Big Pete Pearson & The Gamblers – Choose

 
firebyrd
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Big Pete Pearson & The Gamblers – Choose

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Gepostet: 13.06.2012 - 19:29 Uhr  ·  #1
Big Pete Pearson & The Gamblers – Choose


Im Pressetext wird Big Pete Pearson als »Arizona's King of the Blues« tituliert. Er wurde am 4. Oktober 1936 in Jamaica geboren und wuchs bei seinen Großeltern in Texas auf. Dort spielte er im Alter von neun Jahren als L.P. Pearson seinen ersten Gig in einer örtlichen Kneipe. Berühmt wurde jedoch nicht er, sondern sein Cousin W.C. Clark, den er musikalisch beeinflusste.
In den späten fünfziger Jahren kam Big Pete Pearson erstmals nach Arizona und siedelte sich in den Sechzigern in Phoenix an. In der Folgezeit arbeitete er mit vielen bekannten Musikern und stand auch der einen oder anderen eigenen Band vor. Seine offizielle Diskografie beginnt jedoch erst mit dem Album "One More Drink" von 2001.

Mit "Choose" liegt nun Pearsons fünftes Album vor, in Italien aufgenommen. Dabei hatte er sich 1998 zunächst entschlossen, sich aus dem Musikbusiness zurückzuziehen - gut, dass er sich es anders überlegt hat. Wenn dieses Album auch nicht unbedingt ein Meilenstein in der langen Geschichte des Blues ist, so ist es meines Erachtens jedoch sehr gut gelungen und innerhalb vieler aktueller Veröffentlichungen des Genres nicht die schlechteste. Wir hören nicht dröhnenden Blues Rock à la Joe Bonamassa & Co., sondern nah am wahren Blues orientierte Musik erwartet uns, was mich positiv stimmt. Gleich der Opener trifft durch diesen sanften Shuffle ins Mark - ganz im Stil, wie ich ihn von Ronnie Earl liebe. Sehr auffällig im positiven Sinne ist das erste Solo, gespielt vom Pianisten Henry Carpaneto, der ganz im Stil von Otis Spann oder Pinetop Perkins schmetternd improvisiert. Dies vollbringt er im Laufe der Platte noch das eine oder andere Mal - gut, der Mann!

Der Gesamteindruck setzt sich aus mehreren Elementen zusammen, die verschiedene Spielarten berühren, sodass eine wirklich angenehm abwechslungsreiche Platte entstanden ist. Vom federnden Groove mit leichtem Soul-Anstrich wechselt der Pianist zum elektrischen Instrument. Track drei ist ein Slow Blues, 'wie er im Buche steht' - über acht Minuten lang mit sehr gefühlvoller Gitarre, in an den großartigen T-Bone Walker angenähertem Stil. Dazu eine kleine Portion B.B. King und der gefühlvolle, ausdrucksstarke Gesang von Pearson, der nicht nur mit dieser Ballade beweist, dass er einer der großartigen Blues-Sänger ist, die leider nie in der vordersten Reihe standen. Dabei hätte er es absolut verdient, denn mit seinem rauen und sehr herzlichen Ton weiß er gekonnt jede Stimmung glaubhaft und überzeugend auszudrücken.

Ach, diese Musik ist so herrlich 'altmodisch' und die italienische Band beweist auf eindrucksvolle Weise, dass man nicht aus Chicago kommen muss und selbst als Bleichgesicht authentisch das Bluesfeeling transportieren kann. The Gamblers, diesen Namen sollte man sich merken. Ich hoffe, dass sie auch als Band - ohne Pearson - diesen Musikstil pflegen. Wie es sich 'allein' anhören könnte, dazu kann der Titel "The Love You Don't Have" Auskunft geben, der vom Gitarristen gesungen wird.
An Elmore James orientiert man sich bei "Bad Luck" und modernisiert dessen Sound auf elegante Art und Weise mit dem rauen Charme der Originalmusik im rockenden Ambiente der Gegenwart. Gelegentlich erinnert mich Pearson gesanglich auch an Bobby 'Blue' Bland - auf jeden Fall passt er in die lange Reihe großartiger Bluessänger der Fünfziger und Sechziger und ich hoffe sehr, dass er endlich einmal die notwendige Aufmerksamkeit erhält. Ganz, ganz cool mit dem verschleppten Rhythmus ist aus meiner Sicht "Slippery When Wet" - ja, dieser Song erscheint in der Tat ein wenig schlüpfrig. Rockend werden wir mit "Big Let Down" verabschiedet und ich bin zufrieden mit dieser rundum feinen Produktion mit locker vorgetragenem Blues traditioneller Spielart. Well done, Boys!

Die Band:

Big Pete Pearson (vocals)
Guitar Ray Scona (guitar, vocals - #9)
Henry Carpaneto (piano)
Gabriele Dellepiane (bass)
Marco Fuliano (drums)

Die Songs:

01:Travelin' Man (4:55)
02:Hole in My Pocket (4:08)
03:Choose (8:22)
04:Gambler's Groove (6:45)
05:Bad Luck (4:36)
06:Hard Time (5:26)
07:Mini Skirt (5:04)
08:Slippery When Wet (5:49)
09:The Love You Don't Have [Sung by Guitar Ray Scona] (5:30)
10:Big Let Down (4:35)
(all tracks written by Pete Pearson,
except #4 by Guitar Ray Scona)


http://www.bigpeteblues.com/

Wolfgang
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freaksound
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Re: Big Pete Pearson & The Gamblers – Choose

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Gepostet: 18.06.2012 - 11:42 Uhr  ·  #2
Zitat
Wir hören nicht dröhnenden Blues Rock à la Joe Bonamassa & Co., sondern nah am wahren Blues orientierte Musik erwartet uns, was mich positiv stimmt


jau - hier wieder mal einen Gang zurückschalten empfinde ich auch als angenehm - muß nicht immer krachen.

sehr schöne Beschreibung die neugierig macht.



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