IONA - zwischen Folk und Progressive

 
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IONA - zwischen Folk und Progressive

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Gepostet: 13.09.2006 - 15:46 Uhr  ·  #1
Benannt nach der Insel IONA an der Westküste Schottlands, gründeten David Fitzgerald und Dave Bainbridge 1988 diese Band. Vom ersten Album „Iona“ an gabs ne Mischung aus keltisch-ambienten Klängen, eingängigen „poppigen“ Melodien und vor allem in der Percussion und der Gitarre den Schuß Progressive-Rock.

Aushängeschild der Band ist allerdings Sängerin Joanne Hogg. Sie erinnert mich immer wieder an eine Enya die auch kräftig singen kann. Stimmlich ihr ähnlich, kann Frau Hogg doch nicht nur atmosphärisch hauchen sondern richtig wunderschön mit klarer Stimme singen.
Auch das mit Dave Bainbridge ein fester Uillean-Pipe und Flöten Spieler in der Band ist tut gut. Das sorgt dafür, dass der keltische Touch immer dabei ist, auch wenns rockig wird.

Die ersten drei, damals lang vergriffenen Alben gibt es seit 2002 in einer schönen Longbox. Dabei wurde Album 1 von Bainbridge remixed, weil die Band mit dem Klang nie so recht zufrieden war und einige Stücke davon auch neu eingespielt in meist längeren Versionen. Als Bonbon steckt am vierten Platz der Box ein anderweitig überhaupt nicht erhältliches Album. „Dunes“ enthält den Soundtrack für die BBC Doku „Snowdonia – Realm of the ravens“ den die Band 1993 einspielte aber nie veröffentlichte. Dazu gibt’s noch ein paar andere unveröffentlichte und neue Stücke und auch ein reines „Jigs“ Stück.

Kennengelernt hab ich die Band mit Album Nr.4 „Journey into the Morn“. Hier ist zum erstenmal auch der „Prog“ Anteil deutlich klarer als auf den vorherigen Alben. Die haben den zwar auch alle, aber etwas versteckter, nichtsdestotrotz genauso schön. Die Hymnen von Iona die Joanne Hogg so schön vorträgt und die dann immer wieder mal ausbrechen in vertracktere, symphonisch-rockige Teile haben es mir von Anfang an angetan.
Und dann hatte ich Glück, dass sie ihr erstes Livealbum veröffentlichten, das hat mich dann vollends für die Band gewonnen.

1999 kam dann gleich noch ein zweites Live-Album zusammen mit nem Orchester raus. Auf dem betonen sie natürlich noch mehr den Symphonik-Gehalt ihrer Stücke, noch mehr die feierliche hymnische Seite.

Nach ihrem bisher letzten, mehr folkigen Werk „Open sky“ von 2000, gabs dann erstmal den großen Umbruch. Joanne Hogg war schwanger, bekam ihr Kind und nahm sich ne Auszeit. Diese Zeit nutzte Dave Bainbridge um ein eigenes Label zu gründen (Open Sky) und die oben angesprochene Box zu bearbeiten und auf den Markt zu bringen.

Sechs Jahre sind um, Hogg ist wieder dabei und nun kommt im Oktober ihr neues Album „The circling hour“ raus.

Ich kann die Band jedem empfehlen, der die erhabene, mystische Stimmung keltischer Musik mag, der dezenten Prog-Rock mag, der gerne symphonisch-episch dargebotenen Rock mag, der ein Herz für große Stimmungen und Melodien hat. Einfach wunderschöne Musik, in keiner Weise extrem und in keiner Weise flach.

Finger weg für alle die Tasteninstrumente nicht sehr schätzen denn die spielen eine Hauptrolle hier, sind nicht wegzudenken aus den Stimmungsbildern der Schotten.

Finger weg auch alle die unter Folk lustige Rauf-und-Sauf Lieder zum Schenkelklopfen verstehen. Iona interessieren sich für die mystische magische Seite der keltischen Musik, für erhabene getragene Stimmungen. Dieser Teil ihrer Musik überwiegt auch immer den Rockanteil.

Nachtrag: Die von Firebyrd erwähnte christliche Ausrichtung der Band und der Texte wußte ich gar nicht bis letztes Jahr. Wenn man also nicht ein absoluter Textfreak ist und christliche Texte dann nicht mag, fällts überhaupt nicht ins Gewicht.


Band
auf ihrer DVD von 2004:
Dave Bainbridge: Electric- & Acoustic Guitars, Piano, Keyboards, Autoharp
Joanne Hogg: Vocals, Piano, Keyboards
Troy Donockley: Uillean Pipes, Whistles, Acoustic & Electric Guitars, Bouzouki, Mandola, Harmonium
Phil Barker: Bass
Frank van Essen: Drums, Percussion, Acoustic & Electric Violins

Alben:

- Iona (1990)
- The Book of Kells (1992)
- Beyond these shores (1993)
- Journey into the Morn (1995)
- Heaven’s bright sun – Live (2 CD 1997)
- Woven Cord – Live mit Orchester (1999)
- Open sky (2000)
- DVD “Live in London ” mit einem Auftritt von 2004 (2006)

Die ersten drei Alben 2002 in der Box “The River Flows” zusammen mit dem Album „Dunes“ neu veröffentlicht

Jerry
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Re: IONA - zwischen Folk und Progressive

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Gepostet: 14.09.2006 - 21:45 Uhr  ·  #2
Ich kenne IONA noch aus Anfang der 1990er Jahre....damals war ich so ein wenig auf dem New Age-Trip und die Band gefiel mir zu der Zeit sehr. Allerdings hab ich sie etwa nach 2 oder 3 Jahren später vollkommen aus den Augen und den Ohren verloren.
Müsste mich vielleicht wieder um die neueren Werke kümmern....ich hab sehr lange nichts mehr von IONA gehört.
firebyrd
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Re: IONA - zwischen Folk und Progressive

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Gepostet: 15.09.2006 - 09:01 Uhr  ·  #3
Die CDs 2-4 stehen bei mir .

Danach habe ich die Entwicklung nicht mehr weiter verfolgt, weil mich die Liveaufnahmen nicht so interessierten.

Wegen der Neuveröffentlichung will ich hier doch noch einmal wieder "nachhaken".....

Ansonsten gefallen mir die alten Platten ausnahmslos gut.

Wolfgang :D
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Re: IONA - zwischen Folk und Progressive

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Gepostet: 15.09.2006 - 09:32 Uhr  ·  #4
@Wolfiona: Da leg ich dir aber wirklich die "Heavens bright sun" nochmal ans Herz. Bei dieser Liveaufnahme kommt nämlich zu dem schönen, zarten, erhabenen das ihre Musik ausstrahlt immer wieder noch ein kräftiger Rockaspekt hinzu und das steht ihrer Musik außerordentlich gut. Nicht dass sie da Hardrock auf einmal spielen, aber es hat einfach Saft und Kraft noch dazu.

Jerry
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Re: IONA - zwischen Folk und Progressive

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Gepostet: 11.10.2006 - 19:19 Uhr  ·  #5
Manche Sache fallen auf fruchtbaren Boden... 😉
Ich dachte, ich fange wieder mit IONA an und es flatterte "Journey Into The Morn" ins Haus.

Ich höre gerade mit von Song zu Song wachsender Begeisterung dieses Album, das wohl relativ dich an der Nahtstelle meines irgendwann 1992 oder 1993 aufgekommenen Desinteresses an IONA liegt.

Was Clannad, Capercaillie und Co. (so sehr ich sie schätze) nie wirklich gewagt hatten, bei IONA gelingt es in fast schon perfekter Symbiose.
Wundervolle und sehr elegische Melodien, arrangiert als ein schier überbordendes Kaleidoskop an gefühlvollem Celtic Pop. Die immer wieder punktgenau eingestreuten Instrumenalparts -längst nicht nur mit Synthies und Electronic- hören sich gnadenlos gut an.

Das berühmte Tüpfelchen auf dem "i" ist dann diese Stimme von Joanne Hogg. Hervorragend in Ausdruck und Gefühl, akzentuiert und voll tönend....was will man mehr ?

Natürlich gebe ich jederzeit zu, daß man für diese Art von Musik eine Ader braucht. Musikhörer, die kaum etwas anderes gelten lassen, als die berühmten Ecken und Kanten, die das schräge oder exzentrische Element in im Grunde jeder Art von Musik suchen, werden höchstwahrscheinlich die Nasen rümpfen.

Sollen sie, können sie, dürfen sie....aber sie verpassen auch ein warmes und wohltönendes akustisches Bad, welches den geneigten Hörer nach mehr als 70 Minuten entspannt-wohlig sich im Sessel räkelnd die Augen wieder öffnen lässt.
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Re: IONA - zwischen Folk und Progressive

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Gepostet: 11.10.2006 - 23:36 Uhr  ·  #6
Na wunderbar, da hab ich dich wieder inspiriert. So ein Feedback freut mich natürlich immer.

Die Tage stelle ich dann ihr neues Album vor. Schon einmal gehört und für sehr sehr gut befunden.

Jerry
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Re: IONA - zwischen Folk und Progressive

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Gepostet: 12.10.2006 - 08:22 Uhr  ·  #7
Ich peile gerade "Woven Cord" an. :8)
Live mit Orchester müsste toll klingen.
ForbiddenPlanet
 
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Re: IONA - zwischen Folk und Progressive

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Gepostet: 23.03.2011 - 14:58 Uhr  ·  #8
Sehr schön und hoch damit aus aktuellem Anlass...

Kurze Anmerkung: die angeblich christliche Ausrichtung der Band ist ein Gerücht und offenbar dadurch entstanden, dass sie Geschichten und Legenden aufgreifen, in denen das Aufeinandertreffen keltischer Mythologie mit dem Christentum eine wichtige Rolle spielt. Es gibt da keinerlei persönliche Missionsgedanken, was sie in Interviews auch immer wieder betont haben. Und mit dem für den Gesamtsound sehr wichtigen Troy Donockley spielt auch ein Atheist in den eigenen Reihen.
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Re: IONA - zwischen Folk und Progressive

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Gepostet: 23.03.2011 - 17:20 Uhr  ·  #9
In der Tat eine sehr interessante Band. Habe mir vor einiger Zeit mal das 92er Werk "The book of kells" zugelegt. Wirklich gut gemachte Mischung aus beiden Welten.



Wie schrieb ein amazon-Rezensent: "weibliches Pendant zu Dream Theater" Will ich nicht hundertprouzentig unterschreiben, hat aber was.
ForbiddenPlanet
 
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Re: IONA - zwischen Folk und Progressive

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Gepostet: 23.03.2011 - 20:14 Uhr  ·  #10
Jep, das würde ich auch nur mit falschem Namen unterschreiben :-)
firebyrd
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Re: IONA - zwischen Folk und Progressive

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Gepostet: 24.03.2011 - 08:33 Uhr  ·  #11
ForbiddenPlanet
 
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Re: IONA - zwischen Folk und Progressive

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Gepostet: 24.03.2011 - 08:41 Uhr  ·  #12
Haha, ja, musste gestern abend noch einmal dran denken...da habe ich das letzte Live-Album mal eine Runde drehen lassen..und wenn es einen Gegenentwurf zu Iona gibt, dann wohl Dream Theater :-)
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