Terje Rypdal - Whenever I seem to be far away

 
firebyrd
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Terje Rypdal - Whenever I seem to be far away

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Gepostet: 22.08.2006 - 12:53 Uhr  ·  #1
Terje Rypdal - Whenever I seem to be far away

1974 aufgenommen, ist dieses ein sehr vielseitiges Album Rypdal's, das viele Elemente verarbeitet und beinhaltet.

Feinster Jazz-Rock edelsten Zuschnitts, Musik im Stil von Sibelius und Grieg, mit nur 3 Stücken.
Eine sehr ungewöhnliche Musik, die "zwischen den Stühlen" steht. Nicht typischer Jazz-Rock, nicht durchgehend typisch ECM, das ist eben RYPDAL, mit all' seiner Vielseitigkeit und Unberechenbarkeit.

Die Stücke im einzelnen:


"Silver bird is heading for the sun" (13:57)

Da wabert das Mellotron, Erinnerungen an Pink Floyd gesellen sich dazu, das "french horn" tritt hinzu, bis sich ein locker jazz-rockender Rhythmus in üblicher 70er Jahre Jazz-Rock-Tradition dazu gesellt.
Aber das ganze kommt wesentlich differenzierter, es passiert viel viel mehr als das, was man üblicherweise kannte. Immer wieder schafft Pete Knudsen mit seinem Mellotron unheimliche Stimmungen, die der in das Gesamtbild eines sich stetig entwickelnden Themas einstreut. Der fantastische Jon Christensen spielt hier sein ganzes Können am Schlagzeug aus, nimmt zurück, prescht vor, streut kurze Improvisationen ein, gibt Rückgrat, setzt federnde rhythmische Akzente, Keyboardsprenkel und darüber eine zerrende Gitarre mit rockbetonten Elementen, ein sich stetig steigerndes Stück, ein Zug, auf den man aufspringt, der einen durchschüttelt auf der Fahrt, der gefangen nimmt im Bad von Gefühlen. Das Stück fesselt in der Tat, und immer wieder brummelt der 6 saitige Bass von Sveinung Hovensjo im Hintergrund, Odd Ulleberg hat seinen kurzen Solopart auf dem french horn, ein wichtiger Akzent in dieser musikalischen Landschaft, die so sehr vielseitig daherkommt, daß man immer wieder neues entdeckt. Und immer wieder scheint sich das Stück zu verändern, bis das Thema wieder aufgenommen wird und sich ein harmonischer Schluß offenbart mit einem "ausatmendem" Ausklang.........

"The hunt" (5:17)

Das kurze Stück der Platte, das hat etwas von der bizarren Welt einer Carla Bley á la "Escalator over the hill" und würde dort sicher gut integrierbar sein, ein bißchen "Zirkusatmosphäre", wie Rypdal sie später auch immer wieder verarbeitet hat. Nach dem vom french horn getragenen Auftakt setzt das Mellotron schon wieder sphärische Momente und über "schabender" Perkussion entwickelt Rypdal ein Solo, alle bringen das Stück so mit verschiedenen Beiträgen wieder "nach Hause". Das Stück wirkt hier im Gesamtkonzept eher wie ein Fragment, wie ein Vorspiel zu einem längeren Stück und hätte insofern besser an den Anfang der Platte , quasi als Einleitung, gepaßt. Stark prägend ist hier das Mellotron.

"Whenever I seem to be far away" (17:39) Image for electric guitar, strings, oboe and clarinet

Vorhang auf!
Hier entsteht eine "Theaterlandschaft" höchster Güte. Hier scheint der "Schwan von Tuonela" von Sibelius den nebligen Fluß entlang zu gleiten, hier tauchen Fragmente von Grieg auf, hier ist klassische Musik das Thema. Eingespielt von Mitgliedern des Südfunk Symphonie-Orchesters unter der Regie von Mladen Gutesha entsteht hier eine extrem stimmungsvolle Musik, die ganz langsam und tragend dahingleitet, ohne jede Aufregung. Aus dem Orchestergraben erheben sich als Solisten Christian Hedrich an der "solo viola", Helmut Geiger(!) an der Solovioline. Darüber hinaus eben die im Untertitel angekündigten Instrumente Oboe und Klarinette. Ansonsten natürlich als Solist Rypdal an der E-Gitarre, der sich plötzlich, wenn niemand damit rechnet, aus der Tiefe der warmen Streicherklänge klirrend kalt erhebt. Gruselig schön ist das!!!!
Er bringt das Stück dann auf einen kurzen dramatischen Höhepunkt, bis er ganz allein in eine kalte Winterlandschaft abzugleiten scheint, nur eine einsame Geige gesellt sich dazu, bis alle wieder einsetzen.
Das ist musikalische Bildsprache über eine Landschaft, in der man sich herrlich verlieren kann. Kurzum : eine gelungene Synthese ernster Musik mit üblicher Orchestrierung mit elektrischer Gitarre. Ein Meisterwerk, ein Meilenstein!



Wolfdal again... :roll:
Mr. Upduff
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Re: Terje Rypdal - Whenever I seem to be far away

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Gepostet: 22.02.2007 - 14:49 Uhr  ·  #2
Ich habe unter

viewtopic.php?t=3324

etwas zu dieser m.M.n. einer der besten ECM-Platten etwas geschreiben. Ein Meisterwerk!!!
Mr. Upduff
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Re: Terje Rypdal - Whenever I seem to be far away

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Gepostet: 27.04.2009 - 13:10 Uhr  ·  #3
firebyrd
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Re: Terje Rypdal - Whenever I seem to be far away

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Gepostet: 27.04.2009 - 13:17 Uhr  ·  #4
Zitat geschrieben von Mr. Upduff
Und da diese Platte einfach umwerfend gut ist möchte ich das gesamte Album hier mal zum Anhören einstellen:

http://www.lastfm.de/music/Ter…?autostart


Danke, dass Du das gute Stück wieder nach "oben" geholt hast.

Mögen sich noch viele weitere Musikliebhaber daran ergötzen und erquicken.... :8)
Mr. Upduff
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Re: Terje Rypdal - Whenever I seem to be far away

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Gepostet: 27.04.2009 - 13:23 Uhr  ·  #5
Zitat geschrieben von firebyrd

Danke, dass Du das gute Stück wieder nach "oben" geholt hast.

...aus gegebenen Anlaß...so zu schreiben als Versuchsballon oder "quod erat demonstrandum"...
Trurl
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Re: Terje Rypdal - Whenever I seem to be far away

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Gepostet: 27.04.2009 - 13:49 Uhr  ·  #6
Zitat geschrieben von firebyrd

Mögen sich noch viele weitere Musikliebhaber daran ergötzen und erquicken.... :8)


mach ich gerade - von meiner Tour beim Secondhandladen mitgebracht.
Bin beim ersten Stück, gefällt mir bisher sehr gut

trurl
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Re: Terje Rypdal - Whenever I seem to be far away

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Gepostet: 27.04.2009 - 17:13 Uhr  ·  #7
na mal kucken ob ich diesmal mit LastFM zurechtkomme
hmc
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Re: Terje Rypdal - Whenever I seem to be far away

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Gepostet: 27.04.2009 - 18:57 Uhr  ·  #8
Ich habe nur die "LUX AETERNA".
firebyrd
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Re: Terje Rypdal - Whenever I seem to be far away

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Gepostet: 27.04.2009 - 19:31 Uhr  ·  #9
Zitat geschrieben von hmc
Ich habe nur die "LUX AETERNA".


die ist ganz anders, lieber Horst....(aber auch sehr guuuuuut, wie ich meine..)
Mr. Upduff
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Re: Terje Rypdal - Whenever I seem to be far away

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Gepostet: 12.05.2018 - 17:52 Uhr  ·  #10
...war hier schon viel zu lange viel zu weit weg...
radiot
 
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Re: Terje Rypdal - Whenever I seem to be far away

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Gepostet: 12.05.2018 - 21:05 Uhr  ·  #11
Und was soll ich hier schreiben? Die CD habe ich gar nicht, sie ist bei ECM auch nicht mehr im Programm. Im Fluss wird sie für über 100€ angeboten, vielen Dank auch! Ne Dublette wäre nicht schlecht.
Und was Rypdal überhaupt betrifft - mache Scheiben von ihm habe ich gar nicht, alles auf die lange Bank geschoben, zu teuer, nie gekauft und jetzt? Vieles gibt es nicht mehr von ihm bei ECM und im Netz nur zu völlig überteuerten Preisen. Nicht mal seine erste Scheibe unter eigenem Namen habe ich! Hätte ich aber gerne. Unverständlich, dass man es bei ECM so schleifen lässt. :'-(

radiot grüßt! 8)
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Re: Terje Rypdal - Whenever I seem to be far away

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Gepostet: 13.05.2018 - 10:55 Uhr  ·  #12
Welch eine Freude, der Rezi von firebyrd zu folgen. Die drei Musikstücke dieser Platte versprühen ihren eigenen Charme. Ist es nicht schön, sich von der Musik nur treiben zu lassen.
radiot
 
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Re: Terje Rypdal - Whenever I seem to be far away

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Gepostet: 13.05.2018 - 18:28 Uhr  ·  #13
Und was kann ich jetzt noch dazu schreiben? Heute habe ich die Platte bestellt bei recordsale.de! Ich hoffe doch, dass die Qualität ok ist. Bis dato war ich mit den Lieferungen von recordsale.de aber immer zufrieden.

radiot grüßt! 8)
radiot
 
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Re: Terje Rypdal - Whenever I seem to be far away

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Gepostet: 19.05.2018 - 18:18 Uhr  ·  #14
Die Platte ist eingetroffen und wird von mir gut bewertet. Nach dem Waschen läuft sie auch so ziemlich knisterfrei.
Track Nr. 1 ist eindeutig ein Vorgriff auf die DLP "Odyssee", teilweise sind die gleichen Wendungen und Klänge zu hören. Und "Silver Bird Is Heading For The Sun" ist ein herrlich rockendes Stück, gar keine Frage. Der Titeltrack ist schwere Kost, nicht leicht verdaulich, aber eben Terje Rypdal. Die beiden Tracks der Seite 1 verhalten sich zu Seite 2 wie Tag und Nacht. Wer ohne Kenntnis der Interpreten die Platte hört, könnte gut glauben, dass A- und B-Seite von völlig verschiedenen Musikern eingespielt sind. Gut, am Gitarrenklang kann man auf Seite 2 den Gitarristen ausmachen und erkennen, dass der wohl auch auf Seite 1 zugange ist.
An der B-Seite ist noch bemerkenswert, dass hier fast dieselbe Klassikabteilung aufspielt, also Members of Südfunk Symphony Orchestra, conducted by Mladen Gutesha, wie auf dieser Platte hier:



Ok, hier ist es die "String Section" des Südfunk Symphony Orchestra, aber die (Solo) Violine wird auf beiden Platten von Helmut Geiger (sic!) gespielt.

Sehr interessant und hochwohllöblich, dass solche Musik damals überhaupt veröffentlicht wurde, zumal sie mit den beiden völlig unterschiedlichen Plattenseiten doch recht ungewöhnlich ist.

radiot grüßt!
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