HUUN-HUUR-TU

 
Guestuser
 
Avatar
 
Betreff:

HUUN-HUUR-TU

 · 
Gepostet: 13.07.2006 - 13:24 Uhr  ·  #1
Gestern spielten die Oberton-Künstler aus Tuva in München in der Allerheiligen-Hof-Kirche. Tuva ist ein Land welches an die Mongolei grenzt, auf dem Staatsgebiet von Russland liegt und politisch auch von der russischen Föderation abhängig ist. 300.000 Einwohner zählt das Volk der Tuven.

Diese Kirche in der sie spielten wurde im zweiten Weltkrieg schwer zerstört, bestand nur noch in Restmauern und Fundamenten, sollte schon lange abgerisen werden und wird nun seit ca. zwei Jahren, wiederaufgebaut aus unverputzten roten Ziegeln, als Veranstaltungsraum genutzt. Alleine dieser wunderschöne Ort an welchem Schmerz und Schönheit gleichzeitig zu spüren sind, hat schon eine magische Atmosphäre.

Und dann diese vier unglaublichen Musiker. Alle vier beherrschen die Kunst des Kehlkopfgesangs, bei welchem sie gleichzeitig bis zu vier verschiedene Tonlagen singen können. Da hört man z.B. bei nem Solostück eines Sängers eine dunkel kehlige Stimme singen, und dann kommt eine Art dunkles Jodeln und gleichzeitig glaubst du eine kleine zarte Flötenmelodie zu hören, welche er aber auch mit der Stimme erzeugt. Muß man erleben.

Dazu spielen sie eine lange Flöte, verschiedene Kniegeigen, eine Akustikgitarre, eine Art zweiseitige Gitarre und eine große Trommel sowie verschieden kleine Percussioninstrumente.

Die Musik erzählt von ihrem Nomadenleben als Reitervolk der Steppe, erzählt von Liebe, von den Seen, vom Wind und von langsamen Pferden, mittelschnellen Pferden und schnellen Pferden 😉 , dem wichtigsten wenn man in der Taiga lebt.
Manche Melodien sind so schön, mir schossen die Tränen in die Augen so pur und rein sind diese Klänge, so urtümlich, so menschlich einfach. Und dann gibts z.B. auch ein über 12 Minuten langes Stück "Odugen taiga" in welchem die Taiga vor dir zu leben beginnt. Allerlei Tierstimmen sind während der ruhig dahinfliessenden Musik zu vernehmen, erzeugt ausschließlich wieder mit der Stimme von Kaigal-ool Khovalyg, dem Gründer der Band.

Ein superschönes Konzert. Auf den beiden Live-CDs (die ich schon lange habe) sind viele der Stücke drauf, die sie gestern gespielt hatten. Aber die Studio CDs werden bei mir bald folgen.

Folgende CDs gibts:

- 60 horses in my herd
- The orphan's lament
- If I'd been born an eagle
- Where young grass grows
- Best Live
- More Live

Dann gibts noch "Spirits from Tuva" bei welchem DJs die Musik von Ihnen nahmen und mit elektronischen Beats und Atmosphären ergänzten. Hab ich noch nicht, aber reizt mich sehr.
Und eine Kollaboration mit den "Bulgarian Voices Angelite" gibts auch noch, "Fly fly my sadness" betitelt und ebenso eine unglaublich faszinierende Angelegenheit, ein weiteres Zeugnis was menschliche Stimmen alles zu leisten vermögen.

Wer neugierig auf ungewöhnliche World-Music ist, Huun-Huur-Tu ist ein dicker dicker Tip

Jerry




firebyrd
Labelboss
Avatar
Geschlecht: keine Angabe
Herkunft: Hausgeburt (Ausgeburt?)
Beiträge: 37170
Dabei seit: 05 / 2006
Betreff:

Re: HUUN-HUUR-TU

 · 
Gepostet: 03.08.2006 - 08:43 Uhr  ·  #2
Auf ARTE sah ich jüngst eine Doku, "Das Lied von der Steppe" oder ähnlich.
Dort waren auch sehr interessante Musiker zu sehen und zu hören, u.a. eine Sängerin, die mit dem britischen Saxophonisten Trevor Watts ein Duo vortrug. Diese Richtung(Huun-Huur-Tu ist mir auch bereits länger bekannt) birgt doch wieder neue Entdeckungen. Mal sehen, wann Manfred Eicher von ECM darauf stößt....

Die Gruppe am Anfang der Sendung interessierte mich sehr. Es soll sich wohl um das "Moonstone Ensemble" handeln. Hervorragend. Doch leider habe ich CD-mäßig gar nichts auftreiben können... 😢

Die tolle Sängerin ist übrigens Skar Chimidseye.


Sehr hochinteressante Musik zum Entdecken... :D

Wolfgang
Gewählte Zitate für Mehrfachzitierung:   0

Registrierte in diesem Topic

Aktuell kein registrierter in diesem Bereich

Die Statistik zeigt, wer in den letzten 5 Minuten online war. Erneuerung alle 90 Sekunden.