The Band - Music From Big Pink

 
YETI
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The Band - Music From Big Pink

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Gepostet: 19.07.2013 - 23:05 Uhr  ·  #1
The Band - Music From Big Pink



Rick Danko — bass guitar, fiddle, vocals
Levon Helm — drums, tambourine, vocals
Garth Hudson — electronic organ, piano, clavinet, soprano and tenor saxophone
Richard Manuel — piano, organ, drums, vocals
Robbie Robertson — electric and acoustic guitars, vocals

John Simon — producer, baritone horn, tenor saxophone, piano
Don Hahn — engineer
Tony May — engineer
Shelly Yakus — engineer
Bob Dylan — cover painting
Elliott Landy — photography



The Band machten sich längst einen Namen als Begleitband von Bob Dylan, bei dem sie eine wichtige Rolle bei einigen entscheidenden Momente der Rockmusik spielten.
Darüber hinaus waren sie impulsgebend für das was man später Americana oder Roots-Rock nennen sollte.
Als 1968 Music From Big Pink erschien, dominierte noch die Psychedelia-Welle.
Es war Zeit wieder auf den Boden zurückzukommen, Zeit wieder Geschichten zu erzählen, Zeit sich auf alte Werte zu besinnen und zu einem erdigen musikalischen Konzept zurückzukehren.
5 hochbegabte Multi-Instrumentalisten und äußerst kooperative Musiker, die sich aufs trefflichste ergänzten.
Eric Clapton wollte unbedingt bei The Band einsteigen aber die hatten ja schon einen Gitarristen: Robbie Robertson.
Robertson war der Hauptsongschreiber und für einige absoluten Klassiker verantwortlich.
Hört man die Musik dieser Band, stellt man jedoch schnell fest, dass es nicht um solistische Leistungen, sondern um einen unverkennbaren Rock-Sound geht, der von Rockabilly, Ragtime, R & B, Blues, Country und Folk inspiriert wurde.
Für das Frontcover wurde ein naives Gemälde von Bob Dylan ausgewählt, der auch als Co-Autor beteiligt war.
Auf der Rückseite, des Foc-Covers, ist das pinke Haus zu sehen, in dessen Keller, ein Großteil der Songs entstand.
Das innere des Klappcovers zeigt eine Menge Leute, die sich in ihrem damaligen Domizil, in Woodstock, um sie versammelt hatte.

Tears of Rage > beginnt mit schleppendem Tempo, weichen Vocals und massiven Zwischenspielen von Bläsern.
Tears of Rage brach alleine schon deshalb die Rock-Tradition, da es ein langsames Lied am Albumanfang war.
Das Timing von Bass und Drums prägt das Stück, wobei der soulige Gesang alle Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Text und Gesang ist sehr melancholisch -einfach wunderschön, ja: herzzerreißend!
To Kingdom Come > was kann nach diesem famosen Auftakt noch folgen?
Dieses Lied wirkt wie ein Kontrapunkt nach Tears...
Ein Song, mit einer Mischung aus Beatles-Melodien und filigranen Gitarrenakkorden.
Das rhythmusbetonte, verspielte Keyboardspiel spendiert dem Stück sehr viel Schwung.
Der Lead-Gesang stammt hier von Robbie Robertson, der insgesamt nur 3 Songs im Band-Oeuvre sang.
In a Station > Heitere Töne, von vielschichtigen Instrumentalarrangements getragen, ist In a Station einer von Richard Manuel wunderbar wehmütig vorgetragenen Songs.
Die Slide-Gitarre unterstreicht die zarte Sehnsucht, des Songs -awesome!
Caledonia Mission>ist ein Klassiker, mit starkem Country und Gospel Einfluss.
Danko’s Stimme klingt fantastisch, und ist besonders gut während des Refrains.
Der Chor wechselt von Country zu Gospel begleitet von stampfenden Piano-Akkorden.
The Weight> Das legendärsten und wohl beste Stück des Albums.
The Weight war der frühe Höhepunkt von The Band.
Eine perfekte Vermählung von Text und Musik.
Der Song beginnt catchy und rhytmisch präzise.
Das Instrumentalspiel ist aufs nötigste reduziert.
Obwohl ich nicht verstehe, was der Text aussagt, höre ich ihn unheimlich gerne.
Der Refrain ist ziemlich ungewöhnlich, wie ein Kanon mit beruhigend wirkenden Harmonien.
Es gibt keinen Begriff dafür, vielleicht: White Soul.
We Can Talk> Seite 2 beginnt mit einem schwungvollen, eingängigen Stück.
Die instrumentale Arbeit ist intelligent und perfekt getimt.
Die Backing Vocals sind manchmal sehr dominant und voller Vielfalt.
Long Black Veil > war ein altes Volkslied und ist ein weiteres Highlight des Albums!
Die Instrumente sind hier sehr sauber organisiert, im Gegensatz zu den letzten Titeln.
Das Lead-Instrument ist die Orgel.
Obwohl in einer einfachen Art und Weise gespielt, bietet es einen perfekten Rhythmus, zusammen mit dem Bass, für den Gesang.
Chest Fever > Dieser Song öffnet mit schweren Orgelklängen, hat irgendwas von J.S. Bach.
Die Vocals sind unisono gesungen, ziemlich rotzig.
Der Song geht auch durch zahlreiche Tempo-und Tonartwechsel und aufwühlenden Instrumentalparts. Virtuos!
Lonesome Suzie > Eine Manuel-Sehnsuchts-Ballade im Bluesstil.
Unnachahmlich dieser Fistelgesang und wieder eine tieftraurige Stimmung.
Wheels on Fire > Für viele ist dies das absolutes Highlight der Gemeinschaftsarbeiten mit Bob Dylan.
Temporeich, rockig und inbrünstig gesungen.
Wurde von Bob Dylan und Rick Danko geschrieben und tauchte auch auf Dylans, The Basement Tapes auf.
I Shall Be Released > Schlusspunkt und Ausrufezeichen eines überragenden Albums.
Geschmackvoll das Klavier und Robbies Gitarre, die sich an den Rhythmus hält und einfache Akkordfolgen spielt.
Viele Band-Songs haben so eine gewisse religiöse Sensibilität, auf I Shall Be Released trifft dies besonders zu.
Ein Klagelied, wie ein schwerer Abschied, episch, träge, und deprimierend mit rustikaler Inbrunst vorgetragen.



Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese Musik von der stilistischen Wechselspannung und dem Schwerpunkt auf verschiedenen Instrumentierungen lebt.
Auf außerordentlich hohem Niveau sind auch die Lyrics.
Ich liebe es immer wieder diese gesungenen Zeilen zu hören:
Crazy Chester followed me and he caught me in the fog
He said, I will fix your rags, if you'll take Jack, my dog
I said, Wait a minute, Chester, you know I'm a peaceful man
He said, That's okay, boy, won't you feed him when you can?
Take a load off Anny
Take a load for free


Es hat nichts mit dem Inhalt zu tun, es erzeugt einfach so eine spezielle Atmosphäre.

Music From Big Pink trat Türen auf, blieb dabei jedoch trotzig unkommerziell.

Side One
Tears of Rage (Bob Dylan, Richard Manuel) 5:23
To Kingdom Come (Robbie Robertson) 3:22
In a Station (Manuel)3:34
Caledonia Mission (Robertson) 2:59
The Weight (Robertson) 4:34

Side Two
We Can Talk (Manuel) 3:06
Long Black Veil (Marijohn Wilkin, Danny Dill) 3:06
Chest Fever (Robertson) 5:18
Lonesome Suzie (Manuel) 4:04
This Wheel’s on Fire (Dylan, Rick Danko) 3:14
I Shall Be Released (Dylan) 3:19

badMoon
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Re: The Band - Music From Big Pink

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Gepostet: 20.07.2013 - 12:31 Uhr  ·  #2
Dieser Silberling war mein Einstieg in "The Band". Eine klasse Scheibe, leider viel zu selten gehört - was ich nach dieser feinen Rezi wieder ändern werde. Also, quasi, ...dreht das Prachtexemplar gerade seine Runden.

Danke für die Mühe :-)
caramel
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Re: The Band - Music From Big Pink

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Gepostet: 20.07.2013 - 22:10 Uhr  ·  #3
Ich liebe diese BAND, und regelmäßig wandert die DVD The Last Waltz in den Player. Da gibt es dann Momente, da habe ich Tränchen in den Augen. Es gibt spezielle Lieder, die erzeugen eine unfassbare Traurigkeit und Sehnsucht. Unfassbar ist hier wörtlich zu nehmen, im Sinne von unerklärlich. Oder ist es vllt. doch erklärbar, wenn man sich die Biogaphien von Danko, Helm und Manuel ansieht?

@YETI, eine SuperRezi, die mich daran erinnert, die DVD wieder aus dem Regal zu holen.
Triskell
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Re: The Band - Music From Big Pink

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Gepostet: 20.07.2013 - 22:22 Uhr  ·  #4
Ist nicht meine Baustelle, aber die Rezi ist einfach nur ://
YETI
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Re: The Band - Music From Big Pink

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Gepostet: 20.07.2013 - 23:25 Uhr  ·  #5
Zitat geschrieben von caramel

Es gibt spezielle Lieder, die erzeugen eine unfassbare Traurigkeit und Sehnsucht. Unfassbar ist hier wörtlich zu nehmen, im Sinne von unerklärlich. Oder ist es vllt. doch erklärbar, wenn man sich die Biogaphien von Danko, Helm und Manuel ansieht?



Ja, Lonesome Suzie ist so ein Song bei dem die Tragik von Richard Manuel jedes mal hochkommt.
Sicher hätte man über "Big Pink" noch viel mehr schreiben können.
Die Vielzahl der verwendeten Instrumente, die Stileinflüße, die Deutung der Lyrics, die Entstehung des Albums, die Bedeutung für die Rockmusik und für nachfolgende Musikergenerationen.

Inzwischen gibt es eine große Zahl an Wiederveröffentlichungen.
Nicht zu empfehlen ist hier die Original US-Pressung die unter Bassarmut leitet, weil man damals die Frequenzen unter 80 Hz rigoros abschneidete.
Am besten klingt, finde ich, die Hybrid SACD von 2009.
Unverzichtbar ist allerdings die Capital-Auflage von 2000, die neben gutem Remastering, guten Linernotes auch exzellente Bonustracks enthält.
Z.b. das famose Yazoo Street Scandal!

P.S. es gibt ein fantastische 4 CD-Box von The Last Waltz, wird häufig günstig angeboten und lässt keine Wünsche offen.

Trurl
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Re: The Band - Music From Big Pink

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Gepostet: 21.07.2013 - 02:15 Uhr  ·  #6
dank der Rezi habe ich mir die bestellt, kannte sie bisher ja nur von er DYLAN/BAND - Livescheibe "Before the flood"

trurl
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Re: The Band - Music From Big Pink

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Gepostet: 21.07.2013 - 09:22 Uhr  ·  #7
Klasse Rezi

Auf diese "Band" könnte ich nicht verzichten.
Leslie
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Re: The Band - Music From Big Pink

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Gepostet: 21.07.2013 - 10:05 Uhr  ·  #8
Zitat geschrieben von 35 years after


Auf diese "Band" könnte ich nicht verzichten.


siehste Maria - ich hatte mir die Scheibe damals auch gekauft aber nie mehr angefasst - für mich "gepflegte Langeweile"...
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Re: The Band - Music From Big Pink

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Gepostet: 21.07.2013 - 10:10 Uhr  ·  #9
Zitat geschrieben von Leslie

Zitat geschrieben von 35 years after


Auf diese "Band" könnte ich nicht verzichten.


siehste Maria - ich hatte mir die Scheibe damals auch gekauft aber nie mehr angefasst - für mich "gepflegte Langeweile"...


Durch unterschiedliche Meinungen entsteht Vielfalt....
badger
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Re: The Band - Music From Big Pink

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Gepostet: 07.08.2013 - 21:56 Uhr  ·  #10
auch wenn ich diesen bericht erst jetzt gesehen habe; er ist klasse und beschreibt so
trefflich eine platte, an der wohl auch der größte nörgler (ich selbst?) nichts zu mäkeln
findet. wie aus einem guß und wie du schon schreibst, eine schöne rückbesinnung in einer zeit,
als die große psychedelia-welle vorbei war und man wieder zu den ursprüngen zurück-
kehren wollte. man denke mal, daß sogar sie Grateful Dead sich vom beispiel der Band
anstecken ließen. 'Rural Rock' hieß das wohl damals; später war es eine der hauptinspirationen
für all diese köstlichen roots rocker.
wie oft mag 'The Weight' wohl gecovert worden sein?

im übrigen wußte Bob Dylan schon genau, warum er sich mit The Band zusammen tat.
Rainer The Mage
 
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Re: The Band - Music From Big Pink

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Gepostet: 07.08.2013 - 22:49 Uhr  ·  #11
Ich gebs nur ungern zu, aber diese hochgelobte Band konnte mich bisher nicht erreichen. Vielleicht ändert sich das ja irgendwann mal, aber ich habe auf lange Sicht erstmal andere Baustellen ;)
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