AndersonPonty Band - Better Late Than Never (2015)

 
YETI
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AndersonPonty Band - Better Late Than Never (2015)

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Gepostet: 15.11.2015 - 15:40 Uhr  ·  #1
Das Universum braucht keine Zeit, deshalb ist es nie zu spät.

Der legendäre Jazzgeiger JEAN-LUC PONTY und -Prog God- JON ANDERSON verschmelzen ihre Songclassics zu kraftvollen, raffinierten Neufassungen mit Popappeal.

Die beiden lernten sich auf einem Gig des MAHAVISHNU ORCHESTRA und YES 1974 kennen.
Es dauerte bis in die 80er, ehe man im Atlantic Records Büro, konkretere Absichten, wegen einer Zusammenarbeit, besprochen hatte.
Damit, dass es sich bis 2014 hinziehen würde, hatte wohl niemand gerechnet.
Dieser Umstand führte zum Albumtitel: BETTER LATE THAN NEVER.

Was bringt zwei 70jährige dazu, nochmal eine neue Band zu gründen?
Vielleicht „Geld“, das könnten sie aber in anderen Konstellationen einfacher verdienen.
Nein, das ist eine weitere Entwicklungsstufe zweier suchender -ja- progressiver Musiker.
Was sie finden wollen ist eine Fusion aus Violine und Stimme.
Die Violine ist wohl das Instrument welches dem menschlichen Stimmausdruck am meisten ähnelt.
Gerade die Kombination Stimme/Violine macht auch den Reiz dieser Musik aus.
Dabei erreichen Anderson und Ponty eine mitreißende Intensität.

Der Plan war von Anfang an [und allen anders lautenden Aussagen zum Trotz] eine Liveaufnahme im Studio zu verfeinern und zu einem eigenständigen Werk zu entwickeln.
Zur Finanzierung wurde eine Crowdfunding-Kampagne gestartet.
In einem Projekt-Update führte die falsche Aussage, dass es sich um ein Studioalbum handeln würde, zum Ärgernis bei einigen Fans.
Nachdem Anderson und Ponty dieses Missverständnis aufgeklärt hatten, konnte die Kampagne doch noch zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden.
Anfang September 2014 trafen sich die folgenden Musiker zu Aufnahmesessions im Wheeler Opera House, Aspen, Colorado:

Jon Anderson - lead vocals, guitars
Jean-Luc Ponty - violin
Jamie Dunlap - guitars
Wally Minko – keyboards
Baron Browne - bass
Rayford Griffin - drums & percussion

Drei Wochen wurde geprobt und YES als auch Jean-Luc Ponty-Klassiker zu Neufassungen umgeschrieben.
Es kamen sogar 4 gänzlich neue Songs zustande, eine reife Leistung in der Kürze der Zeit.
Am 20. September 2014 war es endlich soweit, 300 Gäste wurden Zeuge von APB’s Debutkonzert, das wie geplant, aufgezeichnet wurde.
Bis Ende des Jahres wurden die Aufnahmen in einer umfangreichen Postproduktion ausgearbeitet.
Im Januar gab es Unstimmigkeiten zwischen Jamie Dunlap und dem Rest der Band, die bald zur Trennung führten.
Musikalische und terminliche Differenzen wurden als Grund angeführt.
Mit Jamie Glaser hatte man schnell adäquaten Ersatz gefunden, der wie alle anderen in der band, schon mit Ponty gearbeitet hatte.
Vermutlich wollte man rechtliche Querelen aus dem Weg gehen und ließ Glaser die, ohnehin spärlichen, Gitarreneinsätze von Dunlap neueinspielen.
Schließlich hatte man eine Verpflichtung gegenüber den Backers der Crowdfunding-Kampagne.
Der geplante Termin war so nicht zu halten, aber im September 2015 kam das Werk endlich ans Licht der Welt.
Und wieder könnte es heißen: BETTER LATE THAN NEVER.

„Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind gleichzeitig“

Das Album wird von einem orchestralen, hymnischen "Intro" eröffnet, dass die Band ohne Anderson & Ponty vorstellt.
Mit scharf akzentuierten Hieben eröffnet Ponty den Song “One in the Rhythm of Hope” das von seinem Album “Mystical Adventures“ inspiriert ist.
Anderson schrieb einen Text und Gesangsteil, der die schroffe Violineinleitung fortsetzt und einen erzählenden Charakter verleiht.
Mit "A für Aria" präsentiert Anderson eine neue Ballade die durch Pontys Zwischenspiel sehr viel Tiefe bekommt.
Ein weiteres Highlight folgt mit "Listening with Me", aus der Pontyschmiede, das ebenfalls von Anderson durch eindringliche Vocalpassagen eine völlig neue Interpretation erfährt.
Jon überrascht bei allen Songs mit melodischen Einfällen, die sich erst nach mehrfachen Hördurchläufen öffnen.
Weitere sehr beeindruckende Pontystücke sind "Infinite Mirage" und "Renaissance of the Sun", bekannt von "Enigmatic Ocean" und "Aurora".
Andersons Stimme und Pontys Violine korrespondieren und interagieren auf unvergleichliche Art.
Jon behandelt seine Stimme wie ein Instrument und Jean-Luc lässt die Geige singen.
Anderson/Ponty glückt damit ein Experiment das in der Musikhistorie nur wenig erprobt ist.

Für verzichtbar halte ich den Megahit "Owner of a lonley heart".
Er wird zwar sehr gut umgesetzt und erhält durch die Violine neue Facetten, kommt aber allzu routiniert rüber und stört die Albumdramaturgie.
Genauso geht es mir mit dem YES-Klassiker "Time and a Word".
Zwar wird der Track im Reggeastil sehr mitreißend gestaltet, wirkt aber als Fremdkörper in den anderen zwischen Rock und Jazz pendelnden Musikstücken.

Anderson garantiert durch seine fließenden, bruchlosen Melodielienen unwiderstehliche Momente und Zugänglichkeit.
Die Band agiert dazu äußerst kompakt, verliert sich nie in instrumentalen Ausschweifung oder gar Progrock-Niederungen.
Kultiviert wird ein sehr feinnerviges Bandkorsett, das viele Details hervorbringt.
Brillant, zum Beispiel, in der groovigen Neukomposition "Soul Eternal" mit kraftvollen Rhythmen und feinem Instrumentalwerk umgesetzt.

Mit den YES-Wunderwerken "Wonderous Stories" und "And You and I" wird es kritisch.
Was sollte man diesen Kompositionen noch hinzufügen können.
Genau: Nichts!
Es sei denn man reduziert sie auf ihr Skelett und baut auf ein folkig-jazznahes Setting.
Somit gelingt eine Seelenwanderung von YES-Music, zur mit größtmöglicher Zurückhaltung begleitenden, AndersonPonty Band.
Bei "Roundabout" legt die Band eine atemberaubende Dynamik vor.
Die Solo-Momente wurden reduziert und der Track auf 5 Minuten gestrafft.
Da wird jede Menge Energie freigesetzt.
"I See You Messenger" ist der einzige Titel, der nicht aus den Liveaufnahmen entwickelt wurde.
Herausgekommen ist ein geradliniger Popsong, der gewaltige Ohrwurmqualitäten besitzt.
Es ist schon lange her, dass Jon Anderson solch einen Gassenhauer hervorgebracht hat.
Mit "New New World" legt Anderson ein Highlight seines letzten Soloalbums “Survival & Other Stories” vor.
Ein optimistischer rockiger Song, der sich mit der Entwicklung zur Information/Internet-Kultur befasst.

„Music is the Messenger“

Mit BETTER LATE THAN NEVER setzten sich Jean-Luc Ponty und Jon Anderson über ihre eigenen Grenzen von Jazz und Rock weg und legen ein, überraschend, allgemeinverständliches Album vor.
Nur selten gelingt es Musikern zum Ende ihrer Kariere hin, ihre musikalische Heimat zu verlassen und in eine andere Richtung zu gehen.
Sicher war die Entscheidung, das Debut mit einem Studio/Live-Hybrid umzusetzen, die effizienteste Lösung.
Der wesentliche Unterschied zur Live-Performance besteht darin, dass Anderson und Ponty zusätzliche Gesangs- bzw. Violin-Passagen hinzufügten.
Der Verzicht auf LA-Studiolack kostet vielleicht ein paar Mainstreamhörer, bietet aber einen lebendigen, klaren Livesound mit studiotypischem Wohlklang.
Einziger Kritikpunkt wären für mich die beiden Stücke "Owner of a lonley Heart" und "Time and a Word", die etwas wie Fremdkörper in der Albumdramaturgie wirken.
Für sich stehend gefallen mir aber auch diese Versionen.
Als Bonus erhält man noch, bei der Deluxe-Ausgabe, eine gelungene DVD mit 10 visuell nach bearbeiteten Tracks, sowie Interviews und Ausschnitten von Proben.

Im November 2015 läuft eine erfolgreiche Nordamerika-Tour, die den, in den letzten Jahren, durch Krankheit geschwächten Jon Anderson in ausgezeichneter Verfassung präsentiert.


1. Intro [Minko] (1:17)
-> Neues Stück # 8/10
2. One in the Rhythm of Hope [Ponty/Anderson] (4:34)*
-> Song: Rhythms of Hope ~ Album: Mystical Adventures # 10/10
3. A for Aria [Anderson/Enrico Tomat] (3:22)
->Neues Stück # 8/10
4. Owner of a Lonely Heart [Anderson/Rabin/Squire/Horn] (5:04)
-> YES: 90125 # 6/10
5. Listening with Me [Ponty/Anderson] (5:39)*
-> Song: Stay with Me ~ Album: A Taste for Passion # 10/10
6. Time and a Word [Anderson/David Foster] (5:30)
-> YES: time and a Word # 7/10
7. Infinite Mirage [Ponty/Anderson] (3:48)*
-> Song: Mirage ~ Album: Enigmatic Ocean # 9/10
8. Soul Eternal [Ponty/Anderson] (4:58)
-> Neues Stück # 9/10
9. Wonderous Stories [Anderson] (4:01)
-> YES: Going for the One # 10/10
10. And You and I [Anderson/Bruford/Howe/Squire] (3:00)
-> YES- Close to the Edge # 8/10
11. Renaissance of the Sun [Ponty/Anderson] (6:36)*
> Song: Renaissance ~ Album: Aurora # 10/10
12. Roundabout [Anderson/Howe] (5:27)
-> YES: Fragile # 10/10
13. I See You Messenger [Anderson/Damon Anderson/Sean Anderson] (3:50)
-> Neues Stück # 9/10
14. New New World [Anderson/Dunlap] (3:46)
-> Anderson-Solo-Stück # 8/10
* Jean-Luc Ponty Stücke

Score: 8,5/10
YETI
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Re: AndersonPonty Band - Better Late Than Never (2015)

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Gepostet: 15.11.2015 - 16:09 Uhr  ·  #2
dan
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Re: AndersonPonty Band - Better Late Than Never (2015)

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Gepostet: 15.11.2015 - 16:29 Uhr  ·  #3
1.) Schön dich mal wieder hier zu lesen!

2.) Starke Rezi! Ich bin sowieso seit einigen Tagen wieder auf dem "YES-Trip", nach dem ich inzwischen mir schon mehrfach diese Wahnsinns "AWAKEN"-Version mit TODMOBILE reingezogen habe. Also werde ich mich auch mal nach diesem Teil umschauen.
Trurl
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Re: AndersonPonty Band - Better Late Than Never (2015)

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Gepostet: 15.11.2015 - 16:52 Uhr  ·  #4
schöne Rezi, Yeti, thx

ich finde das Teil auch etwas durchwachsen :-) Ursprünglich war es, wenn ich mich an die ganzen Ankündigungen etc. erinnere, auch etwas anders geplant.

Für Sammler, die Single "Walking Talking" der ursprünglich geplanten Band "Inventioning" gibt es Download.
YETI
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Re: AndersonPonty Band - Better Late Than Never (2015)

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Gepostet: 16.11.2015 - 00:28 Uhr  ·  #5
Zitat geschrieben von Trurl

Ursprünglich war es, wenn ich mich an die ganzen Ankündigungen etc. erinnere, auch etwas anders geplant.

Für Sammler, die Single "Walking Talking" der ursprünglich geplanten Band "Inventioning" gibt es Download.


Hinter "Inventioning " steckte ein gewisser Michael Lewis.
Er hatte mit Anderson ein paar Songs geschrieben und JL Ponty für einen Gastbeitrag gewonnen.
Dabei entwickelte sich wieder die alte Idee was zusammen zu machen.
Lewis war am Anfang noch beteiligt.
Allerdings war er zu eifrig, als er eine Homepage und Facebook-Gruppe mit dem Bandnamen "Inventioning " anlegte und dazu das Projekt selbst finanzierte.
Das war mit Anderson und Ponty überhaupt nicht abgesprochen und wurde von ihnen auch nicht bestätigt.
Als die erste offizielle Ankündigung im Juli 2014 kam, war von Lewis längst keine Rede mehr.
Leider wird im Internet jede noch so unbedeutende Nebensächlichkeit ausgeschlachtet und Spekulationen verbreitet.
Mann sollte sich immer nur an das halten was wirklich offiziell bestätigt wird, damit kann man sich viel Verwirrung ersparen.
Letztendlich zählt auch nur das Endergebnis.

Apropos, die Reviews sind durchweg positv:

http://www.classicrockrevisited.com/show_review.php?id=1531

Rating: A= must own

http://planetmosh.com/anderson…han-never/

Rating: 4/5

http://theprogressiveaspect.ne…han-never/


http://www.progarchives.com/album.asp?id=50345

Rating: 4/5

http://www.musicconnection.com…han-never/

Score: 8 out of 10

http://getreadytorock.me.uk/bl…han-never/
**** Pretty damn fine

Rating: 4/5

http://www.thatdevilmusic.com/…etter.html
Grade: A-

http://seaoftranquility.org/re…t&id=17965

Rating: 4/5

http://audiophilereview.com/au…-hope.html

Classic Rock
http://classicrock.net/review-…han-never/

get ready for rock
http://getreadytorock.me.uk/bl…han-never/

Rock Report
http://www.rockreport.be/review.asp?id=4535
Tom Cody
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Re: AndersonPonty Band - Better Late Than Never (2015)

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Gepostet: 18.11.2015 - 20:49 Uhr  ·  #6
Yeti, danke für diese interessante Vorstellung! :r:
nixe
 
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Re: AndersonPonty Band - Better Late Than Never (2015)

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Gepostet: 04.12.2015 - 15:48 Uhr  ·  #7
Der Name ist Programm!!!
Gestern waren wir in dem DrogerieLaden, wo es auch CDs & DVDs gibt & da lag sie! Also habe ich sie jetzt auch!!!
Als Jon Anderson Fan geht es doch nicht anders!!!
nixe
 
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Re: AndersonPonty Band - Better Late Than Never (2015)

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Gepostet: 07.12.2015 - 12:00 Uhr  ·  #8
OK, die CD läuft jetzt:
ein classic-intro; dafür bin ich immer zu haben!
One in the Rhythm of Hope & A for Aria; kommen besser als erwartet!
Owner of a lonely Heart; das PflichtProgramm? violin solo!!! ist ok, mußte aber nicht sein (dieser song).
Listening with me; tolles intro (organ & violin), doch gefällt!
Time & a Word; als Raggae, na ja, is halt so, aber warum, einfallslose keys! She loves you eben. Na immerhin hier ein guitar-solo!!!
Infinite Mirage; der ist schon jazziger im GrundGerüst, Jon hält an seinem Stil fest (gewöhnungsbebürftig)!
Soul Eternal; gehen ineinander & bleibt so in der Art! guitar-violin-duett, es geht doch!
Wonderous Stories; piano intro, hätte auch von Rick sein können! Der Gesang wirkt zu hektisch, schade! no violin!
And You & I; diesen song kürzt man nicht!!! kommt aber ganz gut mit piano im Vordergrund!
Renaissance of the Sun; der Anfang ist wie ich ihn mir gewünscht hätte, Renaissance halt! Dann wird*s jazzig!
Roundabout; auch PflichtProgramm? auch gekürzt! Yes mit violin! organ violin duett hätte mehr sein können!
I see you Messenger; kam anfangs wie ein X-mas song, soll*s vieleicht auch sein, der Messenger!
New New World; neue, neue Welt mit APB??? hätte auch als Yes durchgehen können, oder???

Bei den Ausschnitten, die ich hörte, war ich der Meinung, es wäre zu jazzig & Jon würde garnicht da reinpassen. Dem ist nicht so!
Jean-Luc Ponty ist immerhin sehr präsent!!! Wenn ich was vermisse, dann die guitar-solos! (ich weiß um die vorGeschichte)
Die Auswahl der YesSongs hätte anders ausfallen können:
Wie hätte sich hier wohl Awaken angehört, statt church organ eben das violin solo!!!
Sound Chaser, Sibirian Khatru oder Perptual Chance hätten sich auch gut gemacht!
So, das also meine Gedanken beim ersten Mal; Fazit: doch besser als erwartet!!!
Ich laß* das mal so, wenn*s auch sehr bescheiden :O aussieht!!!
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