The Slow Show - White Water (März 2015)
slow:
english (adj.); langsam, schleppend, bedächtig
show, the:
english (sub.); Vorstellung, Schau, Darbietung
Treffender hätte der Bandname "
The Slow Show" für diese Musik nicht gewählt werden können: Auf diesem Album sind allesamt langsame, bedächtige Darbietungen zu finden. Keine Zeit für Hektik, kein Raum für experimentelle Eskapaden, alles ist im Fluss, nichts scheint diese wohltuenden Klänge aus der Ruhe bringen zu können. Wer hat der Musikwelt dieses wunderbare Album beschert?
Während in der heutigen Zeit laut schreiend in diversen Castingshows gehypt und im Wochentakt Superstars geboren werden, ist diese britische Newcomerband still und leise ins Rampenlicht getreten. Und wird mit ihrem Debutalbum den Beweis antreten: Großes kann auch ohne viel Aufsehens entstehen. Und so brachte diese Band aus Manchester, 2010 gegründet, nach einem viel beachteten Livegig auf dem "
Haldern Popfestival" und einer Mini-EP eben diese CD auf den Markt.
[Die Band]
Robert Goodwin - vocals, guitar
Joel Byrne-McCullough - guitar
James Longden - bass
Frederik 't Kindt - piano
Christopher Hough - drums
[Die Scheibe]
Dresden - so minimalistisch der Opener ist, so bombastisch startet er mit unter die Haut gehendem Chorgesang, ein wenig später begleitet von schlichten Klaviertönen. Es dauert einen kleinen Moment, bis Goodwins' sonore Stimme dem Song mit seinem Sprechgesang seinen unverkennbaren Stempel aufdrückt. Leichte Düsternis liegt über "
Dresden", klanglich sowie textlich. Und so bleibt es auf dem gesamten Album. Selbst wenn sich viele der Songs nach ihrem behutsamen Start in epische Höhen hinaufschrauben, so ist meist doch immer eine leichte Traurigkeit zu verspüren.
Dresden
Viele der Songs auf dieser Scheibe werden durch Bläser untermalt oder getragen (
die 30-köpfige Brass Glossop Old Band), oft verleiht ein Chor das letzte Quentchen Glückseligkeit, aber immer ist es auch Goodwins' warme, tiefe Stimme, die jedes Stück unter die Haut gehen lässt und wohlige Schauer verursacht. So scheint diese Kombination aus Stimme, Bläsern und Chören wie geschaffen für ein Album, welches über Liebe, Tod oder Heimat erzählt. All dies jedoch, ohne auch nur im geringsten in kitschige Gefilde abzurutschen. Ein Album, welches einfach rundherum wohlfühlen lässt.
Brother
Erinnerungen an
The National, Lambchop oder die belgische Band
Rome tun sich auf. Aber ich wage zu behaupten - hier geht es wesentlich emotionaler, dichter, intimer zur Sache. Und es wird, auch da bin ich mir sicher, bei genügend Resonanz noch lange von dieser Band zu hören sein.
God Only Knows
[Weitere Hörbeispiele]
Hier ist trefflich zu sehen resp. zu hören, dass die Band nicht nur im Studio einen hervorragenden Sound produziert.
Live - Rockpalast / Haldern Popfestival
Wem die Hörbeispiele Appetit gemacht haben, für den gibt es hier
[Die Tour 2016]
Nürnberg - Folk Im Park- 24 July 2016
Stuttgart - Stuttgart Festival- 29 July 2016
Luhmuhlen - A Summer's Tale Festival - 13 August 2016
Dortmund - Way Back When Festival - 29 September 2016
Utrecht - Tivoli Vredenburg Ronda Hall - 14 November 2016
Köln - Kulturkirche - 16 November 2016
Hamburg - Knust - 17 November 2016
Berlin - Gretchen - 18 November 2016
München - Ampere - 19 November 2016
[Die Songs]
01. Dresden
02. Long Way Home
03. Bloodline
04. Testing
05. Brother
06. Bad Day
07. Augustine
08. Paint You Like A Rose
09. Flowers To Burn
10. Lucky You, Lucky Me
11. God Only Knows
[Die Verpackung]
Die CD liegt mir im Digipack vor - ob es auch das "übliche" Jewelcase gibt, ist mir nicht bekannt. Das Digipack ist aufklappbar. In der linken Tasche befindet sich ein kleines Booklet, welches leicht bebildert ist und in dem die meisten Songtexte abgebildet sind. In der rechten Tasche befindet sich die CD, eingesteckt in eine leichte Papierhülle, sodass Kratzer ausgeschlossen sein dürften.
[Im Web]
Offizielle Website
[Mein Fazit]
Oftmals wird dieser Art Musik nachgesagt, es handele sich um "Herbstsongs", geeignet für herbstliche Schlechtwettertage oder auch kalte Winterabende. Dem muss ich eindeutig widersprechen: Wenngleich die Platte vorzugsweise für diese Jahreszeiten geeignet sein mag, spricht überhaupt nichts dagegen, sie auch im Sommer, auf dem Balkon oder im Garten bei einem Glas Wein oder einfach mit geschlossenen Augen zu genießen. Eine - und das ist absolut positiv gemeint - Wohlfühlmusik, tief emotional und seelenberührend. Und wenn es möglich wäre, würde ich diese Musik, diesen Sound, einfach umarmen.
Warum also erst bis zum Herbst warten? Bereits jetzt wartet dieses Album auf offene Ohren. Und mich wundert, warum ich diese CD zum Jahresende 2015 nicht auf irgendeiner Bestenliste gefunden habe. Wahrscheinlich habe ich einfach nicht richtig geschaut.