Andreas Arlt - All-Time Favorites

 
firebyrd
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Andreas Arlt - All-Time Favorites

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Gepostet: 06.10.2011 - 08:09 Uhr  ·  #1
Andreas Arlt - All-Time Favorites


Arlt ist Mitbegründer der Hildesheimer Band B.B. And The Blues Shacks, die ich übrigens für die beste Bluesband der Republik halte.
Die Blues Shacks spielen den Blues, wie ich ihn mag. Dieser Blues swingt, ob vorantreibend oder staubtrocken, das wirkt nie hölzern oder brachial - aber Eleganz wird versprüht. Nicht unmaßgeblichen Anteil daran hat der Gitarrist der Band, also Andreas Arlt.

Ja, das ist Blues, wie ich ihn liebe! Kein Dampfhammer-Blues Rock, sondern orientiert an dem, was in die Entstehungsgeschichte dieser Musik hineinreicht.
Hinein in eine Zeit, als der Blues noch swingte, zurück zu großartigen Musikern wie T-Bone Walker, dem gleich im ersten Titel offensichtlich Referenz erwiesen wird, zu B.B. King und all den Größen des Rhythm'n'Blues jener Tage, wie Bobby 'Blue' Bland, Roscoe Shelton und anderen.
Diesen und weiteren Musikern hat Arlt diese Platte mit persönlichen Favoriten gewidmet und damit sehr guten Geschmack bewiesen. Ganz hoch rechne ich ihm dabei an, dass er nicht auf immer wieder benutzte 'Zugpferde' des Genres zurückgreift, sondern sich einmal die Mühe gemacht hat, eher unbekannte Titel auszuwählen und auf seine persönliche Art zu interpretieren, dabei den 'Geist' der alten Songs zu bewahren.

Losgelöst von der Bandarbeit mit den Blues Shacks - denn niemand von ihnen spielt mit - sollte man eigentlich von einer Gitarrenplatte ausgehen. Doch Arlt legt keinen Egotrip vor, nein, er setzt seine Gitarre so ein, wie es den Titeln entspricht und vermag mit professionellem Anstrich auf das Wesentliche konzentriert sein Instrument so zum Sprechen zu bringen, dass es trotzdem viel zu sagen hat.

Auf dem Instrumental "High-Low" lässt er sogar erst einmal allen anderen Solisten den Vortritt, bevor er zu einem knappen und treffenden Solo anhebt, das in seiner Kürze mehr Aussage bietet, als so manche Gitarrenschlacht. Das ist für mich die wahre Meisterschaft!
Neben klaren Hinwendungen zu erklärten Vorbildern, man höre die 'Verbeugung' vor B.B. King auf "I Wonder Why", lässt er selbstverständlich auch die eigene Stimme erklingen.

Die österreichisch/schweizerische Band begleitet hervorragend, sie shuffeln, bringen Boogie und swingen wie die Profis, absolut locker und abgeklärt, ohne Anstrengung, dieser Blues ist so verdammt cool, diese Musik sollte ganz vorn stehen in der Gunst von Hörern des 'weißen Blues'. Doch da haben sich längst andere 'Götter' auf den Olymp heben lassen. Denn wer am lautesten schreit, muss nicht immer der Beste sein, die wahre Kunst liegt wie so oft im Verborgenen.

Arlt hat mit dieser Platte seine Sichtweise des Blues offensichtlich treffend dargestellt und neben seiner Bandarbeit ein klares Bekenntnis zu seinen Favoriten abgegeben.
Dafür muss ich ein großes, subjektives Lob aussprechen und gleichzeitig behaupte ich, objektiv gesehen, dass das auch auf diese Weise gerechtfertigt ist.
Wo ich gerade beim Lob bin, ihn und die Band erwähnt habe, verbleibt mir, das auch noch an den Sänger, Frank 'Pepe' Peters aus Hannover, weiterzureichen. Er bringt sich harmonisch und einfühlsam bei jedem Titel ein und alle zusammen stehen den Bluesern aus den USA, seien es Roomful Of Blues, Anson Funderburgh oder all den anderen, in nichts nach.

Für mich eindeutig bisher eine der besten 'weißen' Bluesplatten des Jahres! Ohne über alle Maßen verstärkte Gitarrenfrickelei, mit sehr viel Feeling, gerade auch bei den langsamen Titeln, ich nenne hier exemplarisch das hervorragende "I Was Wrong! Played With Love". Ich schätze es, wenn Gitarristen gerade bei langsamen Titeln ihr Können unter Beweis stellen, meine Referenz im 'weißen' Blues ist noch immer Ronnie Earl, und auch hier glänzt Andreas mit seinem subtilen und hochsensiblen Spiel, das einen klaren Gänsehautfaktor versprüht. Nebenbei stellt er auch noch seinen Einfallsreichtum zur Schau, hört euch dieses Solo auch einmal bewusst an! Insgesamt ein gelungener Mix zwischen rockigen und swingenden Elementen, immer wieder mit Zutaten des R'n'B gemischt.

Andreas erklärt übrigens in dem vorzüglich ausgestatteten Booklet einiges zu den ausgewählten Titeln und gibt auch an, welche Gitarre er dazu spielt.
Liner Notes gibt es von Dave Specter, dem Blueser aus Chicago.
Lassen wir den Künstler mit eigenen Worten schließen, indem er ausführt,
»Im Mix mit ein wenig Soul habe ich nun meinen eigenen Sound gefunden und arbeite weiter daran. Eben Blues mit einem Schuss Seele.«
Genau so ist es, aber ich ergänze wie folgt: 'Blues mit viel Seele'!

Die Band:

Andreas Arlt (guitars)
Frank 'Pepe' Peters (vocals)
Andreas Sobczyk (piano, organ)
Dani Gugolz (upright & electric bass)
Tom Müller (tenor & baritone saxophones)
Martin Grünzweig (trombone)
Stefan Gössinger (trumpet)
Peter Müller (drums)

Die Titel:

01:Street Walkin' Woman [Jack White] (3:34)
02:It Hurts To Love Someone [Eddie Jones] (3:31)
03:High-Low(Instrumental) [Reuben Phillips] (4:07)
04:I Wonder Why(Will My Baby Be Home Tonight) [Melvin R.London] (4:18)
05:Shooty Booty [Ivory Joe Hunter] (2:33)
06:You've Got Bad Intensions [Joseph Scott] (4:06)
07:I Was Wrong! Played With Love [Roscoe Shelton] (5:31)
08:She's The One [Frank Ballard (3:02)
09:It's You In Love [Rudy Green] (2:09)
10:I Want A Woman [George Smith] (3:55)
11:Shotgun Wedding [Rose Marie McCoy & Charles Singleton] (2:59)
12:Let's Start A Romance [Hinton] (3:38)
13:In The Evening (When The Sun Goes Down) [Leroy Carr] (4:50)
14:Hoy Hoy [Goree Carter] (2:13)
15:SNO-Cone Part II (Instrumental) [Albert Collins] (2:58)


http://www.andreasarlt.com/Andreas_Arlt_Homepage/Home.html


Wolfgang
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