Klaus Schulze - La Vie Electronique 11

 
firebyrd
Labelboss
Avatar
Geschlecht: keine Angabe
Herkunft: Hausgeburt (Ausgeburt?)
Beiträge: 36976
Dabei seit: 05 / 2006
Betreff:

Klaus Schulze - La Vie Electronique 11

 · 
Gepostet: 08.01.2013 - 08:05 Uhr  ·  #1
Klaus Schulze - La Vie Electronique 11


Noch einmal sei hier mit Klaus Schulze ein Pionier elektronischer Musik hierzulande vorgestellt und das gleich mit drei CDs.

Kurz zur Erläuterung: Es handelt sich hier um eine Reihe. "La Vie Electronique 11" ist, wie man sieht, bereits das elfte Päckchen seiner Art. Auf der ersten CD ist von Schulze komponierte Filmmusik enthalten, und zwar die vier Teile zur deutschen Fernseh-Dokumentation "Spurensicherung Baudenkmäler" aus dem Jahr 1993.

Die zweite CD beinhaltet des Künstlers erste Symphonie, "Narren des Schicksals", aufgenommen in den Jahren 1992 und 1993. Auf dem dritten Silberling tummeln sich ein Soundtrack und Ballettmusik.
Böse Zungen mögen behaupten, das klänge irgendwie alles gleich, aber das mag wohl ein grundsätzliches Problem mit dieser Art von Musik sein, die mit langen sphärischen Klängen arbeitet und man oft nicht genau nachvollziehen kann, ob man das Gleiche vor wenigen Minuten bereits gehört hat. Es gilt also, sich wirklich entspannt fallen zu lassen und bewusst zu lauschen. Und entspannend kann diese Musik nun wirklich wirken, denn bereits nach kurzer Laufzeit mag es vorkommen, dass man sich dabei ertappt, sich auf gewisse Weise 'entschleunigt' zu fühlen.

Im Einzelnen: Bei "Die Lieder des Prinzen Vogelfrei" schleichen sich Anzeichen eines Streichorchesters ein, eine Orgel scheint verhalten zu tönen, überhaupt liegt hier eine gewisse Orientierung zur ernsten Musik vor, jedenfalls empfinde ich es entsprechend. Nur dazwischen sind immer wieder Parts zu hören, die mich gedanklich eher zu Tangerine Dream hinführen.
Viele Samples unterstützen das Klangbild - man hört Harfe und Violine, aber eben elektronisch erzeugt. Luftig schwebende Passagen treffen auf skurril anmutende Klangverfremdungen von Stimmen, mitunter durchaus im Bereich von Atonalität. Das ist für mich interessant, denn dies greift immer wieder in den sonst vielleicht zu beschaulich wirkenden Fluss der Klänge ein.

Gern würde ich nun noch die Filme zu den Filmmusiken sehen - das wäre sicher eine gelungene Abrundung. Im Gegensatz zu anderen mir bekannten Werken des Musikers stellen die Filmmusiken auf jeden Fall eine Bereicherung dar. Sie sind sehr vielseitig angelegt und wirken mit ihren Einschüben einer zu starken Regelung der Töne entgegen und brechen so die Musik immer wieder auf, gut so! Nach dem wirklich leicht schwermütigen (ganz wie es der Titel voraussagt) wirkenden Beitrag, ist "Der Optimismus" dann entsprechend frohlockender im Ausdruck.

Die Symphonie auf der zweiten CD entwickelt sich zur nicht ganz so leichten Kost, ohne jedoch gleich unverdaulich zu wirken oder Fahrt in Richtung solcher Komponisten wie Ligeti aufzunehmen. Gleichwohl offenbart sich eine gewisse Art von Sperrigkeit - im ersten Satz erst sehr stark elektronisch geprägt, dann majestätisch in Richtung Symphonieorchester aufbrechend und mit verfremdeter Stimme unterlegt. Sollte das gar eine Oper werden? Auf jeden Fall ist diese Symphonie wohl hörtechnisch die größte Herausforderung dieses Dreierpacks und überrascht mit einer Art Spontaneität, wie man sie von dieser Art von Musik nicht immer gewohnt ist.

Zu guter Letzt folgt der Soundtrack für den Potsdamer Platz in Berlin, der für mich den eher 'typischen' Klaus Schulze bietet. Hier fließt es wieder ruhig, beschaulich, langsam und nach und nach entwickeln sich neue Muster im Gewebe der Töne.
Die Ballettmusik ist dann wieder - ähnlich der Symphonie - sperriger und schwerer im Ausdruck, grundsätzlich also nicht so zugänglich. Hier sollte man dann ebenfalls die entsprechende Ballettaufführung als Ergänzung heranziehen.

Insgesamt ein interessanter elfter Teil einer Werkschau - für jeden Fan des Musikers auf jeden Fall ein absolutes Muss. Für alle Anderen möglicherweise ein Experiment und für jene, die gängige Platten von Schulze kennen, eine gute Abwechslung!


Klaus Schulze (all instruments)


CD 1 "Filmmusik":

01:Die Lieder des Prinzen Vogelfrei (28:30)
02:Le Médallion Magique (15:55)
03:Schwermütiger Frühling (20:03)
04:Der Optimismus (10:39)

CD 2 "Narren des Schicksals (Three Parts)"

01:Erster Satz: Uralte Legenden (20:28)
02:Zweiter Satz: O unser verlorenes Paradies (23:01)
03:Dritter Satz: Der sanfte Mantel einer fremden Frau (27:37)

CD 3 "Der Schönheit Spur":

01:In Treasury Of Thy Lusty Days (5:10)
02:Im Spiel verliebter Saiten (4:01)
03:Erinnerung jener Schönheit (9:58)
04:Ein lockend Aug (4:45)
05:Beauty's Rose Might Never Die (8:39)
06:Echt ist mein Lieben, wahr sei auch mein Leid (1:27)
07:Thy Eternal Summer Shall Not Fade (3:36)
08:Ein schönes Autocafé (21:24)
09:The Colours Of Mind (4:48)
10:In der Welt des Wahns (4:38)
11:Reise ins Schweigen (4:13)
12:Man kann sich nicht von der Erde erheben, indem man an seinen Schnürsenkeln zieht (4:02)
13:Fools Of Time (3:43)
14:Return In Happy Plight (19:08)

Wolfgang
Gewählte Zitate für Mehrfachzitierung:   0

Registrierte in diesem Topic

Aktuell kein registrierter in diesem Bereich

Die Statistik zeigt, wer in den letzten 5 Minuten online war. Erneuerung alle 90 Sekunden.