als ich erstmals diese Platte hörte, war ich auch und vor allem ĂĽber dieses Schlagzeugspiel ĂĽberrascht.
Leider wird diese Platte immer vergessen, wenn es um Komeda und Stanko geht. Hier scheint auch der ECM Sound (durch den und nur durch den viele Stanko kennen) oder das späte Kennenlernen oder ganz einfach die unterschiedliche Verfügbarkeit von Platten damals (Ost/West) eine wichtige Rolle zu spielen.

Eine andere Platte möchte ich noch kurz erwähnen, die erste des Simple Acoustic Trio „Lullaby for Rosemary“ mit

Marcin Wasilewski p
Slawomir Kurkiewicz b
Michal Miskiewicz dr

Die Musiker sind auch auf Stankos ECM Platten „Lontano“ und „Suspended Night“ mit von der Partie.

Die Aufnahmen, erschienen bei NOTTWO Records, MW 727-2, 2001, sind von 1995 (1-8) und 2001 (9):

1. Svantetic
2. Ballad for Bernt
3. Cherry
4. Moja Ballada
5. Astigmatic
6. Kolysanka
7. Kattorna
8. Sleep Safe and Warm
9. Moja Ballada (additional track rec. 2001)

Sehr interessant an dieser Platte ist es, die ausschlieĂźlich von Komeda stammenden StĂĽcke „bläserlos“ zu hören. Noch dazu werden sie kongenial interpretiert. Meine Empfehlung! Gilt fĂĽr beide Platten.

Und sonst: ich bin wieder aus dem Urlaub zurĂĽck!

Radiot grĂĽĂźt! :8)
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