November 2016 - Skaldowie „Krywan Krywan“ Muza / Polskie Nagrani

 
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November 2016 - Skaldowie „Krywan Krywan“ Muza / Polskie Nagrani

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Gepostet: 03.11.2016 - 11:04 Uhr  ·  #1
"Skaldowie „Krywan Krywan“ Muza / Polskie Nagrania 1972 (Boni 1971 Skaldowie / Polskie Radio)



Bei der hier vorgestellten Platte der polnischen Band Skaldowie / Die Skalden handelt es sich tatsächlich um eine Wiederentdeckung meinerseits, wobei diese immer weniger werden bzw. sich in kleinem Rahmen bewegen. Ok, bei nachlassender Gedächtnisleistung kann sich das auch wieder ändern.

Wo war ich stehen geblieben???

Das Titelstück der originalen Muza-Platte, das hier 17:45 minütige Titelstück „Krywaniu Krywaniu“ erschien 1973 auch auf einem Sampler der Amiga – Reihe „hallo“, die es in der ursprünglichen Form von 1972 -1973 gab und immerhin in diesem kurzen Zeitraum 12 LPs mit „Jugendtanzmusik“ hervorbrachte. (Dieses hier auf der AMIGA LP (hallo Nr.12) 19:57 min lange Stück wurde allerdings bei einer Radiosession 1973(?) im Rundfunk der DDR aufgenommen und ist nicht so gut wie das Original, was der allgemeinen Begeisterung aber keinen Abbruch tat!). Bestückt waren die Platten mit Produktionen von DDR- Bands und Bands aus den „Bruderländern“ Polen, CSSR, Ungarn, die teilweise ihre Stücke auch mit deutschen Texten vortrugen bzw. durften oder sollten. Gedacht war dies alles zu Ankurbelung der jugendspezifischen DDR-Musikproduktion, die es bis dato so nicht gab. Vor allem mangels Masse an geeigneten einheimischen Bands. Musikgruppen aus Rumänien, der Sowjetunion oder Bulgarien waren auf diesen Platten nicht vertreten. Es gab vereinzelt bei Amiga auch Platten von Bands aus diesen Ländern, aber insgesamt waren diese dann doch nicht so interessant. Aus Jugoslawien war in der DDR nur der DEFA-Oberindianer (ohne indianischen Obertongesang!) Gojko Mitic vertreten, musikalisch waren ein paar (Paar?)Schlagerfritzen zu hören, Ljupka Dimitrovska (@Proggy: Љупка Димитровска) und Ivica Šerfezi (@Proggy: Ивица Шерфези).

Zurück zu den Skalden, wie die Gruppe Skaldowie in der DDR genant wurde. Ihre Platte „Krywan Krywan“ erschien 1972 in Polen auf Muza/Polskie Nagrania.



In der gr. DDR d. Welt, um korrekt zu sein, gab es die Platte im staatlichen Handel natürlich nicht. Der geneigte Fan musste sich schon etwas bewegen, was bedeutete nach Leipzig oder Berlin zu fahren. Dies wäre ja noch einfach gewesen, allerdings fuhr man auf blauen Dunst hin, denn eine Garantie, dass die Platten in den einschlägigen Läden auch gekauft werden konnten, war gering. Sehr gering. Zu den „einschlägigen Läden“: dies waren die „Kultur- und Informationszentren“ der Länder Polen, CSSR und Ungarn. In Leipzig gab es die Vertretung Polens und der CSSR, in Berlin kam die Vertretung Ungarns noch hinzu. Die „Hauptstadt der DDR“ bot allerdings noch die Informationszentren der Sowjetunion, Bulgariens und Rumäniens. Letztgenannte konnten musikalisch aber nicht mit Interessantem aufwarten. Ich wohnte in der Nähe von Leipzig und die 35 km mit der Eisenbahn dorthin sowie der fünfminütige Fußweg vom Bahnhof zum polnischen Infocenter waren schnell erledigt. (Das CSSR Infocenter lag drei Minuten weiter weg.) Also war ich doch öfters dort, dito in Berlin, aber nicht so oft, da weiter entfernt und: zum Einkaufen gehört Geld! Als ich mit Plattenkaufen anfing 1971, da war schools out und die Lehre fing an. Lehrlingsgeld pro Monat = 75 Mark, eine Schallplatte = 16,10 Mark. Gut, es gab auch Schallplatten für 10,10 Mark (Verlag NOVA: Hanns Eisler und so) und 12,10 Mark (Verlag ETERNA: Klassik und so). Eine DLP kam 32,20 Mark. Zwei Platten, doppelter Preis, ganz einfach. Und richtig, der Taschenrechner funktioniert, bei diesem geringen „Einkommen“ konnten Sprünge in Richtung jede Menge Platten kaufen kaum gemacht werden. Sponsoren waren gefragt, aber das Hauptproblem war generell, vor allem bei ausländischen Platten, egal woher, die Beschaffung.

Fatalerweise gab es kein second hand, derartige Läden - mit einem gewissen Angebot an Schallplatten - tauchten erst in den 80er Jahren auf. Auf Flohmärkten, die es auch erst vermehrt ab den 80er Jahren gab, war das Angebot dünn und teuer. Und in der Regel wurden da (schwarz zu flotten Preisen!) Platten aus dem „Nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet“ gehandelt, deren Einfuhr bis Mitte der 70er Jahre sogar noch verboten war. Mailorder, oder wie immer dies im Osten genannt worden wäre, gab es auch nicht. Und zu meinen Anfangszeiten als Musikfreund und Plattenkäufer und (Jäger und) Sammler tauschten die meisten Leute noch nicht mal ihre Platten. Vom Verkaufen ganz zu schweigen, was man hatte, hatte man. Nachpressungen gab es so gut wie keine, also Besitzstandswahrung.

Und warum überhaupt jetzt „Wiederentdeckt“?

Schon vor dem Verlassen des Arbeiter- und Bauernparadieses konnte ich unsere Bücher und Schallplatten fast vollständig gen Westberlin senden. Irgendwann, hier auf Flohmärkten herumtigernd, wurden dann peu à peu Stücke nachgekauft, die irgendwie fehlten, besonders aber irgendwelche Ostsachen. Unter anderem eben auch die genannte Amiga Sampler Reihe „hallo“ wurde wieder vervollständigt. Bis mir dann auch irgendwann auffiel, dass mir die Nr. 12 fehlt. Und was war auf der Nr. 12 so Wichtiges drauf? Auch richtig, „Krywan Krywan“ von den Skalden. Von denen hatte ich gar keine Platte mehr, die originale polnische Platte war in Grund und Boden gespielt; nicht mal das Cover habe ich behalten. Ebenso die selbstgekaufte „hallo nr.12“ auf der die B-Seite in Gänze eben jenem im Rundfunk der gr. DDR d. Welt produzierten 19:57 min langen Titel gewidmet war. Dass man bei Amiga einer Band eine ganze Plattenseite einräumte, noch dazu mit nur einem Titel, bedeutete schon etwas. Da musste irgendjemand von der musikalischen Qualität des Stückes überzeugt gewesen sein und sich gegen die alten Rot Front Kämpfer durchgesetzt haben, die sicher eher Arbeiterlieder zur politischen und Wehrertüchtigung der Jugend auf die Platte gepresst hätten, als solche doch reichlich verdächtige Musik. Noch dazu von unsicheren langhaarigen polnischen Kantonisten, die sich fleißig westlicher Musizierweise bedienten, freilich nur, um die DDR-Jugend, nach Frieden (was schreibe ich da, Weltfrieden muss es heißen, Weltfrieden!) und Völkerverständigung strebend, den Sozialismus nebenbei aufbauend und insbesondere die tiefe, unverbrüchliche Freundschaft zur Sowjetunion pflegend, zu irritieren, vom rechten Wege abzuhalten und dem Klassenfeind womöglich in die Arme zu treiben. Es wäre ihnen auch beinahe gelungen; bekannter Weise beendete General Jaruzelski Jahre später in Polen dann diesen Spuk.

Vor einiger Zeit machte ich dann den Versuch, von einem Freund die polnische Originalplatte zu ergattern, aber er spielte nicht mit. Gut, dann eben Green-brain und der hatte tatsächlich das Teil als CD auf Lager. Und die „hallo nr. 12“ ist auch wieder im Bestand, wenn auch „nur“ als CD aus dieser Box. Nostalgie pur eben.



Mittlerweile gibt es die Platte auch wieder als Neuauflage und - siehe oben - als sehr empfehlenswerte CD-Ausgabe mit insgesamt 11 sehr guten Boni, klangtechnisch wie musikalisch.

Die Skalden, ich zitiere jetzt ein wenig, haben sich nach skandinavischen Dichtern benannt. Dichter, die dort früher an den Höfen Gedichte vortrugen, angeblich fußt die „Edda“ auf dieser Tradition. Die Skalden aus Krakau bedienten sich aber der elektrischen Guitarren und Orgeln. Gegründet wurde Band 1965 von Andrzej Zielinski, ist heute noch aktiv und in Polen sehr beliebt, damals wie heute.

Dies zu verstehen fällt mir allerdings sehr schwer. Ihre Musik, speziell die der unten aufgeführten AMIGA LP, wird im einzigen Rocklexikon der DDR (the biggest ever!), H.P. Hoffmanns ‘Beat – Rock, Rhythm & Blues, Soul‘, VEB Lied der Zeit Berlin 1973, als „ am liedhaften Tagesschlager orientiert“ beschrieben. (Wer hier unbedingt etwas vertiefen möchte, dem sei die Tube mit einschlägigen musikalischen Beispielen der Skalden vor und nach „Krywan Krywan“ empfohlen; oder auch nicht…) Verständnisschwierigkeiten vor allem, wenn man sich in die Ohren führt, was die Band damals „verzapfte“;hier ein Beispiel von ihrer einzigen AMIGA LP von 1971:



https://www.youtube.com/watch?v=C7nCDt8VVwg

Den Text gibt es auch noch dazu, aber Vorsicht!

„Donnerwetter“
Skalden Lyriks
Komp. Andrzej Zielinski
Text: L.A. Moczulski / dtsch. Bernd Maywald
Nichts, aber auch nichts,
überhaupt nichts ist heut` gescheh`n.
Soll denn dieser Tag
wirklich so blass zu Ende geh `n?
Nein, es hat sich heut`
leider verirrt nicht mal `ne Kuh
Kein Zentner Karbid
fiel in den Teich, störte die Ruh`.
Erdgas beim Pflügen
auch heute niemand fand,
und auch im Walde
kein Vulkan heute entstand.

Die Hühner - ja, sie flattern,
und die Enten, sie schnattern.
Und im Steinbruch
fand auch heute
keiner Silber !
Nichts, aber auch nichts,
überhaupt nichts ist heut` gescheh`n.
Soll denn dieser Tag
wirklich so blass zu Ende geh `n?
Kann denn der Schnee nicht die Wege verwehn`?
Sonst muss ich doch morgen
in die Schule wieder gehn !


(Hinweis: Der hier aufgeführte Text entstammt keiner gedruckten Publikation, sondern wurde von den Originalaufnahmen abgehört. Für ihre hundertprozentige Richtigkeit kann deshalb keine Garantie übernommen werden.) (Entnommen der website „Ostbeat“, die leider nicht mehr aktiv gepflegt wird.)

Texte sind so eine Sache, dieser hier ist besonders exemplarisch, finde ich. Text und Musik passen
zusammen, beide sind schlecht. (Obwohl Songtexte im Extremfall zum Nobelpreis führen können, wie wir jetzt wissen!)

Umso mehr verwundert natürlich die Platte „Krywan Krywan“ der Skalden. Freilich mehr musikalisch denn textlich. Da ich die Texte auch nicht verstehe und jetzt nicht nach Übersetzungen suchte (um mir Enttäuschungen zu ersparen?), will ich im Weiteren nur auf die Musik abstellen.

Der „Krywan“ (Krivan oder Krummhorn) ist übrigens ein Berg in der heutigen Slowakei, der der in Polen ansässigen Volksgruppe der Goralen ein Symbol ihrer Eigenständigkeit war.

Doch ich will jetzt nicht alles abschreiben:

https://de.wikipedia.org/wiki/Skalde
https://de.wikipedia.org/wiki/Skaldowie

Aber wenigstens die Besetzung der Band bei Einspielung der Platte sei noch genannt:
Andrzej Zielinski voc, keyb
Jacek Zielinski voc, tr
Konrad Ratynski bg
Jerzy Tarsinski g
Jan Budziazek dr
Joszef Gawrych congas

Die Musik der Skalden vor und nach „Krywan Krywan“ dürfte zur genannten Platte diametral sein. Wer frühe Platten kennt wird sich an den Schlagergesang der Band erinnern, polnisch gesungen natürlich. Und nach besagter Platte gab es auch nichts, was annähernd an diese heran kam. Mit "Krywan Krywan" spielten die Skalden in der Sparte des sogenannten „Progressiven Rock“. Ja, den gab es tatsächlich mal, aber dies ist eben lange her.

Den Erfolg der Platte machte ganz sicher aus, dass die Band exzellent musizierte, in der damaligen Stimmung des „Progressiv Rocks“ spielte und im positiven Sinne alles „verwurstete“, was es am internationalen Markt von sehr bekannten Gruppen dieser Sparte zu hören gab. Alles auf höchstem Niveau freilich und wenn man den Gesang nicht als polnischen erkennen würde, könnte man denken, es spiele eine Band aus England oder Deutschland.

Die Skalden verweben hier im Titelstück, einer Rock-Suite gleich, folkloristische und klassische Motive mit Rockelementen. Die klassischen Zitate werden wie von anderen Bands auch (teilweise oder gleich mit riesigem Orchester wie bei The Nice oder gar Deep Purple!) ansatzlos und eigentlich zusammenhangslos in die Musik eingewoben. Die besten und bekanntesten Vertreter dieser Musizierweise reichen beispielsweise von The Nice, dann Emerson, Lake & Palmer bis zu – und hier sind wir wieder in der Slowakei – Collegium Musicum als Vertreter des Ostens.

Auf den bbs wurden die Klassikzitate sogar identifiziert; Achim Breiling schreibt:

„Einige Klassikzitate lassen sich in "Krywaniu, Krywaniu" ausmachen. Mussorgsky (der bekannte Beginn der "Promenade" aus "Bilder einer Ausstellung"), Rossini (mal wieder die Ouvertüre von "Wilhelm Tell") und Borodin (die "Polowetzer Tänze" aus der Oper "Fürst Igor") habe ich erkannt - die üblichen Verdächtigen.“


Und Andrzej Zielinski schreibt in den original Liner Notes der Platte dazu:

Therfore in the improvisations, you can meet things, that are typical for us, e.g. classic or Highlander’s folk motives or even excerpts from the works of great composers such as Bach, Borodin, Mussorgski or Rossini. To guess titles of the compositions is just a puzzle for our listeners.“

Beim Anhören gerade des Titelstückes wird man dies alles nur bestätigt finden. Vielleicht stellt sich auch die Frage „Alles nur geklaut?“, aber da müsste man viele Bands unter Generalverdacht stellen. Hier wird gekonnt im Stile der Zeit zitiert, sehr zur Freude der Hörer. Auch heute noch.

Glücklicherweise kann man als geneigter Hörer heute die Tube bemühen, um sich ein Bild zu machen, einen Höreindruck von dem, was der Schreiberling hier durch Worte versucht verständlich zu machen.

https://www.youtube.com/watch?v=KkVNj4PQ0zU

Ich finde, es lohnt sich allemal zumindest dem Titelstück der Platte sein Ohr zu leihen. (Stereofans= zwei Ohren!)

Nebenbei: Die polnische Gruppe Trebunie Tutki mag hier noch als Beispiel angeführt werden für die in der heutigen Zeit auch noch gepflegte Verbindung von Folklore, hier der Goralen wie bei Skaldowie/Skalden, und moderner Pop-Rock-HopHip Musik. Empfehlenswert ist vielleicht diese CD



aus der Reihe „Zlota kolekcja“.

Ebenso empfehlenswert aus dem Bereich des Jazz ist auch die Aufnahme des Altmeisters Zbigniew Namyslowski mit der Zakopane Highlanders Band

https://www.discogs.com/de/Zbi…se/2795435

Und hier findet sich als Titel Nr. 8 was wieder? Richtig, "Krywaniu, Krywaniu"!

Leider dürfte diese CD schwer zu erwerben sein, da vergriffen. (Ich selbst habe sie durch eine Fehllieferung als Original erhalten, vorher tat es auch eine "Verzauberte".)

Weiter im Text:

Die anderen Stücke der originalen Platte bzw. der CD-Ausgabe sind gleichwohl folkloristisch angehauchte liedhaft-rockige Stücke, polnischer Gesang, aber für ungewohnte Ohren „verschmerzbar“. Instrumental sind sie auf alle Fälle technisch versiert eingespielt, dies steht außer Frage. Möglicherweise wäre der Band unter anderen politischen Vorzeichen auch ein größerer Erfolg beschieden gewesen.

Freunden guter Musik, derer es doch einige im Forum geben dürfte, kann ich die CD-Ausgabe nur ans Herz legen.

1. Krywaniu, Krywaniu (Krywan Krywan) 17:47
2. Juhas zmarl (A young sheperd has died) 4:37
3. Jeszcze kocham (I still love) 2:37
4. Gdzie mam ciebie szukac (Where am I to look for you) 5:18
5. Fioletowa dama (The violet lady) 5:19
6. Juhas zmarl (instrumental version) (Tracks 6-16 Bonustracks CD-Reissue) 3:52
7. Nie lyj dyscu, nie lyj (instrumental version) 3:13
8. Nie chce odejsc (instrumental version) 2:44
9. Na Wirsycku (instrumental version) 3:01
10. Scarborough Fair (instrumental version) 3:45
11. Gospel song (instrumental version) 3:26
12. Lady in violet (instrumental version) 3:01
13. Juhas zmarl 4:48
14. Jeszcze kocham 2:39
15. Gdzie mam ciebie szukac 5:28
16. Fioletowa dama 5:45
Gesamtlaufzeit 77:20

Die originalen Stücke bis auf „Krywan Krywan“ werden in den Titeln 13 – 16 als Radio Edits wiederholt; die Stücke 6 – 12 sind Instrumentalversionen, 6 & 8 davon Originalstücke der Platte selbst. Auch die Boni lohnen sich allemal, ich finde, sie sind hervorragende Musikstücke, die anzuhören sich lohnt.

Vielleicht ist der eine oder andere Artist neugierig geworden, dann mal auf die Tube drücken.
Es sei mir verziehen, dass ich im Text zuweilen abschweifte. Aber es ist ja so, dass viele Platten die ich habe, doch mit einer gewissen Geschichte aufwarten können. Viele Artisten im Forum werden dies nachfühlen können.
In Bezug auf den teilweise abenteuerlichen und mit nicht nur finanziellen Mühen verbundenen Erwerb, dem Stellenwert, den die Musik damals auch im politischen Kontext einnahm und der damit verbundenen doch tieferen Rezeption und Begeisterung für die gehörte Musik, möge man dies mir nachsehen. Nur „Fakten“ sind ja auch langweilig.

Zum Schluss noch ein Schlusswort.
Andrzej Zielinski legte in den Liner Notes zur Originalplatte darauf Wert, dies zu erwähnen:

Still we would like to inform you that this album was recorded at night on the 22nd/23nd May, 1972 from 6 p.m. to 2 a.m. in the National Philharmonic Hall in Warszaw.

radiot grüßt! 8)
"der rock ist ein gebrauchswert, der ein besonderes bedürfnis befriedigt." (karl marx, mew 23, s.56)
Proggy
 
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Re: November 2016 - Skaldowie „Krywan Krywan“ Muza / Polskie Nagrani

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Gepostet: 03.11.2016 - 19:26 Uhr  ·  #2
Lieber radiot,
nachdem ich mir Deine Lebensbeichte 2mal durchgelesen habe, komme ich mir vor wie ca. anno 1978! Ich habe zwar nicht Dein biblisches Alter, doch kann ich hier ein bisschen mitreden!
Eine spannende Geschichte einer spannenden Scheibe, fürwahr! Doch die fand sich leider nicht in unserem Haushalt.Jedoch, die HALLO-Sachen waren nicht allsamt vertreten und an diesen Longtrack fehlt mir jede Erinnerung! Wahrscheinlich hatte meine Schwester nicht die 12te Sinfonie aus der Serie! Ich habe hier noch die 1te und der Rest ist nicht auffindbar! Weg! Ich werde mich auf die Suche begeben.
Der Plattenladen in Leipzig zog mich auch magisch an und Vaddern musste oft den Trabbi satteln um mit mir dorthin zu pilgern! Ich hab dort viele Metalsampler gekauft. Sein Gesicht verriet mir immer, "The Torture never stops"! Ich werde ihm ewig dafür danken!
Deine angesprochenen Schlagerdödel stehen hier fast alle im Keller! Ein wahres Schlagerarchiv!
Ich habe mir vorhin diese noch rausgekramt-herrlich!


Also, danke Dir für diesen Trip in die Vergangenheit und die mit Freude geschriebene Rezension!
Hat wirklich Spaß gemacht!
LG nach Berlin
...
 
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Re: November 2016 - Skaldowie „Krywan Krywan“ Muza / Polskie Nagrani

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Gepostet: 04.11.2016 - 19:59 Uhr  ·  #3
Lieber Radiot,
angefixt von deinem Forensampler fand ich nach einem unglaublichem Konzert in einer Wundertüte nach kurzer Bastelarbeit eben jenes genannte Album zauberhaft vor mir. Das titelgebende Stück mit seinen Klassikzitaten ging mir natürlich sofort ins Ohr, aber auch der Rest des Albums überzeugt mich. Die Sprache ist erst einmal ungewohnt, aber für mich viel zugänglicher als manch ein italienischer Gesang.

Voller Begeisterung habe ich mir noch ein weiteres Schnäppchen der Gruppe geschossen und dabei erfahren müssen, dass bei schlagermässig gebotener Musik die Sprachbarriere keine Rolle spielt, das dargebotene aber gar nicht überzeugen kann.

Aber das beschriebene Album kann ich von Anfang bis Ende durchhören und es macht mir unglaublichen Spaß (dafür nochmals Dank)! Es atmet den Geist der Siebziger und die mag ich!

Ich hoffe mal sehr, dass ich noch einige Perlen jenseits des ehemaligen "eisernen Vorhangs" entdecken werde und freue mich Menschen zu kennen und kennen gelernt zu haben, die mir dabei helfen!
Wenn die gr. DDR d. Welt sich nur einige km weiter gen Westen ausgedehnt hätte, wäre ich wohl involvierter. Gut, dass wir uns hier nun austauschen und bereichern können!
Tolle Rezi trotz/wegen der üblichen Ausschweifungen! Macht Spaß von dir zu lesen!
LG, Ziggy
Triskell
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Re: November 2016 - Skaldowie „Krywan Krywan“ Muza / Polskie Nagrani

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Gepostet: 05.11.2016 - 16:52 Uhr  ·  #4
Danke für die beeindruckende, asuführliche Rezi. Werde auf jeden Fall mal in das Stück reinhören. ://
badMoon
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Re: November 2016 - Skaldowie „Krywan Krywan“ Muza / Polskie Nagrani

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Gepostet: 06.11.2016 - 19:36 Uhr  ·  #5
Eine tolle Wiederentdeckung. Mit einer faszinierenden Geschichte um die Schwierigkeiten herum, unter denen in der gößten DDR der Welt Tonträger zu beschaffen waren.

Du hast mich bereits vor geraumer Zeit mit einer Sicherungsverwahrungsausgabe dieser CD beglückt - seinerzeit war ich auf der Suche nach "geilen Synthieklängen". Dein Tipp war damals ein Volltreffer - und ist es auch heute noch. So bin ich aktuell noch immer auf der Suche nach dem Original. Wie heißt es so schön - die Hoffnung stirbt zum Schluss.

Auch Deine kleinen Ausschweifungen in Randgebiete der aktuellen Vorstellung(en) sind immer wieder interessant zu lesen. Eine Mordsmühe, die Du Dir immer machst.

Danke dafür :happy:
Triskell
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Re: November 2016 - Skaldowie „Krywan Krywan“ Muza / Polskie Nagrani

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Gepostet: 06.11.2016 - 20:03 Uhr  ·  #6
Ich habe sie gerade als CD in den USA "abgeschossen" :whistle:
risou
 
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Re: November 2016 - Skaldowie „Krywan Krywan“ Muza / Polskie Nagrani

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Gepostet: 07.11.2016 - 17:51 Uhr  ·  #7
Sehr schöne und ausführliche Rezi, die du da geschrieben hast. :q:
Und auch die detailreiche Beschreibung des Umfeldes zum Titel sind
spannend zu lesen.
Mir ging es auch wie dir: hallo #12 steht hier nicht...
aber auf dem Sampler
"AMIGA - Die extra langen Versionen" ist Krywan, Krywan mit enthalten.
Auf den drei CDs läßt sich auch noch
die eine oder andere Perle des Ostrocks made in TääTääRää finden.
nixe
 
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Re: November 2016 - Skaldowie „Krywan Krywan“ Muza / Polskie Nagrani

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Gepostet: 07.11.2016 - 18:12 Uhr  ·  #8

Auf dieser übrigens auch!
freaksound
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Re: November 2016 - Skaldowie „Krywan Krywan“ Muza / Polskie Nagrani

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Gepostet: 11.11.2016 - 07:39 Uhr  ·  #9
lieber Radiot,

die tube orgelt schon seit ein paar Minuten im Hintergrund und ich
muß sagen, was ich höre gefällt mir gut.

Mindestens genaus so gut gefallen mir deine "Ausschweifungen"
welche viel mehr als nur das Salz in der Suppe sind.

Dieser fein gewobene Teppich aus Musikbeschreibung, persönlich
Erlebtem und Geschichte ist zu gleichen Teilen erhellend, erbauend
und nicht zu letzt ermahnend - Danke !
badMoon
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Re: November 2016 - Skaldowie „Krywan Krywan“ Muza / Polskie Nagrani

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Gepostet: 11.11.2016 - 07:40 Uhr  ·  #10
Zitat geschrieben von Triskell

Ich habe sie gerade als CD in den USA "abgeschossen" :whistle:


...in Nettetal am Mittwoch eingetrudelt - original verpackt und eingeschweißt mit feinem Booklet. Achso, ...aus Berlin. Numusi heißt die Quelle.
Triskell
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Re: November 2016 - Skaldowie „Krywan Krywan“ Muza / Polskie Nagrani

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Gepostet: 11.11.2016 - 13:12 Uhr  ·  #11
Zitat geschrieben von badMoon

Zitat geschrieben von Triskell

Ich habe sie gerade als CD in den USA "abgeschossen" :whistle:


...in Nettetal am Mittwoch eingetrudelt - original verpackt und eingeschweißt mit feinem Booklet. Achso, ...aus Berlin. Numusi heißt die Quelle.


...auch für 5 Euro? :P
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Re: November 2016 - Skaldowie „Krywan Krywan“ Muza / Polskie Nagrani

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Gepostet: 11.11.2016 - 15:50 Uhr  ·  #12
vierfuffzich incl. Versand

:frech
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Re: November 2016 - Skaldowie „Krywan Krywan“ Muza / Polskie Nagrani

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Gepostet: 11.11.2016 - 15:53 Uhr  ·  #13
Zitat geschrieben von badMoon

vierfuffzich incl. Versand

:frech


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Re: November 2016 - Skaldowie „Krywan Krywan“ Muza / Polskie Nagrani

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Gepostet: 16.11.2016 - 08:37 Uhr  ·  #14
Zitat geschrieben von badMoon

vierfuffzich incl. Versand

:frech


...auch in Zlotys? :P
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Re: November 2016 - Skaldowie „Krywan Krywan“ Muza / Polskie Nagrani

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Gepostet: 16.11.2016 - 17:54 Uhr  ·  #15
Lieber radiot,

die von dir beschriebene Platte der Gruppe "Skaldowie" habe ich mir vor gut 2 - 3 Jahren bei Green-Brain, meinem Namensvetter, besorgt. Ausschlaggebend war seinerzeit mein Interesse an Musik jenseits des "Eisernen Vorhangs" und die Beschreibung dieser Platte auf den BBPS. Wie du dir vorstellen kannst, ist mittlerweile meine Sammlung an sogenannten Ostprodukten gewachsen.

Nun aber zu deinem Beitrag zum Thema "Wiederentdeckt". Es bereitet mir große Freude, wenn Menschen, die lange voneinander getrennt gelebt haben, ähnliche Leidenschaften für bestimmte Musikstilarten verfolgen. In diesem Fall ist es die Gruppe "Skaldowie", die mit ihrem proggepägten Rock oder rockgeprägten Prog eine tolle Platte im Jahre 1972 eingespielt haben. Sicherlich ragt der Longtrack "Krywan Krywan" heraus, aber die anderen Titel nebst Bonustracks müssen sich auch nicht verstecken. Es ist alles sehr kurzweilig und abwechslungsreich. Da du die entsprechenden Beschreibungen bereits vorgenommen hast, will ich hier auch gar nicht mehr im Detail eingehen.

Erstaunlich ist für mich auch, dass es etliche Künstler in Polen gab, die ihre ersten Einspielungen im Bereich der pop- oder auch schlagerartigen Musik vorgenommen haben. Dazu gehören sicherlich auch deine "Skalden", wie die "Roten Gitarren" oder auch ein "Niemen". Sicherlich war das damals dem politischen Systemen geschuldet, die keine Banausenmusik des Westens hören wollten. Ich komme deshalb darauf, weil ich eine deutschstämmige Polin als Kollegin habe, die heute noch von den Popsongs des jungen C. Niemen schwärmt und mir auch vorsingen kann.

Es war wieder einmal erfrischend und aufhellend, mit welcher Mühe du deinen Beitrag facettenreich dargestellt hast. Gerade die umfangreichen Nebenbeschreibungen haben mir dazu ein umfassendes Bild übermittelt.

Obwohl mittlerweile viele Jahrzehnte verstrichen sind, ruft es in mir immer noch ein beklemmendes Gefühl hervor, unter welchen schwierigen Umständen man damals jenseits der Grenze seinem musikalischen Hobby nachgehen musste; im Grunde unfassbar .....


LG Kraut-Brain :e:
sunny
 
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Re: November 2016 - Skaldowie „Krywan Krywan“ Muza / Polskie Nagrani

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Gepostet: 02.02.2017 - 07:55 Uhr  ·  #16
Wow, welch schöne ausführliche Vorstellung hierzu.
Ganz ehrlich, da muss ich mich mehr damit beschäftigen.

Bei Lesen ist mir gleich der Klassiker von Omega eingefallen.
https://www.youtube.com/watch?v=kslpVkaMQS4

Ansonsten bleibt danke zu sagen, wenn ich mehr Zeit habe, habe ich eine Aufgabe mehr. :q:
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