Hallo Leute,
für alle, die ihre Platten mal waschen wollen, hier die Anleitung:
Schallplattenreinigung : The Cheap Thrill
Die Pflege und die Reinigung der schwarzen Scheiben ist schon lange eines meiner Lieblingsthemen, und sehr lange war ich extremer Gegner von Reinigungsversuchen mit Tüchern jedweder Art.
Noch heute bin ich überzeugt davon, dass trockene oder nur „nebelfeuchte“ Tücher auf trockenen Schallplatten nichts zu suchen haben. Punkt !
Nichtsdestotrotz ist die Reinigungsleistung des modernen Mikrofasertuches nicht wegzudiskutieren, und deshalb sollte sie auch für uns Analogplatten-Liebhaber zu nutzen sein.
Nicht jedoch in der bisher propagierten „nebelfeuchten“ Variante, denn auch mit einem angefeuchteten Tuch besteht die Gefahr, dass ein etwas härteres Staubkorn über die Plattenoberfläche gezogen wird und dort einen Kratzer hinterlässt.
Also Nass-Reinigung, klar. Aber der Kostenfaktor ! Waschmaschinen mit Absaugung kosten im Normalfall nicht unter 350 bis 400 Euro, zuviel für etliche Analog-Jünger mit kleineren Plattensammlungen.
Hier nun eine kostengünstige Variante der Nass-Reinigung, basierend auf der Reinigung mit Mikrofasertüchern, finanzieller Aufwand maximal 40 bis 50 Euro :
Sie benötigen 2 oder 3 Mikrofasertücher (z.B. Vileda), eine geeignete Bürste (leicht aus einem Stück Hartholz und einem Stück Mikrofasertuch herzustellen – ich selbst verwende die Clearaudio Pure Groove, erhältlich für knapp 10 Euro z. B. bei
www.dienadel.de oder
www.phonophono.de), eine Flasche Reinigungsflüssigkeit (1/3 Isopropyl-Alkohol, 2/3 destill. Wasser, 1 Tropfen Spüli), einen einfachen „Puck“ zum Drehen der Platte (ebenfalls leicht z.B. aus Holz selbst herzustellen, an der Unterseite mit einem Loch zur Aufnahme der Tellerachse und mit einem Stück Antirutschmatte, z.B. aus dem Autozubehörhandel, versehen) und einen alten Plattenspieler (muss nicht mehr funktionieren, sollte aber einen 30-cm-Teller haben, also keinen dieser kleinen, bunten Party-Plattenspieler mit Mini-Plattenteller aus den Sechzigern).
Der alte Plattenspieler dient nur als Drehteller und sollte auch nicht ans Stromnetz angeschlossen werden (Riementriebler sind sowieso zu schwach, die Motoren von direkt- oder reibradgetriebenen Plattenspielern dürften dagegen stark genug sein – am besten aber ganz ohne Motorantrieb). Wenn das manuelle Drehen des Tellers irgendwelche Automatikfunktionen des Tonarms in Gang setzt, sollte man versuchen, diese Verbindung zu unterbrechen.
Legen Sie die Schallplatte auf den Plattenteller und den Puck (kann auch eine Plattenklemme oder ein vorhandenes Gewicht sein) wie ein Plattengewicht auf die Plattenmitte. Versetzen Sie die Platte in Drehung (nicht zu schnell) und entfernen Sie losen Staub mit einer normalen Karbonbürste. Danach verteilen Sie etwas Reinigungsflüssigkeit auf der Plattenoberfläche. Setzen Sie die Bürste mit der linken Hand auf die Platte auf und drehen Sie die Platte mit der rechten Hand weiter, die Bürste halten Sie bitte schön gleichmäßig mit etwas Druck und vielleicht leichten Bewegungen nach links und rechts in Position. Die Reinigungsflüssigkeit wird jetzt gleichmäßig auf der Plattenoberfläche verteilt und löst den fester sitzenden Schmutz, durch die Sogwirkung beim Drehen wird er an die Oberfläche des Flüssigkeitsfilms gebracht. Es sollte genug Reinigungsflüssigkeit aufgebracht werden, um einen durchgehenden Flüssigkeitsfilm über der Platte zu erzeugen.
Sie können jetzt auch mal die Drehrichtung wechseln, ebenso den Druck der Bürste oder die Drehgeschwindigkeit (nicht zu schnell, sonst geht durch die Fliehkraft einiges daneben).
Jetzt legen Sie die Bürste zur Seite und nehmen ein trockenes Mikrofasertuch, welches Sie zu einer Rolle formen, die Sie bequem in der linken Hand halten können.
Während Sie die Platte weiter drehen setzen Sie die trockene Mikrofaserrolle in gleicher Weise auf die Platte, wie Sie es vorher mit der Bürste getan haben. Sie können jetzt problemlos sämtliche Flüssigkeit innerhalb zweier Plattenumdrehungen aufnehmen, wobei Sie die Mikrofaserrolle mit einer leichten Drehbewegung der linken Hand führen sollten, ähnlich der Bewegung, die man beim Gasgeben beim Motorradfahren vollführt.
Im Normalfall ist die Plattenseite jetzt trocken – evtl. Restfeuchtigkeit verdunstet aufgrund des Alkoholgehalts in der Reinigungsflüssigkeit innerhalb weniger Sekunden.
Jetzt behandeln Sie die zweite Plattenseite genauso. Sie müssen nur das Mikrofasertuch zum „Abtrocknen“ etwas anders rollen, damit ein trockener Bezirk zur Aufnahme der Reinigungsflüssigkeit zur Verfügung steht.
Mit einem Mikrofasertuch schaffen Sie übrigens locker 4 bis 5 LPs; legen Sie also 2 zum „Abtrocknen“ bereit und Sie sind bestens gerüstet für einen ausgedehnten Hör-Abend mit frischgereinigten Platten. Bis zum nächsten Einsatz sind die Tücher getrocknet und können wieder verwendet werden. Ab und zu mal eine Handwäsche in lauwarmem Wasser – fertig.
Sooo dreckig sind unsere Platten ja schließlich auch wieder nicht.
Probieren Sie’s nicht ohne den Drehteller – das Handling ist eine Katastrophe. Die bequeme Handhabung steht und fällt mit dem Auflegen der Platte auf einen Plattenteller, und einen gebrauchten Ex-DDR-Plattenspieler (RFT, Ziphona) oder einen defekten Thorens oder Dual bekommt man bei Ebay für um die 10 Euro (eigentlich brauchen Sie ja nur Lager und Teller, ich habe meinen ersten Drehteller aus diesen Teilen eines defekten Thorens TD 280 gebaut).
Der Lohn dieser (wenigen) Bemühungen : bequemes Handling und erstklassig gereinigte Schallplatten.
UPDATE
Seit geraumer Zeit verwende ich nur noch L'Art du Son von Loricraft als Reiniger, mit absolut hervorragenden Ergebnissen. Vorteil: keine Geruchsbelästigung mehr, da ohne Alkohol (u. U. auch für Allergiker interessant). Eine Flasche L'Art-du-Son-Konzentrat reicht für 5 Liter Waschflüssigkeit - damit kommen Sie eine kleine Ewigkeit hin.
Übrigens Nobbi, mein Mann wollte auch nur die Platten, die er nicht auf CD bekommt digitalisieren, dazu wurde ein Audiobrenner gekauft, beim Freund ein Plattenspieler ausgeliehen und dann hat er festgestellt, dass der Sound von Platte doch besser ist und ist an der Platte hängengeblieben.
Grüße Gabi