Eine meiner größten Entdeckungen auf meiner musikalischen Erkundungstour durch den ehemaligen Ostblock.
Jazz Q, manchmal auch Jazz Q Praha genannt, wurde 1964 von Martin Kratochvíl (Keyboard) und Jirí Stivín (Flöte und andere Blasinstrumente) gegründet. Die beiden waren zu Beginn sehr am amerikanischen Free Jazz der 50er orientiert. Ende der 60er hatte sich Kratchovíl mit der Rock-Szene Großbritannien vertraut gemacht und war nun eher an einem kräftigeren, groovigen Sound interessiert, was Stivín eher weniger behagte. Sie nahmen zusammen mit Blue Effect das Album
Coniunctio auf, welches eine rohe Mischung aus Rock, Fusion und Free Jazz zu bieten hatte. Kurz darauf verließ Strivìn die Band und improvisiert noch heute fleissig im Jazz-Sektor.
Kratchovíl formierte nun eine richtige, eigene Band mit Lubos Andrst (Gitarre / Framus 5, Energit), Vladimir Pudranek (Bass / Energit, ETC) und Michal Vrbovec (Schlagzeug). In dieser Besetzung wurde das wohl bekannteste Werk
Pozorovatelna (Watchtower) eingespielt.
Wenig später wurde Andrst durch Frantisek Francl ersetzt und man begann mit der britischen Sängerin Joan Duggan an
Symbiosis zu arbeiten, welches 1974 erschien.
Von den vielen Jazz-Rock Bands dieser Zeit versuchten viele den Sound der großen aus den USA und UK zu kopieren. Jazz Q schafften es, ihren eigenen Stil zu entwickeln, auch wenn sie mit der Zeit ebenfalls in den typischen Fusion-Sound verfielen. Das ganze war und ist allerdings auch nur deshalb möglich, weil sie zu den wenigen tschechischen Fusion-Bands gehören, welche länger durchgehalten haben. Nach der Auflösung 1984 haben sie sich nach 20 Jahren Pause wieder zusammengetan, allerdings ohne Francl, dessen Platz an der Gitarre nun Zdenek Fiser (Impuls, Pražský Výber) inne hat, ein weiterer Jazz-Rock Veteran.
Man könnte hier so manche Band als Vergleich heranziehen, Mahavishnu in Bezug auf die Watchtower oder Herbie Hancock bei Elegy. Trotzdem ist der Sound doch was eigenes. Mich jedenfalls haben sie sehr schnell überzeugt, das hat einfach sofort gepasst. Ich würde nicht unbedingt mit der Coniunctio anfangen, da ich mit Free Jazz immer etwas Zeit brauche und die Scheibe auch deswegen noch nicht oft lief. Pozorovatelna, Symbiosis und Elegie finde ich am stärksten, wobei jedes seinen eigenen Stil hat. Auch diese Vielschichtigkeit zeichnet die Truppe einfach aus. Riskiert einfach mal ein Ohr, es kann nicht schaden
1970 - Coniunctio (mit Blue Effect/M. Efekt/Modrý Efekt)
http://www.youtube.com/watch?v=2iXDZb26Tyw
In der Box sind folgende Alben enthalten:
1973 - Pozorovatelna (Watchtower)
http://www.youtube.com/watch?v=IA8A3s2FvGw
1974 - Symbiosis
http://www.youtube.com/watch?v=n_IsAmW4eBk
1976 - Elegie (Elegy)
http://www.youtube.com/watch?v=0a4VQgdv7Yw
alternativ:
1978 - Zvesti (Heralds)
1979 - Hodokvas (Feast)
1984 - Hvezdon (Asteroid)
1991 - Live 1974-1975
1995 - The Best Of Jazz Q
2013 - Znovu
2013 - Živí Se Diví: Live In Bratislava 1975
Vor ein paar Tagen kam das hier raus, fies wie ich finde ;)
http://www.youtube.com/watch?v=upnUoAUrpNg
