Big Maybelle

 
firebyrd
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Big Maybelle

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Gepostet: 03.07.2006 - 09:11 Uhr  ·  #1
BIG MAYBELLE

Mabel Louise Smith wurde am 1.5.1924(andere Quellen sagen 1920) in Jackson, Tennessee geboren.
1935 wurde sie von einem regional bekannten Bandleader, Dave Clark, bei einem seiner Rundgänge durch mehrere Kirchen, in denen er nach talentierten Sängern Ausschau hielt, entdeckt. Schon damals, als junge Gospelsängerin, verfügte sie über eine außergewöhnlich ausgereifte, kraftvolle Stimme. Sie sang mit seiner Band bis etwa 1938, und tourte dann anschließend mit der nur aus Frauen bestehenden Band „International Sweethearts of Rhythm“. Anschließend schloß sie sich dem Orchester von Christine Chatman an, mit der sie dann ihre ersten Schallplattenaufnahmen unter ihrem Namen Mabel Smith machte (1944 DECCA )und mit der Band von Hot Lips Page(1947 KING). Die nächsten Jahre verdiente sie ihren Lebensunterhalt als Sängerin, unter anderem in zwielichtigen Clubs, bis sie der Produzent Fred Mendelsohn entdeckte und ihr unter dem Künstlernamen BIG MAYBELLE einen Schallplattenvertrag bei OKEH(damals ein Sublabel von Columbia Records - CBS) verschaffte. Hier nahm sie ihren ersten Hit auf, „Gabbin’ Blues“, ein Zwiegespräch mit Rose Marie McCoy, der Autorin des Stücks; sie stellten hier ein nicht ganz stubenreines Gespräch zweier Straßenmädchen dar! Bis 1955 blieb sie dem Label treu und nahm insgesamt 26 Stücke auf, darunter die Urversion von „Whole lotta shakin’ goin’ on“, mit dem Jerry Lee Lewis 2 Jahre später einen großen Hit landete. Unter anderem folgende Musiker begleiteten die Sessions auf OKEH : Sam „The Man“ Taylor, Saxophon, Mickey Baker, Gitarre, Lloyd Trotman, Bass, Brownie McGhee, Gitarre, Taft Jordan, Trompete, Eli Robinson, Posaune. Kein Geringerer als Quincy Jones leitete die letzte Aufnahmesession für die OKEH-Aufnahmen.
Im April 1956 wechselte Big Maybelle dann zu Herman Lubinsky’s SAVOY-Label. Hier konnte sie gleich ihren größten Hit, „Candy“, landen. Von diesem Erfolg angetrieben, verschwanden die Blues-Anteile nach und nach, obwohl trotz der stärkeren Kommerzialisierung die Rhythm ‘n’ Blues - Elemente überwogen.
So „rock’n’rollte“ es gar kräftig - am ehestens zu vergleichen mit Joe Turner - bei Stücken wie „Ring Dang Dilly“,“Rockhouse“, und der Blues kam tief und quälend mit Stücken wie „Blues early, early“ und „Pitiful“(mit einem tollen Mickey Baker an der Gitarre).Durch den wechselnden Musikgeschmack kam es 1959 zu einer Trennung von SAVOY. Zu erwähnen ist hier noch der Film „Jazz on a summer’s day“, in dem (in Farbe!) das Newport Jazz Festival von 1958 dokumentiert wurde. Die schwergewichtige, riesige , stimmgewaltige Dame vor dem Auftritt Chuck Berrys ist BIG MAYBELLE!
Nach dem Ausstieg bei SAVOY ging es leider bergab mit Big Maybelle, da sie mit Drogen in Kontakt kam. Plattenverträge erfüllte sie mit BRUNSWICK, WAND, SCEPTER(kleiner Hit „Yesterday’s kisses“), CHESS(sie nahm hier u.a. eine Version des Beatles-Titels „Don’t pass me by“ auf) und ROJAC . Hier, wohl am Ende angekommen, mußte sie gar Versionen damaliger Hitparadensongs wie
„96 tears“ (das von ? & The Mysterians) aufnehmen, obwohl diese soulige Version gar nicht so schlecht gewesen sein soll. (ich kenne sie leider nicht)
Sie hatte mittlerweile ein Gewicht von 300 Pfund erreicht und verfiel zusehends dem Heroin. Fred Mendelsohn berichtete, daß sie wie ein kleines Kind und eine alte Frau gleichzeitig gewesen sein soll.
Sie lebte zuletzt bei ihrer Mutter in Cleveland und starb dort am 23.1.1972 im Hospital an einem diabetischem Koma. Ihre letzten Worte sollen gewesen sein : „Thank God“.
Big Maybelle war eine der tragischen Sängerinnen, eine der größten Blues-Shouterinnen aller Zeiten. In den 50er Jahren war sie unbestritten die Nr. 1 der R&B-Sängerinnen. Sie verfügte über eine ungeheuer kraftvolle Stimme, die parallel zu ihrem Körpervolumen stand.
Ihre Interpretationen der Stücke waren stets von höchstem Gefühlseinsatz , passend zu den jeweiligen Texten, geprägt.
Sie wurde verglichen mit so unterschiedlichen Größen wie Bessie Smith, Big Mama Thornton, Etta James, Billie Holiday, Dinah Washington. Darüber hinaus verfügte sie noch über ein sehr tiefes Stimmregister. Hier sieht man, wie vielseitig die verschiedenen Stimmungen waren, die sie in ihre Lieder einbringen konnte.

Wer sich CDs zulegen möchte, sollte sich grundsätzlich einmal mit den hervorragenden OKEH- Aufnahmen eindecken, derzeit komplett erhältlich als „The complete OKeh Sessions 1952-55“, oder aber auch als Ergänzung die SAVOY-Aufnahmen zulegen, erhältlich u.a. als „Blues, Candy & Big Maybelle“, erhältlich auch unter dem Titel „Candy“(jeweils 28 Stücke)

Wolfgang


Quellen: www.oldies.com (Biografie)
Peter Guralnick, liner notes „Big Maybelle - The OKEH Sessions“
Dan Nooger, liner notes „Blues, Candy & Big Maybelle
www.allmusic.com(AMG)
www.gavagai.de(zu The Complete OKeh Sessions)
http://bluesland.net
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