Oysterband - The Oxford Girl And Other Stories

 
firebyrd
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Oysterband - The Oxford Girl And Other Stories

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Gepostet: 22.05.2010 - 19:47 Uhr  ·  #1
Oysterband - The Oxford Girl And Other Stories

Die Oysterband ist eine der 'dienstältesten' Bands aus Großbritannien, was die Sparte Celtic Rock betrifft.

Die Ursprünge gehen weit zurück in die Jahre 1973 und 1975 (Whitstable Oyster Co. Ceillidh Band, Fiddler's Dram).
1981 entstand dann die Oyster Band.

Drei der Gründungsmitglieder sind heute noch anwesend, wenn mit dieser aktuellen Veröffentlichung der Strom wieder abgedreht wird, wie einst auf der Livescheibe "Alive And Acoustic" (1998) oder auf der "Northern Light". Zunächst als Oyster Band und dann später, ab ca. Anfang der Neunziger Jahre als Oysterband, müssen nahezu 20 Tonträger erschienen sein.

Und nun das 30. Bandjubiläum.

Auf der Rückseite des DigiPaks findet man den Hinweis: »All-new acoustic recordings to celebrate Oysterband's 30th anniversary. 14 classic songs from all periods of their history, re-imagined and re-arranged for now.«

So, dass muss ich schon einmal nicht mehr erklären!

Im Booklet gibt es zu jedem Titel Erläuterungen. So erfahren wir etwas über das Leben mit einem autistischen Kind ("Little Brother") oder bekommen etwas über die Entstehungsgeschichten einiger Songs und damit verbundener Stimmungen zu lesen, sehr interessant und dienlich zum Verständnis des Gehörten.

Ob es daran liegt, das Ray 'Chopper' Cooper in Skandinavien lebt? Denn es fällt auf, dass gleich der erste Titel instrumental mit dem finnischen Nationalinstrument (Kantele) 'bestückt' ist, welches von Alan Prosser gespielt wird. Aber auch das afrikanische Daumenpiano, die 'Mbira', fand Einzug, und so wird "The Early Days Of A Better Nation" allein dadurch bereits zu einer weltumspannenden Nummer.

Die kanadische 'Konkurrenz', Great Big Sea, hatte auf dem persönlichen Erfolgsplan das Ziel einer Hitsingle.
Mit genau dem Titel "When I'm Up I Can't Get Down" der Oysters gelang es ihnen schließlich, und so lobt man in den Liner Notes zu diesem Song auch den guten Geschmack der Kanadier.

Spätestens bei dieser Nummer vermisst man überhaupt nicht die frühere, eher von elektrischen Gitarren geprägte Stimmung der Musik, denn hierin steckt so viel Energie, dass man das mit 'einfachen' Mitteln bestens vermitteln kann und den Druck, die Spielfreude und viel Energie spürt! Aber natürlich dürfen auch zarte Töne nicht fehlen, und die kommen dann in diesem Ambiente noch einen Tick zarter und romantischer, ich spreche von "By Northern Light".

Akustische Gitarre und Violinen bestimmen die Atmosphäre dieser wunderschönen Harmonie. "Blood-Red Roses", das ist einer jener Titel, die man noch mit dem Ausdruck kräftiger E-Gitarren kennt, hier mit mehrstimmigem Chorus vorgetragen, verliert auch nicht an Intensität.
Da scheint eine Art Patriotismus mitzuschwingen, sehr bewegend wirkt es jedenfalls.

Einem Psalm gleich erscheint uns "The Soul's Electric", bis sich dem mehrstimmigen Gesang die Geige und 'Handclaps' dazu gesellen, ein ungewöhnliches Stück.

Folk-Charakter mit einer 'fingergepickten' Gitarre auf "The Oxford Girl". Mich erinnert das an frühe Stücke von Ralph McTell. Ich lese, dass es einer der ersten Songs war, die von Jones/Telfer geschrieben wurden und einer jener, nach denen immer wieder gern gefragt wird.

Reine, mehrstimmige Vokalkunst präsentiert uns "What Wondrous Love Is This?", entnommen aus einem berühmten Liederbuch, "The Sacred Harp", in den USA seit 1844 in Umlauf.
Insgesamt sehr abwechslungsreich und oft mit interessanten Elementen gespickt (erneut die Mbira auf "Angels Of The River") bietet uns die Band keinen Anlass zur Langeweile, man spürt einerseits einen Hang zur Perfektion, andererseits aber auch jene unverbrauchte Frische, die vor allem in den Anfangszeiten oft ruppig und puritanisch vorgetragen wurde.

Das ist Musik mit 'Herz und Leidenschaft', wobei man sich wundert, dass der Band noch nicht ein größerer internationaler Erfolg zuteil wurde. Aber 'leider' ist das alles noch viel zu weit weg vom Mainstream, dem sich die Musiker hoffentlich nie zuwenden mögen.

"After Rain", gleich die nächste Überraschung: Da vereinen sich Elemente aus klassischer Musik und skandinavischer Folklore (jedenfalls klingt es so), wenn gleich zu Beginn ein tolles Geigenarrangement faszinieren kann. Außergewöhnlich geht es auch weiter, das aus meiner Sicht interessanteste und für mich schönste Stück der Platte! Nebenbei erwähnt, hätte es gar Hitpotential! So etwas möchte ich in den Charts sehen!

"The Lakes Of Cool Flynn" ist ein Song, der für mich das meiste Flair an historischer Folkmusik einbringt, es ist auch ein von der Band arrangiertes Traditional. Interessant die Aussage zum letzten Titel, hier komplett aufgeführt:

»In the last couple of years our performances of this favourite closing number have become simpler and simpler and more and more acoustic. We thought it was time so commit it to record, before it vanished altogether into thin air.«

"Put Out The Lights" ist ein würdiger Abschluss, wird vom Cello und mit der Violine 'geführt' und von akustischer Gitarre getragen und atmet erneut ganz stark die Atmosphäre eines Ralph McTell, der mit diesem Song durch die "Streets Of London" schlendert. Ein Titel für's 'Warm-ums-Herz-Werden'!

Danke, liebe Oysterband für diese wahrhaft reife Leistung nach 30 Jahren und diese wunderschöne Musik! Danke!

Die Musiker:


John Jones (vocals)
Alan Prosser (acoustic guitars, banjo, bass, accordion, violin, kantele, vocal)
Chopper (cello, electric double bass, keyboards, harmonica, mbira, mandolin, bouzouki, vocal)
Ian Telfer (violin, concertina)
Dil Davies (drums, percussion)
Lee Parties (percussion, vocal)
Al Scott (acoustic guitar, bass, accordion, bouzouki)

Die Titel:

01:The Early Days Of A Better Nation (Telfer/Jones) 4:08
02:When I'm Up I Can't Get Down (Telfer/Prosser/Jones) 3:39
03:By Northern Light (Telfer/Jones/Prosser/Chopper) 4:23
04:Blood-Red Roses (Prosser/Telfer) 2:36
05:The Soul's Electric (Chopper/Jones/Partis/Prosser/Telfer) 2:47
06:The Oxford Girl (Jones/Telfer) 3:30
07:Little Brother (Jones/Prosser/Telfer) 3:30
08:What Wondrous Love Is This? (arr. The Sacred Harp) 2:08
09:Angels Of The River (Jones/Telfer) 4:29
10:After Rain (Jones/Prosser/Telfer, strings introduction Alan Prosser) 4:08
11:Shouting About Jerusalem (Chopper/Jones/Partis/Prosser/Telfer) 3:12
12:The Lakes Of Cool Flynn (trad., arr.Jones/Prosser/Chopper) 3:36
13:The False Knight On The Road (trad., arr. Jones/Prosser/Chopper) 3:58
14:Put Out The Lights (Telfer/Prosser) 5:06

website:

http://www.oysterband.co.uk/

Wolfgang
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Re: Oysterband - The Oxford Girl And Other Stories

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Gepostet: 22.05.2010 - 20:38 Uhr  ·  #2
Eine klasse Band, von der auch zwei Scheiben in meinem Regal stehen. Dieses jedoch nicht. Mir scheint, ich sollte einmal hineinlauschen...

Und wie immer, Namensvetter, eine klasse Rezi. Danke für die Mühe.
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