auch diesen artikeln habe ich von seinem unwürdigen dasein als 'guestuser' befreit und wieder
richtig eingeordnet.
kann also an anderer stelle gelöscht werden.
Die 13th Floor Elevators gründeten sich im Herbst 1965 in Austin, Texas aus zwei lokalen Gruppen, den Lingsmen und den Spades. Die Lingsmen steuerten John Ike Walton (drums), Stacey Sutherland (Git.), Benny Thurman (Bass) und Tommy Hall (Jug, Gesang) bei, die Spades nur den Gitarristen und Sänger Roky Erikson, der dafür aber gleich sein bestes
Stück 'You're Gonna Miss Me' mitbrachte.
Zuvor waren sie eine Bande halbstarker Taugenichtse. Sie fuhren in Pick-Up Trucks herum, mit einem gemeingefährlichen, zähnefletschenden Köter auf der Ladefläche und einer Schrotflinte auf dem Beifahrersitz
(das ist wohl in Texas bis heute noch ganz legal).
Ihre Haare waren natürlich viel zu lang, sie trugen abgeschabte Röhrenjeans und staubige, verkratzte Stiefel dazu.
James Dean hätte seine Freude an ihnen gehabt.
Im übrigen delektierten sie sich nicht nur an örtlichen Bieren, sondern auch im besonderen Maße an Peyote, jener aus Kakteen gewonnenen sehr halluzigen wirkenden Substanz. Sie hatten ihre Trips also schon lange, bevor die eher synthetische Variante LSD ihren Einzug hielt.
Natürlich wurden sie von ihren reaktionären Landesgenossen nicht besonders geliebt, die lokalen Sheriffs sprachen immer mal gerne bei ihnen vor und die Gutbürgerlichen hielten eine Reihe von
Beschimpfungen für sie parat.
Ganz anders dagegen kamen sie bei Ihresgleichen an. Schon gleich zu Beginn sollen sie ihr Publikum in tranceartige Zustände versetzt haben; hervorgerufen durch erste, noch rudimentäre Lightshows, pulsierende Rhythmen, übersteuerte Gitarren und den völlig einmaligen Klang eines
elektrisch verstärkten Tonkruges (geblasen von Tommy Hall).
Den Effekt des Jugs würde ich mal als Bass-Im-Quadrat beschreiben.
Im Grunde genommen war ihre Musik 3- und 4-taktiger R'n'B, aber durch o.a. Verfremdungen versetzten sie ihre Hörer in eine neue Dimenson. Das waren Klänge, die bewußtseinsverändernde Wirkung haben sollten, oder auch im bewußtseinsveränderten Zustand zu genießen waren und
natürlich meist von im Zustand der Bewußtseinsveränderung (Peyote, LSD) befindlichen Musikern eingespielt wurden.
(Historkier behaupten heute, daß die Elevators den Grateful Dead und Jefferson Airplane um etwa zwei Monate voraus waren, daß scheint glaubhaft, weil die Dead und Airplane erst auf die LSD-Trips
des Chemikers Stan Owsley warten mußten, die damals noch in der Entwicklung waren).
Gleich ihre erste Single, eine Neuauflage von 'You're Gonna Miss Me' sollte ein Klassiker seiner Art werden. Geprägt von typischen Pretty Things-artigen Akkordfolgen, natürlich mit krächzender Harmonika und Schreigesang, durchgehend untermalt vom psychedelisch blubberndem Jug, dazu ein pumpender Rhythmus.
Ca. 8 Jahre später sollte dieses Stück ein Aufhänger für den ersten
Garagen & Psych-Sampler Nuggets werden, in den 80ern gehörte es für jede gute Neo-Garagen- oder -Psych-Band zum festen Repertoire; es dürfte mittlerweile genau so oft aufgenommen worden sein, wie Gloria oder Hey Joe.
Die erste LP 'The Psychedelic Sounds Of' erschien bereits im Frühjahr 1966 auf International Artists, einem lokalen Label des Entrepreneurs Leland Rogers, der, soviel als Abschweifung, noch eine Reihe anderer, ähnlich guter Texas-Bands auf dem Label hatte
(z.B. The Golden Dawn, Lost & Found, Endle St. Cloud, alle machten Elevators-ähnliche Mucke).
Auf Psychedelic Sounds Of finden sich dann neben You're Gonna Miss Me noch viele weitere zu Klassikern gewordene Stücke, von Rock'n'Roll-Abräumern bis zu schmerzlichen Klagegesängen.
Eine der Hauptwirkungen geht sicherlich von diesem alles in Schwingungen versetzenden Electric Jug aus, aber es sind auch immer wieder die kurz vor dem überschnappen stehende Stimme Rokys oder
die für damalige Verhältnisse schon sehr wirklichkeitsfremd gestimmte Gitarre Stacey's, die Effekte erzielen.
Roller Coaster (beschreibt das auf und ab eines Trips), Fire Engine (komplett mit heulender Feuerwehrsirene und das herzzerreißend klagende Don't Fall Down mit Hintergrundharmonien wurden zu weiteren Nummern, die junge Bands in den 80ern zum sofortigen Nacheifern bewegten.
Die Elevators waren auch eine der ersten Bands, die ins aufblühende San Francisco zogen, schon 1966 spielten sie im legendären Avalon, spielten z.B. mit Big Brother & The Holding Company (deren
Sängering Janis Joplin ja ebenfalls aus Texas stammte) und natürlich den Grateful Dead oder Quicksilver Messengers Service.
Bei diesem und nachfolgenden Besuchen spielten die Elevators durchaus als Headliner, umso
erstaunlicher, da es Geschäftspolitik von Leland Rogers war, die Band mit einer mystischen Aura zu
umgeben; gibt's die Band überhaupt, oder ist das nur eine Sage...
(man hat besonders hier in Europa viele Jahre daran gezweifelt!).
Sie erhielten also über ihre Plattenfirma nicht die nötige Publizität, sie mußten sich allein am Markt durchsetzen, was der Verbreitung ihrer Platten sicherlich nicht half.
Zurück in Texas nahm man 1967 Easter Everywhere auf, jetzt nochmal etwas LSD-mäßig abgefahrener, obwohl im Grunde genommen immer noch auf dem Fundament der 1. LP aufbauend.
Slip Inside This House, She Lives (In A Time Of Her Own) oder Levitation (freies Schweben) erklären schon im Titel, was da musikalisch abgeht. Außerdem übergab Benny Thurman den Bass an Dan Galindo.
Gekleidet waren sie nun im San Francisco Stil, mit Kaftan, indischen Hemden und Perlenketten, ihre Haare waren auch noch länger geworden.
Keine Fragen, daß die Sheriffs jetzt mächtig daran interessiert waren, die Jungs wegen
Drogenbesitzes in die Finger zu kriegen. Roky war zu diesem Zeitpunkt auch schon sehr
mitgenommen und seine Verläßlichkeit
bei Auftritten und Plattenaufnahmen ließ sehr zu wünschen übrig. Als er schließlich nocheinmal verhaftet wurde, behauptete er (auf Anraten seines Mangements) ein Außerirdischer zu sein (das glaubte er mittlerweile allen Ernstes sogar selbst) und so kam es zu keiner Verurteilung, sondern der Einweisung in die Nervenheilanstalt.
Weniger Glück hatte Stacey, er landete im berüchtigten Hochsicherheits-Knast von Huntsville.
Die Elevators waren erstmal auf Eis gelegt.
Aus alten Bändern zusammengestellt, schob International Artists eine
Live nach, in schlechter Tonqualität und keinesfalls live (der Applaus war hinzugemischt worden). Für manche Fans ist dieses Teil trotzdem unverzichtbar, weil es 2 unveröffentlichte Eigenkompositionen und drei Coverversionen enthält (die Elevators spielten fast nur eigenes Material). Besonders Bo Diddley's Before You Accuse Me sollte noch zum weiteren Hit unter den Fans werden.
In Texas, wo alles möglich scheint, wurde es schließlich auch möglich, Roky aus der Nervenheilanstalt freizubekommen. Er war jetzt noch mehr gezeichnet (auch von den en mass verabreichten Medikamenten)
und so verwundert es nicht, daß die letzte LP Bull Of The Woods (1968) nicht mehr ganz die schwindelden Qualitätshöhen erreichte.
Guter, psychedelischer Hardrock war das, besser als das, was viele andere machten, aber nicht mehr auf einer Stufe mit den ersten beiden LPs. Eigentlich war Bull nur ein unfertiges Werk, denn Roky war bereits wieder in die Anstalt eingeliefert worden, wo er noch einige Jahre zubrachte.
Die Elevators hatten sich erledigt.
Ein zurück gab es nicht, denn Stacey wurde ein paar Jahre später nach einem gewalttätigen häuslichen Krach von seiner Frau erschossen.
Das ist in Texas scheinbar nicht unüblich.
Tom Hall verschwand nach California ohne weitere musikalische Spuren zu hinterlassen. Und Roky's
Dachstube blieb auch nach der Anstaltsentlassung fast so gestört, wie die des Leidensgenossen
Syd Barrett.
Nun, ganz so geschädigt war er wohl doch nicht, denn als man im Zuge der Neo-Garage/Neo-Psych in den 80ern wieder nach den Elevators rief, kam Roky noch einmal zum Vorschein und lieferte eine Reihe von teilweise recht guten Solo-LPs ab. Seine Bands trugen so bezeichnende Namen wie The Aliens (die Außerirdischen) und in seinen Texten sang er 'I Have Always Been Here Before' oder 'Creature With The Atom Brain', aber auch 'Don't Slander Me' (Zerreiß Dir nicht das Maul über mich).
In Interviews behauptet Roky schon einmal, er habe die Beatles gegründet oder sogar erfunden...
(dabei kann das, wie jeder von euch weiß, nur der Badger gewesen sein, achö....)
Trotzdem sind Roky Erikson & The Aliens (CBS 1980) oder Clear Night For Love (New Rose '85) empfehlenswerte Scheiben.
Die Poltik der Mystifizierung führte dazu, daß schon in den frühen 70ern keine Elevators-LPs mehr zu bekommen waren. Auch basierte jedwedes Wissen über die Band hauptsächlich auf Hörensagen.
Das war eben die Welt vor dem Internet.
Deshalb wurde es als kleine Sensation gewertet, als das zu Virgin Records gehörende Unterlabel Radar 1979 die ersten beiden LPs wiederveröffentlichte. Virgin muß wohl gehofft haben, die Gruppe irgendwie den jungen Punks schmackhaft machen zu können. Die Erwartungen wurden aber noch übertroffen, denn natürlich griffen auch die ursprünglichen Fans und Sammler zu.
Das führte seither zu einer ganzen Lawine von Vinyl- und CD-Veröffentlichungen, remastert,
re-remastert und re-re-remastert. Dazu gab es endlose Compilations mit immer dem gleichen Material; jeder Ton der Elevators wurde verwertet.
Die Fachpresse stürzte sich auf Roky, dessen Interviews man mit einem lachenden und einem
weinenden Auge lesen muß.
Mittlerweile ist die so unendlich obskure Story der Band hundertmal und bis in alle Details ausgewalzt,
in jedem guten Fachmagazin abgedruckt worden und natürlich begnnen sich dichtung und
wahrheit zu vermischen.
aber über die Elevators als band gibt es jetzt keine Mysteriositäten mehr. Deswegen will ich auch
noch das letzte Geheimnis, das des Namens verraten (okay, viele von Euch wissen es):
die Amis sind ein abergläubisches Volk, deshalb gibt es in vielen Aufzügen keinen 13. Stock,
sondern die nummerierung 12a, 12b, dann 14).
es mag unglaublich klingen, aber Roky lebt tatsächlich noch; jedenfalls ist derzeit nichts gegen-
teiliges bekannt...! selbst Sky Saxon (von den Seeds) hat es lange dahingerafft; aber unser
freundlicher und liebenswerter Oberspinner Roky ist immer noch an bord. angeblich hat er
letzthin sogar mit ZZ Top zusammengearbeitet.
wenns wahr wäre, würde das die fans sehr erfreuen.
nachdem es nie zuvor einen wirklich klanglich erstrangigen live-mitschnitt der Elevators
gab (man findet im netz alerdings ziemlich viele soundboards mit mehr oder weniger
akzeptablem sound), wird uns seit neuestem die u.a. doppel-cd angepriesen.
Live Evolution Lost
Disk 1
01. (I've Got) Levitation
02. Roller Coaster
03. Fire Engine
04. Reverberation (Doubt)
05. Don't Fall Down
06. Tried To Hide
07. Splash 1
08. You're Gonna Miss Me
09. Monkey Island
10. Kingdom Of Heaven
11. She Lives (In A Time Of Her Own)
Disk 2
01. Jam Intro
02. Jam 1 - Roll Over Blue Suede Blues Jam
03. Jam 2 - Backwards Evolution Jam
04. Jam 3 - Ed Esoteric Jazz Jam
05. Jam 4 - (It's All Over Now) Baby Blue Jam
06. Jam 5 - She Lives Jam
07. Jam 6 - Hamburgers & Acid
ich habe das teil bis jetzt nicht gehört; aber die kritiken sind sehr gut.
Mit ihren brillianten musikalischen Ideen und einer nie zuvor dagewesenen Umsetzung hätten die 13th Floor Elevators jederzeit eine psychedelische Variante der Rolling Stones oder Pretty Things abgeben können. Diese verdammte lysergische Droge hat sien daran gehindert.
Aber es fahren immer noch jede Menge Rotznasen in Pick-Ups und Röhrenjeans durch Texas.
Vielleicht kommt da nochmal etwas; James Dean würde auch seinen Spaß daran haben.
richtig eingeordnet.
kann also an anderer stelle gelöscht werden.
Die 13th Floor Elevators gründeten sich im Herbst 1965 in Austin, Texas aus zwei lokalen Gruppen, den Lingsmen und den Spades. Die Lingsmen steuerten John Ike Walton (drums), Stacey Sutherland (Git.), Benny Thurman (Bass) und Tommy Hall (Jug, Gesang) bei, die Spades nur den Gitarristen und Sänger Roky Erikson, der dafür aber gleich sein bestes
Stück 'You're Gonna Miss Me' mitbrachte.
Zuvor waren sie eine Bande halbstarker Taugenichtse. Sie fuhren in Pick-Up Trucks herum, mit einem gemeingefährlichen, zähnefletschenden Köter auf der Ladefläche und einer Schrotflinte auf dem Beifahrersitz
(das ist wohl in Texas bis heute noch ganz legal).
Ihre Haare waren natürlich viel zu lang, sie trugen abgeschabte Röhrenjeans und staubige, verkratzte Stiefel dazu.
James Dean hätte seine Freude an ihnen gehabt.
Im übrigen delektierten sie sich nicht nur an örtlichen Bieren, sondern auch im besonderen Maße an Peyote, jener aus Kakteen gewonnenen sehr halluzigen wirkenden Substanz. Sie hatten ihre Trips also schon lange, bevor die eher synthetische Variante LSD ihren Einzug hielt.
Natürlich wurden sie von ihren reaktionären Landesgenossen nicht besonders geliebt, die lokalen Sheriffs sprachen immer mal gerne bei ihnen vor und die Gutbürgerlichen hielten eine Reihe von
Beschimpfungen für sie parat.
Ganz anders dagegen kamen sie bei Ihresgleichen an. Schon gleich zu Beginn sollen sie ihr Publikum in tranceartige Zustände versetzt haben; hervorgerufen durch erste, noch rudimentäre Lightshows, pulsierende Rhythmen, übersteuerte Gitarren und den völlig einmaligen Klang eines
elektrisch verstärkten Tonkruges (geblasen von Tommy Hall).
Den Effekt des Jugs würde ich mal als Bass-Im-Quadrat beschreiben.
Im Grunde genommen war ihre Musik 3- und 4-taktiger R'n'B, aber durch o.a. Verfremdungen versetzten sie ihre Hörer in eine neue Dimenson. Das waren Klänge, die bewußtseinsverändernde Wirkung haben sollten, oder auch im bewußtseinsveränderten Zustand zu genießen waren und
natürlich meist von im Zustand der Bewußtseinsveränderung (Peyote, LSD) befindlichen Musikern eingespielt wurden.
(Historkier behaupten heute, daß die Elevators den Grateful Dead und Jefferson Airplane um etwa zwei Monate voraus waren, daß scheint glaubhaft, weil die Dead und Airplane erst auf die LSD-Trips
des Chemikers Stan Owsley warten mußten, die damals noch in der Entwicklung waren).
Gleich ihre erste Single, eine Neuauflage von 'You're Gonna Miss Me' sollte ein Klassiker seiner Art werden. Geprägt von typischen Pretty Things-artigen Akkordfolgen, natürlich mit krächzender Harmonika und Schreigesang, durchgehend untermalt vom psychedelisch blubberndem Jug, dazu ein pumpender Rhythmus.
Ca. 8 Jahre später sollte dieses Stück ein Aufhänger für den ersten
Garagen & Psych-Sampler Nuggets werden, in den 80ern gehörte es für jede gute Neo-Garagen- oder -Psych-Band zum festen Repertoire; es dürfte mittlerweile genau so oft aufgenommen worden sein, wie Gloria oder Hey Joe.
Die erste LP 'The Psychedelic Sounds Of' erschien bereits im Frühjahr 1966 auf International Artists, einem lokalen Label des Entrepreneurs Leland Rogers, der, soviel als Abschweifung, noch eine Reihe anderer, ähnlich guter Texas-Bands auf dem Label hatte
(z.B. The Golden Dawn, Lost & Found, Endle St. Cloud, alle machten Elevators-ähnliche Mucke).
Auf Psychedelic Sounds Of finden sich dann neben You're Gonna Miss Me noch viele weitere zu Klassikern gewordene Stücke, von Rock'n'Roll-Abräumern bis zu schmerzlichen Klagegesängen.
Eine der Hauptwirkungen geht sicherlich von diesem alles in Schwingungen versetzenden Electric Jug aus, aber es sind auch immer wieder die kurz vor dem überschnappen stehende Stimme Rokys oder
die für damalige Verhältnisse schon sehr wirklichkeitsfremd gestimmte Gitarre Stacey's, die Effekte erzielen.
Roller Coaster (beschreibt das auf und ab eines Trips), Fire Engine (komplett mit heulender Feuerwehrsirene und das herzzerreißend klagende Don't Fall Down mit Hintergrundharmonien wurden zu weiteren Nummern, die junge Bands in den 80ern zum sofortigen Nacheifern bewegten.
Die Elevators waren auch eine der ersten Bands, die ins aufblühende San Francisco zogen, schon 1966 spielten sie im legendären Avalon, spielten z.B. mit Big Brother & The Holding Company (deren
Sängering Janis Joplin ja ebenfalls aus Texas stammte) und natürlich den Grateful Dead oder Quicksilver Messengers Service.
Bei diesem und nachfolgenden Besuchen spielten die Elevators durchaus als Headliner, umso
erstaunlicher, da es Geschäftspolitik von Leland Rogers war, die Band mit einer mystischen Aura zu
umgeben; gibt's die Band überhaupt, oder ist das nur eine Sage...
(man hat besonders hier in Europa viele Jahre daran gezweifelt!).
Sie erhielten also über ihre Plattenfirma nicht die nötige Publizität, sie mußten sich allein am Markt durchsetzen, was der Verbreitung ihrer Platten sicherlich nicht half.
Zurück in Texas nahm man 1967 Easter Everywhere auf, jetzt nochmal etwas LSD-mäßig abgefahrener, obwohl im Grunde genommen immer noch auf dem Fundament der 1. LP aufbauend.
Slip Inside This House, She Lives (In A Time Of Her Own) oder Levitation (freies Schweben) erklären schon im Titel, was da musikalisch abgeht. Außerdem übergab Benny Thurman den Bass an Dan Galindo.
Gekleidet waren sie nun im San Francisco Stil, mit Kaftan, indischen Hemden und Perlenketten, ihre Haare waren auch noch länger geworden.
Keine Fragen, daß die Sheriffs jetzt mächtig daran interessiert waren, die Jungs wegen
Drogenbesitzes in die Finger zu kriegen. Roky war zu diesem Zeitpunkt auch schon sehr
mitgenommen und seine Verläßlichkeit
bei Auftritten und Plattenaufnahmen ließ sehr zu wünschen übrig. Als er schließlich nocheinmal verhaftet wurde, behauptete er (auf Anraten seines Mangements) ein Außerirdischer zu sein (das glaubte er mittlerweile allen Ernstes sogar selbst) und so kam es zu keiner Verurteilung, sondern der Einweisung in die Nervenheilanstalt.
Weniger Glück hatte Stacey, er landete im berüchtigten Hochsicherheits-Knast von Huntsville.
Die Elevators waren erstmal auf Eis gelegt.
Aus alten Bändern zusammengestellt, schob International Artists eine
Live nach, in schlechter Tonqualität und keinesfalls live (der Applaus war hinzugemischt worden). Für manche Fans ist dieses Teil trotzdem unverzichtbar, weil es 2 unveröffentlichte Eigenkompositionen und drei Coverversionen enthält (die Elevators spielten fast nur eigenes Material). Besonders Bo Diddley's Before You Accuse Me sollte noch zum weiteren Hit unter den Fans werden.
In Texas, wo alles möglich scheint, wurde es schließlich auch möglich, Roky aus der Nervenheilanstalt freizubekommen. Er war jetzt noch mehr gezeichnet (auch von den en mass verabreichten Medikamenten)
und so verwundert es nicht, daß die letzte LP Bull Of The Woods (1968) nicht mehr ganz die schwindelden Qualitätshöhen erreichte.
Guter, psychedelischer Hardrock war das, besser als das, was viele andere machten, aber nicht mehr auf einer Stufe mit den ersten beiden LPs. Eigentlich war Bull nur ein unfertiges Werk, denn Roky war bereits wieder in die Anstalt eingeliefert worden, wo er noch einige Jahre zubrachte.
Die Elevators hatten sich erledigt.
Ein zurück gab es nicht, denn Stacey wurde ein paar Jahre später nach einem gewalttätigen häuslichen Krach von seiner Frau erschossen.
Das ist in Texas scheinbar nicht unüblich.
Tom Hall verschwand nach California ohne weitere musikalische Spuren zu hinterlassen. Und Roky's
Dachstube blieb auch nach der Anstaltsentlassung fast so gestört, wie die des Leidensgenossen
Syd Barrett.
Nun, ganz so geschädigt war er wohl doch nicht, denn als man im Zuge der Neo-Garage/Neo-Psych in den 80ern wieder nach den Elevators rief, kam Roky noch einmal zum Vorschein und lieferte eine Reihe von teilweise recht guten Solo-LPs ab. Seine Bands trugen so bezeichnende Namen wie The Aliens (die Außerirdischen) und in seinen Texten sang er 'I Have Always Been Here Before' oder 'Creature With The Atom Brain', aber auch 'Don't Slander Me' (Zerreiß Dir nicht das Maul über mich).
In Interviews behauptet Roky schon einmal, er habe die Beatles gegründet oder sogar erfunden...
(dabei kann das, wie jeder von euch weiß, nur der Badger gewesen sein, achö....)
Trotzdem sind Roky Erikson & The Aliens (CBS 1980) oder Clear Night For Love (New Rose '85) empfehlenswerte Scheiben.
Die Poltik der Mystifizierung führte dazu, daß schon in den frühen 70ern keine Elevators-LPs mehr zu bekommen waren. Auch basierte jedwedes Wissen über die Band hauptsächlich auf Hörensagen.
Das war eben die Welt vor dem Internet.
Deshalb wurde es als kleine Sensation gewertet, als das zu Virgin Records gehörende Unterlabel Radar 1979 die ersten beiden LPs wiederveröffentlichte. Virgin muß wohl gehofft haben, die Gruppe irgendwie den jungen Punks schmackhaft machen zu können. Die Erwartungen wurden aber noch übertroffen, denn natürlich griffen auch die ursprünglichen Fans und Sammler zu.
Das führte seither zu einer ganzen Lawine von Vinyl- und CD-Veröffentlichungen, remastert,
re-remastert und re-re-remastert. Dazu gab es endlose Compilations mit immer dem gleichen Material; jeder Ton der Elevators wurde verwertet.
Die Fachpresse stürzte sich auf Roky, dessen Interviews man mit einem lachenden und einem
weinenden Auge lesen muß.
Mittlerweile ist die so unendlich obskure Story der Band hundertmal und bis in alle Details ausgewalzt,
in jedem guten Fachmagazin abgedruckt worden und natürlich begnnen sich dichtung und
wahrheit zu vermischen.
aber über die Elevators als band gibt es jetzt keine Mysteriositäten mehr. Deswegen will ich auch
noch das letzte Geheimnis, das des Namens verraten (okay, viele von Euch wissen es):
die Amis sind ein abergläubisches Volk, deshalb gibt es in vielen Aufzügen keinen 13. Stock,
sondern die nummerierung 12a, 12b, dann 14).
es mag unglaublich klingen, aber Roky lebt tatsächlich noch; jedenfalls ist derzeit nichts gegen-
teiliges bekannt...! selbst Sky Saxon (von den Seeds) hat es lange dahingerafft; aber unser
freundlicher und liebenswerter Oberspinner Roky ist immer noch an bord. angeblich hat er
letzthin sogar mit ZZ Top zusammengearbeitet.
wenns wahr wäre, würde das die fans sehr erfreuen.
nachdem es nie zuvor einen wirklich klanglich erstrangigen live-mitschnitt der Elevators
gab (man findet im netz alerdings ziemlich viele soundboards mit mehr oder weniger
akzeptablem sound), wird uns seit neuestem die u.a. doppel-cd angepriesen.
Live Evolution Lost
Disk 1
01. (I've Got) Levitation
02. Roller Coaster
03. Fire Engine
04. Reverberation (Doubt)
05. Don't Fall Down
06. Tried To Hide
07. Splash 1
08. You're Gonna Miss Me
09. Monkey Island
10. Kingdom Of Heaven
11. She Lives (In A Time Of Her Own)
Disk 2
01. Jam Intro
02. Jam 1 - Roll Over Blue Suede Blues Jam
03. Jam 2 - Backwards Evolution Jam
04. Jam 3 - Ed Esoteric Jazz Jam
05. Jam 4 - (It's All Over Now) Baby Blue Jam
06. Jam 5 - She Lives Jam
07. Jam 6 - Hamburgers & Acid
ich habe das teil bis jetzt nicht gehört; aber die kritiken sind sehr gut.
Mit ihren brillianten musikalischen Ideen und einer nie zuvor dagewesenen Umsetzung hätten die 13th Floor Elevators jederzeit eine psychedelische Variante der Rolling Stones oder Pretty Things abgeben können. Diese verdammte lysergische Droge hat sien daran gehindert.
Aber es fahren immer noch jede Menge Rotznasen in Pick-Ups und Röhrenjeans durch Texas.
Vielleicht kommt da nochmal etwas; James Dean würde auch seinen Spaß daran haben.