Traffic - John Barleycorn Must Die

...eine funkig-folkige Weiterführung von Blind Faith...

 
Max...
 
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Traffic - John Barleycorn Must Die

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Gepostet: 10.05.2008 - 12:23 Uhr  ·  #1
Traffic - John Barleycorn Must Die 1970




1. Glad (Winwood) 6:59
2. Freedom Rider (Winwood/Capaldi) 5:35
3. Empty Pages (Winwood/Capaldi) 4:47
4. Stranger To Himself (Winwood/Capaldi) 4:02
5. John Barleycorn (traditional-arr. Winwood) 6:20
6. Every Mother's Son (Winwood/Capaldi) 7:05


Steve Winwood - organ, guitar, vocals
Chris Wood - sax, flute, piano, organ, vocals, percussion
Jim Capaldi - drums, percussion, vocals



Sicherlich kein Prog, aber Artverwandtes wohl schon... und sonst lässt es sich in keine der Kategorien einordnen. Traffic machen hier sehr jazzigen, funkigen Rock, der nicht selten recht folkig angehaucht ist - ein ziemlicher Kontrast zum psychedelischen Traffic-Pop aus den 60ern.
Nachdem die Band 1969 auseinander ging, Steve Winwood ein halbes Jahr bei "Blind Faith" war und dann ein Soloalben machen wollte, kamen die alten Bandkollegen Capaldi und Wood zu Winwood und unterstützten ihn bei den Stücken. So wurde es zu einem neuen Traffic-Album.
Und los geht es mit dem treibenden, souligen Instrumental Glad mit jazzig fließendem Klavier zu röhrender Orgel und einem sehr schönen, hämmernd-klopfenden Rhythmus von Herrn Capaldi. Nach den exzellenten Soli auf dem verzerrt-heulenden E-Saxofon, entspannt sich die Stimmung in Richtung eines Winwood-typischen ruhigen Teil mit impressionistischen Klavierlinien. Dieser fließt nach einiger Zeit in die funkige Rocknummer Freedom Rider über. Hier greift Chris Wood, wenn er nicht das stakkatoartige Hauptthema auf dem Sax spielt, zur Querflöte und erzeugt durch Überblasen (sehr an Jethro Tulls "Mother Goose" erinnernde) schwebende Töne, wobei er auch im Mittelteil virtuos improvisiert. Der Gesang am Anfang und Ende kommt sehr emotional, soulig und exakt.
Empty Pages ist eine sehr relaxt laufende Funkrockkomposition mit bombastischem Refrain, wobei Winwood im Mittelteil mit einem eindrucksvollen E-Piano-Solo glänzt.
Stranger to Himself ist eine leicht bluesige Nummer, die von Steve Winwood komplett solo eingespielt wurde: Schlagzeug, E-Bass, Akustikgitarre, E-Gitarre, Percussion, Gesang, Klavier. Lediglich im Refrain wird er von Jim Capaldi gesanglich unterstützt, wobei der Refrain sehr an die Spät-60er-Byrds erinnert.
Nun kommen wir aber zum eindeutigen Höhepunkt der CD, dem Titeltrack, der so komplett aus dem Gesamteindruck der ersten 4 Stücke fällt: es beginnt mit fließender Akustikgitarre, dezentem Percussion und wunderschönem Gesang von Herrn Capaldi. Bei dem Stück handelt es sich um ein altes Traditional, das in mehreren Versionen vorliegt. Auch Steeleye Span haben das Stück gecovert, erreichen aber lange nicht die Schönheit der Traffic-Version, die nach der ersten Strophe auch noch Klavier, Querflöte von Chris Wood und eine zweite Gesangsstimme von Steve Winwood integriert. Diese folkig-verspielte Ursprünglichkeit ist dermaßen reizvoll, dass sich der Albumkauf alleine dafür lohnt, zumal jeder mit einer Schwäche für jazzig/funkigen Rock auch noch mehr Lieder mögen wird.
Every Mothers Son beendet dann das Album mit einem vergleichsweise rockigen Track mit röhrender Hammondorgel, schreiender E-Gitarre, dramatischem Gesang und einer sehr attraktiven Gesangslinie - bis aufs Schlagzeug auch komplett von Winwood eingespielt. Der Endteil gewinnt dabei sehr durch Improvisationen und Variationen auf dem Hauptthema.

Wie schon erwähnt, sollte jeder Fan von leicht proggigem Folk/Funk/Jazz/Bluesrock die CD in seinem Regal stehen haben. Zwar ist sie mit gerade 35 Minuten etwas kurz für eine 1970er Scheibe, wird aber in der 2000er Edition durch Liveversionen von "Glad", "Freedom Rider" und dem 1968er Song "Who Knows What tomorrow May Bring" und zwei Winwood-Demos auf immerhin eine knappe Stunde erweitert.
Hier wird die "Barleycorn"-CD und einige Stücke mehr komplett live gespielt, in sehr guter Qualität vom BBC. :)
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Re: Traffic - John Barleycorn Must Die

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Gepostet: 10.05.2008 - 12:58 Uhr  ·  #2
Von dieser Band steht noch gar nichts hier. Eine von vielen Lücken, die ich noch schließen muss.
The Return of Brian J.
 
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Re: Traffic - John Barleycorn Must Die

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Gepostet: 10.05.2008 - 14:00 Uhr  ·  #3
Ja, Max, auch eines der Alben, die im Herbst 1970 einen unglaublichen Eindruck auf mich hinterlassen haben. Anfangs war ich ein wenig enttäuscht, kannte ich Traffic doch von popigen, leicht psychedelisch-angehauchten Titeln wie Paper Sun und Hole In My Shoe.
Aber nach mehrmaligen Hören war ich von diesem anspruchsvolleren Sound mehr als begeistert, was sich auch in meinen damals erstellten eigenen Hitparaden widerspiegelte.
Platz 6 für die Songs John Barleycorn Must die und Stranger To Himself im Oktober 1970. http://www.chartsfreak.de/24.html
Und Platz 4 für John Barleycorn Must Die im November 1970.
http://www.chartsfreak.de/26.html
Da war ich übrigens 15 und nur wenig älter als du :lol:
Max...
 
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Re: Traffic - John Barleycorn Must Die

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Gepostet: 10.05.2008 - 14:32 Uhr  ·  #4
Das auf der Schreibmaschine Gedruckte könnte von mir stammen. :lol:
Schöne Dinger, aber wie man darauf schreiben kann, ist mir bis heute unklar. :8)

Man vergleiche mal "Time Winds" mit "Empty Pages".... ich erkenne da einige Parallelen. :)
The Return of Brian J.
 
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Re: Traffic - John Barleycorn Must Die

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Gepostet: 10.05.2008 - 14:48 Uhr  ·  #5
Zitat geschrieben von Max...
Das auf der Schreibmaschine Gedruckte könnte von mir stammen. :lol:
Schöne Dinger, aber wie man darauf schreiben kann, ist mir bis heute unklar. :8)


Vor allen Dingen: Man konnte Tipp-Fehler (noch) nicht ausradieren.
Die Songs hatte ich meist auf meinem minimalistischen Philips-Cassettenrekorder (aus dem Radio) überspielt. Die meist englischsprachigen (BFBS / Britischer Soldatensender in D) Anmoderationen waren kaum verständlich. Auch daher etliche Rechtschreibfehler, die mir (damals) natürlich piepegal waren.
freaksound
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Re: Traffic - John Barleycorn Must Die

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Gepostet: 16.05.2008 - 14:52 Uhr  ·  #6
@Max : ein echtes Insel-Albun daß du da vorstellst - einfach wunderschön !

@Michi : sollest du wirklich nachholen.
Finde Traffic über weite Strecken wunderbar.
empefehle dir diese Scheibchen:
John Barleycorn must die
The Low Spark of High Heeled Boys
Welcome to the canteen (wegen dem Klang nur als Japan zu empfehlen)
On The Road

die erste (Mr. Fantasy) ist auch sehr gut, aber doch recht anders,
so die Ecke psychedelischer Edel Pop/Rock
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Re: Traffic - John Barleycorn Must Die

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Gepostet: 30.07.2010 - 12:05 Uhr  ·  #7
für mich eine der besten von traffic (wenn nicht gar DIE beste), nur starke nummern. ich kenn sonst nur eine version vom titelsong, die wäre von steeleye span. kommt aber nicht ganz an die von traffic ran.

ich glaube, hier gibts noch keinen traffic-thread... kann das sein?

und interessant wärs auch ob der krautmichi inzwischen getraffict wurde.
ForbiddenPlanet
 
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Re: Traffic - John Barleycorn Must Die

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Gepostet: 11.06.2012 - 12:39 Uhr  ·  #8
Habe das Album letzte Woche mal wieder gehört. Wunderschön. Nicht mein allerliebstes Werk von Traffic, aber doch unverzichtbar. Mit Prog hat das allerdings herzlich wenig zu tun.
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