Hi Jürgen,
erst mal vorne weg: sau geiler Artikel !
Zitat geschrieben von badger
Wet Willie waren eigentlich die band, die Walden's vorstellungen
am nächsten kamen; sie waren das weiße pendant einer
schweißtreibenden southern-soul-revue; eine fetzige r'n'b-truppe mit
blues-harmonika oder soul-saxophon und 3 schwarzen soul sisters als
back-up; deren einziger gitarrist nie in übermäßigen soli machte.
Cowboy paßten auch nicht in die stereotypen vorstellungen
selbsternannter europäischer southern rock-experten; die band um die
beiden singer/songwriter Tommy Talton & Scott Boyer waren eher eine
südstaaten-version von CSNY;
so 'ne art hippy-folk-rock, teils akkustisch und selten richtig laut.
das problem ist nur, daß Cowboy schon unter der rubrik southern rock
gehandelt wurden, bevor die southern rock-experten je den begriff gehört
hatten.
auch die 3. Capricorn-gruppe, die Marshall Tucker Band, entsprach
nicht voll und ganz den klischees; so leid es auch tut.
natürlich, 2 gitarren hatten sie schon und neben dem drummer gab es
(meist) auch noch einen perkussionisten.
gejammt, bis zu 20-minuten, wurde auch, aber, shock, horror,
die hatten eine querflöte im programm und neben unvermeidlichen blues-
einflüssen waren sie stark vom jazz, hier in der spielform des Western
Swing beeinflußt.
Vielleicht waren sie die 'krautrocker des southern rock', oder so?
auch das 4. beispiel zeigt, wie weit hergeholt die klischees der experten
waren:
Grinderswitch. auch hier zwar 2 gitarren und in späteren jahren
auch eine fette hammond, auch hier blues-einflüsse und lange jams wie
bei den Allmans, aber, welch ein graus, die jungs bauten rhumba- und
chacha-rhythmen ein (!) und das dollste ist, es kam eine unvergleichliche
mischung dabei raus.
na da machst du mir aber mal lange Zähne, klingt so als ob ich da echt
mal rein hören sollte :rocker:
Gerade diese Stilistische Vielfalt die du da beschreibst finde ich viel r
eizvoller als eine (wenn auch wohltönende) Gleichförmigkeit.
Das Feeling muss stimmen, der Bauch muss ja sagen !
Zitat geschrieben von badger
......sondern es ging viel mehr um eine mentale und kulturelle verbundenheit........... ( )
.......da ging es darum, sich als regional geschlossene und verschworene
gemeinschaft zu präsentieren, von leuten, die zusammengehörten, weil
sie die selben gene hatten, dieselben regionalen eigenheiten, die selben
vorlieben, aber auch die selben abneigungen.....
Das kann ganz schön zusammenschweißen. Läuft letztendlich auf das
warme Gefühl hinaus, Seelenverwandte gefunden zu haben und dann
auch noch der gleichen musikalischen Deckel... wunnebar
(wenn man denn reinpasst, aber das ist wieder eine andere Sache und gilt
für auch viel andere homogenen Szenen)
Zitat geschrieben von badger
sahen sich schon die Allmans als die Grateful Dead des südens, so kann
man wohl die gesamte szene als einen fortsatz der hippie-szene an
anderem ort und mit etwas anderen werten sehen.
wertekonservative, reaktionäre Hippies ; der Südosten war
wohl schon immer etwas besonderes :8)
Zitat geschrieben von badger
alle musiker halfen sich immer wieder untereinander bei shows und auf
platten aus und nannten sich regelmäßig gegenseitig in ihren texten.
es war absolut unüblich, sich gegenseitig runterzumachen oder sich
gegenseitig auszustechen. man stand zu seinem wort; fiel sich nicht in
den rücken.
das ist natürlich schon ein feiner Zug, erinnert mich so ein
bischen an die Untergrund/Stoner/Psych/Doom ; Scene wie
ich sie im letzten Jahrzehnt kennengelernt habe.
Zitat geschrieben von badger
das war 'bonding', vom typischen teutonen so gehaßt, aber für jeden, der
eine irgendwie geartete anglo-amerikanischen mentalität hatte, war es
ein unabdingbares und fast schon heiliges merkmal des southern rock;
viel wichtiger als alle alle gitarrenarmeen dieser welt
(die wir natürlich trotzdem lieben).
na ja, da ist Bayern manchmal gar nicht so weit weg ; auch im Südosten,
manchmal auch etwas zu wertekonservativ/reaktionär, ein besonderer Dialekt und
ein weißblaues bonding mit weißbier, weißwurst und Tuba
Zitat geschrieben von badger
ZZ Top; auch die frühen Point Blank, Black Oak Arkansas,
Atlanta Rhythm Section, Winters Brothers Band, Hydra, Mama's Pride,
Mose Jones, Two Guns oder Eric Quincey Tate.
Na mit den frühen ZZ Top, BOA, ARS und Hydra (wenn wir denn die
gleichen meinen) kann ich mich durchaus auch anfreunden :rocker:
Zitat geschrieben von badger
erst als die hauptwelle schon vorbeigeschwappt war, kam mit Molly
Hatchet noch ein nachzügler, der es faustdick in sich hatte. eine
hervorragende und hochsympathische truppe, die noch einmal die
genretypsichen themen bemühte; 'Gator Country', 'Cheatin'
Woman'; 'Whiskey Man'
und die aus jeder pore das selbstverständnis des alten südens
ausstrahlte: ich habe selten eine integere band erlebt.
haben gut abgerockt, das da gefällt mir, meine da aber schon mehr
als nur eine Prise des Spät-Siebziger-Hardrocks rauszuhören.
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Sehr geil wie der instrumentale Mittelteil bei ca. 3:40 in ein schönes 3-Gitarren-Unisono mündet
Zitat geschrieben von badger
aber es gibt einen UNFEHLBAREN test, mit dem ein southern rocker
feststellen kann, ob eine band nun dazugehört oder nicht:
versetzt dich die mucke in die stimmung,
mit deiner blubbernden Harley, die hände ganz oben am lenker,
langsam in den sonnenuntergang zu rollen
(eine virtuelle Harley und ein virtueller Sonnenuntergang sind erlaubt),
dann kannst du die scheibe unter 'SR' einordnen.
sehr schön ausgedrückt, ähnlich Nobbygard nehme ich es da dann aber
nicht so genau, wenn mir das Herz aufgeht, die inneren Saiten mitschwingen,
da darf dann auch mal was aus SF, Finnland oder Deutschland Southern Rock; sein.
Da wird dann halt der tiefe heiße Süden meines Herzens beschworen
und nicht nur derjenige der USA.
keep on rockin
freaky