Im Frühjahr 1973 fand sich im Melody Maker das bild eines ziemlich plump
aussehenden sextetts namens Marshall Tucker Band mit der
behauptung 'Allmans Like Us' und einem ellenlangen artikel über das, was
die Allman Brothers denn so begeisterte:
Southern Rock, hieß es, und es war das
erste mal, das dieser begriff in europa zu lesen war.
der Melody Maker war eine von immerhin sechs musikalischen wochen-
zeitungen, die es in england damals gab; und er war wohl auch die
seriöseste und glaubhafteste. und wenn diese zeitung den southern rock
als neuen stil propagierte; wenn gar diese Marshall Tucker Band als
lieblinge der ABB deklariert wurden, dann konnte man deren scheiben
ungehört kaufen; und auch die werke der anderen genannten bands:
Grinderswitch, Wet Willie, Cowboy, etc.
Als die Allman Brothers Band im November 1969 ihre debut-lp
veröffentlichten, war von Southern Rock noch lange nicht die rede.
entstanden aus vorgängern, die vom soul-pop (Allman Joys) bis
uninspirierten blues-versionen (Hourglass) wenig bemerkenswertes
spielten, waren die Brothers zunächst nichts weiter als eine weiße
rockband, deren einflüsse stark in den blues, aber (und das wird gerne
ignoriert) auch in den heißen southern soul reichten, dazu kamen
gelegentlichen jazz-tupfer; oft dargebracht mit ellenlangen, aber
trotzdem packenden jams.
sie bewunderten u.a. die Grateful Dead; hatten viel von ihnen gelernt und
sollten später oft zusammen mit ihnen spielen.
weil sie aber aus den südstatten kamen wurden sie gerne auch als
die 'Dead des Südens' bezeichnet.
ihr manager, Phil Walden, gründete 1969 in Macon/Georgia seine
plattenfirma Capricorn Records und sann darübert nach, wie er sich
vermarkten konnte.
Phil hatte mit den allerheißesten schwarzen soul-künstlern zusammen
gearbeitet (u.a. Wilson Pickett, Otis Redding) und hatte James Brown
gemanaged. Als echter junge des südens, war dies die mucke, die ihn
selbst heiß machte und die er auch in seine weißen bands zu
transportieren versuchte.
keine rede also, von doppel-schlagzeugen und trippel-leadgitarren.
Wet Willie waren eigentlich die band, die Walden's vorstellungen
am nächsten kamen; sie waren das weiße pendant einer
schweißtreibenden southern-soul-revue; eine fetzige r'n'b-truppe mit
blues-harmonika oder soul-saxophon und 3 schwarzen soul sisters als
back-up; deren einziger gitarrist nie in übermäßigen soli machte.
Cowboy paßten auch nicht in die stereotypen vorstellungen
selbsternannter europäischer southern rock-experten; die band um die
beiden singer/songwriter Tommy Talton & Scott Boyer waren eher eine
südstaaten-version von CSNY;
so 'ne art hippy-folk-rock, teils akkustisch und selten richtig laut.
das problem ist nur, daß Cowboy schon unter der rubrik southern rock
gehandelt wurden, bevor die southern rock-experten je den begriff gehört
hatten.
auch die 3. Capricorn-gruppe, die Marshall Tucker Band, entsprach
nicht voll und ganz den klischees; so leid es auch tut.
natürlich, 2 gitarren hatten sie schon und neben dem drummer gab es
(meist) auch noch einen perkussionisten.
gejammt, bis zu 20-minuten, wurde auch, aber, shock, horror,
die hatten eine querflöte im programm und neben unvermeidlichen blues-
einflüssen waren sie stark vom jazz, hier in der spielform des Western
Swing beeinflußt.
Vielleicht waren sie die 'krautrocker des southern rock', oder so?
auch das 4. beispiel zeigt, wie weit hergeholt die klischees der experten
waren:
Grinderswitch. auch hier zwar 2 gitarren und in späteren jahren
auch eine fette hammond, auch hier blues-einflüsse und lange jams wie
bei den Allmans, aber, welch ein graus, die jungs bauten rhumba- und
chacha-rhythmen ein (!) und das dollste ist, es kam eine unvergleichliche
mischung dabei raus.
all das hatte also mit Lynyrd Skynyrd, an die damals noch lange niemand
dachte, nichts zu tun.
sicher, es kamen bald weitere bands hinzu, die der landläufigen
vorstellung eher entsprachen;
Charlie Daniels mit seinen beiden drummern und die Outlaws mit einer
trippel-gitarrenfront, aber im grunde genommen ging es nie um die
gleichförmigkeit aller gruppen.
denn die verbindung im southern rock entstand weniger daraus, daß alle
die gleichen akkorde und oktaven bedienten und die gleichen instrumente
quälten;
sondern es ging viel mehr um eine mentale und kulturelle verbundenheit.
sahen sich schon die Allmans als die Grateful Dead des südens, so kann
man wohl die gesamte szene als einen fortsatz der hippie-szene an
anderem ort und mit etwas anderen werten sehen.
da ging es darum, sich als regional geschlossene und verschworene
gemeinschaft zu präsentieren, von leuten, die zusammengehörten, weil
sie die selben gene hatten, dieselben regionalen eigenheiten, die selben
vorlieben, aber auch die selben abneigungen.
southern rocker konnte man nicht 'werden', man war es instinktiv oder
man war es nicht.
war man es nicht, sollte einen der teufel holen,
war man es aber, gehörte man zu einer gemeinschaft in der man
zueinander stand, egal ob als band oder als fan.
denn:
alle musiker halfen sich immer wieder untereinander bei shows und auf
platten aus und nannten sich regelmäßig gegenseitig in ihren texten.
es war absolut unüblich, sich gegenseitig runterzumachen oder sich
gegenseitig auszustechen. man stand zu seinem wort; fiel sich nicht in
den rücken.
wildfremde menschen boten dir unterkunft an und notfalls auch die unter-
stützung ihrer fäuste, nur weil du dich mit ihnen unter der fahne der
konföderation versammeltest.
das war 'bonding', vom typischen teutonen so gehaßt, aber für jeden, der
eine irgendwie geartete anglo-amerikanischen mentalität hatte, war es
ein unabdingbares und fast schon heiliges merkmal des southern rock;
viel wichtiger als alle alle gitarrenarmeen dieser welt
(die wir natürlich trotzdem lieben).
anders als der musiker, durfte der fan durchaus aus Grönland oder von
den Fidschi-Inseln stammen, solange er nur den richtigen herzschlag
hatte,
aber für die bands galt: southern rocker war man nur, wenn man aus
einem zur konförderation gehörenden bundesstaat stammte und wenn
man den entsprechenden akzent hatte.
schon eine band aus New York, Chicago oder Frisco wäre unmöglich
gewesen; aber southern rock mit irgend einem dünnen, fiependem
europäischem knödelstimmchen; das war nun völlig unakzeptabel.
natürlich, es gab auch in dieser szene negatives:
der typische southern rocker war immer mindestens wertekonservativ,
oft aber geradezu reaktionär in seiner politischen,kulturellen und leider
auch rassischen einstellung;
es gab zwar ein paar afro-amerikanische bandmitglieder, aber sie
spielten leider nur im hintergrund und ich glaube nicht, daß die
verbrüderung auch den schwarzen brüdern zu gute kam.
es ist eben nichts perfekt in dieser welt.
und dann gabs auch oft ein wenig zu viel pathos nach dem motto 'nur
der süden ist das gelobte land'. naja...
positiv waren dafür die emotional hochhebenden themen, die fans und
bands so verbanden und miteinander verschweißten:
Das Heimweh nach Georgia (Watermelon Time In Georgia); das Sitzen
unter einem wellblechdach, auf das der regen tröpfelt (Everything Is
Kinda Alright); der alte rodeo-cowboy mit den 100mal gebrochenen
knochen (Damn Good Cowboy) und natürlich auch immer wieder gute
und schlechte erfahrungen mit 'southern belles',
ohne die das leben eines richtigen kerls nun mal nicht lebenswert ist.
die hochphase des ursprünglichen SR dauerte von ca. 1972 - 1980 und es
darf mal wieder nicht verwundern, daß viele der selbsternannten experten
nicht wissen, wer nun dazugehörte und wer nicht.
hätten sie doch nur einmal einige der vielen artikel gelesen, die damals in
renommierten magazinen und von sehr engagierten schreibern abgeliefert wurden;
die Fakten und Tatsachen aus ERSTER HAND enthielten und die heute
noch stimmig sind;
berichte, analysen, diskographien in Melody Maker, New Musical Express
oder (der englischen) Sounds; selbst die deutsche Sounds lieferte schon
1975 eine sehr korrekte definition ab;
gerade blättere ich durch ausgaben des ZigZags, das mitte der 70er
proppevoll war mit berichten über bands, die (z. T.) außerhalb der
Capricorn-labels standen und trotzdem dazugehörten;
allen voran ZZ Top; auch die frühen Point Blank, Black Oak Arkansas,
Atlanta Rhythm Section, Winters Brothers Band, Hydra, Mama's Pride,
Mose Jones, Two Guns oder Eric Quincey Tate.
Lynyrd Skynyrd wurden zuerst freudig begrüßt.
während sie auf ihren ersten beiden lps alles positive der szene
symbolisierten, mutierten sie nach Ronnie Van Zant's tod mehr und mehr
zu einer asozialen proletentruppe, die alles negative des SR verkörperte;
deswegen nenne ich sie nur ungern.
auch 38 Special oder die Johnny Van Zant Band konnten nur bedingt
überzeugen, wurden aber trotzdem auf den SR-listen geführt.
erst als die hauptwelle schon vorbeigeschwappt war, kam mit Molly
Hatchet noch ein nachzügler, der es faustdick in sich hatte. eine
hervorragende und hochsympathische truppe, die noch einmal die
genretypsichen themen bemühte; 'Gator Country', 'Cheatin'
Woman'; 'Whiskey Man'
und die aus jeder pore das selbstverständnis des alten südens
ausstrahlte: ich habe selten eine integere band erlebt.
in den 80ern sank der Stern des Southern Rock; die Marshall Tucker
Band verkam zu einer southern-disco-truppe; Charlie Daniels begann mit
der verteidigung Amerikas gegen den kommunismus und selbst eine gute
Allman Brothers-lp alle fünf jahre konnte das schiff nicht auf kurs halten.
seit 15 - 20 jahren hat sich wieder eine menge getan, der ABB-ableger
Gov't Mule hat der szene neue impulse eingegeben und es gibt schon
lange wieder viele bands, die vom alten geist beseelt sind.
einige der neuen sind nicht mal mit mississippi-wasser getauft; welch ein
horror....
trotzdem, sie sind kopierer und deswegen gehören sie nicht in eine
auflistung originärer SR-bands. für sie müßte man schon eine abhandlung
zur 3. oder 4. generation des SR schreiben.
beim durchwühlen der alten ordner fand ich noch eine reihe von texten,
die damals von einem lokalen enthusiasten für diverse magazine erstellt
wurden; interessanterweise decken sich die namensanlistungen fast
vollständig mit den obigen. müssen wohl von einem kleinen waldbewohner
verfaßt worden sein. das ist eben altes wissen.
und auch damals schon gab es immer wieder die strikte trennung zum
country-rock.
sie läßt mich zum schluß noch auf jene namen stoßen, die
(so hervorragend die musik auch ist) nun doch nicht zum genre des SR
gehörten;
bands mit banjo, fiddle(vergeßt mal Charlie Daniels) oder pedal steel;
bands, deren mitglieder nicht aus dem süden stammten;
bands, die irgendwelche nashville-artigen motive einbauten;
bands, die nicht oder nur im ausnahmefall jammten;
bands, die andere thematiken und selbstverständnisse besangen;
bands wie die Byrds; Flying Burrito Brothers;
Amazing Rhythm Aces, Poco, Ozark Mountain Daredevils, Redwing,
New Riders of The Purple Sage, Country Gazette.....;
sie alle haben einen speziellen platz in meiner musikseele,
aber southern rock haben sie deswegen trotzdem nicht gespielt.
auch Little Feat oder JJ Cale gehörten nicht dazu; wie auch nicht
dutzende oder gar hunderte von bands, die dieses attribut oft auch
gar nicht haben wollten.
aber es gibt einen UNFEHLBAREN test, mit dem ein southern rocker
feststellen kann, ob eine band nun dazugehört oder nicht:
versetzt dich die mucke in die stimmung,
mit deiner blubbernden Harley, die hände ganz oben am lenker,
langsam in den sonnenuntergang zu rollen
(eine virtuelle Harley und ein virtueller Sonnenuntergang sind erlaubt),
dann kannst du die scheibe unter 'SR' einordnen.
aussehenden sextetts namens Marshall Tucker Band mit der
behauptung 'Allmans Like Us' und einem ellenlangen artikel über das, was
die Allman Brothers denn so begeisterte:
Southern Rock, hieß es, und es war das
erste mal, das dieser begriff in europa zu lesen war.
der Melody Maker war eine von immerhin sechs musikalischen wochen-
zeitungen, die es in england damals gab; und er war wohl auch die
seriöseste und glaubhafteste. und wenn diese zeitung den southern rock
als neuen stil propagierte; wenn gar diese Marshall Tucker Band als
lieblinge der ABB deklariert wurden, dann konnte man deren scheiben
ungehört kaufen; und auch die werke der anderen genannten bands:
Grinderswitch, Wet Willie, Cowboy, etc.
Als die Allman Brothers Band im November 1969 ihre debut-lp
veröffentlichten, war von Southern Rock noch lange nicht die rede.
entstanden aus vorgängern, die vom soul-pop (Allman Joys) bis
uninspirierten blues-versionen (Hourglass) wenig bemerkenswertes
spielten, waren die Brothers zunächst nichts weiter als eine weiße
rockband, deren einflüsse stark in den blues, aber (und das wird gerne
ignoriert) auch in den heißen southern soul reichten, dazu kamen
gelegentlichen jazz-tupfer; oft dargebracht mit ellenlangen, aber
trotzdem packenden jams.
sie bewunderten u.a. die Grateful Dead; hatten viel von ihnen gelernt und
sollten später oft zusammen mit ihnen spielen.
weil sie aber aus den südstatten kamen wurden sie gerne auch als
die 'Dead des Südens' bezeichnet.
ihr manager, Phil Walden, gründete 1969 in Macon/Georgia seine
plattenfirma Capricorn Records und sann darübert nach, wie er sich
vermarkten konnte.
Phil hatte mit den allerheißesten schwarzen soul-künstlern zusammen
gearbeitet (u.a. Wilson Pickett, Otis Redding) und hatte James Brown
gemanaged. Als echter junge des südens, war dies die mucke, die ihn
selbst heiß machte und die er auch in seine weißen bands zu
transportieren versuchte.
keine rede also, von doppel-schlagzeugen und trippel-leadgitarren.
Wet Willie waren eigentlich die band, die Walden's vorstellungen
am nächsten kamen; sie waren das weiße pendant einer
schweißtreibenden southern-soul-revue; eine fetzige r'n'b-truppe mit
blues-harmonika oder soul-saxophon und 3 schwarzen soul sisters als
back-up; deren einziger gitarrist nie in übermäßigen soli machte.
Cowboy paßten auch nicht in die stereotypen vorstellungen
selbsternannter europäischer southern rock-experten; die band um die
beiden singer/songwriter Tommy Talton & Scott Boyer waren eher eine
südstaaten-version von CSNY;
so 'ne art hippy-folk-rock, teils akkustisch und selten richtig laut.
das problem ist nur, daß Cowboy schon unter der rubrik southern rock
gehandelt wurden, bevor die southern rock-experten je den begriff gehört
hatten.
auch die 3. Capricorn-gruppe, die Marshall Tucker Band, entsprach
nicht voll und ganz den klischees; so leid es auch tut.
natürlich, 2 gitarren hatten sie schon und neben dem drummer gab es
(meist) auch noch einen perkussionisten.
gejammt, bis zu 20-minuten, wurde auch, aber, shock, horror,
die hatten eine querflöte im programm und neben unvermeidlichen blues-
einflüssen waren sie stark vom jazz, hier in der spielform des Western
Swing beeinflußt.
Vielleicht waren sie die 'krautrocker des southern rock', oder so?
auch das 4. beispiel zeigt, wie weit hergeholt die klischees der experten
waren:
Grinderswitch. auch hier zwar 2 gitarren und in späteren jahren
auch eine fette hammond, auch hier blues-einflüsse und lange jams wie
bei den Allmans, aber, welch ein graus, die jungs bauten rhumba- und
chacha-rhythmen ein (!) und das dollste ist, es kam eine unvergleichliche
mischung dabei raus.
all das hatte also mit Lynyrd Skynyrd, an die damals noch lange niemand
dachte, nichts zu tun.
sicher, es kamen bald weitere bands hinzu, die der landläufigen
vorstellung eher entsprachen;
Charlie Daniels mit seinen beiden drummern und die Outlaws mit einer
trippel-gitarrenfront, aber im grunde genommen ging es nie um die
gleichförmigkeit aller gruppen.
denn die verbindung im southern rock entstand weniger daraus, daß alle
die gleichen akkorde und oktaven bedienten und die gleichen instrumente
quälten;
sondern es ging viel mehr um eine mentale und kulturelle verbundenheit.
sahen sich schon die Allmans als die Grateful Dead des südens, so kann
man wohl die gesamte szene als einen fortsatz der hippie-szene an
anderem ort und mit etwas anderen werten sehen.
da ging es darum, sich als regional geschlossene und verschworene
gemeinschaft zu präsentieren, von leuten, die zusammengehörten, weil
sie die selben gene hatten, dieselben regionalen eigenheiten, die selben
vorlieben, aber auch die selben abneigungen.
southern rocker konnte man nicht 'werden', man war es instinktiv oder
man war es nicht.
war man es nicht, sollte einen der teufel holen,
war man es aber, gehörte man zu einer gemeinschaft in der man
zueinander stand, egal ob als band oder als fan.
denn:
alle musiker halfen sich immer wieder untereinander bei shows und auf
platten aus und nannten sich regelmäßig gegenseitig in ihren texten.
es war absolut unüblich, sich gegenseitig runterzumachen oder sich
gegenseitig auszustechen. man stand zu seinem wort; fiel sich nicht in
den rücken.
wildfremde menschen boten dir unterkunft an und notfalls auch die unter-
stützung ihrer fäuste, nur weil du dich mit ihnen unter der fahne der
konföderation versammeltest.
das war 'bonding', vom typischen teutonen so gehaßt, aber für jeden, der
eine irgendwie geartete anglo-amerikanischen mentalität hatte, war es
ein unabdingbares und fast schon heiliges merkmal des southern rock;
viel wichtiger als alle alle gitarrenarmeen dieser welt
(die wir natürlich trotzdem lieben).
anders als der musiker, durfte der fan durchaus aus Grönland oder von
den Fidschi-Inseln stammen, solange er nur den richtigen herzschlag
hatte,
aber für die bands galt: southern rocker war man nur, wenn man aus
einem zur konförderation gehörenden bundesstaat stammte und wenn
man den entsprechenden akzent hatte.
schon eine band aus New York, Chicago oder Frisco wäre unmöglich
gewesen; aber southern rock mit irgend einem dünnen, fiependem
europäischem knödelstimmchen; das war nun völlig unakzeptabel.
natürlich, es gab auch in dieser szene negatives:
der typische southern rocker war immer mindestens wertekonservativ,
oft aber geradezu reaktionär in seiner politischen,kulturellen und leider
auch rassischen einstellung;
es gab zwar ein paar afro-amerikanische bandmitglieder, aber sie
spielten leider nur im hintergrund und ich glaube nicht, daß die
verbrüderung auch den schwarzen brüdern zu gute kam.
es ist eben nichts perfekt in dieser welt.
und dann gabs auch oft ein wenig zu viel pathos nach dem motto 'nur
der süden ist das gelobte land'. naja...
positiv waren dafür die emotional hochhebenden themen, die fans und
bands so verbanden und miteinander verschweißten:
Das Heimweh nach Georgia (Watermelon Time In Georgia); das Sitzen
unter einem wellblechdach, auf das der regen tröpfelt (Everything Is
Kinda Alright); der alte rodeo-cowboy mit den 100mal gebrochenen
knochen (Damn Good Cowboy) und natürlich auch immer wieder gute
und schlechte erfahrungen mit 'southern belles',
ohne die das leben eines richtigen kerls nun mal nicht lebenswert ist.
die hochphase des ursprünglichen SR dauerte von ca. 1972 - 1980 und es
darf mal wieder nicht verwundern, daß viele der selbsternannten experten
nicht wissen, wer nun dazugehörte und wer nicht.
hätten sie doch nur einmal einige der vielen artikel gelesen, die damals in
renommierten magazinen und von sehr engagierten schreibern abgeliefert wurden;
die Fakten und Tatsachen aus ERSTER HAND enthielten und die heute
noch stimmig sind;
berichte, analysen, diskographien in Melody Maker, New Musical Express
oder (der englischen) Sounds; selbst die deutsche Sounds lieferte schon
1975 eine sehr korrekte definition ab;
gerade blättere ich durch ausgaben des ZigZags, das mitte der 70er
proppevoll war mit berichten über bands, die (z. T.) außerhalb der
Capricorn-labels standen und trotzdem dazugehörten;
allen voran ZZ Top; auch die frühen Point Blank, Black Oak Arkansas,
Atlanta Rhythm Section, Winters Brothers Band, Hydra, Mama's Pride,
Mose Jones, Two Guns oder Eric Quincey Tate.
Lynyrd Skynyrd wurden zuerst freudig begrüßt.
während sie auf ihren ersten beiden lps alles positive der szene
symbolisierten, mutierten sie nach Ronnie Van Zant's tod mehr und mehr
zu einer asozialen proletentruppe, die alles negative des SR verkörperte;
deswegen nenne ich sie nur ungern.
auch 38 Special oder die Johnny Van Zant Band konnten nur bedingt
überzeugen, wurden aber trotzdem auf den SR-listen geführt.
erst als die hauptwelle schon vorbeigeschwappt war, kam mit Molly
Hatchet noch ein nachzügler, der es faustdick in sich hatte. eine
hervorragende und hochsympathische truppe, die noch einmal die
genretypsichen themen bemühte; 'Gator Country', 'Cheatin'
Woman'; 'Whiskey Man'
und die aus jeder pore das selbstverständnis des alten südens
ausstrahlte: ich habe selten eine integere band erlebt.
in den 80ern sank der Stern des Southern Rock; die Marshall Tucker
Band verkam zu einer southern-disco-truppe; Charlie Daniels begann mit
der verteidigung Amerikas gegen den kommunismus und selbst eine gute
Allman Brothers-lp alle fünf jahre konnte das schiff nicht auf kurs halten.
seit 15 - 20 jahren hat sich wieder eine menge getan, der ABB-ableger
Gov't Mule hat der szene neue impulse eingegeben und es gibt schon
lange wieder viele bands, die vom alten geist beseelt sind.
einige der neuen sind nicht mal mit mississippi-wasser getauft; welch ein
horror....
trotzdem, sie sind kopierer und deswegen gehören sie nicht in eine
auflistung originärer SR-bands. für sie müßte man schon eine abhandlung
zur 3. oder 4. generation des SR schreiben.
beim durchwühlen der alten ordner fand ich noch eine reihe von texten,
die damals von einem lokalen enthusiasten für diverse magazine erstellt
wurden; interessanterweise decken sich die namensanlistungen fast
vollständig mit den obigen. müssen wohl von einem kleinen waldbewohner
verfaßt worden sein. das ist eben altes wissen.
und auch damals schon gab es immer wieder die strikte trennung zum
country-rock.
sie läßt mich zum schluß noch auf jene namen stoßen, die
(so hervorragend die musik auch ist) nun doch nicht zum genre des SR
gehörten;
bands mit banjo, fiddle(vergeßt mal Charlie Daniels) oder pedal steel;
bands, deren mitglieder nicht aus dem süden stammten;
bands, die irgendwelche nashville-artigen motive einbauten;
bands, die nicht oder nur im ausnahmefall jammten;
bands, die andere thematiken und selbstverständnisse besangen;
bands wie die Byrds; Flying Burrito Brothers;
Amazing Rhythm Aces, Poco, Ozark Mountain Daredevils, Redwing,
New Riders of The Purple Sage, Country Gazette.....;
sie alle haben einen speziellen platz in meiner musikseele,
aber southern rock haben sie deswegen trotzdem nicht gespielt.
auch Little Feat oder JJ Cale gehörten nicht dazu; wie auch nicht
dutzende oder gar hunderte von bands, die dieses attribut oft auch
gar nicht haben wollten.
aber es gibt einen UNFEHLBAREN test, mit dem ein southern rocker
feststellen kann, ob eine band nun dazugehört oder nicht:
versetzt dich die mucke in die stimmung,
mit deiner blubbernden Harley, die hände ganz oben am lenker,
langsam in den sonnenuntergang zu rollen
(eine virtuelle Harley und ein virtueller Sonnenuntergang sind erlaubt),
dann kannst du die scheibe unter 'SR' einordnen.
Der an diesem Beitrag angefügte Anhang ist entweder nur im eingeloggten Zustand sichtbar oder die Berechtigung Deiner Benutzergruppe ist nicht ausreichend.