Billie Holiday

eine bewegende Stimme einer tragischen Persönlichkeit

 
firebyrd
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Billie Holiday

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Gepostet: 28.02.2007 - 09:53 Uhr  ·  #1
Billie Holiday

Mit Sicherheit eine der besten Sängerinnen des Jazz, eine der tragischen Figuren der Musikgeschichte, mit einer Stimme, die ihresgleichen sucht.
Eine der Stimmen, die unter die Haut gehen können, die das ausdrückt, was diese Frau in ihrem kurzen Leben alles erlebt hat, vorwiegend geprägt von Trauer und Hoffnungslosigkeit.
Das soll nun nicht bedeuten, daß diese Trauer und Hoffnungslosigkeit auch auf den Hörer überspringt, denn hinter allem schwingt doch noch immer die Zuversicht, der insgeheime Wunsch, alles werde besser.
Und vielleicht ist dieses die Faszination, die von der am 7.April 1915 geborenen Eleanora Fagan Gough ausgeht.

Clarence Holiday , der Vater , spielte Gitarre und Banjo, u.a. im Orchester Fletcher Henderson.
Er verließ die Familie schon bald.
Im Alter von etwa 10 wurde Billie nach einer angeblichen Vergewaltigung einer katholischen Schule zugeführt, und bereits nach 2 Jahren zog sie dann mit ihrer Mutter, Sadie Fagan, nach New Jersey und nach Brooklyn.
Um den Unterhalt für sich und die Mutter zu verdienen, verdingte sie sich zunächst als Prostituierte.

Nebenbei kam es zu den ersten Auftritten als Sängerin in diversen New Yorker Clubs, bis die dann 1933 entdeckt wurde durch den Talentsucher und Produzenten John Hammond (genau der, der auch Bob Dylan und Stevie Ray Vaughan entdeckte und förderte!) und unter dessen Fittiche genommen wurde.
Dieses führte zu den ersten Demo-Aufnahmen im Studio von Columbia.(Your mother’s son-in-law).

1935 kam es dann zu einem öffentlichen Debüt-Auftritt im berühmten Apollo Theater und die ersten offiziellen 4 Plattenaufnahmen mit dem Orchester Teddy Wilson entstanden.

Es kam zur Zusammenarbeit mit den Orchestern von Fletcher Henderson und Jimmie Lunceford und dann einer wichtigen Begegnung mit einem Musiker, der zur Band von Count Basie gehörte, mit dessen Musikern sie etwa 1937 aufnahm. Das war der „Pres“, Lester Young, von dem sie im Gegenzug den Spitznamen „Lady Day“ erhielt.
Weitere Zusammenarbeit dann mit Basie und dem Orchester von Artie Shaw, bei dem sie das einzige farbige Bandmitglied war.
Die nächste wichtige Station wurde dann ein noch heute berühmtes Lied, „Strange fruit“.
Das war ein Schlag in’s Gesicht der in den Südstaaten noch fleißig agierenden Rassisten, und wie selbstverständlich wurde das Stück auch bald aus den Radiostationen verbannt.

Neben Aufnahmen für Columbia und Hammond gab es 1944 die Zusammenarbeit mit Milt Gabler (Commodore) und die neue Plattenfirma sollte für einige Jahre DECCA werden.

In dieser gesamten Zeit kam es dann auch zu Aufnahmen weiterer großer Klassiker der Lady Day, nämlich „God bless the child“, „Lover man“.

Leider fällt in diese Zeit auch der Beginn des intensiven Kontakts mit Rauschgiften wie Marihuana, Opium und Alkohol, später dann auch noch Heroin. Billie wurde entsprechend auffällig und Gefängnisaufenthalte schlossen sich an.

Das Jahr 1947 zeichnete sich durch Höhepunkte aus wie einen umjubelten Auftritt in der New Yorker Town Hall und die Rolle in einen Film mit Louis Armstrong , als Zimmermädchen , in „New Orleans“.

Bedingt durch den fortschreitenden Drogenmissbrauch und die Konflikte mit dem Gesetz gab es nun Auftrittsverbote, die Billie natürlich besonders hart trafen.

Trotzdem konnte DECCA sie noch eine Weile halten, bis sie NORMAN GRANZ traf, den Eigner von VERVE Records, und damals, Anfang der 50er , noch die Label Norgran und Clef.
Während ihrer Decca-Zeit hatte man Billie mit vielen Musikern, großem Orchester umgeben.

Dieses änderte sich nun wieder, und wie zu Beginn bei Columbia, stellte Granz ihr bei Verve hochkarätige Jazzmusiker aus seinem „Stall“ zur Seite, als da waren Ben Webster, Charlie Shavers, Oscar Peterson, Harry Edison.
Ihre wohl stärksten, intensivsten und jazzmäßigsten Aufnahmen entstanden während dieser Phase, einer Phase , die bis 1957 anhielt, als sie für ein weiteres Album wieder zu Columbia wechselte. (das war „Lady In Satin“)

In diese Zeit fallen auch große und erfolgreiche Tourneen, unter anderem auch durch Europa.
1957 gab es einen großartigen Fernsehauftritt bei der Show „The sound of Jazz“, der dann später auch auf Platte veröffentlicht wurde, mit den namhaften Tenoristen Coleman Hawkins, Lester Young und Ben Webster zusammen.

Die letzte Schallplatte erscheint, das faszinierende Werk „Lady in Satin“.

Ein erschütterndes Vermächtnis, von Ray Ellis tief in Streicher gebettet, eine ungewöhnliche Platte.

Nach weiteren Auftritten , u.a . auch noch in Europa, versagten „Lady Day’s“ Kräfte.
Noch immer unter starkem Heroineinfluß, spielten die Leber und das Herz dieses zerstörerische Spiel nicht mehr mit und am 17.7.1959 starb Billie Holiday.

Wie eingangs bemerkt, waren all’ das Stationen im Leben, prägende Eindrücke, die sich im Ausdruck ihres Vortrages widerspiegelten.

Ihre Stimme hatte sie stets eher wie ein weiteres Instrument eingesetzt, ein Instrument, mit dem sie ein unglaubliches Bluesfeeling in die Musik einbringen konnte.

Billie war nicht eine der üblichen Sängerinnen, die wie z.B. Ella Fitzgerald oder Sarah Vaughan mit gewaltigem Stimmumfang kraftvoll interpretierte, nein, das war eher die sensible und zerbrechliche, introvertierte Präsenz, die diese unglaubliche Faszination ausmachte.

Das ist eine Stimme, die berührt, die nahe geht, die mitleiden lässt.

All dieses machte Billie zu einer wichtigen Persönlichkeit im Jazz und im Umfeld populärer Musik, denn stets nahm sie auch das auf, was gemeinhin als Schlager bezeichnet werden würde, die schillernde Welt der „Tin Pan Alley“.

Als Plattenempfehlungen, um alle Phasen abzudecken, kann man beispielsweise auf folgende Produktionen zurückgreifen:

***Complete Commodore Recordings

***The Billie Holiday Story (Decca) / Complete Decca Recordings

***Lady Day – The best of Billie Holiday, 2 CD (Columbia/Sony)

***The Complete Studio Verve Master Takes oder etwas abgespeckter, das Verve Songbook, oder The ultimate


Wolfgang
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