George Duke - Dream Weaver

 
firebyrd
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George Duke - Dream Weaver

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Gepostet: 18.09.2013 - 18:38 Uhr  ·  #1
1970 war es, als ich das erste Mal von George Duke Notiz nahm, als Keyboarder auf der Platte "Chunga's Revenge" von Frank Zappa und kurze Zeit später bei einem Album des Geigers Jean-Luc Ponty, "King Kong: Jean-Luc Ponty Plays The Music Of Frank Zappa".

Der am 12. Januar 1946 geborene und jüngst - am 5. August 2013 - verstorbene Musiker veröffentlichte seine erste Platte im Jahre 1966, das war mit seinem Quartett die Aufnahme "Presented By The Jazz Workshop". Hier ist sein leider letztes Album vorzustellen, das sein erstes nach dem Tod seiner Ehefrau im vergangenen Jahr ist. Nun ist es zum Vermächtnis geworden. »This CD is dedicated to the memory of Corine Duke, "Happy Trails" till we meet again.« Und genau das ist jetzt eingetreten, sind sie doch wieder vereint...

»Artists are Dream Weavers«, so schreibt Duke im Booklet, und so stelle ich mich auf traumhafte Musik ein oder Musik, die abseits des Alltags und im Bereich der träumerischen Phantasie angesiedelt sein mag.
Ich liebe seine Aufnahmen, die er in den Siebzigern für das Schwarzwälder Label MPS einspielte, und daran messe ich noch heute alles Nachfolgende. So bewegte sich Duke nach dem Wechsel zu EPIC in stark kommerziellen Gefilden und seine Musik war auch stark an der damals gängigen R&B-Szene orientiert: viel Gesang, wenig Improvisation. Nun, im Laufe der Jahre hat er all die verschiedenen Einflüsse in seine Produktionen einfließen lassen und so entwickelte er einen recht eigenständigen Sound. So besteht dieses Album grundsätzlich auch wieder aus modernem Rhythm & Blues mit Funk- und Jazzelementen.

Nach einer keyboardlastigen, träumerischen Einleitungssequenz startet das Album mit einem sehr jazzbetonten Titel richtig, auf dem der Bassist Stanley Clarke geschmeidige Läufe spielt - dazu ein feines Bläserarrangement und perlende Pianoläufe des Chefs. So gefällt mir Duke heute am besten, wenn er Musik wie diese ganz locker und unverkrampft und sehr professionell, mit viel Gefühl abliefert. Doch auch solche Songs, bei denen er singt und dazu viele Einsatz seiner bekannten typischen Synthie-Sounds spielt, gibt es natürlich auch, z. B "Trippin'". Weitere Gesangseinsätze gibt es von Rachelle Ferrell, mit der er aus "Missing You" eine feine Ballade zaubert. Eine Erinnerung an die verstorbene Gattin, doch noch stärker werden die Gastbeiträge beim mehrstimmigen "Change The World" gefeaturet.

Ebenfalls einen traurigen Hintergrund hat der Song "Ball & Chain" - ein Beitrag von Teena Marie, mit der Duke beabsichtigte, eine Platte einzuspielen. Das, was übrigblieb, wurde für diese Aufnahme verwendet, denn im Dezember 2010, als man mit der Arbeit begann, verstarb die Sängerin. Bereits auf seinem Album "Face The Music" gab es eine Jamsession. "Burnt Sausage Jam" auf dieser Platte soll eine Fortsetzung sein. Ganz locker wird hier improvisiert und spontane Ideen entstehen in fünfzehneinhalb Minuten. Standesgemäß gefunkt, und zwar so richtig satt, wird natürlich auch - "AshTray" ist ein gutes Beispiel.

Diese Platte ist sehr eindrucksvoll durch ihre Bandbreite von Musik und manchmal erinnert mich die Art der Zusammenstellung, der Arrangements an das, was Quincy Jones in den letzten Jahren produziert hat. Ach, die beiden hätten sicher auch noch für eine weitere Platte gut zusammenarbeiten können.

Aber nun müssen wir uns leider von George Duke verabschieden und mit diesen Aufnahmen hat er uns etwas hinterlassen, das ihn sicher nicht vergessen lässt und auch, weil er selbst alte Stile wieder aufgegriffen hat (man höre "Brown Sneakers"), verbleibt uns hiermit ein gutes Andenken.


George Duke (piano, Rhodes, synths, drum programming, Arp Odyssey, Mini Moog, Wurlitzer, castlebar clavinet, vocals)
Stanley Clarke (upright bass)
Gorden Campbell (drums)
Daniel Higgins (tenor sax, flute)
Everette Harp (alto sax)
Kamasi Washington (tenor sax)
Gary Grant (trumpet)
Michael Patches Stewart (trumpet)
Terry Dexter (background vocals)
Shannon Pearson (background vocals)
Lamont VanHook (background vocals)
Rashid Duke (Ahoom)
Erik Zobler (Ahoom)
Paul Jackson, Jr. (guitar)
Chris Clarke (words and thangs)
Rose Geddes (lady with a question)
Rachelle Ferrell (vocals)
Jef Lee Johnson (guitar)
Larry Kimpel (bass)
Jim Gilstrap (background vocals)
Lalah Hathaway (vocals)
Jeffrey Osborne (vocals)
Lori Perry (vocals)
BeBeWinans (vocals)
Freddie Jackson (vocals)
Dira Sugandi (vocals)
Terry Dexter (vocals)
Howard Hewett (vocals)
Kennedy Fuselier (kid vocals)
Josie James (background vocals)
Michael Landau (guitar)
Chill (rap)
Ramon Flores (trumpet solo)
Allen Kaplan (trombone)
Lisa Chamblee-Hampton (round the way girl)
Lenny Castro (percussion)
Michael Manson (bass)
Teena Marie (vocals)
John Roberts (drums)
Christian McBride (bass)


01:DreamWeaver (1:28)
02:Stones Of Orion [feat. Stanley Clarke] (6:27)
03:Trippin' (4:22)
04:AshTray (4:01)
05:Missing You [featuring Rachelle Ferrell] (5:45)
06:Transition 1 (0:14)
07:Change The World [feat. Lalah Hathaway, Jeffrey Osborne, Lori Perry, BeBe Winans, Dira Sugandi, Freddie Jackson, Terry Dexter, Kennedy Fuselier] (5:55)
08:Jazzmatazz (4:45)
09:Round The Way Girl (4:11)
10:Transition 2 (0:18)
11:Brown Sneakers (6:10)
12:You Never Know (4:03)
13:Ball & Chain [feat. Teena Marie] (5:58)
14:Burnt Sausage Jam (15:32)
15:Happy Trails (5:02)

Triskell
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Re: George Duke - Dream Weaver

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Gepostet: 18.09.2013 - 19:00 Uhr  ·  #2


Sehr schmackhafte Vorstellung, werde ich mich mit beschäftigen. Bedankt!
freaksound
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Re: George Duke - Dream Weaver

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Gepostet: 07.10.2013 - 10:25 Uhr  ·  #3
hätte jetzt den "neueren" Duke auch nicht mehr auf dem Schirm gehabe,
aber diese feine Rezi macht doch wieder neugierig. ://
hmc
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Re: George Duke - Dream Weaver

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Gepostet: 07.10.2013 - 13:56 Uhr  ·  #4
Da bin ich bei Jochen.
Allein das Wort Wurlitzer weckt in mir tolle Erinnerungen.

Als Ehrerbietung an einen der großen werde ich tätig werden.
Danke Firebyrd für die Rezi.
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